Ein Praiot im Jahr des Greifen?

  • Hallo Schwarm,

    ich bereite mich vor, mein Meisteramt zeitweise niederzulegen und statt dessen als Spieler in den Ring der aventurischen Geschichte zu steigen. Der zukünftige Spielleiter hat es durch liebevolle Penetranz geschafft, uns zu DSA5 zu bewegen. Er hat zudem sein historisches Lieblingsgebiet in der aventurischen Geschichte als Schauplatz ausgesucht, den dritten Orkensturm. Genauer: Das Jahr des Greifen. Nun habe ich Liste meiner Charakterkonzepte durchgesucht, welche zu diesem passen könnten und es zwei bis drei eingrenzen können. Zum einen hätte ich ungeimlich Lust einen Pala... kämpferischen Praioten zu spielen. Mit dicker (goldener) Rüstung und Morgenstern ein schönes Bild. Nun wies mich der besagte Spielleiter darauf hin, dass im Abenteuer steht, dass zu fanatische Charaktere, wie z.B. auch Praiosgeweihte, für das Abenteuer nicht geeignet wären. Ich überlege schon, ob es daher besser wäre meinen Lowanger Verwandlungsmagier oder meine verweltlichte Halbelfe ins Rennen zu schicken. Allerdings will ich meinen Praioten nicht übermäßig streng in seiner Auslegung, sondern eher lieberal, aber immer noch gläubig darstellen. Lange Rede, kurzer Sinn: Kennt jemand von euch das Abenteuer und kann mir sagen, ob man mit einem solcher Charakter Spaß am Abenteuer haben kann?

    Viele Grüße

    Scoon

    PS: Ich kenne zwar die Romane, aber nicht das Abenteuer, also bitte keine Spoiler.

  • Generell bin ich ein Freund davon, Geweihte zumindest ein bisschen liberaler auszulegen, dass man sie einigermaßen breit aufgestellt spielen kann. Gerade bei einem Geweihten Praios-Paladin bin ich ziemlich vorgeschädigt. Ich habe recht lange einen Dieb/Spähtgeweihten Phexi in einer Gruppe zusammen mit einem Geweihten Bannstrahler gespielt.

    Um es kurz zu machen: Hast du so einen Charakter dabei, kannst du als Gruppe jede Art von heimlichen vorgehen vergessen. Ihr müsstet die Gruppe schon trennen, damit da was geht. Unser Geweihter war so liberal, dass er geschwiegen hat, wenn mein Phexi sein Ding gemacht hat, aber insgesamt war das oft doch sehr schwer. Gerade weil besagter Spieler sehr entscheidungsfreudig war, und so war die das aller häufigste vorgehen halt mit der Tür ins Haus mit einem lauten "Die Inquisition ist da". Z.B. im von Haffax kontrolliertem Eslamsbrück...
    Du kannst viel Spaß haben, wenn es um Abenteuer geht, wo du als Praiot Autorität hast, wo die Kirche anerkannt ist und wo du die Bösen direkt verdampfen kannst.
    Spielt ihr in irgendeiner Form Abenteuer, wo man auch mal "Hinter feindlichen Linien" ist, oder die Bösen eher ambivalente Figuren, die man nicht einfach kalt machen darf, dann bedeutet ein kämpferischer Praiot meist TPK.
    Du kannst dich einfach nicht verstecken als Praiot - und schon gar nicht als Paladin.
    Du darfst nicht lügen und du musst immer offen auftreten - an die beiden Sachen musst du dich halten. Das kann man abschwächen, Notlügen können mal ok sein usw. aber generell glaube ich nicht, dass du besonders beliebig werden kannst, weil du dann recht schnell die Weihe ad absurdum führst.

    Along the shore the cloud waves break,
    The twin suns sink behind the lake,
    The shadows lengthen
    In Carcosa.

    2 Mal editiert, zuletzt von Sternenfaenger (15. November 2018 um 10:41)

  • Grundsätzlich finde ich einen Praioten, gerade auch einen kämpferischen, im JdG sogar insgesamt recht gut aufgehoben. Es gibt allerdings ein nicht zu unterschätzendes Aber (genau genommen fallen mir gerade zwei wichtige 'Aber' ein), an dem ich mit meiner Rondrianerin (wenn auch damals noch nicht geweiht) durchaus zu knacken hatte.

    Wenn Dein Praiot und Du damit leben könnt - wobei Dir die Problematiken aus den Romanen bekannt sein könnten, wenn nicht, möchte ich sie hier nicht nennen -, dass gelten kann: "Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden", weil nicht immer alles so geht, wie es für Gevatter Praios am schönsten ist, und auch Dein SL da keine echten Problematiken sieht, dann würde ich für einen nicht überzogen strengen (so unausstehlich und intolerant wie NSC in vielen AB sind Praioten ja laut offiziellem Hintergrund aus den Regelwerken gar nicht angelegt), sogar als recht liberal angelegten Praioten da durchaus seine Möglichkeiten und Momente sehen.

    Wie schon angesprochen, sollte der SC aber auch mit Blick auf die anderen SC ausgewählt sein. Wenn da bekennende Brabaker, Hexe und Dieb sich sonst noch tummeln, kann auch der liberale Praiot sich da überstrapaziert fühlen.

    So auf das AB bezogen: Es mag nicht immer leicht sein, es dürfte sogar ein paar sehr harte Einlagen für Charaktere wie Praioten, Rondrianer und ähnliches geben, aber gerade das kann ja neue Facetten zeigen und das Rollenspiel erst interessant machen. Wenn man den moralischen Zwiespalt nicht so mag, dann vielleicht doch etwas eher Graueres.

  • Ich bin selbst großer Freund von Praioten in Abenteuern, will aber hier Sternenfaenger zu 100% beipflichten. So ein Charakter muss in die Gruppe passen und gerade als Geweihter des Praios ist er - wenn wir von einer normalen 12-Götter-Truppe sprechen - auch die Person, die im Zweifel die Entscheidungen trifft.

    Das kann tierisch Spaß machen, wenn man eine Gruppe hat, die sich gerne selbst einschränkt (kein Lügen, keine Gesetzesbrüche, wenig bis keine Magie) und sich darauf einstellt und vielleicht auch passende Charaktere spielt. Es kann auch Spaß machen, um das Konzept rumzuspielen, indem zum Beispiel der Streuner hinter dem Rücken des Praioten die Fäden spinnt - inklusive intensiven Charakterspiel, wenn er auffliegt. Es kann aber auch unfassbar nervig sein, Abenteuer sprengen, Mitspieler vollkommen aus dem Spiel nehmen, ihnen IT und OT den Spaß versauen oder dem Meister von Kaufabenteuern graue Haare wachsen lassen.

    Mein klarer Rat: Wenn Praiot für eine Kampagne, auf den Meister hören und das Ganze mit der Gruppe absprechen. Nur wenn es da ein "Okay!" gibt, lohnt sich das Konzept.

    Ansonsten wäre vielleicht als etwas weniger extremes Konzept in Richtung Paladin ein Rondra-Geweihter eine passende Idee oder ein Ritter, der sich dem Paladin-Konzept ohne Weihe verschrieben hat.


    Edit: Schattenkatze war (mal wieder? :D) schneller. Insbesondere dem Punkt stimme ich natürlich uneingeschränkt zu:

    Zitat

    Wie schon angesprochen, sollte der SC aber auch mit Blick auf die anderen SC ausgewählt sein. Wenn da bekennende Brabaker, Hexe und Dieb sich sonst noch tummeln, kann auch der liberale Praiot sich da überstrapaziert fühlen.

    und möchte hinzufügen, dass das Überstrapazieren in beide Richtungen da gehen kann.

  • Danke schon mal für eure Antworten! Also der Rest der Gruppe besteht bisher aus einem mittelreichischen Jäger, einen Amboßzwerg und einem Agenten der KGIA. Von dieser Seite her, gibt es da also weniger Probleme, zumal wir den Hintergrund von Agent und Praiot schon vorher verweben würden. Die Frag eist also weniger allgemeiner Natur, sondern ganz spezifisch zum Abenteuer. Unser Spielleiter ist sich halt auch unsicher, ob der Charakter gut geeignet ist. Ein paar Aktionen einfach hinter dem Rücken meines Charakters sind kein Problem. Nur dann, wenn das Abenteuer regelmäßig nur dadurch zu lösen ist, dass man verdeckt vorgeht und/oder gegen das Gesetz, dann wird es wohl nicht sehr viel Spaß machen, mit einem Praioten daran teilzunehmen. Daher die Frage an einem, der sich mit dem Abenteuer auskennt.

  • Ganz platt: Das sollte und kann nur euer Meister entscheiden. Dasselbe Kaufabenteuer kann von zwei Meistern vollkommen anders geleitet werden. Eine pauschale Antwort verbietet sich daher meiner Meinung nach.

  • Es ist ja in der Tat die Frage, was euer SL draus macht, ob und ggf. was er ändert, wie er die NSC interpretiert und daher, aber auch, was ihr Spieler und eure SC draus machen.

    Voraussichtlich wird es eben nicht immer leicht für jemanden wie einen Praioten sein. Dennoch sehe ich gerade so jemanden in anderen Belangen wiederum goldrichtig in diesem AB, und auch die Probleme sind etwas, an denen man wachsen kann und für Dich als Spieler ihren Reiz haben können. Das sind allerdings auch keine Dauerzustände.

    Aber das kann für den Jäger ähnlich, wenn auch aufgrund anderer Bedingungen gelten, wenn er als Wildnismensch viel in einer Stadt ist.


    Davon abgesehen können wir hier nur unsere Einschätzung abgeben, aber wir kennen nicht, wie das AB bei euch sein wird, noch wie Du Deinen Praioten spielst, und wie ihr beide mit den durchaus vorhandenen Knackpunkten auskommt.

  • Hm, ok, dann wird es wohl eine spekulative Entscheidung meinerseits bleiben, denn er ist sich, wie geschrieben, nicht sicher, ob es passen wird.

    Wenn sich der Meister nicht sicher ist, würde ich es lieber sein lassen. Hat der Meister vielleicht Infos gegeben, was gut passt? Was für einen Spielstil habt ihr?

  • Schattenkatze

    Ist das Abenteuer denn so sandig, dass die möglichen Wege so vielfältig sind? Wenn ja, hätte dies zumindest auch den Vorteil, dass der SL es an die gegebenen Charaktere anpassen könnte. Ich empfand den Charakter grundsätzlich auch recht passend in die Zeit und die notwendige Bindung zum Mittelreich für das Setting besitzt er auch. Ich wollte ihn relativ liberal spielen, aber natürlich nicht vollkommen abseits der Prinzipien. Wenn der Plot vorwiegend daraus besteht, heimlich zu agieren, werde ich daran nicht viel Freude haben.

    Colophonius

    Er wünscht sich gerne noch etwas magisches, hat aber Bedenken wegen zu starker Charaktere, weshalb Elementar- und Dämonenbeschwörer schon mal rausfallen. Auch die Kombination von Visibili und Tierverwandlungen für den Kampf und starke Fernkämpfer sieht er nicht so gerne. Das schließt leider all die genannten SCs mehr oder weniger aus.

  • Ein AB muss nicht sandig sein, um ganz andere Ansätze als SL mitzubringen.

    Wie geschrieben, persönlich finde ich den Praioten insgesamt da gut aufgehoben und auch gut einzubinden, auch wenn er ein- bis zweimal mehr als große Zahnschmerzen haben würde. Aber eben ein- bis zweimal an gravierenden Stellen, nicht überwiegend, dauerhaft, meistens, etc. Ich sehe da gerade für einen Praioten auch Momente und Möglichkeiten, und tatsächlich eine einfache und naheliegende Einbindung.

    P.S.: Mehr kann es erst ab Sonntagabend von mir geben.

  • Ich sehe das wie meine Vorschreiberin und möchte hinzufügen, dass es auch ein Abenteuer ist, in dem ein liberaler Praiot an seinem Glauben, seinem Geweihtensein und in der Wahrnehmung seiner Umgebung unglaublich wachsen kann. Das heißt, den wenigen Momenten des Unbehagens stellen sich wahrscheinlich etliche Momente herausragender (Entwicklungs-)Möglichkeiten entgegen. Es ist definitiv eine Charakterwahl, die dich das Abenteuer eben nicht einfach so vorbeigleitend erleben lassen wird, sondern Du wirst dir wahrscheinlich öfters Gedanken darüber machen können, wie Dein Held sich entscheidet und wie er dann damit leben wird. Wenn Du zu den Spielern gehörst, die auch eine Niederlage (also wenn der Held mal nicht sein Ding durchziehen kann) als charakterentwickelnd begreifen können, dann bleib dabei.

    Ich als SL dieses Abenteuers wäre dankbar für so einen Charaktervorschlag und mir fallen spontan mindestens 4 Punkte im AB ein, an denen ein Praiot herausstechen kann wie kaum ein anderer.

    Alles steht und fällt natürlich mit dem SL.

    Tatsächlich gefällt mir die Idee so gut, dass ich das als Hintergrundidee behalten und in die Geschichte eines NSC einarbeiten werde.

    Einmal editiert, zuletzt von Amina (15. November 2018 um 14:14)