♥
Valeria fühlte sich müde und ausgelaugt und wenig für den Tag gewappnet. Sie würde an diesem Tag keine Zauber demonstrieren und keine Duelle bestreiten können.
Genau dies hatte Magister Al’Baloth aber für diesen Tag für seine Schüler vorgesehen. Er erwartete sie im Labor.
»Immerhin habt ihr ein ganzes Wochenende zum Ausruhen hinter euch. Ideale Voraussetzungen für ein Duell, nicht wahr?«
Zulaiman nickte eifrig, schielte dann aber unsicher zu Valeria hinüber. Sie war nicht als einfache Gegnerin bekannt. Von ihren vorangegangenen Bemühungen, die eigene astrale Kraft zu verbrauchen, wusste er ja nichts.
»Na kommt – ich will etwas sehen!«
Zulaiman bereitete eine Feuerlanze vor – natürlich auf schwächster Stufe, schließlich ging es nur um eine Übung.
Valeria hätte dies mit einem magischen Schild kontern können – darin hatte sie dank Feysal Übung. Sie entschied sich dagegen, sprang auf Zulaiman zu, schlug seinen ausgestreckten Arm nach oben und lenkte den magischen Spruch damit gegen die Decke, und dann zwang sie ihn mit einer Beinschere zu Boden.
»Gib auf«, sagte sie und setzte den Nackenbrecher an.
Zulaiman resignierte.
»So hatte ich das eigentlich nicht gedacht«, sagte Magister Al’Baloth mit einem Schmunzeln.
Valeria ließ Zulaiman los und stand auf. »Ich wollte zwei Dinge demonstrieren, Magister. Erstens, dass es für einen Magier fatal sein kann, die Möglichkeit konventioneller Attacken zu ignorieren, gerade bei einem Kampf auf derart engem Raum. Zweitens, dass es für einen Magier sehr wichtig sein kann, auch konventionelle Künste zu beherrschen, zumal wenn die astralen Kräfte nahezu verbraucht sind, wie es bei mir heute der Fall ist.«
Gerade jetzt erschien der Akademieleiter im Eingang des Labors.
»Einen Augenblick«, sagte Al’Baloth in dessen Richtung und wandte sich wieder an Valeria. »Wieso ist deine Kraft nahezu verbraucht? Hast du so viel geübt?«
»Nein, Magister«, sagte Valeria. »Ich habe nicht geübt, sondern praktisch angewendet. Wie Ihr wisst, verbringe ich die Wochenenden außerhalb der Akademie. Auf meinem Rückweg heute bemerkte ich Verfolger. Ich habe Magie eingesetzt, um sie abzuschütteln und damit unser Geheimnis zu schützen.«
»Du weißt, dass das nicht erlaubt ist.«
»Ja, Magister. Ich hielt es trotzdem für besser, im Nachhinein um Entschuldigung für erfolgreiches Zaubern zu bitten als dafür, den Zugang zur Akademie verraten zu haben.«
»Du bist cleverer, als gut für dich ist«, sagte Al’Baloth.
»Sie ist gut«, warf Sarim al Jabar ein. »Ich wollte wissen, ob sie auf ihrem Heimweg verfolgt wird – aufgrund gewisser Vorkommnisse – und hatte daher selbst einen Aufpasser ausgeschickt, einen sehr erfahrenen Späher aus unseren Reihen. Er war nicht in der Lage, ihr zu folgen. Sag mir, Valeria, wie hast du es gemacht?«
»Ich habe erst den Ignorantia Ungesehn eingesetzt, und dann die Magie mit einem verstärkten Aurarcania Deleatur verborgen, Eure Spektabilität.«
Der Akademieleiter lächelte. »Du hast den Zauber verstärkt, obwohl wir euch dies noch nicht gelehrt haben. Muss ich überprüfen, ob in unserer Bibliothek etwas fehlt?«
»Natürlich nicht, Eure Spektabilität. Als ich zuletzt nachgesehen habe, waren alle relevanten Werke an ihrem Platz.«
»Aber nachgesehen hast du.«
»Natürlich, Eure Spektabilität. Die entsprechenden Sicherungen sind doch zweifellos ein Teil unserer Prüfungen, oder etwa nicht?«
Zulaiman schnappte nach Luft.
Al’Baloth brach in Gelächter aus.