Hexxen 1733 ist schon was Feines! Allerdings bin ich bestimmt nicht der einzige, der sich fragt, wie Hexxen wohl abseits des "Kernsettings" Mitteleuropa aussehen könnte. Und weil im Orkenspalter sowas wie das "offizielle Hexxen-Forum" zu sein scheint, poste ich den Kram, den ich im Tanelornforum schon verbrochen habe, hier auch nochmal:
Manchmal spielt einem die reale Historie ja doch mal hervorragend in die Hände. Heutzutage verbindet man den Vampirmythos ja hauptsächlich mit Transsilvanien und vergisst dabei, dass der Vampirglaube im gesamten Südosteuropa weit verbreitet war - und das in Griechenland ganz besonders eifrig an Vampire geglaubt würde!
Das bringt mich so ein bisschen dazu, anzunehmen, dass Griechenland im Hexxen-Universum ein ziemlich interessanter Schauplatz sein könnte!
Politisch ist Griechenland fest unter der Knute des Osmanischen Reiches. Im Hexxen-Universum ist das Osmanische Reich, so die offiziellen Quellen, tatsächlich recht gut aufgestellt. Das Osmanische Reich ist ein militärischer Behemoth - ein riesiges Imperium, dass durch die Krise in Europa ziemlich profitiert hat. Dies bedeutet aber bestimmt nicht, dass im Südosten Europas alles Friede, Freude und Eierkuchen wäre. Ferne davon! Die Situation in Hellas ist zwar vielleicht nicht "zusammengebrochen" wie in diversen Ecken Mitteleuropas, aber dafür "unter der Oberfläche verrottet". Zwischen Kolonialherren, Beamten, Partisanen und Räubern geht zuweilen ordentlich der Punk ab:
- Sowohl die türkischen Kolonialherren als auch die Phanarioten (die griechische Oberschicht) sind nicht selten bis ins Mark korrupt.
- Als Besatzungsmacht ist das Osmanische Reich zwar auch nicht übler als andere Kolonialmächte, aber das macht die Osmanen noch lange nicht "nett" oder gar "tolerant". Knochenbrechende Sondersteuern für "Ungläubige", die Knabenlese, kleptokratische Beamten und Ähnliches machen den Leuten im türkisch besetzten Europa das Leben schwer.
- Der Arm des Sultans mag lang sein, aber trotzdem ist Griechenland schon allein aufgrund seiner geographischen Gegebenheiten ziemlich stark frakturiert. Wer weiß schon, was die Verwaltung ein Tal weiter im Westen oder auf der Nachbarinsel tatsächlich so treibt?
- Im realen 18. Jahrhundert galten die Griechen den Osmanen als relativ loyal. Im Hexxen-Universum hingegen sind Freiheitsbestrebungen trotz oder gerade wegen der starken osmanischen Dominanz vielleicht früher und umfassender brutal geworden.
Stellt sich natürlich noch die Frage, wie die Öffnung des Höllentores und die im Folgenden geänderte Weltgeschichte sich auf Griechenland und die diversen Mittelmeerinseln ausgewirkt hat.
- Grundsätzlich könnte ich mir gut vorstellen, dass die Situation, wie im restlichen Europa auch, "schriller" ist. Das Land ist wilder, die dunklen Flecken düsterer. Die osmanischen Besatzer schwanken zwischen Tyrannen mit eiserner Faust auf der einen Seite und einer gewissen Planlosigkeit auf der anderen. Verschwörungen aller Art durchziehen die griechischen Küstenstädte wie Krebsgeschwüre - seien es Kabalen griechischer Freiheitskämpfer, die Intrigen der türkischen Besatzer untereinander, die im Geheimen operierenden Krypto-Christen, kriminelle Seilschaften oder auch nur die obligatorischen Geheimkulte.
- Biegt man irgendwo in den Bergen falsch ab, lernt man schneller als einem lieb ist das "lustige Partisanenleben" kennen. Wohlgemerkt lustig für die Partisanen - nicht zwingend auch für Passanten.
- Zudem könnte ich mir verdammt gut vorstellen, das die Gewässer der Ägeis im Hexxen-Universum ziemlich piratenverseucht sind. Was wäre beispielsweise, wenn der Krieg um Kreta zwischen Venedig und dem Osmanischen Reich (historisch 1645 bis 1669) nie wirklich zuende gegangen ist und mit Hilfe von Freibeutern und Korsaren noch immer stattfindet? Folglich hätte man ein ähnlich chaotisches "Piratensetting" wie in der Karibik - nur statt mit Spaniern und Bukkaniern halt mit Venezianischen Freibeutern, der Marine des malteser Ritterordens, der Flotte des Sultans, nordafrikanischen Korsaren und "banalen" Piraten, die auf eigene Rechnung arbeiten.
Griechenland wäre also eine furchtbar konfliktreiche Gegend woller Abenteuer. Voller Verschwörungen. Voller Banditen und Freiheitskämpfern, Gelehrten und Händlern, kolonialen Unterdrückern und friedlichen Bauern. Außerdem wären die Ägäis und die vielen Mittelmeerinseln vielleicht DAS Piratensetting der Hexxen-Welt. Warum muss es immer die Karibik sein? Nur wegen ein bisschen Voodoo?
Und bei all dem haben wir mit dem Übernatürlichen noch garnicht angefangen. Was, wenn Griechenland und nicht Transsilvanien DAS Zentrum vampirischer Aktivitäten wäre? Der ausgeprägte Vampirglaube im Griechenland des 18. Jahrhunderts gibt das nämlich durchaus her. Immerhin reden wir von einem Land, in dem man Verstorbene, je nach Landstrich, generell 40 Tage nach der Bestattung wieder ausbuddelte, um ganz sicher zu gehen, dass sie keine Untoten waren! Was liegt da näher, als dass Griechenland im Hexxen-Universum tatsächlich ein massives Vampirproblem hat? Was, wenn Teile der türkischen Oberschicht und der Phanaioten ohne das Wissen Istanbuls bereits von den Untoten unterwandert wären?
Die traditionellen, griechischen Vampire sind zudem eine reichlich interessante Brut. Die "Wrukolakas" beginnen ihr Dasein nämlich mitunter als lebendige Werwölfe, die nach ihrem Tod als Vampire zurückkehren, um weiter fröhlich Schäden anzurichten. Die Grenze zwischen Lykanthrop und Blutsauger ist hier also sehr fließend - und das ist mal was Anderes als die üblichen "Speziesgrenzen" ala Hollywood.
Was natürlich noch hinzu kommt, sind die die obligatorischen, titelgebenden Hex(x)en, die zahllosen Seeungeheuer, die dubiosen Schwarzmagier sämtlicher Seiten, die obskuren Ketzerkulte aus der Frühzeit des Christentums, und die Alben der Mittelmeerregion, die hier vermutlich in Formen annehmen, die Ray Harryhausen jubeln lassen würden - Zyklopen, Centauren, Sartyre und was sonst noch so an Kreaturen der klassischen Antike mit den Sturmgeistern wieder an die Oberfläche der Realität gespült wurde.
Hat das Potential, oder was?