Sandbox

  • Hallo!

    Ich suche ein paar Tips und Strategien zum sog. "sandboxing". Meine Gruppe wird bald in eine größere Stadt kommen und ich will die Gelegenheit nutzen diese Technik auszuprobieren. Bislang meistere ich überwiegend Kaufabenteuer.

    Ich habe mir überlegt die wichtigsten Machtgruppen zu notieren mit ihren Vertretern und Zielen. Natürlich Stadtplan mit wichtigen Gebäuden und deren Besitzer/Bewohner/Betreiber. Vielleicht noch eine Agenda mit wichtigen Ereignissen (Markt, Paraden) des nächsten Monats.

    Wie geht ihr dabei vor? Was habe ich vergessen? Wo notiert ihr die Unmengen Namen, Eigenschaften und Motive der anfallenden NPCs?

    Mich interessiert hier alles und gern auch ausführlich: Notiztechnik, Hilfsmittel, Prioritäten, Spieltischorganisation, Nachbearbeitung etc.

  • Ich benutze xmind um meine NSC's zu verwalten. So kann ich Baumdiagramme bauen in denen ich Verhältnisse und Zugehörigkeiten erfassen und in hintereinander gestaffelten Knoten relevante Informationen ablegen kann. Da ich in meinen Kampagnen oft weit über 100 benannte und agierende NSCs habe ist das anders kaum zu verwalten. Außerdem kann ich so auch schnell-Referenzen anlegen wie Sortierungen nach Alter, Marker für Geschlecht, Status-Effekte (Tod, krank bis, verwundet, eifersüchtig auf...) und ähnliches.

  • Ich benutze xmind um meine NSC's zu verwalten. So kann ich Baumdiagramme bauen in denen ich Verhältnisse und Zugehörigkeiten erfassen und in hintereinander gestaffelten Knoten relevante Informationen ablegen kann. Da ich in meinen Kampagnen oft weit über 100 benannte und agierende NSCs habe ist das anders kaum zu verwalten. Außerdem kann ich so auch schnell-Referenzen anlegen wie Sortierungen nach Alter, Marker für Geschlecht, Status-Effekte (Tod, krank bis, verwundet, eifersüchtig auf...) und ähnliches.

    Vielen Dank für den Hinweis, das schau ich mir mal an. ist es freeware?

    Wie erstellst du die NSCs? Alle aus dem Kopf heraus, wie du denkst wie sie dem Plot dienlich sind (wie siehst du das vorher?) oder nutzt du vorgefertigte Schemata oder Tabellen für Aussehen und Charakter?

  • Kaufabenteuer können auch sandboxig sein. Z.B. "Die Herren von Chorop" oder "Grabmal der Vernichtung".

    Letztendlich heisst es ja, dass die SpielerInnen entscheiden können, mit was sich die Figuren beschäftigen. Das kann auch Wildniserkundung sein.

    Im Optimalfall ist eine Sandbox wenig Vorbereitung für die Spielleiterin und viel Improvisation.

    Als Start würde ich aber ein paar Standardplots vorbereiten, die du dann spontan anpassen kannst. Steck aber nur Arbeit in Sachen, die für die Figuren tatsächlich bedeutsam sind. Der Rest wird spontan ersonnen.

    Übrigens ist eine reine Sandbox nichts für jede Spielgruppe. Man braucht kreative SpielerInnen, die Spaß an der Freiheit haben. Viele SpielerInnen sind am Anfang eher eingeschüchtert. Daher würde ich ein paar Plothooks vorbereiten, auf die die Figuren anspringen können oder halt nicht (irgendwo ist ein Mord passiert, woanders gibt es ein Monster, ein Patrizier will eine Wahl gewinnen,...). Das weitere Spiel ergibt sich dann oft von selbst.

    Ich persönlich mag Abwechselung zwischen wohl dosierter Freiheit und epischen Schienensträngen. Aber du wirst herausfinden, was Du und deine Gruppe mag.

    Wichtig ist, dass du dir während und nach jeder Session sehr genau notierst was passiert und was die SpielerInnnen vorhaben. Ich verwende Onenote. Kurze, häufige Sessions machen es einfacher, weil man gut nachbereiten kann, aber die Ziele nicht vergessen werden.

    Und ich habe immer ein bisschen Metaplot, der recht unabhängig von den Figuren weiterläuft, z.B. eine Patrizierwahl, ein Massenmörder, eine Kultistengruppe. So kann man notfalls immer ein bisschen Spannung reinbringen, wenn das Spiel stockt.

    Außerdem bereite ich immer eine Namensliste vor, weil ich wirklich schlecht im Namenimprovisieren bin.

  • Einmal meine Techniken: grundlegend bin ich ein voll improvisierter SL, bei mir wird ein Sandbox Abenteuer in soweit vorbereitet das mich mir überlege was das Ziel sein soll und wo es sein soll, dann denke ich mir die Wichtigsten NSC'S aus erstelle Namen und Porträt genau so wie Grundlegende Werte.

    Dann erstellen ich allgemeine NSC'S also 'Feinde' , 'Bürger' , Händler falls diese Werte nicht hinten im Almanach vorzufinden sind.

    Das ganze drucke ich dann aus und nehme mir meinem DNA 4 Block mit Bleistift.

  • Vielen Dank für den Hinweis, das schau ich mir mal an. ist es freeware?

    XMind ist kostenlos, mit zusätzlichen Features wenn man es bezahlt. Also ähnlich wie Mindmeister.

    Ich benutze XMind 8. XMind ZEN hat mir nicht so zugesagt.

    Wie erstellst du die NSCs? Alle aus dem Kopf heraus, wie du denkst wie sie dem Plot dienlich sind (wie siehst du das vorher?) oder nutzt du vorgefertigte Schemata oder Tabellen für Aussehen und Charakter?

    Puh... Wie erstelle ich sie. Schwer zu sagen. Ich spiele jetzt seit 25+ Jahren Rollenspiele, davon bestimmt 95% als Spielleiter. Ich sehe die ganze Welt durch diese Linse und sammle überall wo ich gehe und stehe Eindrücke, Facetten, Stimmen, Redewendungen, Erscheinungsbilder. Ich horte tausende möglicher Lookalikes und Versatzstücke. Da ergibt sich irgendwann alles ganz von allen. Ansonsten kann ich dir einen unserer Blogartikel ans Herz legen und du bist herzlich eingeladen etwas zu stöbern. Wir haben da noch einiges mehr zu geschrieben und bauen das immer weiter aus.

    Zusammengefasst kann ich in Kurzform sagen: Halte es simpel. Was auch immer du tust. 2-3 markante Eigenschaften und Merkmale reichen völlig aus. Was aufgenommen wird und Bedeutung erlangt verdichtet sich ganz von allein, aber für jeden Anfang brauchst du nur einige Kerninformationen. Sowas wie: Vorname (Nachname optional), Geschlecht, Alter, Funktion/Beruf/Position, 1 optisches Merkmal, 1 charalterliches Merkmal, 1 unsichtbares Merkmal, bzw. 1 Geheimnis. Das bringt dich bereits sehr weit.

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    Zusammengefasst kann ich in Kurzform sagen: Halte es simpel. Was auch immer du tust. 2-3 markante Eigenschaften und Merkmale reichen völlig aus. Was aufgenommen wird und Bedeutung erlangt verdichtet sich ganz von allein, aber für jeden Anfang brauchst du nur einige Kerninformationen. Sowas wie: Vorname (Nachname optional), Geschlecht, Alter, Funktion/Beruf/Position, 1 optisches Merkmal, 1 charalterliches Merkmal, 1 unsichtbares Merkmal, bzw. 1 Geheimnis. Das bringt dich bereits sehr weit.

    Das ist ein Supertipp. :)

    So mache ich es auch. ;)

    Und arbeite besser mit Auffälligkeiten und besonderen Charakterzügen, als mit Standardzeugs. Den Hünen, der gerne Bier trinkt, bleibt weniger im Gedächtnis als der Vogt, der Singvögel sammelt.

    Es gibt auch gute NPC-Generatoren, z.B.

    http://diarium.eu/dsa-nsc/index

  • Sandboxing ist auch meine Standard-Methode als SL.

    Häufig reicht das hin bis zu selbstentworfenen Hintergrundwelten, die meinen Spielern dann zur Erkundung offenstehen.

    Aber Abenteuer in Aventurien oder anderen vordefinierten Kampagnensettings lege ich meist genauso offen an.

    Eigentlich sollte ich dir also 1-2 Tipps geben können. ;)

    Mal sehen ob ich das auch kann.

    Eine Sandbox profitiert sehr davon wenn man frühzeitig beginnt Ideen zu sammeln und diese mit der Zeit reifen zu lassen:

    Interessante Örtlichkeiten, Personen und Plots (geschweige denn Welten) zu erstellen ist in meinen Augen keine Fleißarbeit bzw. wird als Fleißarbeit nicht gut.

    Wer sich früh genug Gedanken macht und einen entsprechenden Ordner in seinem Kopf aufmacht, kann über Wochen und Monate wirklich inspirierte Ideen sammeln und reifen lassen und dann Schritt für Schritt durch Notizen festhalten und zu einem großen Ganzen zusammenfügen.

    Immer wieder wenn man über die Wochen mal gedankliche Muße hat, kann man sich dann etwas reinphantasieren in die Sachen die man da entwickelt und etwas dran feilen und durchspielen wie die Spieler und SCs in diesen und jenen Situationen agieren könnten und wie die NSCs die man erschafft dann wiederum darauf reagieren könnten usw..

    Dann wird einem das was man da erschafft sehr gegenwärtig.

    Im weiteren Verlauf kann man sich z.B. auf Youtube nach passender Musik umsehen, kann in ruhigen Stunden Stücke durchhören und dabei vor seinem inneren Auge Schauplätze und Szenen entwickeln usw..

    Dann ist man irgendwann an einem Punkt wo man all die Ideen, Bilder, Plots, Szenen und Subsettings die man im Kopf hat auf einer Karte räumlich ordnen kann und eine Stadt (oder ein Land oder eine Welt) ist entstanden.

    So ein kreativer Prozess hat den Vorteil, dass man am Ende schon richtig viel Stoff quasi spielfertig im Kopf und in überschaubaren Notizen hat und dass der Hintergrund schon in einem lebendig ist und man sich sehr sicher in ihm bewegt mit Antworten auf eine Menge Eventualitäten die man schon durchphantasiert hat.

    Damit will ich auf keinen Fall sagen, man soll alles im Vorraus vorbereiten.

    Im Gegenteil! Dazu komme ich gleich.

    Aber was ich hiermit meine ist sich die Zeit zu nehmen in der Sandbox wirklich inspirierte Plots, Herausforderungen und NSCs zu vereinen und das Setting für sich als SL durch so eine "Initialvorbereitung" lebendig werden zu lassen.

    Mut zur Lücke und zur Improvisation sind trotzdem unabdingbar:

    So umfassend und tiefgründig man eine Sandbox so auch in sich lebendig werden lassen kann, so unmöglich ist es doch 99% von uns all das auszuarbeiten in einem Detailgrad der auch nur in Ansätzen z.B. dem der DSA-Regionalspielhilfen und -Stadtspielhilfen entspricht.

    Wichtig ist beim Sandboxing die wirklich wichtigen NPCs und Orte und Herausforderungen und Gegner solide zu entwickeln, aber dazwischen flexibel zu sein für Improvisation.

    Da die SCs hier nicht auf Schienen gerailroadet oder auch nur durch einen konsistent durchentwickelten Plot geführt werden, sondern sich ständig rechts und links und überallhin wenden können, sollte man sich vom Ausarbeitungsgrad gewohnter Kaufabenteuervorbereitung völlig lösen.

    Ganz viel wird man einfach so auf dem Weg zu entwickeln und zu improvisieren haben und ich wage zu behaupten eine Sandbox zu leiten macht nur Sinn wenn einem gerade das liegt.

    Weiterentwicklung und selektive Ausarbeitung der Sandbox nach dem Weg den die SCs wählen:

    Das im letzten Punkt Gesagte bedeutet auch, dass man die Sandbox letztendlich überall da weiter bauen, ausarbeiten und um die SCs verdichten muss, wo auch immer die SCs/Spieler ihre Schritte hinwenden.

    5 tolle Plots und 5 Ebenen eines Gewölbes von denen die Spieler wohlmöglich nie etwas sehen werden auf gut Glück im Detail vorzubereiten wäre ja nun wirklich der Inbegriff von vergeblicher Liebesmüh.

    Egal ob man eine Stadt entwirft oder eine Welt, vieles wird man sinnvoll immer nur Schritt für Schritt zwischen den Sitzungen weiter ausgestalten können, wenn man weiß wohin es die Helden eigentlich als nächstes zieht.

    Gerade im Vorfeld der ersten Sitzung sollte man von all zu viel spielfertiger Detailausarbeitung von Orten die die SCs in dieser ersten Sitzung noch garnicht erreichen können die Finger lassen!

    Erst wenn man die Helden hat in der Sandbox agieren sehen, kann man abschätzen wohin die Reise dann wirklich geht.

    Gute Metaphern für ein gutes Vorgehen hier sind in meinen Augen ein Filmset oder ein Holodeck aus Star Trek:

    Die Realität der Sandbox immer da verdichten wo die Spieler gerade sind; an Hintergründen immer das weiterentwickeln was da vor Ort gerade gebraucht wird und was man für die Antworten braucht, die die Spieler dort bekommen können.

    All das kann man dann weiter ausarbeiten wenn und wo man es wirklich weiter ausgearbeitet braucht.

    Man muss letztendlich erst dann den Charakter des fiesen Magiers und die Innenräume seines Anwesens spielfertig genau kennen, wenn man den begründeten Verdacht hat, dass die Helden da auch wirklich rein wollen.

    Sonst bleibt er ein Name und eine Geschichte, während die Helden z.B. dem Mysterium des Grauens unter dem alten Brunnen nachgehen.

    Entweder das, oder man macht sich als SL Arbeit die zu 75%+ nie das chipstütengeraschelgeschwängerte Dämmerlicht des Spieltisches erblicken wird.

    Sandbox heißt nicht nur die Spieler agieren frei, sondern auch der SL agiert frei.

    Man sollte keine Scheu haben Ideen zu recyclen:

    Man sollte sich in meinen Augen nicht scheuen gute NSCs, Szenen und Plotideen aus der intialen Ideensammlung und Vorbereitung an völlig anderer Stelle wieder in die Sandbox einzubauen, als ursprünglich gedacht.

    Die Helden und Spieler können immer nur einen Weg gehen und den sollte man so schön gestalten wie möglich.

    Wenn etwas was die Helden am Anfang links liegen gelassen haben und somit nie kennen gelernt hätten da einen Mehrwert bietet, sollte man nicht aus übertriebenem Simulationismus zögern diese Inhalte auf den Weg der Helden zu verpflanzen.

    Notizen:

    Als SL-Notizen haben sich für mich ganz normale karrierte Schreibblocks und ausgedruckte Text-Dateien bewährt.

    Das Wichtigste ist, dass man das Sandbox-Setting im Kopf hat und harte Kerninformationen als übersichtliche Notizen zur Hand.

    Ansonsten braucht man nur Kampfwerte von Gegnern, Bodenpläne und Karten notiert oder ausgedruckt in meinen Augen.

    Einmal editiert, zuletzt von BardDM (13. August 2018 um 20:47)

  • Ich habe die Wildermark seinerzeit recht sandboxig angelegt und habe vor allem einen Tipp, der noch nicht genannt wurde: Schreibe alles, was du improvisierend setzt, vor allem an Eigenschaften von NSCs auf - mir ist es mehrmals passiert, dass meine Sandbox inkonsistent wurde, weil ich spontane Setzungen nicht notiert habe - und das ist den Spielern dann negativ aufgefallen und selbst wenn es ihnen nicht aufgefallen ist, hat es mich tierisch geärgert.

    Ominibus ceteris caesis solum is et eius legiones steterunt.