Wohl eine typische Situation im Helden-Alltag: die Heldengruppe ist schon eine Weile zusammen und reist von einem Ort zum nächsten, um dort Infos zu sammeln, Aufträge auszuführen oder ist einfach auf der Durchreise zu einem weiter entfernt liegenden Ziel. Sie lernen dabei Personen und Institutionen kennen und knüpfen Kontakte, auf die sie in Zukunft zurückgreifen können.
Aber was ist mit den zum Zeitpunkt der Charaktererschaffung bestehenden Kontakten? In unserem Fall wurde für die einzelnen SCs nicht der komplette Familienstammbaum und Freundes- bzw. Bekanntenkreis bis in den kleinsten Nebenzweig definiert, sondern nur die Kernfamilie und ein oder zwei Beziehungen bestimmt. Das Kontaktnetzwerk setzt da also weitgehend bei Null an.
Ich finde es unbefriedigend, dass ich als SL den Helden immer über die von mir vordefinierten Begegnungen indirekt vorschreibe, welche Kontakte sie an einem bestimmten Ort schon kennen bzw. kennenlernen. Die Spieler haben je nach Mobilitätsgrad und Status in ihrer Vorgeschichte ggf. massenweise Beziehungen zu Personen oder Orten gehabt und dadurch Kontakte, die sie auch ohne mein Zutun als SL in Eigeninitiative aktivieren könnten. Das würde den Spielern aus mehr Handlungsräume eröffnen und auch neue Impulse für Reisen oder Routenplanungen geben („ich kenne im Nachbarort jemanden, lasst uns über diese etwas längere Strecke reisen!“). Allerdings wirkt es natürlich etwas billig, wenn einem Spieler just dann einfällt, dass er ja genau in diesem Ort einen Onkel hat, sobald die Recherche ins Stocken gerät oder man ein kostenloses Nachtlager braucht.
Die Fokusregeln zum Vorteil „Kontakte und Verbindungen“ im Kompendium II (S. 58ff. bzw. im Regel-Wiki unter https://ulisses-regelwiki.de/index.php/Foku…rbindungen.html) gefallen mir da recht gut und sollen beim Gestalten eines solchen bestehenden Netzwerkes helfen. Ich überlege, diese Regel nachträglich in unser Spiel einzuführen, habe aber einige Bedenken was die genaue Umsetzung im Spiel betrifft. Setzt ihr diese Regeln bereits ein? Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht bzw. wie habt ihr diese Regeln evtl. eurem Spiel angepasst? Die im Kompendium vorgeschlagenen Beispielkontakte sind ja sehr generisch gehalten, also keine Individuen, sondern eher Archetypen. Ich bin mir auch noch nicht im Klaren darüber, von wem (SL/Spieler) ein potentieller Kontakt als solcher deklariert wird und wer seine weitere Rolle im Spiel definiert? Übernimmt das in eurem Fall der SL oder denkt sich der Spieler hierzu den Hintergrund aus? Wenn der Spieler schon einen ordentlichen Stapel APs für einen guten Kontakt hinblättert, will er ja wahrscheinlich auch mitbestimmen, wie dieser Kontakt einzusetzen ist. Dass solche Kontakte (gerade zum fahrenden Volk) immer stationär bleiben ist ja ebenfalls eher unwahrscheinlich. Das kann aber in meinen Augen auch für Frust sorgen, wenn sich der Kontakt dadurch dem Zugriff des SC vielleicht dauerhaft entzieht.
Die Frage also kurz und bündig: Wie baut ihr (nachträglich) ein bestehendes Kontaktnetzwerk der Helden auf, das diese zur Informationsbeschaffung oder als Unterstützung nutzen können?
Danke für eure Vorschläge!