Um mal fair zu bleiben habe ich in einem anderen Faden (Metaplott-Spelulations-blabla) vorgeschlagen, dass Aventurien momentan eine Periode von Worldbuilding und weniger Spektakuläre Veränderungen gut tun würde. Nach der letzen Inkarnation des Alveraniars des Verboteten wissens sollte man Aventurien ein bisschen Zeit geben, sich wieder zu ordnen. Ein paar kleine Abenteuer, um die typischen Landstriche kennen zu lernen und die Marotten kennen zu lernen, neue NPCs einführen und mal ein paar alte NPCs in die Rente schicken (wir spielen gerade BR, und das NPC-durchschnittsalter ist ungefähr 65 Jahre...).
Da kann man ja die Saat fr die Weltzeitwende oder Whatever da kommt so ein bisschen anklingen lassen. Für mich wirkt das anze halt planlos.
Ein kleines bisschen Zeit geben? Finde ich grundsätzlich gut. Doch DSA ähnelt in vielerlei Hinsicht einer epischen Seifenoper. Zeit kann man sich doch in jeder Spielgruppe ganz individuell nehmen, oder nicht? Und dass ein gewisser Alveraniar überwunden wurde ist inplay 20 Jahre her! Zwar hat man sich noch mit den Nachwirkungen herumgeschlagen, aber nun muss so langsam mal wieder was kommen. Und es kommt ja auch was. Ganze Städte werden pulverisiert. Aber im Gegensatz zu früher (Wehrheim, Altaia, Belagerung von Greifenfurt) scheint das inneraventurisch einfach kaum rezipiert zu werden. Und das ist ja die Kernkritik. Es finden größere Paukenschläge vor einer epischen Kulisse statt, aber es gibt (noch) keinen befriedigenden Kontext, um diese Ereignisse einzuordnen. Die bisher so lieblos-uninspirierte Geschichte vom Sternenfall kann ja gut und gerne als apokalyptisches foreshadowing für die leibhaftige Rückkehr des Namenlosen oder einen neuen Götterkrieg gedacht sein, aber nach über drei Jahren kann die Katze doch nun wirklich mal aus dem Sack gelassen werden, oder nicht?
Der Metaplot krankt aber nicht nur an seiner Uneindeutigkeit (welche für die Helden sinnvoll wäre, aber eben nicht für die SL), sondern auch daran, dass man durch falsch verstandenes player empowerment die in vergangenen Tagen recht aufdringlichen und dominanten Über-NSCs zurechtgestutzt hat.
Es gibt hier im Orki einen schönen Thread zur erzählerischen Blässe von aktuellen NSCs; kurzum: Wo die früheren NSCs oftmals Showstealer oder Mary Sues waren, sind die heutigen fast schon zu langweilig, um den Helden bloß nicht das Spotlight zu stehlen. Ich finde, dass es durchaus dominante NSCs braucht, an denen sich Spieler "abarbeiten" und reiben können, um an solch herausfordernden Individuen zu wachsen. Solche "Promis" kann man aber zur Zeit an einer Hand abzählen. Und einige dieser Personen sind quasi noch Relikte früherer Tage. Pardona und Rohaja wurden ja schon genannt.
Wenn ich mir andere Spielwelten anschaue, dann begegnen uns dort immer bekannte Typen, die man fest mit dem Setting verbindet; das fehlt bei DSA zur Zeit komplett. Frag mich mal nach ner entsprechenden NSC-Riege für das Jahr 1015 BF und dieser Forenpost wird - nur aus dem Kopf heraus - ungefähr 100 Einträge lang, wobei ich zu jedem Namen noch ne Kurzcharakteristik verfassen könnte. Frag mich mal (als Aventurienkenner, der absolut up to date ist!) nach ner aktuellen NSC-Riege für das Jahr 1041 BF und ich bekomme aus dem Kopf höchstens ein Dutzend dieser Namen zusammen. Bei einigen Herrschern womöglich auch nur den Vornamen. Und das ist ein Problem, wie ich finde.