Hilfe/Ideen für Reisepassagen

  • Hallihallo,

    Ich lese hier schon seit längerem mit und erfreue mich an vielen Diskussionen und Ideen hier im Forum, und nun ist es auch an der Zeit, meinen ersten Post zu verfassen :)


    Ich werde mit meiner Gruppe am Wochenende wohl endlich die Theaterritter-Kampagne beginnen, und ich benötige wohl hier und da noch bisschen Hilfe.

    Eine meiner Schwächen ist zb. die Gestaltung von Reisepassagen - im ersten Band reist man ja bis zu den Hardener Seenplatten und es werden mögliche Szenen in den diversen Ortschaften beschrieben, aber wie handhabt ihr die Reisen selber, welche Begegnungen ,Aufgaben oder Bedrohungen habt ihr auf eure Spieler losgelassen?

    Bis jetzt hatte ich es so gehandhabt, dass größere Reisen einfach zwischen den Spieltagen stattgefunden haben. (Am Ende des Spieltages mussten die Spieler sich entscheiden, wie sie reissen möchten, Proviant besorgen ect.) und hier und da gab es so Rückblenden, was auf der Reise passierte (mit nachträglichen Probewürfen, welche dann Ausgang diverser Reiseszenen entschieden haben, natürlich mit Auswirkungen auf zukünftige Ereignisse)

    Wie sehr lasst ihr die Kälte auf eure Helden einwirken? Regeltechnisch mit x Stufen Erschwernis durch passende warme Kleidung? Würdet ihr charaktere mit hohem (ingame) Alter ein paar Schikanen mehr in den Weg werfen? (Ich würde das tun, da ich einen ~60 jährigen Magier in der Gruppe habe :evil:)

    Ich danke im Voraus für die Ratschläge und Tipps =)

  • Altersgebrechen sind in DSA 4.1 bereits durch Attributssenkungen und Verlust an Lep dargestellt. Regelseitig gibt es keinen Grund zusätzliche Erschwernisse oder "Schikanen" für "ältere Helden" zu erzeugen, immerhin werden "jüngere Helden" auch nicht mit zusätzlichen "Schikanen" neben ihren geringeren AP-Werten für ihre theoretischen Unkenntnisse und mangelnde Lebenserfahrung zusätzlich "schikaniert".

    Letztlich ist es die Entscheidung des Spielers wie er seinen Charakter ausgestalten will, und es wäre ein sehr starker Eingriff in die Spieler-agency und ein bevormunden des Spielers/Charakters ihm vorzuschreiben wie er sich zu fühlen hat und welche "Schikanen" er im Gegensatz zu den anderen Helden erleidet.

    Was man als SL zur "Schikanierung" einsetzen darf sind schlechte Angewohnheiten, Nachteile und Unfähigkeiten der Charaktere, aber niemals die Spieler-Entscheidung bei Wahl des Geschlechts, der Rasse, der Sexualität oder des Alters, das sind sogar nach offizieller Setzung keine direkten Konfliktquellen. Es kann in bestimmten Regionen das Spiel beeinflussen und hat Regelseitige Auswirkungen -> Rasse, Alter; aber es ist vorwiegend eine Frage der Vorlieben des Spielers und allein seine Entscheidung (SL darf Einschränkungen für Gruppentauglichkeit durchführen -> männliche Amazone, Ork, Achaz in Zwergengruppe, etc. ...)

  • Ich würde das Alter vielleicht auch eher durch zusätzliche flair-Beschreibungen einbringen, a la

    "Du spürst die Kälte in Deinen Knochen. Das letzte Mal, als es bereits im Travia so kalt war, war damals, als ... (hier irgendein Ereignis aus der Vergangenheit der Heldin einfügen)."

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  • Also ich schildere Reisepassagen meist mit zusammenhängenden, stimmungsvollen Beschreibungen.

    Nicht zu lang, nicht zu kurz und so, dass die Spieler mit allen Sinnen ein sehr plastisches Bild der Landschaft die sie durchreisen bekommen, samt Wetter und grundsätzlichen Erfahrungen und ggfs. Strapazen die sich den SCs bieten.

    Diese Beschreibungen reichen allerdings immer nur bis zum nächsten Plotpunkt und zur nächsten relevanten Begegnung.

    So bald es auf der Reise zu einer Storysequenz oder einer Kampfbegegnung kommt, ist der weitere Fortgang des Abenteuers ja wieder völlig offen und ob der Plot des SL und der Wille der Spieler es dann wirklich noch vorsehen, dass das ursprünglich gesetzte Reiseziel erreicht wird, steht ja all zu oft in den Sternen.

    Wenn man das alles als Retrospektive angeht, unter der Prämisse "Ihr seid eigentlich schon am Ziel", geht dabei in meinen Augen sehr viel Spannung verloren, angefangen damit dass man in Rückblenden nicht mehr sterben oder gefangen genommen werden etc. kann.

    Ganz davon abgesehen, dass es ja wie gesagt garnicht immer vorgesehen ist das ursprüngliche Ziel reibungslos zu erreichen.

    Wenn man solche Reisen dann plötzlich anders angeht, merken die Spieler es sofort. ;)

    Woran ich als SL und als Spieler auch nie Spaß hätte wäre ein Ausspielen von Reisen im Sinne einer repetitiven Routine: Reisen, Nachtlager aufschlagen, Jagen, Nachtwache, Reisen, Begegnung, Nachtlager aufschlagen, Jagen, Nachtwache usw..

    Davon rate ich persönlich jedem ab.

    Bei einer Reise durch normale, gut überlebbare Lande halte ich das für stupide und langweilig, während man Survival in unwirtlichen Regionen sehr viel spannender selbst zum Abenteuer machen kann.

    Ich weiß aber auch von Gruppen mit großer Freude an Ressourcenmanagement die großen Spaß daraus ziehen jeden Reisetag und jede Beschaffung von Abendessen mit Würfeln und spitzem Bleistift durchzusimulieren.

    Ein sehr guter Freund von mir hat mal so eine Runde geleitet.

    Wäre nur nichts für mich.

    Darunter fällt für mich auch so ein bissen das Arbeiten mit Sachen wie regeltechnischen Kältestufen während der Reise.

    Das würde ich alles beschreibend abhandeln, bis zu dem Punkt wo es in aktiver Abenteuerhandlung und/oder Kampfbegegnungen wirklich relevant wird.

    Ansonsten ist eine intensive Beschreibung der schneidenden Kälte und des Einflusses den sie auf die Reise hat sehr viel ergiebiger finde ich.

    Wovon ich letztlich noch ganz dringend abrate ist Effekte gegen SCs wirksam werden zu lassen die keine einwandfreie Herleitung aus den Werten und dem Charakterbogen des betreffenden SCs haben!

    Ganz gleich wie alt ein SC ist, ihm einen Altersnachteil zu geben der nicht auf seinem Heldenbogen steht und der nicht einwandfrei aus den Spielwerten des Charakters abzuleiten ist, wäre böse Meisterwillkür mit der man sich unter Spielern für gewöhnlich zu Recht keine Freunde macht. ;)

    Vielleicht spielt der Spieler ja einen topfitten 60-jährigen Magier und der 20-jährige Streuner eines anderen Spielers hat eine viel schlechtere Konstitution.

    Die Antwort findet sich einzig und allein auf den jeweiligen Charakterbögen, in ihren Eigenschaftswerten (KK,KO,GE), Vorteilen und Nachteilen - nirgendwo anders.

    Einmal editiert, zuletzt von BardDM (13. August 2018 um 12:21)

  • Willkommen auf dem Orki, MegaHungry. :)

    Um Reisen am Tisch zu handhaben, gibt es sehr unterschiedliche Möglichkeiten. Überspringen mit "nach x Tagen seid ihr da", einige Beschreibungen und kleinere Ereignisse einbauen, den SC Zeit und Möglichkeiten zur Interaktion geben, eine Zufallstabelle nutzen (und schauen, was für mögliche Seltsamkeiten da aufeinanderfolgen) ... Man kann auch einfach als SL Landschaft, Wetter, dies und das beschreiben und so die Reise abhandeln. Ich glaube allerdings, wenn man als Spieler da Minutenlang zuhört, schaltet man geistig eher ab, weil man dann schnell rausgehört hat, dass es kalt und anstrengend im bornischen Winter ist. da würde ich dann Beschreibungen und kleine Ereignisse und Zeit zum darauf Reagieren mischen. Es wird ja schnell OT deutlich, ob die Spaß an Reisegestaltung haben, oder nicht.

    Die Reise als geschehen setzen und dann erst rückwirkend Ereignisse einfügen und deren Ausgang erwürfeln lassen würde ich für meinen Teil nicht machen, oder würde es als Spielerin auch nicht zu schätzen wissen. Wenn etwas passiert, möchte ich mit meinem SC gerne direkt darauf reagieren und davon beeinflusst werden. Dazu besteht die Möglichkeit, dass womöglich durch ein zu glückliches Würfelergebnis oder unerwartete SC-Reaktion sich da zeitlich der bereits geschehene Ablauf ändert.

    Kälte, Hitze, Regeln, so etwas würde ich atmosphärisch immer mit verwenden und damit ggf. auch regeltechnisch verwenden. Ich selber führe meine SC gerade in den Winter des Nordens. Da gibt es Winterkleidung (Kälteschutz und BE), Erschöpfungsregeln (nicht die offiziellen), regeltechnischen und rollenspielerischer Einsatz des Wetters, langsamere Reisegeschwindigkeiten durch Schnee.

    Das ist völliges Neuland für die SC und dazu körperlich fordernd. Das würde ich immer mit verwenden.

    Was das Alter angeht: In DSA 4 gibt es Regeln für das Alter (merkwürdigerweise scheint das für NSC oft nicht zu gelten^^). Ich würde allerdings auch ohne diese Regeln oder Bezug darauf das Alter berücksichtigen.


    In Sachen, wie man Reisen alternativ handhaben, oder generell gestalten und aufpeppen kann, gibt es schon einige Threads zu:

    Reisen als Brettspiel - Warum auch nicht?

    Gefährliches Reisen?

    Tipps zu großen Reisen?

    Interessante Reiseabschnitte

    Reiseabenteuer spaßig gestalten

    Reise ausspielen oder überspringen?

    EDIT: Oder in der gerade frisch gestarteten Link-Sammlung zum Thema: Gestaltung und Handhabung von Reisen am Spieltisch EDIT Ende

    Im Internet gibt (oder gab es) die Fan-SH "Vademecum des Reisenden" mit über 100 Seiten Vorschlägen zum Thema Reisen am Spieltisch gestalten. Das pdf-Dokument kann ich bei Bedarf zuschicken.

  • BardDM & Schattenkatze haben eigentlich bereits das wichtigste genannt.

    Was ich vielleicht noch anmerken kann, ich bin erst seit einiger Zeit wieder zurück zu DSA gekommen und hatte eine langjährige Pause.

    Mein grösstes Problem war (und ist vermutlich immer noch so) eine stimmungsvolle und atmosphärische Beschreibung der Reise zum besten zu geben.

    Daher habe für mich selber die Beschreibung der Reise niedergeschrieben, quasi als Vorlese Text wie in off. Abenteuern. Eins gefiel mir am Ende tatsächlich so gut, das ich es wirklich vorgelesen habe. Und sehr langsam finde ich wieder hinein.

    Vielleicht hilft dir das wie mir auch weiter.

    Gruss

  • Ich danke euch für die Anregungen =)

    Werde mich mal durch die Linksammlung durchwühlen und zusammenschreiben, was passend wäre.

    Das mit den Einschränkungen für den alten Charakter hatte ich vl zu grob formuliert. Ich würde so Sachen auch nicht bei spielentscheidenden Situationen ansetzen sondern eher, wie yelemiz meinte, flairbedingt. Ich möchte es so rüberbringen, dass der Heldenspieler schon merkt, dass er mit den anderen, eher jüngeren Helden, nicht unbedingt in allen Belangen mithalten kann und ev auch selbst, als Held, Hilfe in Anspruch nimmt. (um es dazu zusagen, es war ja auch so in der Art und Weise bei der Erschaffung so abgesprochen, dass er hier und da sein Alter spüren soll :) )

  • Ich danke euch für die Anregungen =)

    Werde mich mal durch die Linksammlung durchwühlen und zusammenschreiben, was passend wäre.

    Das mit den Einschränkungen für den alten Charakter hatte ich vl zu grob formuliert. Ich würde so Sachen auch nicht bei spielentscheidenden Situationen ansetzen sondern eher, wie yelemiz meinte, flairbedingt. Ich möchte es so rüberbringen, dass der Heldenspieler schon merkt, dass er mit den anderen, eher jüngeren Helden, nicht unbedingt in allen Belangen mithalten kann und ev auch selbst, als Held, Hilfe in Anspruch nimmt. (um es dazu zusagen, es war ja auch so in der Art und Weise bei der Erschaffung so abgesprochen, dass er hier und da sein Alter spüren soll :) )

    Trotzdem wird die Fitness des SCs ja durch seine KO und ggfs. seine KK bestimmt.

    Alter ist regeltechnisch nur eine Zahl, deren einzige Auswirkung auf die Fitness eines SCs Modifikationen der oben genannten Eigenschaftswerte sind, die wiederum nach den klaren Regeln der entsprechenden Alterstabelle wirksam werden.

    In dem Rahmen kann es in Aventurien genauso athletische 60-jährige geben wie auf der realen Erde auch ... und genauso unathletische 30-jährige. ;)

    Solche Effekte willkürlich an den Charakterwerten und Regeln vorbei festzulegen davon rate ich auf jeden Fall ab.

    Dann bräuchte man ja keinen Charakterbogen und keine Eigenschaftswerte mehr, wenn man irgendwas spielt was da so garnicht drauf- und drinsteht.

    Wenn besagter Magier aber tatsächlich auch eine geringe KO und/oder KK hat, sieht die Sache natürlich anders aus.

    Aber darauf sollte man dann natürlich bei jedem SC gleichermaßen schauen, unabhängig von seinem Alter.

    Natürlich könnt ihr spielen wie es euch Spaß macht.

    Aber ich persönlich halte ein Bewusstsein für die Verbindlichkeit der Werte auf dem Charakterbogen, auf die sich sowohl Spieler als auch SL 100%ig verlassen können, für eine echte Grundtugend im Rollenspiel.

    Und auf der anderen Seite warne ich auch im Kleinen vor erzählerischer Meisterwillkür die SCs Effekten unterwirft, die die Regeln und SC-Werte nicht beachten.

    Wäre für mich ein handwerklicher Fehler der zu Beliebigkeit und irgendwann vielleicht sogar Unfrieden am Spieltisch führt.

    Sollte man sich nicht angewöhnen.

    (Natürlich nur meine Meinung. :) )