Der Wandel der Schwarzen Lande

  • Also so wie ich das einschätze und empfinde hat die semioffizielle Einbindung des Briefspiels sicherlich zu einer für die Bedürfnisse des klassischen Abenteuer-Tischspiels drückenden Überbeschreibung und Hintergrundüberregelung des Mittelreiches geführt, sowie allgemein einem Paradigmenwechsel zu mehr Feudalpolitik und Historisierung des Hintergrundes Vorschub geleistet.

    Weniger Wildheit und Phantastik, mehr Simulationismus und Reenactment irdischer Renaissance unter aventurischen Vorzeichen.

    Auf der anderen Seite war die Borbarad-Kampagne und das Setting der Schwarzen Lande aber gerade dazu ein gutes Gegengewicht.

    Etwas das neue Möglichkeiten zum klassischen Abenteuerspiel (d.h. Krieger, Geweihte, Schurken und Magier stellen sich in dunklen Landen Banditen, Tyrannen, Monstern und Dämonen, Unheiligtümern und uralten Gehemnissen) ganz groß auf die Karte gesetzt hat.

    Und ich muss sagen für mich persönlich sind die überarbeitete Borbarad-Kampagne und die Box Borbarads Erben zusammen mit der Phileasson-Saga die Werke die mich an Aventurien am meisten binden.

    Man könnte sagen sie sind die Grundlage dafür (wenn auch nicht der einzige Grund) weshalb ich überhaupt DSA spiele.

  • Das Problem ist halt, dass DSA notorisch nicht mit Altem abschließen kann. Bahamuts Ruf war großartig, wir haben uns da aber schon ein bisschen lustig drüber gemacht, dass die meisten NSC 60 und älter waren. Wenn man jetzt die ingame-Jahre so weiterlaufen lässt, dann wird das halt an vielen Stellen albern, weil die Autoren wahrscheinlich gar nicht damit nachkommen, neue Entwicklungen zu beschreiben. Viele Akademieleiter werden jetzt so langsam zu alt. Alles verhüllte Meister? In vier Ingame-Jahren ist der nächste Blutmond - wird das am Ende verschlafen? Der Aikar erreicht doch auch so langsam das natürliche Ablaufdatum eines Orks.

    Ich finde schon, dass in letzter Zeit mit einigem abgeschlossen wurde und vermutlich auch noch wird, z.B. in der Theaterritter-Kampagne, in ABs, in den RSHs und im Abenteuer Eiserne Flammen. Und ich finde DSA lebt ja gerade von der gewachsenen Welt.

    "Schick doch die Maraskaner, die werden wiedergeboren"

    Ausspruch Helme Haffax bei der Eroberung Medenas im Efferd 1029 BF

  • Inwieweit können Akademieleiter zu alt werden ?
    Hohe Lebenserwartung sowie die tatsache, daß man eben nicht verrentet wird.

    In DSA gibts einige Baustellen aber grade die Akademieleitungen seh ich da jetzt nicht als so pressierendes Problem...

    ROMANES EUNT DOMUS !

  • Inwieweit können Akademieleiter zu alt werden ?

    Oswin Puschinske ist derzeitig 129 Jahre alt, Savertin 98, Atherion mit seinen 67 im Vergleich ein echter Youngster.

    Die leben einfach weiter und weiter und das Alter tut denen gar nichts. Irgendein Metaplot aber auch nicht. Da können ruhig mal neue nachkommen (die dann auch gerne etwas aventurischer als Atherion und Savertin daherkommen dürfen in meinen Augen). Die beiden sind eigentlich auch so DSA-Altlasten von "coolen" NSC.

  • Inwieweit können Akademieleiter zu alt werden ?
    Hohe Lebenserwartung sowie die tatsache, daß man eben nicht verrentet wird.

    In DSA gibts einige Baustellen aber grade die Akademieleitungen seh ich da jetzt nicht als so pressierendes Problem...

    Das sehe ich genauso und möchte nur einen Punkt ergänzen: Durch die drei Magier-Akademie-Bände in DSA 4 wurde für jede Akademie schließlich noch weiteres Lehrpersonal beschrieben (die es zum Teil schon vorher gab, aber einige sind sicher auch erst mit den drei Bänden eingeführt worden). Falls da einer der alten Zausel Spektabilitäten plötzlich während des Unterrichts einen Herzinfarkt bekommen und aus den Latschen kippen sollte, steht ja schon "Ersatz aus der zweiten Reihe" parat.

  • Wobei die Jungs und Mädels natürlich etwas blaß wirken werden.
    Aber daß man im Moment ja eher kurzfristig den Erlebnisfaktor als langfristig den Hintergrund pflegt, ist woanders schon zur Genüge diskutiert worden.

    ROMANES EUNT DOMUS !

  • Also um noch mal auf das Thema zurück zu kommen. Man muss Tobrien ja nicht wieder reto-halifizieren um die Schwarzen Lande gewinnbringend zu transformieren. Also ein Thema Transilvanien geht auch ganz ohne übernatürliche Dämonifizierung. Grausame düstere Herrscher mit schlechter Infrastruktur und schwacher kaiserlicher Kontrolle. Hat bei Jast Grausam ja auch geklappt.

    Gruß.

  • Stimme dir völlig zu. Beste RPG-Erfahrung ever.

    Inwieweit können Akademieleiter zu alt werden ?

    Oswin Puschinske ist derzeitig 129 Jahre alt, Savertin 98, Atherion mit seinen 67 im Vergleich ein echter Youngster.

    Die leben einfach weiter und weiter und das Alter tut denen gar nichts. Irgendein Metaplot aber auch nicht. Da können ruhig mal neue nachkommen (die dann auch gerne etwas aventurischer als Atherion und Savertin daherkommen dürfen in meinen Augen). Die beiden sind eigentlich auch so DSA-Altlasten von "coolen" NSC.

    Ich sag nur Nahema :cool:

    Also um noch mal auf das Thema zurück zu kommen. Man muss Tobrien ja nicht wieder reto-halifizieren um die Schwarzen Lande gewinnbringend zu transformieren. Also ein Thema Transilvanien geht auch ganz ohne übernatürliche Dämonifizierung. Grausame düstere Herrscher mit schlechter Infrastruktur und schwacher kaiserlicher Kontrolle. Hat bei Jast Grausam ja auch geklappt.

    Gruß.

    Klar, das ist ein absolut valides Szenario, wobei ich unsicher bin inwieweit man dazu die Schwarzen Lande transformieren muss. Sewerien hatte so was ja schon, Andergast geht ein bisserl in die Richtung, etc. Was du sagst unterstützt aber eher meinen ursprünglichen Punkt: dass die Schwarzen Lande Stand 1999 eben als Spielgebiet nicht sonderlich ergiebig waren. Ich hab's einmal versucht in denen zu spielen und das hat nie richtig funktioniert; ich denke mal, mit der Erfahrung stehe ich nicht alleine.

  • Ich hab's einmal versucht in denen zu spielen und das hat nie richtig funktioniert; ich denke mal, mit der Erfahrung stehe ich nicht alleine.

    Deshalb war ja mit "Schattenlande" die Absicht verfolgt worden, die Region etwas bewohnbarer und damit auch bespielbarer zu machen.

  • Hey, ihr sied frei! Und alle in Tobrien jubeln?

    Da ist eine ganze Generation unter Erzdämonenglaube aufgewachsen - und nun soll das alles falsch sein? Ja, ist denn die Erde eine Scheibe?

    Blickt man auf gewisse Kapitle der Erdgeschichte, müssen wir uns leider eingestehen, das Veränderungen nicht so leicht und schnell vornstatten gehen, wie sich die "Befreier" wünschten. Nicht wahr, ihr Ossis. :P

    Setzen wir den "Realismus" bei den Schwarzen Landen an, wird die "Reinigung" dieser Lände etwa so lange dauern wie sie im Besitz der Heptarchen waren. Erst dann können wir davon ausgehen das alle Spuren und Irrglauben beseitigt sind ... immerhin haben die ZWÖLF ja bewiesen das sie mächtig und Teil der Ordnung sind - deswegen stehen ja ihre Sternbilder unverändert am Himmel ... hoppla ...

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Setzen wir den "Realismus" bei den Schwarzen Landen an, wird die "Reinigung" dieser Lände etwa so lange dauern wie sie im Besitz der Heptarchen waren. Erst dann können wir davon ausgehen das alle Spuren und Irrglauben beseitigt sind ... immerhin haben die ZWÖLF ja bewiesen das sie mächtig und Teil der Ordnung sind - deswegen stehen ja ihre Sternbilder unverändert am Himmel ... hoppla ...

    Wahrscheinlich sogar noch länger... selbst heute, über 70 Jahre nach dem Ende des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte gibt es noch ein paar Tattergreise Leute, die fanden, dass "nicht alles schlimm war damals" - und dieses Weltbild haben sie z.T. an ihre Kinder und Enkel wiedergegeben, wenn die nicht von allein auf diesen Irrsinn gekommen sind.

    Auf DSA übertragen: "Wir beteten 1021 zu Peraine und Travia, aber sie erhörten uns nicht. Die Dunkle Mutter aber gab uns Rabenfeldern Untote, die unsere die (Feld-)Arbeit erledigten." (sinngemäß aus dem Aventurischen Jahrbuch 1035 BF)

    "Und der Priester des Feurigen Vaters ließ auf unseren Feldern wenigstens Schwarzkorn wachsen, während Peraine wegsah."

    Diese Erinnerungen werden sicher noch so lange nachhallen, bis die, die zur "Befreiung" junge Kinder (aber alt genug, um das obige bewusst mitzuerleben) waren, eines Tages hochbetagt an Altersschwäche sterben (oder weil ihr Körper in jungen Jahren so viel Gift und Dreck aufgenommen hat, dass sie daran schon in ihren besten Jahren zugrunde gehen).

    Einmal editiert, zuletzt von Reissklaue (29. August 2019 um 21:41) aus folgendem Grund: Subsumtion auf DSA eingefügt.

  • Ja, das meine ich. Wenn mich nicht alles täuscht war das doch eine Folge davon, dass DSA3 die Briefspieler wesentlich zu stark einband, oder?

    Eher umgekehrt. Die Einbindung des Briefspiels fuehrte zur organischen Entwicklung von regionalen Unruheherden, feudaler Politik und Widerstand - ingame wie outgame - gegen die anachronistische Zentralisierung des Raulschen Reiches.

    Hm, aber das betrifft halt eher den Metaplot. Wie viele Spielgruppen beschäftigen sich mit feudalem Widerstand? Auf der anderen Seite hast du halt den Effekt, dass kein Schwarzmagier seinen Turm irgendwo haben kann weil jeder Fitzel Land irgendwo beschrieben ist und jemand sagt "IN MEINER BARONIE GIBT ES KEINE SCHWARZMAGIER!"

    Ein feudaleres Staatswesen mit seiner Dezentralisierung bietet genau den logischen Raum fuer den Schwarzmagier in seinem Turm, ohne das suspension of disbelief in Gefahr geraet nach dem Motto "Warum kuemmert sich nicht die KGIA darum?". Fuer den Eigengebrauch ist es doch voellig belanglos, was "jemand" zu seiner Baronie sagt - ganz abgesehen davon, dass erfahrungsgemaess eher das Gegenteil der Fall ist und jede Spielerbaronie ihren eigenen finsteren Schwarzmagier ihr eigen nennen will.

  • Irrglauben - wie Hexerei - brauchten lange - und die "Wissenschaft" um endgültig (?) aus der europäischen Geschichte verbannt zu werden.

    Aber, wir wissen ja ... es ist tod was ewig liegt, bis auf das sonderbare Zeiten über den tod siegen.

    Und gerade Eiserne Flammen zeigen ein interessantes Bild auf ... und wie viele Spieler noch aktiv sind ...

    Bei den Heptarchen waren -fast- alle Gegner bekannt, da sie ja bereits im Borbarad herumwuselten ... aber die, die weithin im Schatten blieben, mögen isch als die gefährlichsten Erweisen. Und auf jemanden wie Leonardo war niemand gefaßt gewesen.

    Die Heptarchen habe teils todes Land hinterlassen ... Tobiren wird lange brauchen - länger als nach 1000 Oger - um isch davon zu erholen.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Ich finde die Schwarzen Lande waren ganz unabhängig von der Spielbarkeit ein interessante Bedrohung die man eben irgendwie im Hinterkopf haben konnte. So ein wenig das Mordor Aventuriens. Von daher finde ich die Entwicklung eigentlich schade, andererseits finde ich es aber gut das die (imho) übertriebene Organisation und Zentralgewalt (vorallem) im Mittelreich immer mehr zerschlagen wurde.

  • es war ja - wie so vieles - angekündigt, das sich die Region "Wildermark" weit nach Osten verlagern würde.

    Was die Organisation im MR angeht, die ging mit Borbarads Invasion und spätestens im JdF unter. Und in wie weit sich das Horasreich wirklich vom Brügerkrieg erholt hat/wird, bleibt - auch wegen dem Drachenkaiser- abzuwarten.

    Der Sternenfall könnte -wie in den Kurzgeschichten dargestellt - eher dazu führen das sich nun überall verborgene Kulte an die Öffentlichkeit trauen, während in den Schwarzen Lande die Dämonen ausgetrieben werden - und der Namenlose einzieht.

    Da wird noch genügend Abenteuermaterial entstehen - wobei zu Yol-Ghurmak bereits eine Idee reift ... nur hoffentlich nicht so rasch.

    Außerdem gibt es da noch einen Heptarchen mit einem Plan - angedeutet im RSH14, der weitaus mehr Schaden anrichten könnte als was Leonardo tat - aber seinem Ziel ähnelt.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)