Unrealistische Klischees am Tisch

  • In Anlehnung an einen Post, wo eine Mechanikprobe verlangt wurde, um zu prüfen ob man die Seilwinde korrekt benutzt...

    mit welchen weiteren Klischees durftet ihr euch schon am Tisch auseinandersetzen, wo man mal sich oder anderen in Erinnerung rufen musste, dass es eigentlich ganz grober Unfug ist?


    Klischee: Helden tragen keine Helme

    SL:"Trägst du keinen Helm?"

    Krieger:"Ne."

    SL:"Doch, tust du."

    Krieger:"Wieso?"

    SL:"Weil alles andere Selbstmord ist. Jeder trägt was auf dem Kopf und sei es nur gefütterter Stoff."

    Krieger:"Sieht aber scheiße aus."

    SL:"If it looks stupid but works it ain't stupid. Und jetzt zieh den scheiß Helm an bevor es dich noch umbringt."


    Klischee: Schwerter cool aus einer Rückenscheide ziehen und dorthin zurückstecken

    Bitte, versucht das nicht. Und wenn das Schwert zu lang ist geht das sowieso nicht. Einfache Geometrie.


    Klischee: Pfeile aus dem Rückenköcher auf die Sehne

    Der Köcher ist in der Regel nur für den Transport von Pfeilen. Und Rückenköcher sind ungemein unpraktisch. In Kampfsituationen nimmt der Schütze einen ganzen Schwung Pfeile raus und schießt sie einzeln aus der Hand oder steckt sie in den Boden vor sich. Aber das ständige Nachziehen aus dem Köcher kann darin enden, dass sich die Pfeile dort verhaken.


    Klischee: Nasse Kleidung stört nicht

    Was soll schon das bisschen Regen?

    Doch sind wir dünne Stoffe aus regenabweisendem Material gewohnt. Oder gleich Regenschirme. Und wenn wir doch mal nass werden sind wir ja schnell wieder im warmen.

    Dein Held hat sowas aber nicht. Die einfache Kleidung ist ruckzuck durchgenässt, unfassbar schwer und wird auch nicht so schnell trocknen.

    Also bitte, nimm das Wetter ernst und entjleide dich bevor du durch den Fluss schwimmst.

    P.s. Dein einfacher Lederranzen ist nicht wasserdicht.


    Es geht nicht um Turborealismus aber was musstet ihr schon so an Klischees bekämpfen?

  • Och, einiges davon spielt bei uns eher eine geringere Rolle. Der Realismus muss tendenziell hinter der Story zurückstecken, weil es dem Spielspaß dienlich ist. Da hat wohl jede Gruppe ihre eigenen Vorstellungen und Prioritäten, schätze ich. Beispielsweise gehen wir auch etwas fahrlässig mit dem Gewicht um, was jeder Held so mit sich rumschleppt.

    Worauf wir versuchen zu achten, ist die Sache mit den sozialen Ständen. Wir haben die Tendenz, quasi jeden erwachsenen Menschen zu "ihrzen", analog zu unserem "Sie". Und das passt halt eigentlich nicht. Generell behandeln wir intuitiv die Leute (egal ob sozial über oder unter uns) für aventurische Verhältnisse zu sehr auf demokratischer Augenhöhe. Da achten wir zumindest immer mal wieder drauf, das zu korrigieren, wenn es uns auffällt.

  • Klischee: Nasse Kleidung stört nicht


    Was soll schon das bisschen Regen?

    Doch sind wir dünne Stoffe aus regenabweisendem Material gewohnt. Oder gleich Regenschirme. Und wenn wir doch mal nass werden sind wir ja schnell wieder im warmen.

    Dein Held hat sowas aber nicht. Die einfache Kleidung ist ruckzuck durchgenässt, unfassbar schwer und wird auch nicht so schnell trocknen.

    Um aus dem Erfahrunsschatz eines Reenactors und Mittelalterdarstellers zu sprechen: Das stimmt so nicht! Im Mittelaltertrug man Unterkleidung aus Leinen, Oberbekleidung aus Wolle. Es ist anzunehmen (Und zumindest ich halte es so), dass das bei unseren Helden eben so ist. Im Vergleich zu unseren heutigen Stoffen haben diese Kleider Eigenschaften, die sie für verschiedenste Wetterlagen sogar um einiges geeigneter machen. So kann Wollstoff ein Drittel seines Gewichts an Wasser aufnehmen ohne sich feucht anzufühlen und selbst völlig durchnässt wärmt er noch. Sogar ein wenig Wasserabweisend ist Wollstoff durch das natürlich enthaltene Wollfett noch, sodass er bei Regen auch nicht sofort durchnässt ist. Leinen hingegen transportiert Feuchtigkeit besonders einfach nach aussen, sodass es schnell wieder trocken wird.

    Auch das Gewicht sollte nicht so tragisch sein, wie du es darstellst...solange wir von einfacher Kleidung reden. Einen nassen Gambeson oder eine Tuchrüstung wöllte ich allerdings nicht tragen...

    Versteh mich nicht falsch, jeder meiner Helden würde sich bei stärkerem Regen lieber unterstellen. Und einen Fluss will auch keiner vollbekleidet durchqueren...niemand mag nasse Kleidung. Aber das ist einfach ein menschlich und hat nichts mit der angeblich unpraktischen Kleidung zu tun ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Spinola (29. April 2019 um 07:40)

  • Also ich spiele hier ein Spiel und das nimmt es mit Realismus nicht all zu ernst.

    Wenn mein Mitspieler es so möchte kann er gerne seinen Andergaster von seinem Rücken ziehen ohne dabei sich seine Arme zu brechen. Und dabei trägt er ein nasses Kettenhemd und keinen Helm sondern nur eine coole Kapuze die immer noch top sitzt nachdem er ins Wasser gefallen ist.

    Unser Waldelf läuft stets mit einem gespannten Bogen rum und zieht elegant einen Pfeil aus dem Köcher der zwischen seinen Schulterblättern sitzt weil es einfach cool aussieht.

    Ist das alles unrealistisch? Klar aber schließlich haben wir auch einen Elfen dabei...

    Also wenn sich jemand an solchen Banalitäten stört dann fange ich als Ingenieur aber schon an zu rotieren.

    Dann können wir ja gleich mal den Massenerhaltungssatz oder die Hauptsätze der Thermodynamik anwenden und Puff dahin ist Magie und Götterwirken 8o

    Spaß beiseite, für Sachen wie kein Helm tragen gibt es ja schon Regeln alles andere hat Regeltechnisch keine Auswirkungen und tut niemandem weh wo ist also das problem mit Klischees zu spielen?

    Ansonsten kann man über alles reden.

    Ich spiele ein (low) Fantasie Rollenspiel und nicht Mittelaltersimulator 2019;)


    Boron zum Gruße

    Rupes

    "Regeln sind Werkzeuge

    Wenn dir bestimmte Regeln nicht gefallen und du sie

    entweder ganz streichen oder durch deine eigene Idee

    ersetzen möchtest: tu es!"

    DSA 5 GRW S. 384

  • wo man mal sich oder anderen in Erinnerung rufen musste, dass es eigentlich ganz grober Unfug ist?

    Wir haben Pferde in der Wüste und keine fünf Dromedare zusätzlich dabei, um den Wasserbedarf zu decken, weil es um die Geschichte des Wüstenkriegers mit seinem treuen Hengst ging und sein liebliches Dromedar. Der hat übrigens auch keinen Helm auf, aber trägt natürlich Kopftuch. Was SCs auf dem Kopf tragen wissen die eigentlich immer sehr genau...

    Eigentlich muss man bei solchen Dingen in der Gruppe sich überlegen, wo man welchen Realismus möchte. Es ist dabei auch immer sehr unterschiedlich welche irdische Professionen und Hobbys die Spieler so haben. Wenn man einen Bogenschützen dabei hat, dann wird das anders thematisiert, was wenn niemand nicht mal einen Bogen in der Hand gehalten hat. Ich hab zum Beispiel keine Ahnung von Schiffen oder Segeln. Wenn das als SL darstellen muss, dann sage ich das auch. Ist halt ein Schiff und das fährt, frag mich nicht wie genau, aber NSC X hier hat voll die Ahnung davon.

    I ♡ Yakuban.

  • Ich bin absoluter Freund der fantastischen Unschärfe.

    Deshalb wundere ich mich über vielpraktiziertes engagiertes Simulieren - das passt dann für mich nicht zusammen.

    Sehr erstaunlich finde ich, wie wenig nützliche Dinge - v.a. Waffen und Rüstungen aber auch Rucksäcke - stören, wenn sie gerade nicht gebraucht werden: in einer Rüstung RS5+ ohne Pferd durch die Wildnis reisen, mit einem Zweihänder vom Dach aus durchs Kajütenfenster hechten.

    +BE und v.a. +2xBE von DSA4 war da ein Ansatz in die richtige Richtung. Rüstungsgewöhnung hingegen ist zu billig, lange Waffen fließen in BE nicht ein (ZH, Bögen, Speere machen vieles unmöglich und das wird in keiner Weise berücksichtigt).

    Man muss sich ja nur einmal überlegen, wie schlimm es ist, mit einem Rucksack oder medium-Trolley durch einen Eisenbahnwagon zu wollen. Aber in voller Montur die Welt retten, sicher datt!

    Dieselben Spieler erzählen mir dann, dass ein Orkwachposten von dem Standpunkt aus gar nicht schießen kann weil Ballustradenhöhe, Vorneüberbeugen, freihändige Schwerpunktverlagerung, Bogenaußenwandkollision blablabla...

  • Guter Punkt mit der Doppelmoral und dem zweierlei Maß, Realismus, fantastische Unschärfe und Klischees gelten entweder für alle (SC und NSC gleichermaßen) oder für niemanden. Wer einen Elfen mit dauergespanntem Bogen und Akrobatik XY Taw durch kleinste Fensteröffnung mit 2m langen Waffen springen lässt, der darf auch Orks freihändig am Überhang baumelnd mit negativem Winkel mit Armbrust oder Bogen auf Ziele unter einem Blätterhaufen schießen lassen, weil Regeltechnisch nur Teildeckung für die Sichtverhältnisse zum tragen kommt wird das nicht sonderlich schwierig (alles andere ist nicht durch Regeln hinterlegt ... weder bewegt sich das Ziel noch der Schütze in jener Situation).

    gängige Klischees die ich gerne bekämpfe

    - Im Gasthaus mit Waffen auf dem Rücken, in Rüstung sitzen (ich meine Metallrüstungen also RS 3+, nicht die dicke Kleidung/Fellweste) ... das ist sehr ungastlich und absolut unbequem .. darüberhinaus ist es ein no-go in einem Gasthaus Waffen zu ziehen, falls es doch mal handgreiflich wird

    - Selbstjustiz, wenn die 3 Dahergelaufenen "HELDEN" mal schnell selbst entscheiden, das die 1w6 Räuber nach dem Kampf direkt vor Ort hingerichtet werden (die überlebenden, sich ergebenden), weil sie ja "böse" sind.

    - Selbstbedienungs-Welt, Wenn die Gruppe sich entgegen jeder geltenden Rechtslage einfach an allem und jedem in ihrer Umgebung selbst bedint, als wäre es ausschließlich für sie vorhanden (das ist zwar aus Sicht des Spielers als Meta-gaming nachvollziehbar, aber innerweltlich passt dies nur zu sehr wenigen Charakterkonzepten), lediglich Vogelfrei, Gesetzlose, fahrendes Volk oder Adlige haben den "Luxus" ständig gegen Gesetze zu verstoßen, letztere auch nur innerhalb eines für sie tolerierten Maßes und erstere haben mit den Konsequenzen zu leben, oder daran zu sterben.

    - Nsc sterben bei 0 Lep instant und jeder Spielercharakter weiss innerhalb von 1 sec nach /während des "tötlichen" Angriffs, das der/die/dasjenige Tod ist ...

    Verwundete oder im Sterbenliegende NSC, Gegner, Tiere etc. erzeugen viel mehr Spiel und auseinandersetzung der Charaktere mit ihrer Moral, ihren Mitstreitern und ihrer Umwelt. Das "Opfer" erlösen oder einfach sterbend liegenlassen? Schnell und schmerzlos, oder langwierig und grausam? Eventuell sogar versuchen es zu retten?

    -Hunger, Durst, Erschöpfung, Schmerzen ... alles was einem Realweltlich zu schaffen macht wird meist bei Spielercharakteren gerne mal ignoriert (je nach Regeledition hat "schmerz" bzw. Wunden teilweise sogar Regelseitige Auswirkungen, aber nicht im sinne von schmerzenden füßen, Gelenken oder allgemeiner Ermüdung/Muskelkater) und erzeugt dann unrealistische Situationen in denen die "HELDEN" nach 12 Stunden Marsch mit gepäck und ohne Pause noch locker flockig das Lager problemlos aufbauen und dann erstmal ne Stunde Schwert/Kampf-training machen ... das ist weit jenseits von Realismus (ich empfehle jedem mal selber 2-3 Tage am Stück eine Rucksacktour mit 15-20Kg Gepäck durch moderates Gelände ... um dann die Frage auf zusätzliches "Kampf-training" am Abend zu stellen ... und nicht vergessen, einer/jeder muss noch Wache halten!).

  • Und dank "Trampers Ultra dry" der praktischen Windel für jeden Abenteurer muss auch keiner mehr auf die Toilette oder ins Gebüsch gehen.

    Aber meine Spieler denken nie daran die zu wechseln... + 1 verwirrung und Betäubung für den Gestank. <X

    Mal ehrlich wer denkt regelmäßig daran das sein Held mehrfach am Tag Geschäfte zu erledigen hat?

    Tigerayax einiges davon

    Sind gute Einwände (besonders die Doppelmoral) anderes klingt für mich auch schon wieder viel zu sehr nach Simulator.

    Weder ich noch irgendein Spieler mit dem ich bis jetzt gespielt habe hat Lust vor jedem Tavernenbesuch sich halb zu entkleiden.

    So etwas wird bewusst ausgespielt wenn es die Situation erfordert weil der Focus darauf liegt aber doch nicht im alltäglichen Abenteurerleben.

    Hunger und durst wird bei uns in der Regel nach Tageszeit gerichtet (Frühstück Mittag und Abendessen) ist aber eher auf der Stufe "Atmosphäre"

    Schmerz etc. haben regeltnische Auswirkungen wie du sagst und das beeinflusst die Fähigkeit, Geschwindigkeit und bei Bedarf auf Lust des Charakters diese Aufgabe umzusetzen.

    Ansonsten schaffen es die meisten Spieler ihr Wissen vom Wissen ihres Charakters zu unterscheiden. (wenn auch nicht sofort aber im Laufe ihres PnP Lebens)

    Ansonsten hat der Meister immer das Recht für spezielle Situationen entsprechend Erschwernisse oder Erleichterungen zu geben oder extra Proben zu verlangen wenn gerade wert drauf gelegt wird.

    Wer verlangt das alle ständig an solche Banalitäten denken und umsetzen sollen der muss dann auch den Gang zum Donnerbalken (heißt der in aventurien Rondrabalken?^^) verlangen uns ausspielen.


    Boron zum Gruße

    Rupes

    "Regeln sind Werkzeuge

    Wenn dir bestimmte Regeln nicht gefallen und du sie

    entweder ganz streichen oder durch deine eigene Idee

    ersetzen möchtest: tu es!"

    DSA 5 GRW S. 384

  • Mal ehrlich wer denkt regelmäßig daran das sein Held mehrfach am Tag Geschäfte zu erledigen hat?

    Ich denke manchmal daran, weshalb meine SC üblicherweise mehrere Lendentücher im Gepäck haben, um mal wechseln zu können, oder die Frauen Stroffsreifen für die Periode.

    Aber selbst in meiner zuweilen ziemlichen Detailverliebtheit sehe ich darin keinen Mehrwert, das auch noch zu beschreiben am Spieltisch.

    Aber was ist das nervig, wenn es IT tagelang durchregnet und alles nass ist. Schlechtes Wetter gibt es auch dann, wenn es für den Plot egal ist.

    Verwundete NSC werden hinterher versorgt, besiegte Gegner nicht abgemurkst, weil die ja die schlimme Finger sind.

    Wir praktizieren durchaus in in unserer Gruppe den Realismus-Anteil im "fantastischen Realismus" von DSA.

    BE und Gewicht, und passt das Zeug überhaupt überhaupt in den Rucksack/an den Körper (Gewicht ist ja eine Sache, Platz im Gepäck kommt noch dazu), Lederfett zum Ledersachen mal einfetten, das Bemühen um wasserfeste Verpackungen, Erschöpfungen bei anstrengenden Gewaltmärschen (wobei wir eine Hausregeln zum Thema Erschöpfung haben, und uns nicht an die offizielle Regel halten, ähnliches gilt für Traglast und zugrundeliegende KK).

    Es tauchen auch keine praktischen Dinge im Gepäck auf, ohne dass sie vorher gekauft wurden und ein Gewicht haben und transportierbar sein sollen.

    Ich achte auch darauf, dass auf dem Rücken getragene größere Waffe zu Pferde oder vor dem Hinsetzen vom Rücken verschwinden.

    Wer etwas lernen möchte (SF, TaW) erhöhen, muss sich damit beschäftigen, vielleicht einen Lehrmeister aufsuchen, und wacht nicht morgens auf und kann es.

    Auf der anderen Seite findet sich auch zweifellos dies bei uns (ein wunderbarer Begriff, übrigens, den möchte ich mir merken):

    fantastischen Unschärfe.

    Der Köcher mit den Pfeilen wird je nach individuellem Wunsch auf Rücken oder an der Seite getragen, und man kann trotzdem den richtigen Pfeil rausziehen, und beim Schleichen klappern die Dinger nicht hemmungslos rum (wie in Film und Fernsehen, wenn Pfeile nie bei der Flugrolle rausfallen oder brechen, oder im Köcher herum klappern), und man kann die Waffe in die Rückenscheide zurückstellen, ohne da Ewigkeiten herum zu frickeln, bis man mal zufällig die Öffnung erwischt hat (nur beim Rennen im vollen Lauf geht das dann nicht). Und ja, auch nach einem normalen Wandertag kann man noch abends Kampfübungen machen. Bei Gewaltmärschen oder in forderndem Umfeld (Schnee und Eis z.B.) wird es dann allerdings wieder weniger.

    Wenn mal etwas ist, bei dem jemand nicht so recht Ahnung hat, wie das einzuschätzen ist, werfen alle ihre Meinung ein und dann ist in der Regel ganz schnell eine zufriedenstellende Handhabung gefunden.

    Wir wollen sicherlich keine völlige echtes-Leben-Simulation spielen, weshalb aufs Klo gehen so gut wie nie erwähnt wird, und auch nie überlegt wird, ob eine Frau gerade ihre Periode hat, und in meinem Innenkino trägt mein SC nie den Rucksack im Kampf (wenn ich es mir recht überlege, kommen auch Kämpfe eher selten so unerwartet, dass man mit vollem Gepäck da steht, aber kommen vereinzelt vor). Aber nachdem man sich wochenlang durch die Wildnis ohne Badehaus und neue Kleidung gekämpft hat, sehen die SC doch verwahrlost aus und es wird kollektiv glückselig das nächste Badehaus angesteuert.

    Wo genau das Gleichgewicht zwischen Fantasy und Realismus liegt, um ein "wir wollen Spaß haben" liegt, variiert zweifellos je nach Gruppe.

  • DSA ist immernoch ein Spiel, dass in einem unseren Mittelalter angelehnten Welt mit Fantasyelementen besteht. Allene schon dadurch muss sich der Realismus sich den Platz mit Fantasy teilen. Dabei haben die Spieler (und natürlich auch der Spieleiter) nicht immer die gleiche Vorstellung, was in dieser Welt plausibel ist.

    Und manchmal muss man halt ein Auge zudrücken. So ist zum Beispiel laut Mysteria Arcana nur einer von 150 Menschen in Aventurien magiebegabt. Will man jetzt nur jede 30. Gruppe einen Magiebegabten zulassen?

    Auf der Anderen Seite kann man auch subtil als Spielleiter Einfluss darauf nehmen.

    Zum Einen über die (Erweiterungs-)Regeln. Z.B. haben die Spieler keine Helme, dann wird es wohl Zeit mit den Trefferzonen Sstem zu arbeiten, um leichte Schläge auf den Ingame hinterkopf geben zu können.

    Zum Anderen über die Spielwelt. Ich muss dann immer an die Scene von Wichter 3 denken, wo man das erste mal den Kaiser von Nilfgard treffen muss und erst sich herrgerichtet werden muss. Etwas änhliches kann man auch im Spiel einbauen. Einfach hin und wieder die Spieler ihre Charaktere beschreiben lassen, in welchen Zustand sie gerade sind und lasse die Umgebung dementsprechened darauf reagieren.

    Und wenn die Spieler auf die Idee kommen mit 4 Magier in Havena zu spielen, dann dürfen sie wundern, wenn die Leute dort nicht sehr freundlich darauf reagieren. Meine arme Elementarmagierin wurde im ersten Abenteuer wegen Nekromantie (fälschlicherweise) angeklagt und in die Moorbug gesperrt. Im nächsten Abenteuer von der Inquisition gefangen genommen und verhörrt (aber sie war wirklich nicht an den beiden Bränden schuld!) und dann zum dritten Abenteuer zwischenzweitlich von einem wütenden Mob fast aufgehängt worden. Es wird Zeit, dass sie der Stadt langsam wieder den Rücken kehrt...

    Und die Sache mit dem Schwert auf den Rücken. Das sehe ich inzwischen etwas differenzierter:

    Spoiler anzeigen
  • Genauso sieht es aus. DSA ist und bleibt ein Spiel, an was eine Gruppe Spaß hat muss diese ja für sich entscheiden. Das einzige um was es geht ist Spaß und Kurzweil. Also spielt einfach das aus an was ihr und Euere Gruppe Spaß habt, dann ist doch alles gut.

  • Bei uns hat der Meister immer das Recht, seine Welt als gesetzt zu betrachten. So ist die Welt bei mir immer tödlicher. Dafür gibt es jedoch auch größere Belohnungen und eine etwas lockere Regelauslegung: Wer etwas machen möchte und keine SF hat, kann es dennoch machen, wenn er es gut beschreibt (mit Erschwernissen dann halt).

    Ich frage mich nur, ob wir (damit meine ich nahezu alle in diesem Thread) nicht gerade eben diesen gekapert haben und nun erfolgreich davon segeln. Der Ersteller Ricordis hat sich nämlich nicht weiter an der Diskussion beteiligt, an der ihm vorher viel gelegen hat (oder zumindest so viel, dass er einen Thread erstellt hat). Vielleicht wird es Zeit, ihm das Ruder wieder in die Hand zu drücken.

  • Ricordis

    Noch kurz etwas zu deinem Beginn des Threads. Du fandest es wohl sehr klischeehaft dass unser damaliger SL von einem Barbaren eine Mechanik Probe verlangte bei der überstürzten Benutzung eines einfachen Seilzuges... (siehe Lustige Szenen aus dem IT). Du setzt voraus dass „moderne, gebildete“ Menschen (hihihi) ohne Probleme einen Seilzug bedienen können.. Ich würde Dir ja gerne zustimmen, denn ich hatte in der 5. Klasse Seil- und Flaschenzüge in Physik durchgenommen. Nur leider kann man immer wieder auf Baustellen beobachten wie irgendwelche „modernen, gebildete“ Menschen mit 70kg lebend Gewicht von einem Kübel mit Putz oder Beton (>50kg) aus den Schuhen gezogen werden... leider kein Klischee. ?‍♂️

    Gregorey

    Stimmt, man sollte nie „das geht nicht“ benutzen bevor man es probiert hat.

    Ich habe mal bei YouTube ein Video gesehen (finde es gerade nicht), in dem eine junge Dame immer halb 30 Sekunden 20 Pfeile aus einem Rückenköcher abgegeben hat, und die sogar Fleck trafen. Also auch möglich.

    Aber wie sollte man das am Spieltisch umsetzen wollen? Eine KR hat ungefähr 5 Sekunden, gestehen wir den Bogenschützen 5 Pfeile pro KR zu, würde uns Grumbrak allen die Knochen verfluchen wenn wir in jedem Kampf eine komplette Orksippe ausrotten würden, nur um den Helden einen spannenden Kampf zu liefern..

  • Die besagte Lady, welche diese Trickshots ihr Leben lang geübt hat, schießt aber auch mit einem 20 pfund Bogen und zieht nur 30% aus, damit haben die Pfeile kaum genug Kraft/Energie um Kleidung (mittelalterliche Wolle und Leinen in mindestenz 2 Lagen, wie es getragen wurde) zu durchdringen. Das wäre analog einem Schadenswert von 1w3 -2 TP(A) bei mir als SL, und dann kann der Schütze auch gerne 5 Pfeile in einer Aktion verschießen, auf dasselbe Ziel wohlgemerkt, da die Zeit zum Zielen nicht gegeben ist, dafür müsste derjenige einen anderen Trick Jahrelang Üben, um mit derselben Geschwindigkeit auch noch Ziele zu wechseln ... und dies klappt dankt Muskelgedächtnis dann auch nur auf fixe zueinander in festgelegtem Abstand aufgestellte Ziele ... letztlich nichts anderes als ein Choreografierter Kampf, sieht gut aus für den Beobachter, hat aber nichts mit wirklicher Kampfkunst zu tun, und zeigt auch nicht die tatsächliche Kampffähigkeit der Person, sondern nur seine Fähigkeit einen Bewegungsablauf korrekt zu erfassen und wiederzugeben nachdem er ihn ausreichend oft wiederholt/geübt hat.

  • Aber wenn sie für Durchziehen länger bräuchte, und fürs Zielen....

    Dann hätte sie doch noch immer überzeugend schnell den Pfeil aus dem Köster gezogen?

    Genau, und damit auch widerlegt das Rückenköcher nicht funktionieren! Genauso wie der junge Mann aus den Videos von Gregorey. Rein theoretisch ist alles ein Klischee und funktioniert, oder halt nicht ?‍♂️

    Um nochmals auf meine Aussage aus Beitrag #12 zu kommen, es ist ein Spiel und soll Spaß machen.

    Wenn unser Bogenschütze, auf einem Schild eine Treppe runter rutschen will und dabei mit dem Bogen schießen und treffen will, so kann er das gerne probieren. Akrobatik Probe erschwert um 5. Schafft er die, gelingt auch sein Stunt! Evtl. aber nicht sein „Einschlag“ am Ende der Treppe.. Da wäre dann nochmal eine entsprechende Körperbeherrschung Probe fällig.

    Das ich/wir das so handhaben bedeutet aber nicht das es so alle handhaben müssen... Euer Spiel, Euere Regeln.

    Einmal editiert, zuletzt von Gast (30. April 2019 um 06:09)

  • Eiks, Leute, ich wollte nicht auf die Realismusschiene aufspringen. Mir ging es wirklich nur um Hollywoodklischees wie, dass bei einer Verfolgungsjagd plötzlich die Straße unendlich lange geradeaus zu führen scheint.
    Oder ich keinen Halt davor mache auch Tiere oder Kinder zu verletzen, wenn es der Plot verlangt.

    Oder um eine Sache aus dem Film Last Action Hero aufzugreifen: Ist dir noch nie aufgefallen, dass es hier keine hässlichen Menschen gibt?

  • Zitat

    Ist dir noch nie aufgefallen, dass es hier keine hässlichen Menschen gibt?

    Wenn 4 von 5 Helden "Gutaussehend" bzw. teilweise sogar "Herrausragendes Aussehend" haben, dann ist der 5te im vergleich 'Hässlich' ... auch ohne den Nachteil zu wählen ... ein Konsequenter Spieler wählt dann in Absprache mit dem SL natürlich "widerwärtiges Aussehen" und "Adelig" ... damit sich die anderen noch schöner und erhabener fühlen können, aber es ihn nicht spüren lassen dürfen xD