Frage zum "ungewöhnlichen" Gebrauch von Dämonen

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    Ist doch schon längst passiert – Karakilreiter mit Hylailer Feuer, Sordulsäpfeln und Hagelschlag wurden bereits in mehreren Kriegen von Borbarad bzw. den Schattenlanden eingesetzt.

    Das weiss ich natürlich, aber sofern eine Gruppe vor Borbarad spielt, ist derartiges ebend noch nicht flächendeckend eingesetzt worden (Dunkle Zeiten mal außen vor, da zu denen nicht alle Informationen für Spielerhelden um 980-1000 BF bekannt sind).

    Die große Frage bleibt aber wieso nur die "Bösen" sich derartig effektiver Magie und Taktik bedienen und nicht die sich aufs Blut hassenden Druiden und Hexen verehrenden Nostergaster oder die Technisch fortgeschrittenen und Kulturell "weiterentwickelten" Horasier? Mit Shinxir haben sie sogar eine Gottheit verehrt die selber fliegen kann (Hornisse) da sind angriffe aus der Luft als Schwarm doch absolut naheliegend.

    Es ist aber letztlich der Redaktionellen Entwicklung des Spiels geschuldet, das gerade die besonders perfiden Techniken und Kampftaktiken erst in späteren Editionen und düsteren Settings (Schattenlande, Borbarad) aufgetaucht sind während zuvor Einhörner, Riesenspinnen, Drachen und Orks für einen "Wow-Effekt" und "große Augen" ausgereicht haben um den "sense of wonder" zu befriedigen und die Phantasie zu beflügeln.

    Aber das ist eine betrachtung von außen auf das Spielsystem und seine Geschichtliche Entwicklung und keine Betrachtung der Ingame-Welt und ihrer inneren Kausalität oder Kontinuität.

    Zitat


    Die Hexe könnte einfach zweihundert Meter außerhalb des Lagers landen, die Mistviecher absetzen und reinschicken. Demgegenüber finde ich "Über dem Lager abwerfen" wesentlich cooler.

    Exakt dieses "Problem" ist die entscheidende Komponente der Fragestellung. Regeltechnisch ist der Abwurf aus der Luft überhaupt nicht nötig, und ein mehraufwand oder zusätzliches Risiko, das niemand eingehen würde wenn er teil der Welt wäre und aus logischen Gründen handelt. Erst die Betrachtung von Außen und die Vorstellungen und Wünsche des Spielers (nicht seiner Spielfigur) erfordern plötzlich einen "kreativen" Ansatz um die "coolness" zu steigern und dem Spieler das Gefühl zu geben etwas besonders "Effizientes" und "Herausragendes" geleistet zu haben. Wenn also das Orklager nicht zufällig für die Dämonen unerreichbar ist auf anderem Wege, dann ergibt sich keine Notwendigkeit für den Abwurf aus der Luft (jenseits von coolness) und wenn die paraphysikalität dafür sorgt das Dämonen überall auf jede weise hinkommen, solange sie dies nur "wollen" (ihr Wille ist eine Sache, aber die Umsetzung muss nicht unbedingt immer gelingen!) dann ergibt sich noch weniger Notwendigkeit für ein Vorgehen mit erhöhtem Risiko und Aufwand bei gleichem Nutzen/Ertrag.

    Bezüglich der Paraphysikalität sei noch eines zu bedenken gegeben:

    Nur weil ein Wesen etwas Will, heisst dies nicht das es auch unbedingt gelingt.

    Wenn der Dämon nicht getroffen werden will wird über seinen Verteidigungswert/Ausweichwert/Paradewert ermittelt ob sein Wille auch geschieht.

    Gleiches gilt für Bewegung und Widerstand gegen Effekte und Beeinflussung.

    Sofern der Dämon nicht Regeltechnisch Immun gegen bestimmte Effekte ist, muss bei einer uneindeutigen Situation (Probe) ermittelt werden ob oder ob nicht bestimmte effekte eintreten.

    Wenn ein Dämon in der Luft kreise ziehen will und dies durch starken Wind oder mit Schwertern und Schilden herumfuchtelnde Helden erschwert wäre ist eine dementsprechend erschwerte Probe notwendig (immerhin gibt es regeln zu routineproben um nicht ständig alles Würfeln zu müssen, und damit auch einen Schwellwert ab wann überhaupt eine Probe notwendig wäre), Wenn der Dämon nun keinen Fertigkeitswert besitzt, dann kann er die Notwendige Probe auch nicht ablegen und folglich seinen Willen nicht umsetzen.

    Wenn ein Dämon ein Opfer umbringen Will ist dieses auch nicht direkt tot, sondern über Regeln (Proben) wird ermittel wie gut dem Dämon dies gelingt, miest AT Proben oder Zauberproben samt ihrer Effekte auf das Ziel oder die Umgebung.

    Wenn also die Paraphysikalität jede Regelung bricht durch den "Willen des Dämons" und er immer eintritt (keine Probe notwendig oder zulässig) dann sind Dämonen das tötlichste was ein SL oder Spieler nutzen kann um alles und jeden dem "Willen des Dämons" zu unterwerfen (Tot oder lebendig).

    Was für Proben der Bewegung gilt, gilt dann auch für alle aus der Bewegung resultierenden Aktionen, also (para)Physikalische Angriffe und Verteidigungen.

  • Zitat


    Die Hexe könnte einfach zweihundert Meter außerhalb des Lagers landen, die Mistviecher absetzen und reinschicken. Demgegenüber finde ich "Über dem Lager abwerfen" wesentlich cooler.

    Exakt dieses "Problem" ist die entscheidende Komponente der Fragestellung. Regeltechnisch ist der Abwurf aus der Luft überhaupt nicht nötig, und ein mehraufwand oder zusätzliches Risiko, das niemand eingehen würde wenn er teil der Welt wäre und aus logischen Gründen handelt. Erst die Betrachtung von Außen und die Vorstellungen und Wünsche des Spielers (nicht seiner Spielfigur) erfordern plötzlich einen "kreativen" Ansatz um die "coolness" zu steigern und dem Spieler das Gefühl zu geben etwas besonders "Effizientes" und "Herausragendes" geleistet zu haben. Wenn also das Orklager nicht zufällig für die Dämonen unerreichbar ist auf anderem Wege, dann ergibt sich keine Notwendigkeit für den Abwurf aus der Luft (jenseits von coolness) und wenn die paraphysikalität dafür sorgt das Dämonen überall auf jede weise hinkommen, solange sie dies nur "wollen" (ihr Wille ist eine Sache, aber die Umsetzung muss nicht unbedingt immer gelingen!) dann ergibt sich noch weniger Notwendigkeit für ein Vorgehen mit erhöhtem Risiko und Aufwand bei gleichem Nutzen/Ertrag.

    Das kann man natürlich so sehen. Meine Gruppe und ich haben da glaube ich eine etwas andere Sicht drauf. Wenn auf Dere jeder Held nur "effizient" und ohne "zusätzliches Risiko" handeln würde, gebe es wohl keine Drachen- und Basiliskentetöter, denn welcher Mensch wäre so wahnsinnig, sich solchen Monstren entgegenzustellen? Das Heldenleben besteht aus lebensgefährlichen Situationen. Das macht das Heldenleben aus. Aus diesem Grund sterben ja auch immer wieder Helden bei solchen Gelegenheiten. Man stellt sich heroisch einer Übermacht entgegen. Die Chancen stehen schlecht, aber man ist halt ein Held, da gehört das dazu. :)

    Und warum sollte eine sehr von sich eingenommene Spieler-Hexe, die sich für den Nabel der Welt hält, und ihre Macht demonstrieren möchte, nicht auch zu solchen Mitteln greifen, um etwas Spektakuläres auf die Beine zu stellen und sich an den verdutzten Gesichtern der Orks zu laben? ;)

  • Das ist wieder eines dieser Themen, an dem man sich kaputt Diskutieren kann. Auch gibt es denke ich ein Problem damit, dass es in DSA 4 und 5 anders gehandhabt wird.
    Die höheren Paraphysikalitäten erlauben einem 4.1 Dämon an den Wänden hochzulaufen, und sowohl Schwerkraft alsauch Trägheit zu ignorieren. Ein Dämon mag keine definierbare Masse haben und sich an keine Regel zur Massenerhaltung oder Ausdehnung halten müssen. Klar kann man jetzt jede Aktion mit einer Probe versehen, aber alles außerhalb von AT/PA (evtl noch KK und GE-Proben bei interaktionen mit z.B. umschlingen) und Zaubern würde ich persönlich immer erzählerisch abhandeln. Wenn die Helden versuchen, einen Dämon in der Luft auszumanövrieren, dann denke ich mir für die Helden eine Probe aus, die sie dafür schaffen müssen, und rechne nicht mit Werten für das Monster.
    Wenn Helden Dämonen dafür nutzen wollen, ein Gegnerisches Lager zu verschrecken, dann ist der Effekt in meinen Augen auch maßgeblich davon abhängig, wie erfahren der Gegner mit Dämonen ist. Ein erfahrener Tariach-Priester lacht sich da eventuell ins Fäustchen.

    In meinen Augen sind klare Regeln bei einer direkten Konfrontation wichtig, wenn die Würfellei tatsächlich über Gelingen oder Scheitern - und eventuell einen Heldentod - entscheiden soll. Viele andere Situationen können sehr gut erzählerisch abgehandelt werden - als Meister sehe ich mich selbst als Entertainer, der Spannung erzeugen soll, und nicht als Simulationsmatrix.

    Und gerade wenn Dämonen im Spiel sind kann man ihre chaotische Natur wunderbar nutzen, um dien Spielern klar zu machen, dass sie hier mit dem Feuer spielen. Niederhöllischem, gemeinen und boshaftem Feuer, das nur drauf wartet, ihnen eins auszuwischen.
    Wenn meinen Spielern bei Dämonen immer der Nacken kribbelt, auch wenn die Beschwörung gelingt und die Biester im Grunde machen, was von ihnen verlangt worden ist, dann habe meinen Auftrag erfüllt.

    Along the shore the cloud waves break,
    The twin suns sink behind the lake,
    The shadows lengthen
    In Carcosa.

  • Wenn auf Dere jeder Held nur "effizient" und ohne "zusätzliches Risiko" handeln würde, gebe es wohl keine Drachen- und Basiliskentetöter, denn welcher Mensch wäre so wahnsinnig, sich solchen Monstren entgegenzustellen?

    Gäbe es schon. Das wären dann halt nur Armbrustschützenregimenter, die die Viecher aus sicherer Entfernung durchsieben, statt irgendwelchen wagemutigen Heldengruppen und einzelnen Recken.

    Die große Frage bleibt aber wieso nur die "Bösen" sich derartig effektiver Magie und Taktik bedienen und nicht die sich aufs Blut hassenden Druiden und Hexen verehrenden Nostergaster oder die Technisch fortgeschrittenen und Kulturell "weiterentwickelten" Horasier? Mit Shinxir haben sie sogar eine Gottheit verehrt die selber fliegen kann (Hornisse) da sind angriffe aus der Luft als Schwarm doch absolut naheliegend.

    Erstmal ist der nostergastsche Hass nicht so weit fortgeschritten, wie du ihn anscheinend postulierst – vermutlich (auch) aus Offgame-Sympathiegründen hat dort noch niemand den totalen Krieg ausgerufen und ganze Landstriche massakriert. Auch bin ich mir ganz ehrlich gerade nicht sicher, inwiefern Hexen tatsächlich Verbindungen zum Staat haben.

    Und im Horasreich ist die Begründung nun wirklich einfach: Der Codex Albyricus sagt, dass nur Gildenmagier magische Dienstleistungen anbieten dürfen. Das Horasreich kann also entweder eine hexische Luftwaffe einsetzen oder die Magier der sieben Akademien auf horasischem Boden.

    Jeder Mensch ein Magier!
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