Es mangelt an Verrissen

  • Kennt ihr das nicht auch? Man fragt Onkel Google zu aussagen über ein Buch das man gerade Gelesen hat oder plant zu lesen und dann kommt das:

    "Der neue Tolkien"
    "Das beste seit Tolkien"
    "Das Buch des Jahres"
    "Geniale Geschichte."
    *Orgiastisches hirnloses Blabla hier einfügen*

    Im ganzen folgt dann ein Abriss wie toll das Buch doch, ist wie gut geschrieben, wie spannend und wie tolld er Protagonist ist. Nimmt man ein solches buch dann in die Hand so straft der Inhalt diese Sätze schnell Lügen. Das Buch ist vielleicht mitnichten Handwerklich gut, hat teilweise unerträgliche Passagen, kann überhaupt nicht ordendlich beschreiben, der Protagonist nervt und ist ein Munchkin und wenn man ein wenig Ahnung hat merkt man, dass der Autor keinen schimmer hat wovon er schreibt (und ja auch bei Fantasy kann das durchaus ein Qualitätskriterium sein).
    Was geht hier vor. Ich habe schon Rezensionen gelesen bei denen ich mich ernsthaft Fragte ob der Kritiker das Buch tatsächlich gelesen hat und warum er beim verfassen eines solchen textes keine Magenschmerzen bekam. War er ein nicht ausgelasteter Jugendlicher, der noch nicht viel Erfahrung hatte? Hatte er vorher gesoffen? Oder Traute er sich nicht mal etwas vom Leder zu ziehen?

    Wenn ich eine Kritik lesen möchte, will ich keine Werbung. Ich will eher um es mal Technisch auszudrücken Produktparameter.

    Ich Möchte wissen: Was kann das Buch, was macht es Geil, und was kann es NICHT. Wenn ich was von Sympathischen Protagonisten lese und dann geht es um die Werke von Tad Williams (Protagonisten ala Debile Heulsusen) oder noch schlimmer Patrick Rothfuß (Ich bin der geilste ich kann alles Munchkins) dann ist das falsch und es schlägt daran vorbei was diese Bücher wirklich können.

    Ein Kritiker muss klar sagen können hier hat der Autor ahnung, hier baut er Spannung auf da sind die Stärken des Buches, und wenn du dies suchst ist das Buch das richtige für dich. An anderer Stelle liegen Schwachstellen des Buches und können einem den Spaß verleiden je nach dem ob man es erträgt oder nicht. Das währe eine faire Kritik.

    Jetzt die frage, warum sind die heute so rar, was denkt ihr darüber udn wie geht ihr damit um?

    Make Rondra Badass again!

  • ICh denke das liegt einfach da dran das jeder in der heutigen Zeit Kritik äußern kann und dies auch tut. Schau mal in Foren nach Eltern die schreiben das sie ihre Kinder impfen lassen. Da wirst du dann regelrecht gesteinigt von denen. Irgendwelche Bilder auf Fressebuch oder sonstige SM Plattformen werden kommentiert auch wenn es eigentlich unrelevant ist oder gar beleidigend oder schädigend. Immerhin wurden dort schon viele andere durch sowas in den Selbstmord getrieben. Aber bei Büchern sieht es immer bisschen anders aus noch.

    Allgemein ändert sich die Deutsche Sprache gerade sehr was dann doch eher zu etwas einfacheren Büchern und einfacheren Kritiken führt. Viele lesen ein Buch auch nur einmal durch, lesen nicht zwischen den Zeilen, machen sich keine Eigenen Gedanken oder lesen wieder etwas nach von vorne. Dadurch geht vieles an konstruktiver und destruktiver Kritik auch verloren. Manchmal will man auch keine Kritik im negativen Sinne äußern weil die "Fan-Base" so gewaltig und erdrückend ist das die eh jedes Argument von dir in IHRER Hinsicht zerreissen und vernichten werden. Ich habe zum Beispiel weder die Bücher noch die Serie zu Game of Throne oder Walking Dead gesehen/gelesen. Aber hier gibt es dann noch das Problem des doppelten Mediums. Wodurch große Unterschiede entstehen können, oder Autoren in Zugzwang oder in Not geraten (glaube GoT wurde schneller fertig gemacht als das die Romane nacherscheinen konnten (verbessert mich wenn ich falsch liege)).

    Als Beispiel nehmen wir dann noch Herr der Ringe. Von vielen Regelrecht vergöttert und mehrfach zitiert und gelobt sowohl Film als auch Buch. Allerdings kann ich sagen da mich beides nicht so wirklich gefesselt hat. Im Buch dauert es ewig bis Frodo mit dem Ring aus Elbenland verschwindet, im Film macht er dies eigentlich sofort gleich nach der Party. Zwar passiert im Buch nix relevantes zwischen den beiden Ereignissen aber macht eigentlich die Figuren dadurch anders und auch älter. Was ich besser finden soll kann ich nicht sagen. Im Film hätte aber so ein Zeitsprung keine Änderung gebracht und auch eine Einblendung von "Jahre später" wäre total langweilig und unnütz gewesen.

    Bei Star Wars sieht es ungefähr gleich aus. Egal welche Episoden. Ich habe zwar die meisten gesehen aber würde auch keine großartige Kritik dazu schreiben weil es mich zu wenig berührt. Episode 2 z.b. war für mich eigentlich kompletter Müll (da war ich sogar im Kino), da der Film mir eigentlich nur gezeigt hat wie Luke gezeugt wurde. JEder Fan würde da nun was anderes behaupten aber ich fand den ganzen Film eigentlich wie ein Filler. Andere Episoden hatten auch viele Lücken und Probleme. Wobei es genug Fans gibt die die Reihe lieben aber den komischen JarJarBinks hassen. Ich finde eigentlich das Star Wars Universum sehr toll und bietet eigentlich mehr als die Sci Fi Version eines Märchen mit Knappe, Schwarzer Ritter, Bösen Magier der die Strippen zieht, Prinzessin die gerettet werden muss, Schurken die eigentlich doch rechtschaffend sein können etc. etc.


    Um es kurz zu machen denke ich das sich viele einfach nicht mehr die Arbeit machen alles von mehreren Blickwinkeln und Rechergen zu betrachten oder auch mit Vorgängern, Spin-Offs etc. etc. zu beleuchten und argumente zu sammeln, da es inzwischen zum scheitern verurteilt ist da jeder irgendwelche Gegenargumente finden würde oder andere Dinge behaupten kann und auch wird. Vom Thema Marvel und DC fang ich gar nicht erst an, da dies sich kritiktechnisch eh selber da rausgeschossen hat mit Hilfe eines Multiversums. Selbst wenn was weiss ich Batman sterben würde und dann es einen Nachfolger geben soll und sich die Fans dann beschwerden würde kann man einfach sagen das dies in einem anderen Universum spielt.

  • Es ist auch eine Frage des Geschmacks. Ich kenne Filme, die andere doof und ich gut finden, oder umgekehrt, und Abenteuer, und eben auch Romane. Was für den einen Leser ein guter Stil ist, ist es für den anderen nicht. Der eine mag Überhelden, andere nicht, der eine stört sich an etwas, das dem anderen nicht mal aufgefallen ist. Beide schreiben ihre Rezension oder Meinung (und vieles, was Du im Internet findest, sind eben die Meinungen von Lesern mit ihren Vorlieben und persönlichen Empfindungen, keine echten Buchkritiker in dem Sinne) hin.

    Da alle nicht die gleichen Erwartungshaltungen haben, kann es auch keine Rezensionen geben, die jede Erwartungshaltung sowohl erfüllen als auch treffen.

  • Verriss ist hier denke ich etwas zu stark. Was ich denke, wenn ich Kritiken lese, ist, daß eine gewisse Ambiguität oft fehlt un deinige Kritiker sich oft sehr auf das Positive oder Negative konzentrieren, ohne dem jeweils anderen den gebührenden Platz einzuräumen (obwohl das auch vom Werk abhängt, diese differenzierten Kritiken kann ich auch nicht gut, aber deshalb schreibe ich auch keine).

    ROMANES EUNT DOMUS !

  • Och, verrisse gibt es genügend ... nur warum der krtische Leser es sooo dooof oder sch... findet, ja, muß ich denn meine Meinung auch noch erklären?

    Klar. Ich bitte darum.

    Kein Buch kann absoluter Müll sein - das Papier läßt sich noch zum Feuermachen verwenden, u.a.

    Der Inhalt kann Schrott sein, der Autor unbegnadet, das Papier billig, das Cover völlig unpassend, die NSCs blaß, der Gegner lächerlich ... weil ... gar nicht aventuisch (was man sich darunter verstehen mag).

    Hinzu kommt noch was der Kritiker (außer Comics und Nerdmagazine) ansonsten so gelesen hat :)

    Gleiches gilt genauso für positiver Kritik - und zu beiden Sachen erhalten wir oft interessante Rezis, die ich gerne lese.

    Und über Geschmack ... ppfff .. ich mag Rotwein, aber kein Weißwein - läßt sich doch streiten, oder? ;)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Aus meiner Sicht ist Qualität etwas sehr subjektives im künstlerisch-kreativen Bereich, wo es eben nicht um einigermaßen einheitliche Erwartungen an die Funktion eines Produktes geht (Stromverbrauch und Kühlleistung eines Kühlschranks, Rostanfälligkeit eines Autos etc.) sondern Erwartungen und Geschmack der Leser/Zuschauer vielmehr noch als in anderen Bereichen wie Tag und Nacht auseinander gehen können.

    Was wir in Unterhaltungsmedien aller Art suchen ist etwas sehr persönliches, bestimmt von unserer Persönlichkeit, unserem Alltag, unserer Geschichte, unseren individuellen Vorlieben.

    Die Möglichkeit anderer Menschen anhand irgendwelcher objektiver Kriterien vorwegzunehmen was mir gefallen könnte halte ich für sehr begrenzt.

    Eine gute Kritik ist für mich ein Review, eine Produktvorstellung die mir hilft mir eine eigene Meinung zu bilden.

  • Ein kritiker ist halt wie ein Eunuch. Beide wissen wie es geht können es aber nicht besser.

    Gerade bei Büchern und Filmen gibt es eigentlich fast nur noch zwei Gruppen. Entweder es gefällt einem oder ganz und gar nicht. Und paar wenige die im Mittelfeld liegen. Bestes Beispiel sind zum Beispiel Trash Filme oder Satiren aber auch so Bücher wir "Er ist wieder da" gibt genug die es geschmacklos und subtil finden aber es nie gelesen oder gesehen haben. Dennoch haben sie eine vorgefertigte Meinung darüber aber diese können das "Kunstwerk" innerlich nicht zerreissen weil sie sich nicht damit beschäftigen wollen. Bei den Filmen schaut man auch Trailer an und befindet diese dann Automatisch für gut oder schlecht. Aber es heiss ja so schön man soll ein Buch nicht nach seinem Umschlag bewerten.

  • Ich würde bei Büchern, Musik, Bildern und weiterer Kunst auch sehr vorsichtig sein, was Rezensionen angeht. Hier ist vieles ebend Geschmackssache. Ich z.B. kann mit modernen Bildern und Skulpturen überhaupt nichts anfangen, für mich sieht es immer aus, als wenn ein Kind etwas versucht hat und nichts daraus geworden ist. Und auch richtige Kritiken genieße ich immer mit Vorsicht, denn oft gefallen mir dann die Werke mit der schlechten Kritik am besten.

    "Schick doch die Maraskaner, die werden wiedergeboren"

    Ausspruch Helme Haffax bei der Eroberung Medenas im Efferd 1029 BF

  • Und nicht selten wurde so manches Werk erst im Nachhinein als Meilenstein erkannt - vor allem, wenn es aus den herkömmlichen Gewohnheiten ausbrach. Im Rollenspielbereich wäre es also mal wieder Zeit für knallhartes Railroading :zwinker:

    "In den Rachen der Drachen hexen die Echsen!"
    getreulich gehört auf den Hesinde-Disputen 1030 BF

  • Schlefatz? Da sind auch Filme bei, die bei manchen "kultig" sind ... mich eher grausen lassen.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Und nicht selten wurde so manches Werk erst im Nachhinein als Meilenstein erkannt - vor allem, wenn es aus den herkömmlichen Gewohnheiten ausbrach. Im Rollenspielbereich wäre es also mal wieder Zeit für knallhartes Railroading :zwinker:

    Oder sowas wie beim Fänger im Roggen?!:iek:

    Aber die DnD'ler mögen bekanntlich ja auch kein DSA.