Die EU-Urheberrechtsreform

  • Dieser Beitrag knüpft an den Blog-Beitrag "Das Ende des freien Internets - Der Dreizehnte hat damit zu tun" an.

    Entgegen des Verbots von politischen Diskussionen aus unseren Verhaltensregeln, darf hier explizit über dieses politische Thema gesprochen werden. Dabei dürfen natürlich alle Standpunkte zur Reform vertreten werden. Solange die weiteren Verhaltensregeln eingehalten werden, die Diskussion mit dem nötigen Respekt sachlich geführt wird, bleibt dieser Thread für euch offen.

  • Keine Zitate mehr möglich, keine Profilbilder mehr zu sehen ... die Seite sieht seit etwas über einer Stunde aus wie ein riesiger "Bug" und Oldschool-Forum-Erstellung ... schlechtes Coding oder fehlerhafte Datenverbindung ... einfach nur *Traurig* :/

  • Mir fehlen echt ein bisschen die Worte. Das zieht ja einen richtigen Rattenschwanz nach sich und schadet am Ende weit mehr Leuten, als es nutzt. Schlimm ist auch, dass (wenn ich da was falsch verstanden habe bitte korrigieren) Urheberrechtsverletzungen mit einer 0% Toleranz behandelt werden, gleich, ob es vom Urheber geduldet oder sogar begrüßt wird. Das heißt keine Fanarts mehr von namhaften Videospielcharakteren und wie sich das auf Streamingseiten jeglicher Art auswirkt ist ja wohl auch noch nicht ganz klar.

    Darf man dann in Zukunft wenigstens eigens erstellte Profilbilder nutzen? Oder ist das dann eine Urheberrechtsverletzung an sich selbst und man muss ähnlich wie bei der GEMA bezahlen, damit man sein eigenes geistiges Eigentum nutzen darf?

    Schlimm wenn das Eigentumsrecht schwerer wiegt, als das Persönlichkeitsrecht.

  • Das Problem ist, dass bei einer Urheberrechtsverletzung künftig nicht nur der User, sondern zusätzlich auch die Plattform haftet. Die Idee, große Firmen wie youtube hier in die Pflicht zu nehmen, ist ja grundsätzlich ok, aber in der jetzigen geplanten Form schlicht nicht umsetzbar. Youtube kann zwar mit den großen Lizenzgebern verhandeln (und hat auch beispielsweise mit der GEMA schon ein Abkommen), aber wenn du deinen eigenen Song schreibst, bist du der Lizenzinhaber und youtube müsste mit dir verhandeln. Ein einfacher Haken beim Upload des Songs bei "Ich bin der Lizenzinhaber" wird nicht ausreichen.

    Ähnlich ist es bei selbsterstellen Avataren. Theoretisch bräuchte es also eine Lizenzvereinbarung mit jedem, der mal etwas erstellt hat oder vorhat, etwas selbst zu erstellen. Und das ist einfach nicht schaffbar. Daher kommt auch die Argumentation, dass es Uploadfilter geben wird. Diese stehen nämlich mit keinem Wort in dem Reformvorschlag. Aber wie will man das sonst prüfen? Man kann Uploadfilter nun auf zwei Varianten umsetzen: Entweder gibt es eine "schwarze Liste" mit allen Werken, die nicht vorhanden sein dürfen, oder es gibt eine "weiße Liste" mit allen Werken, für die eine Lizenz vorliegt. Im letzteren Fall wäre es dann nicht mehr möglich, eigene Kreationen hochzuladen. Und dann gibt es ja noch die Fälle, in denen vlt. youtube nicht die Lizenz hat, ein bestimmtes Lied zu verwenden, du persönlich, der das Lied in einem Video verwendet, hast aber eine Vereinbarung mit dem Rechteinhaber und darfst es daher hochladen...

    Gibt ja auch die Argumentation, dass man KI-basierte Uploadfilter nutzen soll. Denn wer autonom Fahren kann, soll ja heutzutage auch in der Lage sein, zu unterscheiden, ob es (erlaubte) Fanart/Satire ist oder nicht. Das wäre vielleicht für youtube oder facebook möglich, die einen entsprechend großen Datensatz haben, mit dem sie den Filter trainieren könnten, aber auch soetwas ist nicht fehlerfrei. Aber ein Diskussionsforum wäre dazu nicht in der Lage. Hier sehe ich letztlich nur eine manuelle Überprüfung aller hochgeladener Dateien (Avatare, Downloads, ...), aber wer will das leisten... Zwar würde es aktuell den orkenspalter wohl nicht betreffen, aber beispielsweise das Forum von heise (da heise profitorientiert ist, auch wenn es das Forum nicht ist).

  • Ich äußere mal vorsichtig, dass ich grundsätzlich der gesetzlichen Intervention gegen "Aneignung geistigen Eigentums" zustimme.

    Früher war die link-Einbindung eines Originals unbeliebt, das nannte man "traffic-Klau", weil ein Bild im Forum dort vielleicht erschien, sich aber jeder Betrachter von der Originalquelle die Bilddaten gezogen hat. Jetzt, da Datenvolumen eher irrelevant geworden ist, wird umgekehrt - wenn ich es richtig verstanden habe - gegen die unverlinkte Veröffentlichung (=Kopie) zu Felde gezogen.

    Nach meinem Verständnis ist das eine akzeptable Vorgehensweise. User müssen sich angewöhnen einen Link zu setzen, Plattformen müssen es ermöglichen eine Vorschau des Links zu zeigen. Wäre das nach den angestrebten Gesetzesänderungen möglich?

    Die Kampagne gegen die Gesetzesänderung klingt erst einmal freidenkerisch und unabhängigkeitsliebend.

    Was sind aber die Gegenvorschläge zum Schutz des geistigen Eigentums?

    Wenn wir uns einig sind, dass weder große noch kleine Plattformen eine individuelle Prüfung realisieren können, wie anders als durch automatisierte Prüfung können uploads überhaupt noch zulässig sein.

    Wie fände es z.B. Engor, wenn dsa-news oder eine ihm nicht nahe stehende Fantasy-Plattform statt einer Ankündigung und eines links einfach die exzellenten Rezis kopieren würde?

    Wie finden es unsere Uploader mit Pinsel & Pixel, wenn ihre Produkte in einer kommerziellen Bildersammlung aufploppen. Z.B. einfach mal ohne Quelle oder Namen?

    Ich verstehe den Zorn gegen die anstehende Gesetzesänderung.

    Ich hätte aber gerne, ehe ich wütend meine Partei anbrülle, einen konstruktiven Gegenvorschlag verlinkt.

    Immerhin entzündete sich die Gesetzesänderung u.a. an einem Sammelkonzern, der mit Monopolisten-Ellenbogen die Recherchen und Kommentare anderer Geister sich zu eigen machte und das ganze kess Google-news nannte. Es ist doch offensichtlich, dass auch solches Treiben bekämpft werden muss?

  • Wer konstruktive Vorschläge hat, her damit. Ich stimme auch für den Schutz der Urheberrechte und des geistigen Eigentums - das noch mal bekräftigend erwähnt. Und wenn gute Konzepte zum Schutze existieren, bin ich dafür. Allerdings sind undurchdachte Schnellschüsse, die mehr kaputt machen als zu nützen auch nicht hilfreich. [ Und ich kann auch dagegen sein, ohne dass ich direkt eine gute Verbesserung liefern kann. ]

    Und ja: ich (persönlich) wettere auch nicht gegen Parteien, sondern mich betrübt der Schaden, den so etwas für die gemütliche Forenlandschaft verursachen kann. Deswegen das "Wachrütteln", denn viele scheinen noch überhaupt nicht davon gehört zu haben. Wer die Links im Blog durchgeklickt hat findet auch Pro-Stimmen, auch wenn diese derzeit schwerer zu finden sind.

  • Nach meinem Verständnis ist das eine akzeptable Vorgehensweise. User müssen sich angewöhnen einen Link zu setzen, Plattformen müssen es ermöglichen eine Vorschau des Links zu zeigen. Wäre das nach den angestrebten Gesetzesänderungen möglich?

    Diese "Vorschau" des Artikels wird von Artikel 11 behandelt, dem europäischen Leistungsschutzrecht. Das wurde ja auch schon in Deutschland (und einem zweiten EU-Land) versucht, ist dort letztlich gescheitert. Idee war, dass Firmen, die Vorschau von News anzeigen, dafür eine Gebühr zahlen, beispielsweise google News. Google hat sich geweigert und ist dabei ein solches "Schwergewicht", dass sie letztlich kostenfreie Erlaubnis bekommen haben, diese Snippets zu veröffentlichen. Kleinere Firmen, die genau das gleiche machen, haben in die Röhre geschaut uns müssen weiter zahlen.

    Das ganze wird jetzt in Artikel 11 für die EU umgesetzt, obwohl es auf Länderebene bereits zwei Mal gescheitert ist. Wie es für nicht-kommerzielle Angebote ist, ob sie auch eine Gebühr für einen solchen Snippet zahlen müssen, weiß ich allerdings aktuell nicht.

    Die Intention der Reform ist auch keineswegs falsch. Es ist nur rechtens, dass Urheber von der Nutzung ihrer Werke profitieren über Lizenzen. Ein Gegenvorschlag zu Artikel 13 wird z.B. von RA Christian Solmecke formuliert. Grundidee ist hierbei, die Pauschalabgabe im Offlinebereich ins Online-Recht zu übertragen. Die Pauschalabgabe wird beispielsweise für USB-Sticks, Rohlinge, Drucker, Kopierer, ... fällig und berücksichtigt, dass mit diesem Geräten auch illegale Daten kopiert werden können - und geht an die Urheber. Während die Pauschalabgabe für USB-Sticks nach der Größe der Sticks geht, schlägt Solmecke vor, z.B. für youtube eine Pauschalabgabe pro gestreamten Gigabyte.

  • Zum Thema Gegenvorschlag hat mir YT das hier die Tage vorgeschlagen:

    Mein Gegenvorschlag zu Artikel 13 - So würde es funktionieren! | Rechtsanwalt Christian Solmecke

    Ich schließe mich der Seite an, die für einen sinnvoll umgesetzten Schutz des geistigen Eigentums ist. Ich für meinen Teil fotografiere gerne, und hab einiges an Fleiß und Geld in meine Austrüstung gesteckt, sodass sich die Ergebnisse mMn durchaus sehen lassen können. Und natürlich wollte ich, dass niemand die einfach so für kommerzielle Zwecke nutzt. Aber ich will die im Zweifel auch irgendwo hochladen können, und sei es nur als Avatar. Wenn ich das richtig verstanden habe, könnte ich nach aktuellem Stand ja nicht mal mehr auf meinem kleinen, nur für Verwandte und Bekannte zugänglichen Blog bei WordPresss ein selbstgemachtes Bild von einem Pfeifhasen hochladen, weil die Plattform profitorientiert ist. Und das wäre mMn weniger Wünschenswert, als dass niemand mein Bild ohne meine Zustimmung nutzt.

    Gruß

    T

    Ich schreibe aus der Warte eines mit DSA5 eingestiegenen Aventurologen. Mein Wissensstand basiert auf 5 allein.

    „Knie nieder! - Sei ohne Furcht im Angesicht deiner Feinde, sei tapfer und aufrecht, auf das Gott dich lieben möge, sprich stets die Wahrheit, auch wenn dies den eigenen Tod bedeutet, beschütze die Wehrlosen, tue kein Unrecht, dies sei dein Eid (ohrfeigt Balian) Und das ist dafür, dass du ihn nicht vergisst.“ - Königreich der Himmel

    DSA5-Waffenstatistik

  • Wenn ich das richtig verstanden habe, könnte ich nach aktuellem Stand ja nicht mal mehr auf meinem kleinen, nur für Verwandte und Bekannte zugänglichen Blog bei WordPresss ein selbstgemachtes Bild von einem Pfeifhasen hochladen, weil die Plattform profitorientiert ist.

    Du selbst könntest auf deiner eigenen Plattform problemlos Bilder verwenden, die du selbst erstellt hast (sofern du nicht das Recht am eigenen Bild von jemanden verletzt). Schließlich bist du in diesem Fall sowohl Lizenzinhaber als auch Plattformbetreiber - und dass du dir selbst eine Lizenz zur Nutzung deiner eigenen Werke gibst, davon gehe ich einmal aus. Wenn du aber ein Bild von einer Person machst, die auf dem Bild identifizierbar ist, darfst du das Bild nicht mehr einfach hochladen - das ist dann aber nicht mehr Artikel 11 oder 13, sondern hier greift die DSGVO (und auch schon davor andere Gesetze).

  • Ich will auf keinen Fall den Eindruck entstehen lassen, dass mir der Schutz geistigen Eigentums egal wäre. Das Problem ist so wie ich es verstanden habe ja eher, dass sehr viele großen Schaden oder Einschränkungen hinnehmen müssen, damit bei der angedachten Regelung der Schutz gewährleistet ist. Viele pflegen ein Hobby, das dadurch gefährdet scheint, zumindest im Rahmen es mit anderen zu teilen und da trifft es meiner Meinung nach genau die Falschen. Im Bereich digitalen Zeichnens beispielsweise gibt es viele, die über das Zeichnen von Fanarts zum Hobby kommen.

    Stört es jetzt namhafte Spieleentwickler, dass es nicht kommerzielle Fanarts von Mario und Co. gibt, wo sie auf der anderen Seite die Nutzung von Roms alter Spiele durch bekannte Streamer großzügig dulden (was selbst mit zwei zugedrückten Augen immer noch absolut illegal ist)?

    Das größte Ärgernis ist aber meiner Meinung nach ein ganz anderes: eine Stelle, die entscheidet, was nun erlaubt ist und was nicht macht sich keine Gedanken über die Umsetzbarkeit und gibt die Verantwortung dann kurzer Hand einfach weiter, ohne die daraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen der betroffenen Websites zu berücksichtigen.

    Eine Frage aus eigenem Interesse. Gibt es jetzt eigentlich schon genaue Informationen darüber wie strikt die Richtlinien sein sollen? Wenn man nun auch keine Inhalte aus DSA mehr "verwenden" darf, weil sie unter das Urheberrecht fallen sehe ich schwarz für Forenabenteuer und dergleichen.

  • Zum Thema Forenabenteuer:

    Wenn nach offiziellen Abenteuern gespielt wird, dürfte das unter die Veröffentlichung nach Art. 13 Abs. 1 der RiLi fallen (Relevantes fett hervorgehoben).

    "Diensteanbieter der Informationsgesellschaft, die große Mengen der von ihren Nutzern hochgeladenen Werke und sonstigen Schutzgegenstände in Absprache mit den Rechteinhabern speichern oder öffentlich zugänglich machen, ergreifen Maßnahmen, um zu gewährleisten, dass die mit den Rechteinhabern geschlossenen Vereinbarungen, die die Nutzung ihrer Werke oder sonstigen Schutzgegenstände regeln, oder die die Zugänglichkeit der von den Rechteinhabern genannten Werke oder Schutzgegenstände über ihre Dienste untersagen, eingehalten werden. Diese Maßnahmen wie beispielsweise wirksame Inhaltserkennungstechniken müssen geeignet und angemessen sein. Die Diensteanbieter müssen gegenüber den Rechteinhabern in angemessener Weise darlegen, wie die Maßnahmen funktionieren und eingesetzt werden und ihnen gegebenenfalls über die Erkennung und Nutzung ihrer Werke und sonstigen Schutzgegenstände Bericht erstatten."

    Öffentlich zugänglich gemacht werden die Inhalte der Abenteuer ganz offensichtlich, wenn sie im Forum gespielt werden und jeder mitlesen kann. Am einfachsten wäre es, wenn über die Markierung des Regelwerks (DSA 4, DSA 4.1, DSA 5) der Urheber definiert ist und Ulisses die Verwendung der offiziellen Abenteuer im Forum/ Forenabenteuer umfassend erlaubt. Anhand der Markierung würde dann auch der Uploadfilter entbehrlich werden, weil der Bezug zu dem Urheber und die Legitimierung durch diesen geklärt sind.

    Eine andere Möglichkeit wäre es u.U., die FAB nur für die Teilnehmer lesbar zu machen, weil dann keine öffentliche Zugänglichmachung mehr erfolgt. Ob das technisch umsetzbar ist, z.B. mit Passwörtern, kann ich natürlich nicht sagen.

    Solange der Verlag aber keine Einigung mit den Anbietern der Foren trifft, müsste wohl leider auch jedes Forum die Verwendung offizieller Abenteuer, die unter das Urheberrecht fallen, vermeiden, um keine rechtlichen Probleme zu haben.

    Noch eine allgemeine Anmerkung: Persönlich halte ich eine Änderung des Urheberrechts für notwendig, in der Form aber für rechtlich völlig undurchdacht. Die politisch Beteiligten scheinen weder über das sachlich noch das rechtlich erforderliche Hintergrundwissen zu verfügen. Bzw. lassen sie sich dieses "Hintergrundwissen" von bestimmten Interessengruppen zukommen, die dann natürlich egozentrisch ihre Interessen einfließen lassen, die der Allgemeinheit aber ignorieren.

    Der bessere Ansatzpunkt wäre sicherlich das Steuerrecht gewesen, um diejenigen, die die Veröffentlichungen und Verwendung zur Gewinnerzielung nutzen, mit angemessenen Kosten zu belasten, die dann den Urhebern zugute kommen - wiederum politisch zu regeln.

    Soweit auf die Schnelle, wobei ich hoffe, dass der Orki mit Ulisses eine schnelle Vereinbarung trifft. Dann wären allerdings auch noch die Bilderveröffentlichungen zu regeln und wie sichergestellt sein kann, dass nur Material von Ulisses verwendet wird.

  • Karmakorthaeon Danke für die schnelle und präzise Antwort. Das Problem ist dann aber immer noch, dass wohl Ulisses Spiele bei vielen offiziellen Publikationen nicht alleiniges Urheberrecht besitzt, wie man am Beispiel Borbaradkampagne nach DSA4.1 gut sieht, die ist nämlich nicht ohne Grund vergriffen und die wenigen Gesamtausgaben werden wegen der (wohl doch noch großen Nachfrage) für viel Geld gehandelt.

    Es ist schwierig einer neuen Regelung positiv gegenüber zu stehen, wenn eine Gesetzesvorlage scheinbar nur Ärgernisse mit sich bringt. Ich hoffe auf eine bessere Lösung, die wie du schon sagtest vorallem solche Veröffentlichungen betrifft, die einen Profit erzielen sollen.

  • Hier ein interessantes Video zu diesem Thema, welches ausnahmsweise nicht von einem begeisterten Jugendlichen stammt, sondern von einem mit Fachkenntnis versehenen Anwalt: https://www.youtube.com/watch?v=3xCfwbJYWuM


    Letztendlich sind diese Artikel allein mit viel Geld und Uploadfiltern umzusetzen, falls überhaupt. Als Konsequenz wird deutlich zu viel gesperrt, kleine Anbieter und Fanprojekte bleiben auf der Strecke und ganz allgemein wird Zensur zum Standard.

    Noch eine kurze Anmerkung:

    Wer die Artikel aufmerksam gelesen hat, insbesondere die letzten Änderungen, wird schnell merken, dass gar nicht die Urheber geschützt werden sollen, sondern die großen Rechteinhaber z.B. Disney, Sony usw. an noch mehr Geld gelangen. Rechte, welche hingegen tatsächlich den Urhebern, den kreativen Köpfen nutzen, z.B. ein Verbot des vollständigen Ausverkaufs und Zwang auf eine zumindest halbwegs faire Entlohnung, wurden direkt gestrichen oder sind über den Status eines bloßen Vorschlags nie hinausgekommen.

    Außerdem dienen diese Artikel der Zensur. Wer befürchtet, z.B. es könnten zukünftig auf keine Videos mehr zu seinen Lieblingsspielen auftauchen, irrt. Lediglich Videos mit negative Kritiken werden recht schnell verschwinden. Ähnliches ist übrigens ganz allgemein bei Kritik zu befürchten, auch im politischen Bereich werden Inhalte automatisch gesperrt und, falls überhaupt, erst deutlich zu spät und auf umständliche Anfrage hin freigegeben.

    Einmal editiert, zuletzt von Aristeas (3. März 2019 um 12:34)

  • Danke für diese tolle Aktion! Man sieht die Tage, wie schlecht unsere Demokratie noch funktioniert, Alex Voss ist ein großartiges Beispiel, wie derzeit Politiker am Willen des Volkes vorbei regieren. Aber der gute wird bestimmt nach dem desolaten Ergebnis in einer der schönen Verlage unterkommen.

  • Meine drei Cents, die ich mit dem allerhöchsten Respekt vorbringe und nicht falsch verstanden wissen möchte:

    1. Dass hier grundsätzlich politische Diskussionen untersagt werden, finde ich bekanntlich gar nicht so glücklich.
    Gerade in diesen Zeiten müsste die aufgeklärte, tolerante und Utopien romantisierende Rollenspielcommunity auf safe spaces zurückgreifen können, wo sie sich mit der uns eigenen Weltoffenheit, Experimentierfreude, der Neugier und der Achtung vor der natürlichen und sozialen Umwelt, den Atem holen kann, um bestärkt aus dem Reich der Fantasie der bedrückenden Alltagswelt zu begegnen.
    Ein Aussperren des Politischen sperrt nämlich keinesfalls das Politische aus, sondern blendet es nur aus. Der negative Effekt dieser Vermeidungsstrategie wirkt sogar wie eine Verstärkung der Problematik: Indem wir uns in die Höhle zurückziehen, suggerieren wir, dass alles ideologisch Aufgeladene mit uns leichtes Spiel hat; nicht weil es uns beeinflusst, sondern weil es unwidersprochen bleibt und von uns keinen Widerstand zu erwarten hat.
    Ich meine, dass in diesen Tagen die Community, die aus in großer Mehrheit außergewöhnlich anständigen, zivilisierten, freundlichen und weltoffenen Personen besteht, nicht "unpolitisch" sein darf, um nicht dem unheiligen Zeitgeist das Feld zu überlassen oder - durch Schweigen - eine Unterwanderung zu riskieren.
    Ein Beispiel zu dieser "Unterwanderung": In Thüringen hat es in den letzten Jahren Bestrebungen von rechten Gruppierungen gegeben, LARPs für Kinder und Jugendliche auszurichten. Ein großes Forum, mit vielen gut vernetzten Rollenspielszeneangehörigen nicht nutzen zu dürfen, um vor diesen Untrieben ganz konkret zu warnen, ist vermutlich das Gegenteil von dem, was man erreichen möchte.

    2. Gleichwohl ist zu erleben, dass man hier und heute als User, ungefragt und unvorbereitet, zu einer politischen Maßnahme "hinzugezogen" wird ("instrumentalisiert wird" wäre zu hart ausgedrückt und könnte missverstanden werden...), um gegen ein vermeintliches oder tatsächliches Unrecht vorzugehen, das sich nur dahingehend von oben genannten Anlässen politischen Handelns unterscheidet, als man von einer Problematik nun akut selbst betroffen ist.
    Dass für diese Problematik eine Ausnahme gemacht wird, halte ich mindestens für inkonsequent.
    Ja, es ist eine Ausübung des Hausrechts und damit legitim. Aber es erzeugt ein etwas schiefes Bild, insbesondere unter Einbezug von Punkt 1.

    3. Unabhängig davon sehe ich in der Etablierung von Uploadfiltern tatsächlich die Gefahr eines Zensurinstruments, gegen das mit aller Kraft vorgegangen werden sollte. Gerne auch durch den hier getätigten Protest, den ich in seiner Intention natürlich absolut unterstütze. Wir sollten von all diesen Freiheiten Gebrauch machen, so lange wir sie noch haben.
    Jedoch: Damit lässt sich am Besten vor der eigenen Türe anfangen. Beispielsweise indem man staatlich verordnete Uploadfilter nicht durch privat verordnete "Uploadfilter", wie beispielsweise die Themeneinschränkung innerhalb eines Rollenspielforums, noch zusätzlich ergänzt.

    Insofern begrüße ich es außerordentlich, dass in diesem Thread, zu dieser Problematik, eine Diskussion stattfinden darf und wünsche mir zugleich weitere - eingehegte Bereiche - in denen dies zukünftig ermöglicht wird, sofern der Ton und der Umgang miteinander zivilisiert bleiben und "das Politische" einen klaren Rollenspielbezug hat.
    Das wäre, so denke ich, ein stärkeres und nachhaltigeres Zeichen als eine (sicherlich sehr gut gemeinte) Einmalaktion.

    - nicht mehr im Forum aktiv -

  • Das Problem an der ganze Sache ist, das die Urheberrechtsreform nicht für Urheber sondern für Verwertungsgesellschaften gemacht wurden. Wer das interview mit Julia Reda gesehen hat (verlinkt im zu disem Thread gehörenden Blogeintrag) wird schnell merken woher der Wind weht. Aus Sicht des Bertelsmann-Verlags hätten Urheber sogar noch zu viele Rechte.

    Das größte Problem dürfte aber das Missbrauchspotential sein und die sich daraus ergebenden sozioökonomischen Spätfolgen sein.

  • Ganz ehrlich, ich bin nicht auf dieser Plattform, um mit den Foristen hier über Politik zu diskutieren und erst recht nicht, um mich politisch instrumentalisieren bzw. "erziehen" zu lassen. Stimme was diesen Punkt betrifft Thorus84 ausdrücklich zu und finde das ebenfalls mehr als unglücklich.

    Ich selbst bin Kommunalpolitiker und tagtäglich mit Politik konfrontiert. Das hier ist sozusagen einer meiner Rückzugsorte, wo ich mich mal nicht mit politischen Themen auseinandersetzen muss und was darf ich nun erfahren? Glückwunsch, Erastäus, wir dachten uns, zwingen wir dich durch das Sperren der Zitate und deines Avatars doch mal dazu, dass du dich auch hier mit Politik auseinandersetzen muss! Danke! :(

    Ich bin hier um über Rollenspiel zu reden und zu fachsimpeln. Alles andere erledige ich in anderen Foren und Formaten. Hier sollte es um DSA und Co. gehen und um nichts anderes. Meine Meinung zu dem Thema.

  • Tja, ja. Mir gefällt es auch nicht besonders, aber muss das leider auch auf gewisse Weise als Vorgeschmakc sehen, wie der Orki wohl auf Dauer aussehen wird, wenn es dieser Gesetzestext durch das Parlament schafft und dann erst in nationalen Gesetzen umgesetzt ist. Sehr wahrscheinlich würden die technischen Maßnahmen/Uploadfilter die da so manchem vorschweben zu scheinen, das was für ein Forum wie dieses mit vernünftigem Aufwand umsetzbar wäre bei weitem übersteigen. Wenn man nicht prüfen kann was hochgeladen wird, dann bleibt nur mehr die Option nichts mehr hochladen zu lassen. Auch vom Downloadarchiv des Orki (oder dem des DSAForums oder oder oder) müssten wir uns dann ziemlich sicher endgültig verabschieden. Sogar das Scriptorium könnte betroffen sein. Denn mal ehrlich, würden Ulisses oder DriveThru/OBS in der Lage sein bei allem das hochgeladen wird vollumfänglich zu überprüfen ob da nicht irgendwo ein Urheberrecht verletzt wird?

    Klar, mir wäre es auch lieber, müsste ich mich nicht damit beschäftigen, könnte stattdessen nur über Rollenspiel nachdenken ... aber so läuft die Welt nun mal leider nicht. :(

  • Wenn mich aber ein Einzelhändler zwingt mich mit Ladenöffnungszeiten auseinander zu setzen, meine Eltern Rentenpoltik oder meine Kollegen Berufspolitik an mich herantragen, kann ich schwerlich sagen, "hier bin ich Einkäufer/Sohn/Arbeiter, lasst mich doch mit Politik in Ruhe!"

    Das sollte man einem Portal im Netz mE zugestehen, dass es sich netzpolitisch verhält.

    Schweigendes Hinnehmen ist in meinem Land ein weitreichenderes Problem als überpolitisiertes Miteinander.

    Die "Geiselnahme" hier im Dienste einer politischen Positionierung finde ich ebenfalls nicht über Gebühr. Es besteht die Option am betreffenden Sonntag das kostenlose Angebot nicht zu nutzen. Das Orkenspalter-Forum benennt nicht die Menge seiner Mitglieder als Stimmvieh. Wer soll denn netzpolitisch Alarm geben, wenn nicht die Anbieter von Internetangeboten.

    Wohlgemerkt: -- finde ich trotz meiner inhaltlichen Skepsis gegenüber der vertretenen Position.

  • Erastäus von Salvunk Ohne dich jetzt in eine politische Diskussion verwickeln zu wollen: ich kann deinen Unmut sehr gut nachvollziehen, mir geht es da ähnlich, dass ich meine Freizeit gerne so gestalte, dass sie nichts mit meiner beruflichen Tätigkeit zu tun hat.

    Auch wenn ich politisch nicht völlig desinteressiert bin reicht die Energie, die ich in meiner Freizeit bereit bin für derartige Themen aufzubringen lediglich für solche, die mich auch beruflich betreffen. Urheberrecht gehört da leider nicht dazu und auch wenn ich mich gerne mehr informieren möchte: Wo fängt man da als Laie an?

    Ich sehe viele meiner Hobbys gefährdet und bin froh auch einmal direkt mit den Konsequenzen konfrontiert zu werden, ob die Art und Weise, wie das hier gemacht wurde gut oder schlecht ist will ich nicht beurteilen, dass da aber das Bild vom "Mob aufscheuchen" so interpretiert werden kann ist mir klar. Ich gehe aber davon aus, dass das Orkenspalter Team eine ähnliche Meinung zur Community hat wie ich und davon ausgeht, dass die meisten hier zu einer reflektierten Meinungsbildung fähig sind und ihnen (wie es bei mir zumindest der Fall ist) aufgrund der erdrückenden Informationsflut, der wir tagtäglich ausgesetzt sind an Hintergrundwissen fehlt.

    Wie gesagt, ich verstehe deine Unzufriedenheit darüber.