Die X-Karte als Sicherheitsmechanismus

  • Hallo liebe Orkis,

    ich bereite mich derzeit für das Projekt "Stadt.Land.Spielt" vor und werde dort der Öffentlichkeit ein kleines DSA-Abenteuer leiten. Nun bin ich in der Vergangenheit schon über die X-Karte als Sicherheitsmechanismus gestolpert und bin am Überlegen, ob ich das nicht mit einbauen sollte und wie sinnvoll es ist. Ich weiß nicht, wie sich meine Runde zusammensetzen wird, sprich welche Erfahrungen die Personen mit Rollenspiele haben.

    Was ist die X-Karte? (= X-Card by John Stavropoulos - deutsche Übersetzung)

    Was beim Rollenspiel passiert und wie wir uns dabei fühlen, können wir vorher nie genau sagen. Es können Situationen entstehen, die uns unangenehm sind oder sogar an traumatische Erlebnisse erinnern.

    Techniken wie die Pause-Taste, die X-Karte oder Grenzen und Ausblendungensollen Sicherheit bieten und Absprachemöglichkeiten aufzeigen.

    In der Tischmitte liegt zum Beispiel eine Karte mit einem großen "X". Sollte sich ein/e Mitspieler/in getriggert fühlen oder sehr unwohl mit der aktuellen Beschreibung oder was gerade in der Szene passiert, kann er/sie diese berühren und somit signalisieren "Ich fühle mich mit der aktuellen Situation unwohl".

    Beispiel
    SL: Du betrittst einen dunklen Raum, hinter dir geht die Tür zu. Du merkst sofort, dass du eingesperrt bist. Durch Ertasten der Wände stellst du fest, dass es sich um einen sehr kleinen Raum handelt und du dich gerade so umdrehen kannst.

    Spieler X legt seinen Finger auf die Karte

    Danach kann man kurz fragen, was das eigentliche Problem ist und ob das hier besprochen wird oder unter 4 Augen


    Habt ihr diese Karte jemals genutzt? Was habt ihr für Erfahrungen damit? Was ist eure generelle Meinung?

    Hier noch einige Links:

    https://pnpnews.de/karte-zu-siche…n-im-grt-paket/

    https://www.erzaehlspiel-zine.de/blog/gratisrol…cherheitskarte/

    2 Mal editiert, zuletzt von BruderTjorben (14. August 2019 um 14:47)

  • Ich hatte den Mechanismus schon in Einsatz (im "World Wide Wrestling RPG" wird es recht stilvoll schon im Grundbuch ins Spiel eingebunden, da mit den Armen ein "X" anzeigen im Wrestling bedeutet, dass es eine echte Verletzung gab und der geplante Ablauf unterbrochen werden muss) aber er wurde noch nie von einem Spieler verwendet, halte es aber dennoch für eine grundsätzlich gute Idee.

  • Ich verstehe den Sinn der Karte und kann irgendwo nachvollziehen, warum man sowas in seinem Spiel integrieren würde.

    In meinen Augen ist "getriggert" sein etwas, was man bei einem 2-3 jährigen Kind schon nicht durchgehen lassen sollte, und schon gar nicht bei einem Erwachsenen Menschen. Wenn man so viel emotionalen Müll mit sich herum trägt oder generell mit einigen Aspekten des Daseins so überfordert ist, dass eine bloße Nennung eine Kurzschlussreaktion heraufbeschwört, dann sollte man sich vielleicht gar nicht erst mit anderen Leuten an einen Tisch setzen. Ausblenden macht das ja nicht besser.

    Aber das gilt ja erst mal nur für mich. Wenn da andere von euch andere Erfahrungen in der Richtung gemacht haben würde mich das natürlich interessieren.

    Ich denke mir halt, dass es in einer offenen Runde eigentlich reichen sollte, wenn man den Leuten am Anfang erklärt, dass man nicht gezwungen ist, im Spiel auf Dinge einzugehen, die einem Unangenehm sind, und man jederzeit eine Pause machen kann, wenn man sich unwohl fühlt, und dann ein Gespräch führt oder die Szene auflöst. Gerade wenn es um potentiell unangenehme Themen geht. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, aber man kann vor dem Spiel schon mal drauf hinweisen.

    Gefühlt ist halt das X eine schöne Idee, bis es mal von jemandem benutzt wird. Was machst du denn dann? Die Szene wechseln und so tun, als wäre nichts passiert? Eigentlich muss das Problem dann recht zügig mit der betreffenden Person besprochen werden, weil du als Meister ja sonst keine Chance hast, dein Abenteuer weiter zu spinnen ohne Gefahr zu laufen, den selben Trigger-Button wieder zu drücken...

    Und nochmal: Ich bin nicht das Maß der Dinge. Wenn jemand andere Erfahrungen gemacht hat - bitte - das würde mir ja auch weiterhelfen.

    Along the shore the cloud waves break,
    The twin suns sink behind the lake,
    The shadows lengthen
    In Carcosa.

  • Ich denke für eine spontane Runde die sich für einen Nachmittag zusammen setzt keine schlechte Idee.

    Bei Runden die sich regelmäßig treffen und spielen, wäre schön gut sich vorher mal zusammenzusetzen und jeder sollte sagen was er sich erwartet und was für ihn gar nicht geht. Das hilft, bevor Probleme entstehen.

  • Ich hab schon davon gehört, sie aber nie verwendent.

    Ich kann mir auch eine Runde, in der sowas benötigt wird, schwer vorstellen. Vielleicht habe ich aber nur Glück das meine Harmonisch sind. Keine Ahnung.

    Ich verstehe nur nicht ganz warum ich dazu eine Karte brauche. Wenn mir was nicht passt, dann sprech ich das einfach an und gut ist.

    Vielleicht steiger ich mich auch zu wenig rein, auf das in einem Spiel (genau das ist es für mich) Situationen entstehen könnten die mir unangenehm sind.

    Glaub ich muss mir das Thema mal näher anschauen um die Hintergründe dazu mehr zu verstehen.

  • Für dein Vorhaben würde ich empfehlen, das Abenteuer schon so aufzubauen, dass sexuelle Gewalt, Diskriminierung etc. nicht vorkommen. Alleine schon deshalb, damit kein falsches Bild von DSA aufkommt. Da du aber nicht weißt, was die Spieler*innen aus deinem Abenteuer machen, halte ich die X-Karte zusätzlich für eine gute Idee. Erfahrungen damit habe ich aber keine.

    "Die Kinder des 23. Ingerimm"

    Blog zum Projekt

    Produktseite im Scriptorium (Kurzgeschichtenanthologie)

    Produktseite im Scriptorium (Spielhilfe)

    Link zum Orkenspalterdownload der Kurzgeschichten-Anthologie

    Link zum Orkenspalterdownload der Spielhilfe

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  • Habe diese Karte (auch, weil ich meist online spiele und meine Offline Gruppen gut kenne) noch nicht verwendet, dementsprechend auch keine Erfahrung damit. Das Konzept an sich finde ich interessant, bin aber allgemein eher bei Traumweber, was den Einsatz und Absprachen angeht.

    ROMANES EUNT DOMUS !

  • Ich würde zum Einstieg ein Abenteuer wählen, dass ohne übermässige Gewalt (erst recht nicht sexuelle), eklige Szenen, Horror etc. auskommt. Das sollte ja bei DSA auch kein grösseres Problem sein. Und wenn es z.B. in Andergast spielt, kann man den dort herrschenden Sexismus ja auch mal fürs Erste weglassen. Ich denke so lassen sich viele unangenehme Situation von Beginn weg vermeiden und man muss dann höchstens noch einschreiten, wenn ein Spieler entsprechendes von sich aus darstellt - wär bei mir jetzt aber nie vorgekommen. Ich fände einen solchen Sicherheitsmechanismus vor einer Einstiegsrunde als Spieler wohl eher irritierend, im Sinne von "Auf was hab ich mich da eingelassen?".

    Grundsätzlich find ich aber die Idee nicht per se schlecht. Gerade wenn man weiss, dass etwas "heikleres" gespielt wird. Selbst hab ich allerdings keine Erfahrung damit, bei uns gehts wohl auch meist recht harmlos zu und ich kenne die Leute auch alle gut. Einzig bei Andergast hab ich vorweg erklärt, dass das eine der wenigen patriarchal geprägten Regionen ist und die weiblichen Helden wohl auch das ein oder andere mal von Vorurteilen betroffen sein könnten. Im Sinne dass ich das als Meister jetzt eh nicht andauernd bringen werde aber wenns zu nervig wird oder stört, kanns nach Wunsch auch weggelassen werden. War aber kein Problem.

  • Ich würde zum Einstieg ein Abenteuer wählen, dass ohne übermässige Gewalt (erst recht nicht sexuelle), eklige Szenen, Horror etc. auskommt. Das sollte ja bei DSA auch kein grösseres Problem sein. Und wenn es z.B. in Andergast spielt, kann man den dort herrschenden Sexismus ja auch mal fürs Erste weglassen. Ich denke so lassen sich viele unangenehme Situation von Beginn weg vermeiden und man muss dann höchstens noch einschreiten, wenn ein Spieler entsprechendes von sich aus darstellt - wär bei mir jetzt aber nie vorgekommen. Ich fände einen solchen Sicherheitsmechanismus vor einer Einstiegsrunde als Spieler wohl eher irritierend, im Sinne von "Auf was hab ich mich da eingelassen?".

    Die Spieler können aber auch manchmal durch in Abenteuern scheinbar normale Situationen getriggert werden. Es gibt ja so viele andere Phobien, an denen Spieler leiden könnten, die ebenfalls ausgelöst werden könnten. Ich denke da nur an Spinnenphobie (ich wollte vor ein paar Tagen einer Freundin den Manga: "Ich bin eine Spinne, na und?" zum Lesen geben - Antwort: "Geht nicht. Von Spinnen bekomme ich Alpträume." - Wenn ich jemals mit ihr DSA spielen sollte, dürfte es nie nach Kun Kau Peh gehen, wie ich inzwischen weiß...). Im Ausgangspost war ja auch schon von Klaustrophobie die Rede. Und Indiana Jones hat bekanntlich Angst vor Schlangen.

    Von daher ist so eine Karte - gerade auch bei einer unbekannten Runde - eine gute Idee. Praktische Erfahrung habe ich aber auch nicht damit.

  • Wir haben schon verschiedenes in unserer Runde versucht, jetzt nicht konkret mit Karte, aber mit Time-out Mechanismen. Haben leider die Erfahrung gemacht, dass Spieler nicht ehrlich sagen, wenn ihnen etwas unangenehm ist, weil sie nicht als "schwach" oder so dastehen wollen, und das in einer Runde mit Freunden. Das einzige was wirklich hilft, ist als Meister genau auf die Körpersprache zu achten und zwischen den Runden privat Rückmeldungen einholen, und selbst da zwischen den Zeilen lesen.

  • Ich halte von einer X Karte nicht viel. Wenn ich DSA in einer psychisch schwer belastenden Gruppe als Therapiespiel nachen würde, dann würde ich mir vorher die dos and don'ts geben lassen und jedem sagen, dass er jederzeit passen kann. Dort könnte ich es jedoch verstehen.

    Ich spiele momentan mit meiner Gruppe eine Kampagne, in der es mit Ansage etwas deftiger wird. Dabei haben die Spieler einen taktischen Fehler gemacht, wollten sich als Helden profilieren und sind in orkischer Gefangenschaft geraten. Normalerweise heißt das sehr wahrscheinlich: Elfenohren gekürzt, dreckige Bedingungen und Vergewaltigung der Frauen.

    Darauf hat aber keiner Lust und daher haben wir das vor der Sitzung kurz abgesprochen. Das mit den Ohren hatte der Orkfūhrer angekündigt, wenn sich die Helden einmischen und daher jetzt haben sie ein Stigma. Aber richtig ausgespielt, haben wir keins der drei Dinge.

    Ein X war nie nötig und würde mir als Leiter auch nicht gefallen.

    Ich denke auch, dass Körpersprache und Sprache reichen sollte.

  • In der Theorie hört sich das ganz nett an, ich denke aber, dass eine solche Karte, sollte sie nötig sein, nicht benutzt werden würde, da mit ihr ein Eingeständniss einhergeht, was bei jemandem, der spontan getriggert wird, wohl nicht passieren dürfte...

  • "So, ich habe mir die Regeln zu Wege der Vereinigung angetan und wenn du willst können wir das ganze durchexerzieren. Wenn dir das hingegen unangenehm ist, dann belassen wir das bei einem 'du hast einen schönen abend' und ignorieren das sonst."

    In bestehenden Gruppen finde ich eine X-Karte überflüssig. Als Meister empfinde ich eher eine Art von Genugtuung, wenn die Spieler auf die geschilderte Situation reagieren weil es bedeutet, dass ich sie gut und glaubhaft erzählt habe und einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte.

    Ich beschrieb mal eine Verwandlung detailliert mit schwellenden Muskeln, dem Geräusch vom reißenden Gewebe und brechender Knochen, die sofort heilen und neu verwachsen. Untermalt von Schmerzschreien, eine anwesende Person, die sich übergibt, ...

    Als ich fertig war schauten sie mich einige Sekunden verstört an und es fehlte an Worten.

    DAS ist die Reaktion, die ich wollte und einen Teufel hätte ich getan auf eine X-Karte zu reagieren.

    Vielleicht bin ich arrogant, ein Arsch, verblendet, stumpf oder alles zusammen aber solange ich mich nicht in irgendwelche unangebrachte Tabuzonen bewege können sich Leute ruhig mal ein dickeres Fell zulegen. Ich würde jederzeit Neulinge in Andergast starten lassen, trotz des Frauenbildes, weil es einfach das Setting ist, das jeder kennt, der mal eine Rittergeschichte gelesen hat.

    Eine Gruppe hat mal das Einstiegsabenteuer gespielt (Reichsforst: Severin wird von Orks entführt) und sich trotz der Gefahrensituation bewusst dafür entschieden erst im Wirtshaus zu "feiern" nachdem sie beim Dorfvorsteher eingebrochen sind und erst am Folgetag sich des Auftrages anzunehmen.

    Ich habe diese Heldengruppe eine geschundene Kinderleiche finden lassen.

    Pietätlos, ja. Aber eine logische Konsequenz und meiner Meinung nach gleich die richtige Botschaft: Was ihr tut hat Konsequenzen und ihr könnt auch scheitern.

  • Ricordis

    Ich bin da ganz bei dir... Es ist, denke ich okay, wenn man eine Kinderleiche findet. Was man sich definitiv sparen kann sind ausführliche Beschreibungen, wie es dazu kam ect. Ich mag das jetzt hier auch nicht weiter ausführen, ich denke, wir wissen was ich meine. Es gibt ein paar Tabuthemen, die brauche und möchte ich nicht in meinem Rollenspiel... Fertig.

    Ums mal mit Filmen zu vergleichen: FSK 16 reicht in meinen Augen vollkommen aus, um etliche Dinge zu beschreiben in Bezug auf Gewalt in den verschiedensten Formen. Ich persönlich bin dabei dann auch eher der Fan von übertriebener, comichafter Darstellung, denn einer möglichst realistischen... Ergo, darf es auch für FSK 16 schon ein bisschen spritzen und splattern, es soll/muss aber Spaß machen. Klar gibbet das auch im FSK 18 Bereich, oder Filme, ganz ohne Bewertung, aber bei aller Liebe, manchen Schund brauch ich auch einfach nicht

  • In bestehenden Gruppen finde ich eine X-Karte überflüssig. Als Meister empfinde ich eher eine Art von Genugtuung, wenn die Spieler auf die geschilderte Situation reagieren weil es bedeutet, dass ich sie gut und glaubhaft erzählt habe und einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte.

    In (ausreichend lange) bestehenden Gruppen sollte man seine Spieler tatsächlich gut genug kennen, dass man als Spielleiter weiß, was sie vertragen können und was nicht.

    Ich beschrieb mal eine Verwandlung detailliert mit schwellenden Muskeln, dem Geräusch vom reißenden Gewebe und brechender Knochen, die sofort heilen und neu verwachsen. Untermalt von Schmerzschreien, eine anwesende Person, die sich übergibt, ...

    Als ich fertig war schauten sie mich einige Sekunden verstört an und es fehlte an Worten.

    DAS ist die Reaktion, die ich wollte und einen Teufel hätte ich getan auf eine X-Karte zu reagieren.

    Alles kein großes Problem, so lange man keine bereits bestehenden Phobien triggert.

    Problematischer hingegen wäre es, wenn man vorher weiß, dass einer der Spieler an einer stark ausgeprägten Arachnophobie leidet und schon beim Anblick wie zur Salzsäule erstarrt oder Panikattacken bekommt. Ihn dann mit einer solch detaillierten Verwandlung zu einer Spinne (und am besten auch noch den Charakter mit Körperkontakt - von der Steigerung, dass der SL den Spieler entsprechend berührt, will ich mal in diesem Fall gar nicht erst anfangen) zu konfrontieren. Das wäre ein absolutes No Go.

    Falls man es nicht weiß, sollte man aber eine ausreichend gute Menschenkenntnis haben, um am betroffenen Spieler erkennen zu können, ab wann man zu weit geht und dann sofort stoppen - alles andere ist ebenfalls ein absolutes No Go.

    Ganz egal, wie der Spieler es äußert, dass er es nicht mehr aushält (ausdrücklich; Mimik + Gestik; X-Karte...), wenn dieser Punkt erreicht ist, wird gestoppt.

    Wäre ich betroffen und würde der SL über diesen Punkt hinausgehen, würde ich zu dieser Spielrunde so schnell nicht wieder (wenn überhaupt jemals) erscheinen (Konfrontationstherapie macht man zusammen mit einem ausgebildeten Psycho-Therapeuten, aber nicht mit einem Laien).

    Eine Gruppe hat mal das Einstiegsabenteuer gespielt (Reichsforst: Severin wird von Orks entführt) und sich trotz der Gefahrensituation bewusst dafür entschieden erst im Wirtshaus zu "feiern" nachdem sie beim Dorfvorsteher eingebrochen sind und erst am Folgetag sich des Auftrages anzunehmen.

    Ich habe diese Heldengruppe eine geschundene Kinderleiche finden lassen.

    Das ist nur konsequent - aber auch hier kann man ja skalieren. "Ihr findet die geschundene Kinderleiche" ist etwas ganz anderes als eine absolut detaillierte Darstellung der Schindung.

    lollo84de kann ich da insoweit nur zustimmen.

  • Grundlegende Psycho-therapeutische Ausbildung als Mindestvorraussetzung für die Position als SL ist ein sehr guter Ansatz, damit kann man sicherlich das Spiel wesentlich sicherer für alle Spieler machen, als eine Karte mit einem Buchstaben darauf es jemals könnte. Leider wird dann unser geliebtes Hobby aussterben ... oder für die meisten unbezahlbar, bei Betrachtung der durchschnittlichen Stundenpauschale eines anerkannten Psycho-Therapeuts.

    Das zeigen auf eine Karte benötigt die selbe Überwindung, wie "stopp" zu sagen, und wenn derjenige bereits in katatonische Starre oder Schock bzw. durch eine Panikattacke gelähmt ist, ist der "Schaden" bereits angerichtet und darauf noch "geeignet" zu reagieren sehr schwer.

    Nur wenn alle am Spieltisch wissen, welche Themen Probleme verursachen können, kann man diese versuchen zu umschiffen oder zu verhindern, dies gilt für den SL als auch für jeden anderen Spieler, da es nicht nur der SL ist, der Spielinhalte einbringt und Beschreibungen tätigt, die Welt mitgestaltet (zumindest in "gut funktionierenden" Gruppen sollte es so sein, das sich alle beteiligen).
    Das Problem, ist fehlenden Aufrichtigkeit und Offenheit/Ehrlichkeit sowohl zu sich selbst als auch nach Außen, viele gestehen sich "Schwächen" und "Fehler" (Abweichungen von der gefühlten und erlebten Norm) nicht ein und würden diese auch nur ungerne zugeben, wenn sie ihnen bewusst sind. Dies ist ein Umstand den wir unserer Gesellschaftsform zu "verdanken" haben, da schwächen von anderen zumeist ausgenutzt werden und Stärke sich durchsetzt, so ist das Machtgefüge auf Sozialer und Hierachischer Ebene zementiert, so funktioniert die Welt um uns herum und daran hat sich unser Verstand und unser Wesen angepasst. Wer sich nicht einfügt, der fällt auf und wird entweder ausgenutzt oder ausgegrenzt oder grenzt sich selber aus.

  • Es gibt einen Vorteil der Karte (auch wenn ich sie ablehne), der von manchen nicht gesehen wird:

    Auf eine Karte zu zeigen, fällt nicht allen auf. Man kann so also verdeckt dem Meister signalisieren: Mir gehts hier zu weit. Die anderen Spieler merken dies vielleicht gar nicht.

    Ich halte dennoch nichts davon.

  • Grundlegende Psycho-therapeutische Ausbildung als Mindestvorraussetzung für die Position als SL ist ein sehr guter Ansatz, damit kann man sicherlich das Spiel wesentlich sicherer für alle Spieler machen, als eine Karte mit einem Buchstaben darauf es jemals könnte. Leider wird dann unser geliebtes Hobby aussterben ... oder für die meisten unbezahlbar, bei Betrachtung der durchschnittlichen Stundenpauschale eines anerkannten Psycho-Therapeuts.

    Das ist natürlich nicht leistbar und erwartbar. Es war auch gar nicht meine Aussage. Die bezog sich allein darauf, dass man solch einer Person die Durchführung einer Konfrontationstherapie überlassen sollte. Ich gehe davon aus, dass Du das auch so gelesen hast, und mich nicht verallgemeinern wolltest - jetzt möchte ich das nur zur Sicherheit doch noch einmal hervorheben. Immerhin sind wir hier in einem der sensibelsten Bereichen des SL-Daseins.

    Nur wenn alle am Spieltisch wissen, welche Themen Probleme verursachen können, kann man diese versuchen zu umschiffen oder zu verhindern, dies gilt für den SL als auch für jeden anderen Spieler, da es nicht nur der SL ist, der Spielinhalte einbringt und Beschreibungen tätigt, die Welt mitgestaltet (zumindest in "gut funktionierenden" Gruppen sollte es so sein, das sich alle beteiligen).
    Das Problem, ist fehlenden Aufrichtigkeit und Offenheit/Ehrlichkeit sowohl zu sich selbst als auch nach Außen, viele gestehen sich "Schwächen" und "Fehler" (Abweichungen von der gefühlten und erlebten Norm) nicht ein und würden diese auch nur ungerne zugeben, wenn sie ihnen bewusst sind. Dies ist ein Umstand den wir unserer Gesellschaftsform zu "verdanken" haben, da schwächen von anderen zumeist ausgenutzt werden und Stärke sich durchsetzt, so ist das Machtgefüge auf Sozialer und Hierachischer Ebene zementiert, so funktioniert die Welt um uns herum und daran hat sich unser Verstand und unser Wesen angepasst. Wer sich nicht einfügt, der fällt auf und wird entweder ausgenutzt oder ausgegrenzt oder grenzt sich selber aus.

    Volle Zustimmung. Auch als Spieler hat man eine gewisse Verantwortung, zumindest den SL - idealerweise jedoch auch die anderen Spieler - darauf hinzuweisen, wo absolute rote Linien zu ziehen sind, die dann auch von allen Seiten zu respektieren sind. Ansonsten, achtsam sein und lieber im Sinne aller auch mal zurückstecken. Nur für eine tolle Szene eine ganze Gruppe zu sprengen, ist es dann auch nicht wert.

    Einmal editiert, zuletzt von Reissklaue (19. August 2019 um 10:34)

  • Grundsätzlich teile ich die Erfahrungen, wie @Nikasa sie beschreibt - eine Karte oder eine Time-Out Funktion wird selbst unter Freunden nicht genutzt, weil die Person nicht das Erlebnis der Anderen zerstören oder nicht aus dem Rahmen fallen möchte (befürchtete Mitspielerreaktion: "Was hat dich denn jetzt daran gestört, ist doch ganz normal").

    Lange Zeit war unsere Gruppe eher ähnlich wie bei Ricordis unterwegs und wäre es wohl immer noch, hätte sie nicht entsprechenden Zuwachs bekommen.

    Wenn Themen wie Mord, Vergewaltigung und Geisteskrankheiten nicht mehr nur fiktive Thriller- oder Spannungselemente sind, sondern maßgeblich das Leben von Mitspielenden beeinflusst haben oder beeinflussen, kann es denke ich durchaus zu einer langfristigen Veränderung in der Art des Rollenspiels kommen.

    Eine SL braucht dann denke ich weniger eine therapeutische Ausbildung als ein gesundes Vertrauensverhältnis zu den Spielenden, in welchem die persönlichen Problemfelder ohnehin offen definiert sind.

    Hat jemand also echte Probleme mit gewissenen Situationen (kein bloßes idealistisch motiviertes "Triggering"), dann sollte das am besten klar mit allen Anwesenden kommuniziert sein. Dass man sich für abgebrüht hält oder anderen dann ein dickes Fell empfiehlt, ist denke ich nicht unüblich in einer Rollenspielszene, die in ihrem Hobby häufig eine Realitätsflucht aus dem ggf. öden Alltag sieht.

    Demgegenüber stehen dann die Menschen, die aus ihrer Realität nicht flüchten können. Wertungen in der Richtung werden dann aber schon philosophisch.

    In jedem Fall wäre meine Empfehlung für Betroffene immer in einem geschützten Umfeld (idR. enger Freundeskreis) zu spielen. Schließlich können solche Situationen ja nicht nur beim Rollenspiel auftreten, sondern generell im Umgang mit Personen, die einen selbst nicht wirklich kennen.

  • Denke für DSA sowas von ungeeignet, da man normal vorher in der Gruppe solche Themen schon bespricht. Wenn man auf ner Con ist oder so und man verwendet diese Karte weil man gewisse Themen anspielt dann schreibt man dies ja auch vorher auf oder sagt es den Spielern.

    Bei anderen Rollenspielen wie zb Cthulhu oder Little Fears kann ich mir dies eher vorstellen aber wie gesagt finde ich das man dies vorher abklärt. Denke auch kaum das bei DSA jemand Spinnen an den Tisch bringt um Spinnen darzustellen wenn ein Char angst vor spinnen hat und der Spieler selber auch. Gleiches gilt für Claustrophobie oder ähnliche Angst vor... Nachteilen. Die Triggern ja bei SC und nicht bei den Spielern. Denke einfach das gewisse abenteuer eh vorher mot der Gruppe besprochen werden falls was sensibles ansteht. Sex größere Gewalt, Folter, Kindermorde etc