Die Kraft der Elemente - Eis, Luft, Feuer, Erz

  • Der Schneeman zieht sich noch weiter :) Ist ja sogesehen bald schon der dritte Hauptcharakter ^^

    Ich muss mir auch bald wieder was schönes Ausdenken, Schattenkatze hat den bereits ausgespielten Bereicht schon fast gänzlich zu "Papier" gebracht. *puh* Wird wieder anstrengend für mich :shock: ... *nachdenk* :D

    Of course she's gay!

  • 7. Kapitel

    Zwei Tage später verdichtete sich der Wald zusehends mehr. Der Weg – kaum mehr als ein Karrenpfad – war nur als solcher zu erkennen, weil er nicht mit Bäumen bewachsen war. Ausgeruht, wie sie waren, kamen die beiden Reiterinnen gut voran. Ihre Gespräche drehten sich um den nun kleinen Schneemann, der den Tag über einige Male zu sehen war, mal auf dem Boden aber auch häufig auf Ästen stehend, den Stier und sein Verhalten, die unbekannte Magierin und ob es Zusammenhänge gab, und wenn, welcher Art sie sein mochten.
    Ihr Ziel war Wehrheim und von dort wollten sie der Reichsstraße weiter nach Süden folgen, Richtung Punin und Raschtullswall. Waren sie erst einmal auf der Reichsstraße nach Wehrheim, würden sie ihre Geschwindigkeit erhöhen können und je weiter nach Süden sie vordringen würden, um so wärmer würde es werden.
    [EDIT Beginn] Die erste Nacht verbrachten sie an einem kleinen Wildbach, der so schnell floss, dass er nicht zugefroren war. Der Morgen dämmerte klar und kalt herauf, als Jurina und Delara an das Wasser traten, um sich zu waschen und ihre Wassersäcke zu füllen. Der Bach war sichtlich nicht tief, etwa einen halben Schritt nur und auch nicht besonders breit.
    Jurina beugte sich, im Schnee kniend, vor, um mit dem eisigen Wasser ihr Gesicht zu benetzen, als plötzlich zwei Hände aus Wasser aus dem Bach hervorschossen, sie mit gewaltiger Kraft am Hals packten und hinab ins Wasser rissen.
    Jurina gelang es gerade noch, etwas Luft zu holen, bevor sie auch schon bis zur Hüfte im Wasser verschwand. Einen Moment war sie orientierungslos über den plötzlichen Angriff und die fast betäubende Kälte des Wasser, aber fast sofort fing sie sich und wollte mit dem Oberkörper hochfahren, doch die Kraft, die sie hielt, ließ dies nicht zu. Starke Hände und Finger, die sie wie in einem Schraubstock hielten, umklammerten ihren Hals und hielten sie unter Wasser. Mit beiden Händen griff sie an ihren Hals, doch zu ihrem Erschrecken fühlte sie damit nichts außer ihrem eigenen Hals, der jedoch die fremden Hände eindeutig signalisierte!
    Rasch drückte sie von daher beide Hände fest auf den kiesigen Grund des Wildbaches, um sich diesmal mit großen Krafteinsatz nach oben zu drücken, aber zu ihrem erneutem Entsetzen bewegte sie ihren Körper kaum einen Halbfinger damit. Mit einer Hand wischte sie vor sich durch das Wasser, um den Angreifer zu fühlen, um ihn packen zu können, doch außer dem von der Strömung dahin getragenem Wasser fühlte sie nichts.
    Verzweifelt grub sie ihre Hände in den Grund und versuchte auch mit ihren Stiefeln am Ufer Halt zu finden. Ihre aufgerissenen Augen nahmen nichts außer dem durch den aufgewirbeltem Grund trüben Wasser war – es war auch kein Gegner zu sehen!
    Noch einmal stieß sie sich mit viel Kraft ab während sie gleichzeitig Delaras kräftigen Griff um ihre Beine spürte.
    Dieses Mal schafften sie es gemeinsam, dass sie Jurinas Körper etwas aus dem Wasser hob - doch nicht genügend, dass Jurina hätte nach Luft schnappen können.
    Der Bach war nur etwa einen halben Schritt tief. In einem flachen Gewässer ertrinken?! Bei Rondra, nein! Was ein schmachvoller, unrondrianischer Tod!
    Doch sie brauchte dringend Luft, ihre Lungen verlangten nach Luft! Jurina biss die Zähne zusammen, strengte sie all ihre Muskeln in einem erneutem Versuch an, sich aus dem eisernen Griff zu lösen. Wieder wurde ihr Körper zusammen mit Delaras Ruck etwas emporgehoben und wieder reichte es nicht. Bis zu ihren Schultern wurde sie dieses Mal herausgezogen, doch dann gab es einen kräftigen Gegenzug und sie und Delara konnten nicht mehr standhalten und ihr Körper wurde wieder hinab gezogen.
    Vor Jurinas Augen begann es zu flimmern, doch sie unterdrückte das Verlangen, einzuatmen.
    Noch einmal strengte sie sich an, doch wieder vergebens. Sie merkte, wie sie schwächer wurde, wie die Kräfte anfingen sie zu verlassen. Doch sie würde nicht aufgeben! Nicht sie, nicht unter solchen Umständen!
    Die Lippen fest zusammengepresst, darauf bedacht, nicht einmal reflexartig einzuatmen, sammelte sie ihre letzten Kräfte voller Entschlossenheit und Kampfgeist. Aufgeben und sich ihrem Schicksal ergeben würde sie nicht, wie es sich einer Löwin der Donnernden geziemte! Noch einmal drückte sie sich hoch, während Delara wieder zog, doch wieder vergebens.
    Sie hörte, wie Delara ihren Namen rief, zum wiederholten Male. Zu gerne würde sie antworten, erwidern, dass sie nicht aufgeben würde, doch das Flimmern vor ihren Augen, das Verlangen nach Luft und die Schwäche in ihren Gliedern wurde größer und größer.
    Lange würde sie nicht mehr kämpfen und standhalten können ... Ein weiterer, deutlich schwächerer Versuch, sich hoch zu stemmen. Jurina merkte, wie ihre Beine unkontrolliert und ungezielt sich bewegten, krampfhaft nach einem Halt suchten, wie sie blindlings ihre Arme versuchte durchzustrecken ... doch vergebens.
    Sie konnte kaum noch etwas sehen und hörte nur noch Brausen in ihren Ohren, wie laut doch die Strömung war ... ihre Bewegungen wurden langsamer, ohne dass sie es merkte ... Dann hörte sie Delaras Stimme, vermeinte den Namen ihrer beider Herrin zu vernehmen und mit einer gewaltigen Kraft, in einer einzigen, fließenden Bewegung wurde sie den so starken, unsichtbaren Händen, die sie mit aller Gewalt unter Wasser halten wollten, entrissen und flog mit viel Schwung auf das schneeige Ufer, wo sie, mit ihrem Kopf fast einen Schritt vom Bachlauf entfernt, heftig auf dem Bauch aufprallte, was ihr, hätte sie noch Luft in den Lungen gehabt, diese zweifelsohne heraus gepresst hätte. Delara kniete sogleich bei ihr, während Jurina nach Luft schnappte – endlich Luft! - und gleich darauf in einen Hustenanfall ausbrach. Delara klopfte ihr auf den Rücken, blickte dabei jedoch nach vorn zum Fluss.
    Es dauerte mehrere Herzschläge, bis Jurinas Blickfeld sich klärte, sie sich der Luft zum atmen und des Atmens selber sicher sein konnte und sie den Kopf hob.
    Der Wildbach floss weiterhin vor sich hin, sie konnte das Wasser hören, wie es das Bachbett entlang rauschte.
    Noch einmal atmete sie tief ein, um zum sprechen anzusetzen, als plötzlich das Wasser sich veränderte, obwohl es weiter floss, schien es sich auch zu sammeln, zu formen und anzuheben.
    Vor Jurinas und Delaras staunenden Augen – Delara sprang sofort auf, während Jurina es nur schaffte, sich auf ihre Unterarme zu stützen – erhob sich aus dem Wasser und aus dem Wasser bestehend eine annähernd humanoide Gestalt. Sie bewegte sich nicht, obwohl das Wasser, aus dem sie bestand, beständig floss innerhalb dieser Form. Genaue Konturen waren nicht zu erkennen, aber die Struktur der menschengroßen Gestalt war in seiner äußeren Form fest genug. Es schien, als blickte sie auf die beiden Geweihten herab, ehe sie sich, unten beginnend, wieder auflöste und der Wildbach nach wenigen Herzschlägen wieder wie zuvor da lag.
    Delara half Jurina beim aufstehen und brachte sie zu ihrem Lagerplatz zurück. Sie schürte das Feuer, setzte Tee auf und entkleidete Jurina, massierte ihre Glieder, um die Blutzirkulation anzuregen.
    „Was kann das gewesen sein?“ fragte Jurina mit rauer Stimme. „Was war das für ein Wesen? Ich spürte seine Hände, konnte aber mit den meinen nichts fühlen!“
    „Ich bin mir nicht sicher“, erwiderte Delara nachdenklich, während sie die in Decken gewickelte Jurina massierte. „Es könnte vielleicht ein Wassergeist gewesen sein. Dem Äußeren nach könnte es so sein, aber ich habe noch nie davon gehört, dass ein Geist des Wasser jemanden angegriffen hätte! Vielleicht war es auch etwas anderes ...“ [EDIT Ende]


    An diesem Tag brachen sie von daher mit Verspätung auf, doch auch ohne diese würden sie noch eine weitere Nacht hier im Wald nächtigen müssen, ehe sie auf die Reichsstraße stoßen würden. Kurz vor Einbruch der Dämmerung wurde der Wald noch dichter, die Bäume rückten rechts und links des Weges immer näher an ihn heran, als wollten sie ihn einengen. Zuerst fiel es Jurina und Delara nicht auf, sie machten die einsetzende Dunkelheit für die sinkende Temperatur verantwortlich und dachten sich nichts bei den vereinzelten knorrigen und verwachsen wirkenden Bäumen. Jurina meinte, ein leichtes Prickeln auf der Haut zu spüren und wickelte sich fester in ihren Mantel. Tiama und Rondira spitzten die Ohren und tänzelten leicht. Sie wirkten etwas nervös, was Jurina und Delara sich aufmerksam umblicken ließ, doch bemerkten sie nichts.
    Der Schneemann stand auf einem Ast und blickte ihnen entgegen. Im Gegensatz zu seiner sonstigen Gewohnheit, freundlich zu lächeln, waren seine Mundwinkel diesmal deutlich nach unten gezogen und verliehen seinem Gesicht einen ungehaltenen und traurigen Ausdruck.
    Jurina zügelte Rondira und blickte den Schneemann, der sich in etwa auf ihrer Augenhöhe befand, an. Wie immer sah der Schneemann unbeeindruckt zurück. Auch Delara betrachtete die kleine Gestalt. Sie schüttelte den Kopf. „Lass uns weiterreiten.“
    Jurina zögerte einen Moment, dann gab sie Rondira wortlos einen leichten Schenkeldruck und setzte die Fuchsstute wieder in Bewegung.
    Sie begannen, nach einem geeigneten Lagerplatz Ausschau zu halten. Dabei fiel ihnen auf, dass immer mehr Bäume verwachsen waren, ihre knorrigen Gestalten verliehen ihnen unheimliche Konturen. Das Prickeln bemerkte Jurina bald nicht mehr.
    Sie wählte einen Lagerplatz aus, da sie darin mehr Erfahrung hatte. Der Schneemann war bereits da und erwartete sie wie jeden Abend. Womöglich wirkte er noch unzufriedener und trauriger als vorhin. Noch immer waren die Stuten ein wenig aufgeregt, doch waren sie in den letzten Minuten ein wenig ruhiger geworden.
    Jurina betrachtete den Schneemann misstrauisch. Das Lager bauten sie auf wie ihre vorherigen Lagerplätze ebenfalls und zelebrierten dann das abendliche Gebet. Als sie sich wieder am Feuer niederließen, wanderten Jurinas Augen wieder zu dem Schneemann. „Ich traue ihm nicht“, meinte sie zu Delara. Sie stand auf und ging zu der Gestalt aus Schnee hinüber, ergriff sie und ging zurück zum Feuer. Sie hielt den kleinen Schneemann darüber und ließ ihn in die Flammen fallen.
    Etwa drei Herzschläge lang geschah nichts, sie hätte meinen können, sie hätte ihn nicht ins Feuer fallen gelassen. Dann zischte es und innerhalb einiger weniger Herzschläge breitete sich unter dem Schneemann Schnee aus. Schnell erreichte er die Ränder des Feuers im Umfang, während er etwa knöchelhoch in die Höhe wuchs. Der Schneemann saß auf der Spitze des kleinen Hügels und wurde von ihm emporgetragen. Noch immer sah er traurig und ungehalten aus.
    Sprachlos sahen Jurina und Delara auf ihr erloschenes Feuer, das nun unter dem Schnee begraben lag. Dann beugte Jurina sich vor, ergriff den Schneemann, holte aus und warf ihn zwischen die Bäume. Sie hörten den leichten Aufprall und da, wo das Geschoss Äste berührte, fiel Schnee herab. Jurina wandte sich Delara zu – und vor ihr stand der kleine Schneemann mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck.
    Die Amazone schnaubte einmal, drehte ihm den Rücken zu und half Delara, ihr gesammeltes Holz etwas beiseite zu rücken, um eine erneute Feuerstelle zu schaffen und das Holz zu entzünden. Delara warf ihr einen Blick zu.
    „Es tut mir leid“, entschuldigte sich Jurina. „Aber ich hätte nicht gedacht, dass er das Feuer löscht.“
    Delara schüttelte den Kopf. „Vielleicht solltest du die Versuche nicht abends machen.“

  • Och isse Schneemann traurig.
    Unglücksbote? Oder gar verkehrte Welt? Wenn er lächelt bringt er Unglück, wenn traurig Glück? nein, nein, nein was tun sich hier Rätsel auf. Und dann noch am Rand des Fangornwaldes - ach nee falscher Schauplatz. :lol:

    Vielleicht sollte man die Beschreibung des Schneemanns im Feuer nochmal überarbeiten, denn beim ersten Lesen fand ichs etwas schwierig mir das plastisch vorzustellen, dass unter dem Schneeman quasi aus dem Nichts ein Schneehaufen entsteht, der das Feuer dann erstickt. Ich dachte erst, dass der SChneeman seine gestalt auflöst und dann sich neu bildet. -Kann aber auch an meiner verqueren Vorstellung liegen-. B)

    Ach ja: Weitermachen!

    ct2.gif[br][br]"Keuscheit ist die unnatürlichste aller sexuellen Perversionen."
    [br]"Das Wesen eines Genies besteht zu 5 Prozent aus Inspiration und zu 95 Prozent aus Transpiration." [Albert Einstein]

  • Der arme Schneemann, tut keinem was und kriegt trotzdem Haue. *schnüff* ;)

    Auch ich hatte Schwierigkeiten, mir beim ersten Lesen vorzustellen, was genau mit dem Schneemann passiert, aber ansonsten wieder interessant erzählt.

    Bitte weitermachen.

    Feldwebel Colon - Stadtwache Ankh-Morpork

  • Jurina übernahm die erste Wache, während sich Delara nah am Feuer in die Decken wickelte. Jurina saß am Feuer. Ihre Augen wanderten immer wieder zu dem Schneemann, der weiterhin an seinem zuletzt gewählten Platz verblieb. Die Pferde waren verhältnismäßig ruhig, wenn es Jurina auch zu denken gab, dass sie überhaupt nervöser als sonst waren. Sie stand auf und trat zu Rondira. Aus dem Augenwinkel glaubte sie eine schwache, kaum merkliche Bewegung wahrzunehmen, doch als sie in die Richtung – ein Busch, ein Stück hinter Delara – blickte, entdeckte sie dort nichts, weder mit den Ohren noch den Augen. Sie sah zu den Stuten, doch die hatten keine Anzeichen von Unbehagen, die sie nicht schon seit geraumer Zeit hatten.
    Sie tätschelte Rondira ein letztes Mal und machte einen Rundgang um ihr kleines Lager. Auch zu dem Busch, an dem sie gerade etwas verdächtiges zu bemerken geglaubt hatte, ging sie, doch wieder entdeckte sie nichts auffälliges.
    Sie setzte sich ans Feuer und schob einen Ast nach. Wieder sah sie aus dem Winkel ihres Auges eine kaum merkliche Bewegung am Busch, doch als sie direkt hinsah, gab es dort keinerlei Anzeichen für etwas ungewöhnliches. Kein Schnee fiel von den kahlen Ästen, nichts war dort zu sehen, was sich versteckte, kein Geräusch war zu hören, außer dem Prasseln des Feuers und gelegentliches Schnauben und Stampfen der Pferde.
    Mit der Hand am Säbelgriff stand sie auf und näherte sich dem Busch ... doch dort war tatsächlich nichts. Andererseits hatte sie den vagen und ungenauen Eindruck, dass das Gesträuch bei ihrem letzten Nachschauen einige Halbfinger weiter entfernt gestanden hat.
    Sie umkreiste ihn und kehrte dann ans Feuer zurück. Dem Busch galt nun ihr Hauptaugenmerk, doch war es unvermeidbar, dass sie ihre Augen zwischendurch wandern ließ. Nach einem weiteren Rundumblick und dem nicht genauen Eindruck einer langsamen Bewegung war sie sich sicher – der Busch war wieder näher an Delara herangerückt.
    Sie stand erneut auf, trat zu ihrer schlafenden Gefährtin und rüttelte sie leicht an der Schulter. „Delara!“
    Delara erwachte fast sofort und richtete sich alarmbereit auf.
    “Wir sollten aufbrechen – jetzt“, meinte Jurina eindringlich. „Auch hier geht etwas nicht mit rechten Dingen zu. Der Busch hinter dir bewegt sich seit einiger Zeit langsam auf dich zu. Erst war ich mir nicht sicher, aber jetzt schon.“
    Delara sprang auf und griff nach ihrer Rüstung und Waffen. Das Gesträuch bewegte sich nicht und erweckte nicht den Eindruck, dass es sich überhaupt bewegt hätte. Ohne viel nachzufragen, zog Delara sich an, während Jurina begann, ihre Sachen zusammenzupacken. Der Schneemann war noch immer da, doch hatte sich sein Gesichtsausdruck erneut gewandelt: zwar wirkte er noch immer traurig und mit der Gesamtsituation unzufrieden, aber sein Mund aus Eiskristallen wirkte einen Hauch froher.
    Schnell waren auch die beiden Stuten gesattelt und sie setzten ihren Weg fort. Noch immer boten die verdrehten und verwachsenen Bäume einen unheimlichen Anblick. Nach etwa einer halben Stunde suchte Jurina sich einen weiteren Lagerplatz. Der Schneemann wartete dort und wirkte äußerst unzufrieden. Jurina und Delara blickten ihn an und dann sich. Noch einmal sah Jurina zu ihm hin, noch immer war ihr Misstrauen ihm gegenüber deutlich anzusehen.
    Die beiden Frauen nickten sich jedoch in stillem Einvernehmen zu und wendeten ihre Pferde. Noch für etwa eine weitere halbe Stunde ritten sie weiter, bevor ein neuer Platz für die restliche Nacht geeignet schien. Wieder schien der Schneemann über den Ort nicht glücklich, doch mittlerweile war es schon sehr spät und Delara und Jurina sattelten dennoch ab.
    Es war eine kleine, an den Weg halbkreisförmig anschließende Lichtung. Holz für ein Feuer war zu finden und so brannte bald ein kleines Feuer. Die Stuten waren einige Schritt abseits an einen Baum gebunden.
    „Meine Wache ist noch nicht um“, sagte Jurina.
    „Ich weiß“, erwiderte Delara, gab ihr einen Kuss und begann, ihr Kettenhemd auszuziehen, bevor sie ihre warme Kleidung wieder überwarf und sich am Feuer ausstreckte.
    Obwohl Jurina nun besonders auf die Bäume und Büsche achtete, bemerkte sie nichts auffälliges. Als ihre Wache um war, weckte sie Delara, löste ihre Brünne und die Schienen und legte sich in die angewärmten Decken.

  • Ich hätte ja spontan versucht, den Busch anzuflämmen oder umzuhacken.... mich von der Vegitation vertreiben lassen ist nicht so mein Ding.
    Aber diese Ereignisse geben einem schon zu denken. Ist der Schneemann doch nicht wie vermutet der Erzfeind? Mögen Büsche Menschenfleisch? Wird auf die Nacht ein weiterer Morgen folgen? Fragen über Fragen!
    Die Antwort hoffentlich bald in diesem Treat!
    mfg Asleif

  • Ich finde, du hast hier schön Spannung aufgebaut und das mit dem mysteriösen Schneemann und einem Busch der sich scheinbar bewegt hat. Schön. :)

    Zitat

    Aber diese Ereignisse geben einem schon zu denken. Ist der Schneemann doch nicht wie vermutet der Erzfeind? Mögen Büsche Menschenfleisch? Wird auf die Nacht ein weiterer Morgen folgen? Fragen über Fragen!
    Die Antwort hoffentlich bald in diesem Treat!

    Dem gibt es nichts hinzuzufügen...

    Feldwebel Colon - Stadtwache Ankh-Morpork

  • Hah! Etwas muss ich doch hinzufügen. Thread wird mit h und d geschrieben. :D

    Aber es ist schön, das Euch die ganzen unerklärten Kleinigkeiten so gefallen. In jedem Falle kann ich Euch versichern, das noch mehr Nettigkeiten dieser Art auftauchen werden, also schonmal viel vergnügen.

    Of course she's gay!

  • Da es (im allgemeinen Einverständniss) auch von mitr nichts mehr hinzuzufügen gibt, möchte ich einfach hiermit meiner Begeisterung über neuen Lesestoff Ausdruck verleihen:

    *yippieh*

    So nach diesem Ausbruch unwahrscheinlicher Freude bitte ich nur noch darum nicht schlappzumachen. :lol:

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    [br]"Das Wesen eines Genies besteht zu 5 Prozent aus Inspiration und zu 95 Prozent aus Transpiration." [Albert Einstein]

  • Ich hatte zwar nicht wirklich Zeit, etwas Neues zu schreiben, aber ich will euch nicht hängen lassen und ein paar Seiten habe ich ja noch auf Vorrat ...


    Kleine, stechende Schmerzen weckten Jurina. Sie wollte sich bewegen, doch etwas stach sie heftig an ihrem ganzen Körper. Sie öffnete hastig die Augen. Dunkelheit umgab sie, durchbrochen von kleinen Lichtpunkten. Um sich herum, entlang ihres ganzen Körpers, fühlte sie einen beständigen Druck und kleine Stiche. Sie wollte die Hände ausstrecken, doch sie merkte, dass sie sich nicht bewegen konnte. Sie konnte nicht einmal ihren Kopf drehen, ohne dass kleine Dornen ihre Haut aufrissen.
    Rondra, was war mit ihr geschehen?! „Delara!“ rief sie laut, doch erhielt sie keine Antwort, so angestrengt sie auch lauschte. Das einzige, was sie hörte, war ein leises Knistern und Prasseln. Ihr Feuer? Das würde auch die kleinen Lichtpunkte, die sie sehen konnte, erklären.
    „Delara?“ rief sie noch einmal, doch wieder bemerkte sie keinerlei Reaktion. Furcht umklammerte ihr Herz, doch bezwang sie ihre Angst. Sie musste einen kühlen Kopf bewahren!
    Zunächst machte sie eine Bestandsaufnahme ihrer Situation. Etwas umgab sie von Kopf bis Fuß, hüllte sie ein und ließ ihr fast keine Bewegungsfreiheit und ließ nur wenig Licht hindurch. Spitze und lange Dornen waren daran, die sogar ihren Mantel und die Decken, die sie immer noch fühlen konnte, durchbohrten. Delara, was war mit ihr? War sie verschwunden oder ging es ihr ähnlich wie ihr?
    Mit einer Hand versuchte sie, die dornenreiche Wand zu fassen, um zu drücken, aber die Dornen waren überall, und das Holz – das vermutete sie, soweit sie es mit den Handschuhen an den Händen beurteilen konnte – gab nur wenig nach. Mit den Fingern tastete sie trotz der Dornen, die die Handschuhe durchstachen, herum, so weit sie konnte. Ihre Ausrüstung legte sie immer nah bei sich ab. Erleichtert atmete sie auf, als sie tatsächlich etwas hartes ertastete und mühselig den Griff ihres Jagdmessers ergreifen konnte.
    Jurina brauchte lange, das Holz Strang für Strang, Ast für Ast durchzuschneiden und zu hacken. Je mehr Äste sie löste und entfernte, um so mehr Bewegungsfreiheit bekam sie auch, dennoch war es eine mühselige, anstrengende Tätigkeit. Blut durchtränkte den Handschuh und lief ihren Arm hinab, auch der Arm und andere Teile ihres Körpers wurden zerstochen, da sie sich beständig bewegte.
    Doch endlich hatte sie eine Öffnung geschaffen, die groß genug war, dass sie sich unter Opferung von noch mehr Blut hindurch winden konnte.
    Das bereits weit herab gebrannte Feuer spendete wenig Licht, doch was sie sah, jagte Jurina einen Schauer über den Körper. Woraus sie sich befreit hatte, war in der Tat ein Busch, oder viel mehr dessen abgetrennte Überreste. Delara lag kaum zwei Schritt weiter am Boden mit einer Platzwunde an der Stirn. Neben ihr lag ein Stück eines wohl abgebrochenen Baumastes. Um sie beide und das Feuer herum spannte sich eine Kuppel aus Eis – rund drei Schritt hoch und mit einem Durchmesser von rund vier Schritt. Es gab keine noch so kleine Öffnung. Das Gesträuch, das sich um Jurina gewickelt hatte, war durch die Wand glatt abgetrennt worden. Der Schneemann war auch da, der stand etwas im Hintergrund und schaute weiterhin außerordentlich unzufrieden und traurig.
    Ohne zu zögern kniete sie bei Delara nieder. Erleichtert stellte sie schnell fest, dass diese noch lebte und wohl nur bewusstlos war. Die Wunde war in der Tat nur eine Platzwunde. Jurina legte Delaras Kopf sich auf ihren Schoß und streichelte vorsichtig über ihr Gesicht. „Delara“, sprach sie sie an und tätschelte leicht ihre Wangen, „Delara, komm zu dir.“
    Nach einigen Herzschlägen flatterten Delaras Augenlieder und sie öffnete langsam die Augen. Für einen Moment hatten ihre blauen Augen Probleme, sich auf Jurina zu fokussieren. „Was – was ist geschehen?“ fragte sie leise. „Mein Kopf ...“
    „Wie geht es dir?“
    „Mein Kopf schmerzt“, klagte Delara. Wieder wanderten ihre Augen etwas haltlos. „Was – wieso –„
    „Ich weiß es nicht“, musste Jurina gestehen. „Ich bin eingeschlafen und als ich erwachte, war ich von oben bis unten in dorniges Gestrüpp gehüllt. Ich konnte mich kaum bewegen, aber zum Glück mein Messer erreichen und mich befreien. Dich fand ich hier. Kannst du dich an irgend etwas erinnern?“
    Delara schwieg einen Moment und schloss kurz die Augen. „Nein“, flüsterte sie dann. „Ich hielt Wache. Ich hörte etwas knacken und knistern in den Ästen und Büschen rings um uns. Ich wollte aufstehen und nachschauen, da traf mich etwas am Kopf und dann weiß ich nichts mehr.“
    „Wir sind in einer Kuppel aus Eis“, sagte Jurina. Ihre Augen lösten sich kurz von dem blassen Gesicht Delaras und wanderten über die eisigen Wände, die sich glatt und fugenlos erhoben. „Es gibt keine Öffnung. Immerhin sind unsere Waffen, Rucksäcke und Satteltaschen mit hier drin. Bleib liegen.“
    Vorsichtig bette sie Delaras Kopf auf dem Boden, stand auf und holte mit einigen Mühen die Decken aus ihrem dornigen Gefängnis heraus. Auch ihre Taschen holte sie näher ans Feuer, schürte dieses etwas und legte Delara auf den Decken am Feuer nieder. Sie tupfte die Wunde an der Stirn sauber, doch die war nicht besonders tief.
    Während Delara in Schlaf fiel, legte Jurina ihre Rüstung an und untersuchte näher die Kuppel. Die Wände waren massiv und kalt. Legte sie ihre bloße Hand daran, merkte sie, wie sich etwas Wasser unter ihrer Körperwärme bildete. Aber wie sehr sie auch drückte und schob, das Eis gab nicht nach. Sie hörte auch nichts von draußen.

  • Das ist ja mal wieder richtiges Gänsehautfeeling am Anfang. Wenn es weniger spannende Stellen gäbe, würde ich ja nicht nach einer Fortsetzung betteln, aber so bleibt mir nichts anderes übrig *g*

    Den einzigen kleinen Kritikpunkt gab es ja schon via ICQ

  • Oha, die arme Jurina kommt aber auch gar nicht zur Ruhe. Wieder mal spannend erzählt und geradezu nach einer Fortsetzung schreiend. ;)

    Zitat

    Um sie beide und das Feuer herum spannte sich eine Kuppel aus Eis – rund drei Schritt hoch und mit einem Durchmesser von rund vier Schritt. Es gab keine noch so kleine Öffnung. Das Gesträuch, das sich um Jurina gewickelt hatte, war durch die Wand glatt abgetrennt worden.

    Sehr interessant, das lässt zumindest Raum für die Vermutung, dass, wer auch immer diese Kuppel erschaffen hat, die beiden Geweihten beschützen wollte. Vielleicht hat ja auch Freund Schneemann mit dieser Angelegenheit zu tun und guckt deshalb so traurig, weil die Lage im Moment so ernst ist?

    Fragen über Fragen, die hoffentlich bald hesindegefällig beantwortet werden. ;)

    Feldwebel Colon - Stadtwache Ankh-Morpork

  • Oder soll die Kuppel sie am Wegrennen hindern, bis der Dämonenbusch seine Arbeit erledigt hat? bzw verstärkung eintrifft?
    Man muss immer vom schlimmsten ausgehen, dann ist man positiv überrascht, wenn es nicht eintritt und vorbereitet wenn es eintritt.

  • Hoffen wir nur, dass die Luft nicht kanpp wird. bei ner undurchlässigen Kuppel von einem Rauminhalt von etwa 12 m³ Volumen, ist das nicht so prall viel. Und dann ist der schutzfaktor auch gleich wieder ins negative verkehrt. Und noch dazu bei der Sauerstoffzehrung eines Feuers,...

    ct2.gif[br][br]"Keuscheit ist die unnatürlichste aller sexuellen Perversionen."
    [br]"Das Wesen eines Genies besteht zu 5 Prozent aus Inspiration und zu 95 Prozent aus Transpiration." [Albert Einstein]

  • Du kannst Dir Gedanken, machen lupus ... :lol:
    Es soll ja Leute geben, die sitzen im Kino und wenn da eine Armee aufmarschiert rechnen sie hoch, wie hoch wohl die Bevölkerungsdichte im Lande ist...

    Aber rätselt schön weiter, ab nächster Woche habe ich im Prinzip wieder mehr Zeit und kann dann hoffentlich wieder kräftig in die Tasten hauen - wo wir uns doch dem wirklich dramatischen Teil gerade erst annähern allmählich ...

    Ach ja: der "kleine Kritikpunkt", den Wechselbalg mal anmerkte, der wurde sofort korrigiert und ihr habt ihn alle deshalb gar nicht gelesen. Also lesen und sich fragen, was denn war, lohnt sich nicht. :)

  • So lange habe ich nichts mehr geschrieben und euch einfach hängen lassen an dieser Stelle ... *schäm* :rot:
    Ich muß wirklich mal wieder anfangen zu tippen, da ich doch im Moment sogar Zeit dafür hätte...

    Nun ja, hier noch einmal aus meinem Vorrat:


    So setzte sie sich nach einer Weile zu Delara, streichelte ihr sanft über das Gesicht und wartete. Weil kein Licht durch das Eis fiel, wusste sie nicht, ob es noch immer Nacht war oder schon längst heller Tag.
    Delara schlief in ihrem Schoß tief und fest. Jurina wartete, legte manchmal ein paar Äste nach und überdachte die Ereignisse. Die Kuppel musste lautlos gewachsen sein und sie hatte das Gewächs, was sie umschlossen hatte, abgetrennt. Delara hatte von knarrenden und knirschenden Geräuschen erzählt, bevor der Ast auf sie stürzte. War die Kuppel ein Schutz, doch vor was? Vor einem lebendigen, bösartigem Wald? Doch der Ast konnte zufällig abgebrochen sein, ebenso wie Jurina es nicht ausschloss, dass es fleischfressende, räuberischen Pflanzen gab. Und was hatte der Schneemann damit zu tun, hatte er überhaupt etwas damit zu tun?
    Jurina erinnerte sich noch zu gut an die Drohungen der Magierin – über was für Kräfte sie auch gebot, scheinbar war sie willens, sie für ihre Rache an Jurina zu nutzen. Obwohl sie andere Möglichkeiten überdachte, war für sie die ihr unbekannte Magierin, die ihr Rache geschworen hatte, die Verursacherin der Ereignisse.
    Jurina sah auf, als von einem Moment auf den nächsten Licht in die Kuppel fiel. Eine Öffnung, groß genug, um aufrecht hindurchzugehen, war plötzlich da. Vorsichtig, aber schnell legte Jurina Delaras Kopf auf den Boden, zog ihren Säbel und trat in die Öffnung. Es war schon hell draußen und damit später, als sie eigentlich aufgebrochen wären, aber noch immer Morgen. Es schien alles ruhig zu sein.
    Bedachtsam trat sie langsam vor, sich dabei umblickend. Niemand war da, nichts bewegte sich. Büsche oder Bäume waren nicht an Orten, bei denen Jurina sicher war, dass sie da in der Nacht noch nicht gewesen waren. Da, wo sie die Stuten angebunden hatten, war eine zweite Eiskuppel, etwa genauso groß wie ihre eigene. Aus ihr ragte der Baum, an dem Rondira und Tiama angebunden worden waren. Auch sie hatte eine Öffnung, durch die die Pferde passen würden. Jurina näherte sich vorsichtig, doch außer dem Schnauben und gelegentlichen Geräuschen der Pferde vernahm sie nichts. Rondira und Tiama wandten die Köpfe in ihre Richtung, als sie eintrat und scharrten ungeduldig und auffordernd mit den Hufen.
    Jurina tätschelte Rondira den Hals. „Es dauert noch einen Moment“, sagte sie zu den Stuten und ging wieder hinaus. Sie kontrollierte die ganze Lichtung, doch fand sie nichts, was außerordentlich besorgniserregend gewesen wäre. Es schien ihr geringfügig kälter zu sein als gestern, doch war das im Winter nichts ungewöhnliches. Die Bäume jedoch wirkten noch immer seltsam knorrig verwachsen. Als sie die Eiskuppel überblickte, sah sie, dass ein Baum bis über die Stelle reichte und bei dem vorragensten Ast deutlich eine Bruchstelle zu sehen war. An der Stelle der Außenwand, wo im Innern das Gewächs sie eingeschlossen hatte, wuchs tatsächlich ein dorniger Busch – jetzt jedoch waren seine Ranken und Äste abgetrennt, wo die Mauer aus Eis gewachsen war und wenig mehr nur als das Wurzelwerk ragte aus dem schneebedeckten Boden.
    Die einzigen Spuren im Schnee waren die, die die zwei Geweihten und ihre Pferde in der Nacht selber hinterlassen hatten.
    Jurina betrat wieder die Kuppel, in der Delara noch lag. Sie erhitzte Wasser für einen Tee, bevor sie die Ritterin der Göttin sanft und vorsichtig weckte. Delara wurde wieder nur langsam wach, klagte über Kopfschmerzen und dass das Licht ihr zu grell wäre. Jurina versuchte sie beruhigen, dass das durch den Schlag auf den Kopf kommen würde und in ein paar Tagen wieder besser sein würde.
    Es dauerte ein wenig, aber dann brachen sie auf und folgten dem verschneiten Weg durch den düster anmutenden Wald, der sich jedoch nach einigen Stunden allmählich zu einem normal wirkenden, winterlichen Wald veränderte. Es war ein allmählicher Übergang, kein plötzlicher Schnitt. Am Nachmittag stießen sie auf die breite Reichsstraße. Auch diese war verschneit, doch war zu erkennen, dass sie ab und an von Schlitten benutzt wurde.
    Der Tag neigte sich dem Ende zu und es wurde deutlich, dass sie Wehrheim nicht mehr heute erreichen würde, wie schon Korber vorrausgesagt hatte. Doch eine Rauchfahne und Lichtschein kündigten an, dass sie sich einer Behausung näherten. Es war die Herberge, von denen in Waldfeld ihnen auch berichtet worden war.

  • Sie hatte einen Stall und Jurina und Delara bekamen ein Doppelzimmer. Es war angenehm warm in der Schankstube, außer ihnen waren wohl noch drei andere Gäste da und sie hatten einen Tisch, der in der Nähe des Feuers stand und eine warme Mahlzeit.
    Die Wirtsleute fühlten sich geehrt, eine Rondrageweihte als Gast zu haben und waren es noch mehr, als sie erfuhren, dass beide Geweihte der Rondra waren. Es wurde sich allgemein über das Woher und Wohin, das Wetter und die Kälte ausgetauscht. Zu ihrer Beruhigung erfuhr Delara, dass niemand von ihnen in die Richtung wollte, aus der sie kamen. Trotzdem sagte sie dem Ehepaar, dass es mögliche Reisende warnen sollte, nicht in diese Richtung zu ziehen, da im Wald übernatürliche Phänomene vermutet wurden und deshalb aus Sicherheitsgründen niemand dort hin solle.
    Jurina und Delara sahen im Stall noch einmal nach ihren Stuten. Anschließend verrichteten sie auf der freien Fläche hinter den Stall ihr abendliches Gebet. Als sie zur Eingangstür zur Herberge zurückgingen, stand auf einem der Fensterbretter der unteren Fenster der kleine Schneemann. Nun lächelte er wieder freundlich, allerdings hatte auch eine weitere und erneute Veränderung stattgefunden: kleine Eiskristalle und Schneeflocken wirbelten um ihn herum. Es sah fast so aus, als stünde er in einem Miniaturschneesturm, allerdings waren die nur rund zehn Flocken und Kristalle gerade langsam genug, dass einem einzelnen von ihnen mit den Augen gefolgt werden konnte.
    Die beiden Geweihten blieben stehen und sahen den Schneemann an, der wie immer unbeeindruckt zurückschaute. „Was bedeutet das nun?“ fragte Jurina unwillkürlich leise.
    Delara erwiderte nichts. Der Schneemann war ein Rätsel, das immer neue Rätsel aufgab, aber keine Lösungen und Antworten anbot.
    Sie zogen sich sogleich auf ihr Zimmer zurück. Ein Feuer knisterte im Kamin und hatte den Raum. schon ein wenig erwärmt. Sie schoben die beiden einzelnen Betten zusammen und kleideten sich gegenseitig mit Freude, aber ohne Hast aus. Mit Rücksicht auf ihre gegenseitigen Verletzungen liebten sie sich mit Bedacht. Obwohl ihnen ihre Körper und Vorlieben nun schon vertraut waren, gab es noch immer Neues zu entdecken und Bekanntes auszukosten. Das Feuer warf ein rötliches und warmes Licht und schuf seltsame Muster auf ihren Körpern.
    Ihre Leiber verbanden sich miteinander, schwarzes Haar vermengte sich mit braunem, während sie sich gegenseitig Freude und Befriedigung verschafften.
    Eng umschlungen und noch immer nackt, fielen sie schließlich unter den Decken in erholsamen Schlaf.