Umgang mit Geld

  • Hallöchen!

    Mich würde einmal interessieren, welche spieltauglichen Möglichkeiten ihr kennt bzw. nutzt, um das Thema "Geld" angemessen realistisch, gleichzeitig jedoch nicht derart raumgreifend zu gestalten, dass dabei zu viel Zeit am Spieltisch verloren geht.

    Derzeit spielt meine Gruppe "Ein Tod in Grangor", ein Abenteuer, das im Zweifel über mehrere Tage in städtischer Umgebung spielt. Die Helden tun heldenhafte Dinge, aber essen, schlafen (einkaufen?) müssen die ja auch irgendwo. Zu Beginn meiner SL-Tätigkeit habe ich doch tatsächlich für jede Herberge eigene Speisekarten gestaltet und spielen (und eben zusammenrechnen) lassen, was dabei so an Geld versoffen wird (:sleeping:). Inzwischen verzichte ich darauf und ertappe mich immer wieder dabei, dass ich den Helden - meist aus der Hüfte geschossen - einfach mitteile, was es zu essen und trinken gibt und was der Abend letztendlich gekostet hat...das kostet mich zwei Sätze und eben nicht zwei STUNDEN Spielzeit.

    Noch dümmer wird die Angelegenheit zwischen zwei Abenteuern, gerade wenn ingame geraume Zeit zwischen beiden Questen liegt. Was haben die Helden in der Zeit gemacht? Aus dem letzten Abenteuer kamen sie mit 12 Dukaten netto-Gewinn heraus. Das derzeitige Abenteuer spielt etwa zwei ingame-Monate nach dem letzten Abenteuer und manche gehen nun davon aus, dass sie noch über ihre volle Barschaft verfügen, wohingegen ich auf diverse Unterhaltskosten bestehe.

    Konkret: Ist es legitim, die Gruppe vor vollendete Tatsachen zu stellen, was die Kosten für x-beliebige und spielerisch völlig irrelevante Ereignisse wie z.B. einen Tavernenbesuch angeht? Immerhin könnte ja einer behaupten, er habe nur trockenes Brot und Wasser bestellen wollen.

    Einen Schritt weiter in diese Richtung geht folgende Überlegung: Von allen Einnahmen entrichten die Helden eine Art SL-Steuer, die sie von allen künftigen Klein-Klein-Ausgaben spieltechnisch befreit. Dies könnte in Abhängigkeit vom Charakter und seinen Lebensverhältnissen geschehen und dementsprechend zu unterschiedlich hohe Abgaben führen. Dafür wären dann sämtliche Unterhaltskosten quasi als Flatrate beglichen und der Rest des Geldes stünde für spiel- oder charaktertechnisch relevante Dinge zur Verfügung.

    Meinungen dazu und hilfreiche Ratschläge sind herzlich willkommen!:thumbsup:

  • Meine sind schon einige Zeit soweit das sie von sich aus regelmäßig größere Beträge in Tempeln spenden.

    Wenn mal größere Zeiträume zwischen zwei Abenteuern vergehen, dann handele ich das mit einem Satz pauschal ab. Geld haben die eh meistens genug. ?

  • Wie ich es als Spielerin halte: Ich notiere mir Ausgaben, wenn ein Preis genannt wird den, ansonsten, wofür es ausgeben wurde, und rechne dann meist am Ende des AB zusammen (bei den Ausgaben meist etwas aufgerundet, für die Dinge, die man vielleicht annehmen kann, aber nie Erwähnung fanden) was rein- und rausging. Das ganze stets mit Blick darauf, wie viel Bargeld überhaupt vorhanden ist (das lässt sich ja schätzen).

    Damit wird kein Spielverkehr aufgehalten, und Geld ist dennoch wichtig und hat Bedeutung.

    Ich finde es nicht so schön, davon auszugehen, dass Geld schon immer genügend da ist. Irgendwer lebt vielleicht auf auf großem Fuße, oder ist von Haus nun mal nicht wohlhabend und muss sehen, wie er über die Runden kommt, irgendwer hat Schulden (und wenn immer für alles genügend Geld da ist, wie viel bleibt dann für die Schulden oder bezahlen die sich auch stillschweigend beständig ab, ohne sich drum zu kümmern?), ein Pferd unterhalten kostet Geld (Futter, Mietstall, Hufschmied alle paar Wochen) ... da können so unterschiedliche Ansätze für den Umgang mit Geld zusammen kommen, dass Geld als "es ist für das Übliche immer genügend bar vorhanden" mir schlicht zu einfach und unrealistisch ist. Geld wiegt, Geld rutscht nicht automatisch in den Beutel nach nachdem es ausgegeben wurde, Geld muss man genügend da haben und wenn nicht genügend da ist, ist man gefordert, trotzdem zurecht zu kommen, wer großzügig damit umgeht, mag auch schneller als gedacht doch keines haben.

    Ich finde es da nur passend, als Spieler drauf zu achten.

    Als SL lege ich daher tatsächlich Wert drauf. Wir haben uns auf eine Preisliste für die Gruppe geeinigt (im Laufe der Zeit variierten so einige Preise nämlich) - es ist übrigens die nach DSA 2 geworden - und die hat auch jeder vorliegen. Wenn also etwas gekauft wird, werde ich als SL im Spiel ggf. gefragt, ob es das Gesuchte gibt (falls es nicht etwas ist, von dem man ausgehen kann), einige Einkäufe werden auch ausgespielt oder kurz skizziert, aber ich muss nicht als SL für jeden Spieler die Preise raussuchen, das tun diese selber. Wenn etwas teurer oder günstiger ist als Standardpreis, erwähne ich auch das, damit sie das für sich dann nachhalten können.

    Wenn etwas gekauft wird, das nicht auf dieser oder einer anderen Preisliste steht, besprechen wir in der Gruppe kurz gemeinsam einen Standardpreis, das ist dann eine Sache von irgendwas (deutlich) unter einer Minute.

    Und wenn sich Proviant oder so etwas gekauft wird, wissen die schon selber, für wie viel Tage in welcher Preisklasse sie das kaufen wollen und als SL habe ich damit auch nicht weiter etwas zu tun und liegt ja auch bei ihnen.

    Auch in der Taverne isst ja jeder etwas anderes und da liegt es nicht an mir, jeden zu fragen, was man bestellt, und in welcher Menge, um die Preise zu nennen, sondern das wird je für sich erledigt, das ist schnell und leise.

    Viel Zeit, geschweige denn OT Stunden, gehen für so etwas nicht drauf. Am längsten dürfte OT, aber auch IT der sehr wichtige Einkauf gedauert haben, als die Gruppe in den nördlichen Winter zog und sich ausrüstete. Da war es aber schlicht sehr wichtig, dass jeder weiß, was hat der Charakter, welchen Kälteschutze hat das, was wiegt das (wir spielen mit gehausregelten Traglastregeln, sprich, bei uns kann man schon mehr tragen als nach offiziellen Setzungen, aber man stößt halt immer noch schnell an Grenzen), und was möchte man haben (das war schon eine unterschiedliche Bekleidung) und was gibt der Geldbeutel überhaupt her.

    Denn einmal unterwegs, gab es für die nächste IT-Wochen keine Gelegenheit zum Aufstocken der Ausrüstung.

    Bei einem Stadtsetting kann man so etwas bestimmt entspannter angehen, aber gerade für langwierige Wildnisbesuche finde ich es sehr wichtig, was man als Charakter dabei hat, nicht dabei hat, was man sich leisten kann, ob es Übergewicht gibt, worauf eben doch verzichtet wird (ob nun aus Gewichts- oder finanziellen Gründen), und wer für wen etwas mitträgt, weil stärkere Charaktere mehr tragen können, und welcher Gegenstand bei wem ist (das kann manchmal wichtig sein^^).

    In meinen Augen würde eine Menge Flair und Atmosphäre fehlen und es die Sache zu einfach machen, wenn man stets davon ausgeht, dass schon praktischer, naheliegender Gegenstand X dabei ist, dass man sich alles kaufen kann, was nützlich ist, und das alles sogar noch selbstverständlich tragen kann, weil es ja naheliegende Dinge sind, die für sich allein betrachtet auch nicht mal unbedingt viel kosten oder wiegen (aber in der Gesamtmenge eben doch auch über Zeit bei beidem einiges zusammen kommen wird).

    Das ist natürlich nicht jedermanns Geschmack, ich habe einen Freund, der stört sich immens daran, wenn man auf Gewichte hinweist, oder wer was hat, oder dass etwas, das nicht gekauft und besessen wird, man auch nicht hat, egal wie nützlich es gerade ist, und in dessen Gruppe (er ist dort SL) eben auch weitestgehend zumindest ohne so etwas gespielt wird.

    Derzeitig haben wir z.B. einen SC mit Schulden in der Gruppe, und die sind ein ganz wichtiges Thema für den Charakter und da wird schon immer aufs Geld geschaut und auch auf vieles verzichtet und gut abgewogen, was man kauft.

  • Wir haben die Lebensstilregeln verwendet bevor es sie gab: Was dem Lebensstil entspricht wird aus der fiktiven Kasse bezahlt.

    Abendessen, ein Dünnbier, mal in den Zuber...

    Wenn jemand unter seinem Stil bleibt bekommt er nichts außer Unzufriedenheit, alles darüber muss aus der eigenen Tasche bezahlt werden.

    So müssen sich die Spieler keine Gedanken darüber machen ob das letzte Abenteuer genug Geld für Abendessen abgeworfen hat.

    Das Geld, das bei uns als Belohnung rausgegeben wird (oder gefunden wird), ist das, was für den eigenen Helden ausgegeben werden kann (Ausrüstung, Lehre, ...) oder als Werkzeug für das Abenteuer (Bestechung, spezielle Ausrüstung, ...) oder für den eigenen Fluff ("Wir gehen jetzt saufen!", "Das Abendessen geht auf mich.", "Die letzten drei Reisetage waren so eklig, dass ich erstmal ein Bad brauche.", ich gönne mir und meiner Frau ausnahmsweise mal ein privates Doppelzimmer.", ...)

    Wenn man Themengruppen hat können gemeinsame Kassen Sinn ergeben.

  • Bei einer reisenden Gruppe mache ich es ähnlich wie Schattenkatze, bei sesshaften Helden nutze ich Lebensstile.

    Meine aktuellen Spieler arbeiten daran, dass sie ihren Lebensstil dauerhaft halten können, aktuell machen sie ca. 25 Dukaten Minus im Mond. Da sie aber in ihren vorigen Abenteuern einen Puffer aufgebaut haben, können sie nebenbei noch heldenhaften Tätigkeiten nachgehen.

    Ich schreibe aus der Warte eines mit DSA5 eingestiegenen Aventurologen. Mein Wissensstand basiert auf 5 allein.

    „Knie nieder! - Sei ohne Furcht im Angesicht deiner Feinde, sei tapfer und aufrecht, auf das Gott dich lieben möge, sprich stets die Wahrheit, auch wenn dies den eigenen Tod bedeutet, beschütze die Wehrlosen, tue kein Unrecht, dies sei dein Eid (ohrfeigt Balian) Und das ist dafür, dass du ihn nicht vergisst.“ - Königreich der Himmel

    DSA5-Waffenstatistik

  • Vielen Dank für die eure Hinweise und Anregungen!

    Lebensstile finde ich spannend, lassen sich aber schlecht in meiner Gruppe anwenden, da alle irgendwie mit der alten Heimat gebrochen haben, auf der Flucht sind oder aber schlichte Wandervögel sind. Vielleicht lässt sich davon ja manches auf "Reisegruppen" anwenden...mal sehen.

    Da der Großteil der Gruppe zu den Unerfahrenen gehört, kann ich denen eine komplette Eigenverwaltung schlecht zumuten, da die grundsätzlich davon auszugehen scheinen, dass tatsächlich alles vorhanden ist, was man so braucht.

    Die Idee, dass Spieler alle Einnahmen und Ausgaben separat zunächst einmal gesammelt notieren und dann zwischendrin bzw. am Ende Kasse gemacht wird, finde ich momentan sinnvoll. Vielleicht gestalte ich mal ein A4-Blatt als kleines "Finanz-Logbuch", damit meine Helden dem Thema Geld mal ein wenig mehr Verbindlichkeit zuschreiben und auch mal in der Summe der Einträge mal sehen, was so ein Heldenleben eigentlich kostet.

    Besten Dank nochmal!

  • Deine Helden müssen nicht viel Haushalten, du machst einfach eine Abfrage in welchen Lebenssituationen / mit welchem SO sie Leben wollen, wo sie gedenken unterzukommen und welche Bedürfnisse die gerne befriedigen wollen, und natürlich welche Kostenstellen (Pferde, Personal, Suchtmittel) sie haben, und kannst ganz leicht ausrechnen welche Kosten sie jeden Monat haben, dann kannst du ganz einfach die Kosten an jeden einzelnen Bekanntgeben und sie müssen dann selber zusehen wie sie ihre Einnahmen von x Dukaten je Monat stemmen wollen, bzw. wie Lange sie mit ihren 12D davon Leben können, und nach wievielen Monaten/Wochen/Tagen das Geld weg ist bei ihrem gewünschten Lebensstil.

    Dafür müssen sie nicht jeden Kostenpunkt aufschreiben oder Buch führen, sie leben entweder entsprechend des SO und zahlen die Kosten (als Pauschale) oder sie leben in dem SO den sie sich leisten können ...

    Wie sie zwischen den Abenteuern an Finanzmittel oder Kost und Logie kommen kannst du mit der Spielhilfe von Nikasia auch direkt abhandeln, da sind für entsprechende Berufsgruppen und Qualifikationen gängige Gehälter/Löhne angegeben mit denen man Problemlos die Abenteuerfreie Zeit für den jeweiligen Helden entlohnen kann, sofern der Spieler seine Zeit mit Arbeit füllen will statt Freizeit und Studium und ob du als SL ihnen diese Einnahmen (Reduktion ihrer Ausgaben) gewähren willst.

    Es Spricht aber nichts dagegen, das der Handwerker oder Wanderer sich als Tagelöhner oder Wandergeselle ein zubrot verdient, das macht die Helden nicht Reich, gibt aber gleichzeitig dir als SL die Möglichkeit ihnen Kontakte und Beziehungen zu NSC zu schaffen, die in den nächsten Abenteuern von Vorteil sein können.
    Den Sohn des Junkers auf dessen Gut man die letzten Wochen gearbeitet hat und der immer freundlich und hilfsbereit war (eventuell sogar eine romantische Beziehung) hilft man lieber gegen die anstürmende Armee der Untoten als einem X-beliebigen Adligen, der eine Gruppe Helden beauftragt für y Dukaten z Untote zu erschlagen. Und auch die Belohnungen können dann gänzlich andere sein, beispielsweise ein Erbstück (Waffe) oder ein Empfehlungsschreiben für "wichtige Person im nächsten Abentuerrelevanten Bereich" die einem freie Kost und Logie ermöglicht ... oder einen Treuen NSC Begleiter, der sich aus Dankbarkeit um das Lager und die Versorgung der Tiere und Wunden kümmert, während die Helden heldentaten vollbringen ...da kann man dann wesentlich Kreativer sein als bei generischen "ich bin euer neuer Auftraggeber" (eventuell ist der Plottwist, das ich euch hintergehe ... muhahaha... *gähn*).

    Da sich am SO so schnell nichts ändert und man auch nicht spontan mal Pferde/Tiere zu versorgen hat und mal nicht (auf eventuell sogar täglich wechselnder Basis) sind die Kosten wenn einmal festgelegt (jeder weis ja selber am besten wie er seinen Helden konzipiert hat und welchen Lebensstil er fröhnen will) sehr lange auch Konstant. Wodurch du als SL dann nur noch regelmäßig für die Zeitintervalle oder Zeitsprünge, die nur du als SL festlegen kannst, da du Herr und Gebieter über Raum und Zeit bist (aus organisatorischen gründen, da die Spieler nicht wissen wann und wo ihr nächstes von dir geplantes Abenteuer stattfinden wird^^), die Kosten von den jeweiligen Spielern einfordern, also ihnen mitteilen wieviele Dukaten sie ausgegeben haben und wieviele sie Eingenomen haben, sofern sie dir eine grobe Planung/Ideen für die Zeitsprünge vorgelegt haben (das sollte problemlos zu erledigen sein) ... die Vorschläge für Kostenreduktion und das "überleben" in Urbanen Regionen (der Druide und das Kräuterweib ausm Wald haben da weniger Probleme mit^^) kannst du ja direkt mitliefern für die Zeitdsprünge, dadurch kannst du auch gleich sicherstellen dass deine Spieler nicht Ahnungslos vor der "langweiligen Alltag" ihres Helden stehen und keinen schimmer haben was sie damit anfangen sollen ... ausspielen muss man diese Zeiten ohnehin nicht, kann aber durchaus Szenen aus der Zeit als Beziehungsaufbau zu NSC oder den Mithelden (wenn gemeinsam irgendwo tätig) anspielen, und dadurch den Zeitsprung auch direkt als Einstieg fürs nächste Abenteuer nutzen.

    Und nicht vergessen, die meisten Tätigkeiten werden mit Kost und Logie und eventuellen gefallen oder anderen Dienstleistungen vergolten, so das nicht immer Bare Münze ausgetauscht wird. Der Schmiedegeselle hilft in der Schmiede aus für einige Wochen und darf als Bezahlung dort Wohnen und Essen und in den Wochen sich ein Stück für seine Walz anfertigen, das er mitnehmen darf (material wird gestellt ... verhältnismäßigkeit beachten!), oder der Schwertgeselle, der Adligen und wohlhabenden Familien bei der "Kindeserziehung an der Waffe" hilft und dafür am Hof/Gut gastieren darf, dort verköstigt wird und sich eine Empfehlung für ausgezeichnete Arbeit als Abschiedsgeschenk empfiehlt, hat auch nicht direkt einen Beutel voll Münzen auf der reise zur nächsten Stadt sondern ebend einen vollen Bauch, frische gepflegte Kleidung und einen Brief, der ihm Tür und Tor öffnen kann.

    In diesen fällen ist es dann auch einfach die Lebenskosten direkt mit den Potentiellen einnahmen zu verrechnen und zu gucken, was am Ende dabei übrig bleibt und entsprechend den "Konto-Stand" des Helden bekannt zugeben (also +- x D, und eventuell erhaltene Belohnungen -> kein direkter Wert, aber für Abenteuer durchaus relevant!).

    Einmal editiert, zuletzt von Tigerayax (29. September 2019 um 21:40)

  • Die Idee, dass Spieler alle Einnahmen und Ausgaben separat zunächst einmal gesammelt notieren und dann zwischendrin bzw. am Ende Kasse gemacht wird, finde ich momentan sinnvoll. Vielleicht gestalte ich mal ein A4-Blatt als kleines "Finanz-Logbuch", damit meine Helden dem Thema Geld mal ein wenig mehr Verbindlichkeit zuschreiben und auch mal in der Summe der Einträge mal sehen, was so ein Heldenleben eigentlich kostet.

    So etwas kann auch ganz übel nach hinten losgehen. Spätestens wenn man seinen Helden nicht mehr so spielen kann wie man möchte, weil das Geld zu knapp ist, ändert sich die Spielweise (verständlicherweise!).

    Die Helden rennen dann jeder Münze hinterher, halten stets die Hand auf und plündern im schlimmsten Fall alles, was nicht Niet- und Nagelfest ist. Am Ende hat man keine Helden mehr, sondern Söldner, Phexenjünger oder gar Schlimmeres.

    Ein Held muss es sich leisten können Held zu sein! Wenn er es sich jedoch leisten kann, braucht man sich auch keine Gedanken mehr über die Kosten zu machen.

    Knappheit sollte meiner Meinung nach ausschließlich ein Abenteuerelement sein - egal ob Geld zum Leben, Wasser in der Wüste oder Nahrung auf der einsamen Insel. Der Engpass darf gerne mal wichtiger Punkt in einem entsprechenden Abenteuer sein, aber bitte kein Dauerzustand.

    "Abenteuer und Heldenmut" sollten sich auszahlen und der Verdienst im Mittel eher besser als bei einem normalen und mehr oder weniger sicheren Alltagsjob sein. Im Idealfall reicht ein Abenteuer, um sich ein wenig zu verbessern und die Erholungszeit danach (inklusive Weiterbildung = Steigerung) abzudecken.

    Um den unerfahrenen Spielern Aventurien näherzubringen, kannst Du freilich die Kosten für einige Zeit zum Thema machen (dann auch gerne mit Einzeltransaktionen). Mittelfristig rate ich Dir auf ein Buchhaltungsfreies System umzustellen und Dich auf die Elemente zu konzentrieren, die wirklich Spaß machen. Der richtige Zeitpunkt für die Umstellung ist gekommen, wenn den Spielern klar ist, dass "ein Monat vom dankbaren Auftraggeber ausgehalten zu werden" wirklich einen nicht unerheblichen Gegenwert hat und (vermutlich) auch über dem liegt, was sich die Helden normalerweise leisten würden/können. Kurzum sie ein Gefühl für die Finanzwerte und Lebensumstände haben.

    Du solltest aber unbedingt das Spielgefühl im Auge haben und sofort einschreiten, wenn sich die Abwärtsspirale (Helden unter Geldnot, siehe oben) in Gang setzt. Einmal in Bewegung, ist es schwer aus "Verbrauchern" wieder Helden zu machen.

    Ich habe meinen Spielern immer einen zum SO passenden Lebensstil (DSA 4) geschenkt. In DSA 5 sorge ich im Regelfall schon im Abenteuereinstieg für Kostenfreiheit. "Der Auftraggeber kommt für die gängigen Unkosten auf". Die Zeit zwischen den Abenteuern ist bei mir Neutral (Kasse unverändert). Wie genau das geschieht (z.B. Arbeit, Miniabenteuer, Phexenskunst, Verwandte beglücken) wird nicht thematisiert, sondern unterstellt das sich der Held schon irgendwie angemessen über Wasser halten kann bis zum nächsten Abenteuer.

  • Die Helden rennen dann jeder Münze hinterher, halten stets die Hand auf und plündern im schlimmsten Fall alles, was nicht Niet- und Nagelfest ist. Am Ende hat man keine Helden mehr, sondern Söldner, Phexenjünger oder gar Schlimmeres.

    Und was ist daran schlecht?

    In MMSuZ wurde noch geraten, speziell hochstufige Helden regelmäßig verarmen zu lassen, damit sie einen Grund haben, ins Abenteuer zu ziehen.

  • Wer Sorgenfrei lebt und sich mit allen Kostbarkeiten und Genüssen umgeben kann, der zieht nicht aus ins Abenteuer um hilfreich zu sein oder um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, sonder der tut dies aus Kurzweil, als Hobby als Zeitvertreib, oder um seine Geltungssucht zu befriedigen, um sich zu profilieren und sein Ego streicheln zu lassen, für den ist das "Retten" der Welt eine Nebenbeschäftigung, wenn die anderen gelüste befriedigt sind ... das ist eine gänzlich schlechte Motivation, das ist pure Selbstdarstellung und Gönnerhaftigkeit .... um den armen und unbedeutenden einen Strohhalm zu reichen und sich an der eigenen Größe zu ergötzen.

    Wenn man einen wirklich durch und durch verdorbenen und sich selbst als "überaus Gut" sehenden "HELDEN" darstellen will, der von seiner Umwelt als "Böse" und besonders sein Handeln und Gehabe als jenes wahrgenommen wird, dann nur zu. Das ist eine gute Exposition für einen hassenswerten Antagonisten ... von der Welt distanziert, von Nöten befreit und zutiefst in allen grundlegenden Belangen befriedigt, der nun sein Kurzweil mit Heldentaten füllt, natürlich nur jene die er selbst als "Angemessen" ansieht und die seine "wahre Größe" beweisen, um sein Ego zu schmeicheln und von den "schwachen" und "hilflosen" angehimmelt zu werden.

    [Beim schreiben allein kommt mir das würgen im gedanken an ein derartiges Heldenkozept ... aber eine gute Variante einen überzeugenden und schnell darstellbaren Antagonisten zu erzeugen, auch wenn mir als SL der Ekel kommt bei der Vorstellung diesen zu verkörpern ... was tut man nicht alles für seine Mitspieler]

    Not macht erfinderisch, Probleme liefern Motivation und die bloße empirische Kenntnis von bestimmten Lebensumständen macht die Entscheidungen die man als Spieler und auch der Charakter tätigt wesentlich bedeutender und für alle am Tisch nachvollziehbarer. So sind Dilemma dann auch tatsächlich möglich, jenseits absurder Konstruktionen des SL, allein aus der Not und den Umständen heraus auf die alltäglichen Lebensumstände des Helden und seiner Möglichkeiten und Bedürfnisse.

  • Die Helden rennen dann jeder Münze hinterher, halten stets die Hand auf und plündern im schlimmsten Fall alles, was nicht Niet- und Nagelfest ist. Am Ende hat man keine Helden mehr, sondern Söldner, Phexenjünger oder gar Schlimmeres.

    Ein Held muss es sich leisten können Held zu sein! Wenn er es sich jedoch leisten kann, braucht man sich auch keine Gedanken mehr über die Kosten zu machen.

    Dem zweiten stimme ich durchaus zu, dem ersten allerdings nicht.

    Wenn man von zu Hause aufbricht, Familie, einen Posten zurücklässt und ins Unbekannte aufbricht und dabei nicht einmal mehr zwischendurch so etwas wie feste Arbeitszeiten aufbringen kann, ist es durchaus zu erwarten, dass man schauen muss, wie man über die Runden kommt.

    Es folgert auch nicht daraus, dass die SC und ihre Spieler zwingend nur aufs Geld schauen und sonst nichts zählt. Ich als Spielerin fand es damals in den Anfangsjahren meiner (damals ungeweihten) Rondrianerin schlimm, ständig einen pleiten Charakter zu haben, die teilweise nicht mal wusste, wie sie den Reiseproviant für die nächsten ein oder zwei Wochen zu bezahlen sollte. Die SL haben auch nicht zugesehen, dass mal irgendwie etwas Geld zwischendurch reinkam/kommen könnte und mit einer rondrianisch gesinnten Kämpferin mit hehren Überzeugungen (auch zu DSA 3-Zeiten waren die schon Eckpfeiler des Konzepts) gab es für mich wenig Möglichkeiten der Eigeninitiative. Der Geldmangel hat sich IT und OT ziemlich lange gehalten. Dennoch ist sie nicht zur Söldnerin verkommen und hat auch nie geplündert, die als erstes und einziges nach Geld fragte, sondern die sich eigentlich auch gar nicht um das Geld kümmern wollte (es war nur leider notwendig in einem gewissen Rahmen). Daher war es schön, dass es irgendwann auch materielle Belohnungen gab und weitere Möglichkeiten, und es möglich war, tatsächlich angebotene Bezahlungen abzulehnen, bzw. an Bedürftige weiter zu verschenken.

    In der Runde, die ich derzeitig leite, sind keine Charaktere von Stand und mit wohlsituierten Familien im Hintergrund. Da schauen sich die SC jeweils nach der eigenen Facon um, wie sie Geld in die Reisekasse bekommen können, ich als SL bin auch bestrebt, solche und andere Möglichkeiten zu eröffnen, denn das Geld brauchen sie halt, um ihre Reisen zu finanzieren. Bei weitem nicht jedes AB eröffnet die Möglichkeiten, die SC am Ende mit Geld oder anderen wertvollen Besitztümern auszustatten, und damit muss halt initiativ von SC-Seite sich ebenfalls gekümmert werden.

    Es soll zukünftig durchaus andere, größere Möglichkeiten geben, wenn mehr Bekanntheit kommt, entsprechende AB und Möglichkeiten aufkommen, aber jetzt so in der Anfangszeit muss tatsächlich noch aufs Geld geschaut werden, besonders von dem Magier mit Schulden.

    Trotzdem dreht sich bei ihnen nicht alles ums Geld, und wenn irgendwo Not tut, dann eilen sie dahin, ohne nach Geld zu fragen oder zu versuchen, noch etwas rauszuholen. Im Gegenteil, zuletzt haben sie mich damit noch überrascht, dass sie trotzdem noch von ihrem Geld verschenkt haben aus Wohlherzigkeit und um anderen zu helfen.

    Grundsätzlich, da bin ich auch bei, sollte Geld eher früher als später nicht mehr wichtiges/zentrales Thema sein. Wenn es das anfangs generell ist, oder auch dann, wenn es darum geht, was man gerade nur dabei hat und was damit geht, ist es in meinen Augen schon von Relevanz. Aber irgendwann gibt es ja eigentlich schon wichtigere Dinge, und dann sollte Geld keine unnötige Einschränkung sein, das zu tun, was nötig ist.

    In MMSuZ wurde noch geraten, speziell hochstufige Helden regelmäßig verarmen zu lassen, damit sie einen Grund haben, ins Abenteuer zu ziehen.

    Generell SC darauf zu reduzieren, ob man sie mit Geld rankriegt, ist in meinen Augen ohnehin eine gleichermaßen altmodische, wie überholte und faktisch falsche Haltung. Nicht jeder SC hat Geld zentrales Thema, oder auch nur als gern gesehene Begleiterscheinung. Man darf den meisten Geweihten, Kriegern und allen mit entsprechenden Überzeugungen oder auch jenen mit starken Motiven anderer Richtung durchaus zugestehen, dass sie ins AB ziehen und Selbstloses tun, ganz ohne äußeren finanziellen Anreiz, oder sie sonst wie dazu IT zwingen.

    Aber das war damals Rollenspielpädagogik, tolle Belohnungen zu vergeben, die im nächsten AB wieder eingesackt wurden, damit die Helden nicht zu gut und mächtig wurden. Auf so etwas kann man auch einfach verzichten, und sich als SL freuen, dass man Charaktere hat, die sich ohne Geld kümmern wollen.

  • Ich wäre ja sogar für einen Spielstil gänzlich ohne Geld: Man geht einfach davon aus das sich die Helden einen Lebensstil ihres SO oder Status/Werdegang entsprechend leisten können, das kann je nach Erfolg mal besser oder schlechter sein, ebenso eine entsprechende Ausrüstung. Besondere, teurere Gegenstände werden gefunden oder als Belohnung vergeben.

    Das mehr oder weniger genaue abrechnen hat neben dem Zeitaufwand und dem (imho) nervigen klein-klein auch ein paar andere Nachteile:

    - Es belohnt Spieler/Gruppen welche möglichst sparsam sind oder möglichst viel looten, was beides oft nicht passend ist. Insbesondere höhergestelte "heldenhafte" Charaktere können schnell das Problem haben das sie sich viel weniger leisten können als der Dieb der alles mitgehen lässt, nicht im Tempel spendet etc. Logischerweise könnte man dem begegnen indem Helden mit hohem SO, besserer Ausbildung (die auch entsprechend auftreten was Kleidung, sozialem Engagement etc. angeht) höhere Belohnungen durch Auftraggeber gibt, während Charaktere die sich darum nicht kümmern/dafür kein Geld aufwenden schlechter wegkommen. Das dürften aber wohl viele Spieler nicht verstehen/nachvollziehen können.

    - Zumindest in DSA4.1 sind die Preise für viele Ausrüstungsgegenstände nicht ausgewogen.

    - Die Helden können durch ausnutzen der Regeln relativ leicht große Mengen Geld scheffeln wenn sie es darauf anlegen.

  • Ich spiele in unserer Gruppe einen adeligen Stutzer (Adel 3) und bin bei der Erschaffung auf das Problem gestoßen, dass der Held den erwarteten Lebensstil üppig hat, der pro Monat 1500 Silbertaler kostet. Da ich mir nicht vorstellen konnte das Abenteuer derart viel Geld abwerfen ohne das die anderen Helden in Geld versinken und er eigentlich auch keinem Beruf nachgehen kann der derartige Einkünftige ermöglicht, habe ich ihm den Vorteil Einkommen 5 verpasst und brauche mich nun nicht mehr darum kümmern.

    Da er allerdings der Einzige in Gruppe mit diesem Vorteil ist, muss ich hin und wieder die anderen Spieler und den Meister daran erinnern, dass der Rest der Gruppe Kosten hat und diese nicht unter den Tisch fallen sollten, nur weil sie keine AP für diesen Vorteil ausgeben wollten.