Basierend auf einem Nebenzweig in einer anderen Diskussion finde ich die Thematik interessant genug, sie eigenständig zu diskutieren. Daher also: wie wichtig ist die OT-Transparenz der SC an euren Tischen, oder auch eben nicht, und jeweils warum?
Ich kenne genug Situationen, in denen es ziemlich gut war, dass die Spieler die Charaktere wechselseitig kannten, weil sie so einander aushelfen konnten "Hey, vielleicht könnte deine Fähigkeit X uns jetzt noch retten" oder "Versuch doch mal Zauber Y, bevor du gleich aufgibst!". Das fällt natürlich alles weg, wenn man gar nicht weiß, was der andere konkret kann und verhindert gamistisches Spiel außerhalb einer isolierten und meistens vollkommen defizitären Einzelspieler-Haltung weitestgehend. Dummerweise kennen sich nämlich die meisten Spieler nicht gut genug mit Regeln und Taktik und Effekten aus oder sind in der Situation, in der sie selbst die handelnden Akteure sind, deutlich weniger auf Zack als es ihre Charaktere wären oder sind einfach nur abgelenkt wenn entscheidende Infos kommen, die andere für sie aber nur zuordnen können, wenn sie eine Ahnung haben, was wichtig für diese wäre.
Früher oder später wissen die Spieler mit am Tisch, was für vereinzelte Werte oder wenigstens Kompetenzen wer hat (und auch, wo Schwächen liegen), weil ja bei Proben auch die Ergebnisse genannt werden und man OT auch so manchmal drüber redet. Daher kann da die Schwarmintelligenz der Gruppe durchaus hilfreiche Vorschläge machen, wenn man drum weiß, dass da jemand etwas gut kann, oder ggf. einfach fragen, ob man dieses oder jenes Talent/SF/Zauber hat und bei einem Ja entsprechend den Vorschlag machen.
Selbst wenn absolute Transparenz herrschen würde, würde zumindest ich nach den ersten 3 Monaten eh nicht mehr wissen, wer jetzt genau welche Werte hat, um aus dem Ärmel gute Vorschläge zu schütteln, sondern höchstens noch die Erinnerung haben, dass X gut beherrscht wird, oder ich frage einfach, ob etwas gegeben ist. Dazu müssen mMn allerdings nicht alle sich gegenseitig die Charakterbögen offenlegen.
In unseren Gruppen machen wir das nicht, wohl aber uns zuweilen OT gegenseitig Tipps und Vorschläge machend, wenn ein Spieler gerade so nicht weiter weiß.
Gemeinsam erstellen macht zwar durchaus Sinn (man kann sich in der Tat gegenseitig absprechen, ergänzen, Fragen stellen, das hatte sich bei uns bei anderen Systemen schon ergeben), oder vorweg wenigstens besprechen, was man so spielen möchte (im Sinne von: Schwerpunkt, Ausrichtung). Aber ich sehe das nicht als zwingend an. In dem Fall dass jeder Spieler seinen SC einreicht ohne Absprache sehe ich da kein Problem, dass der SL vielleicht daraufhin weist, dass SC A und B aus irgendwelchen Gründen Probleme haben könnten. Das kann man dann immer noch besprechen (alle gemeinsam, oder nur die betroffenen Spieler, + evtl. SL), so nötig, und da sehe ich für den SL keinen großen Mehraufwand (während ich ansonsten auch einiges an Eigenverantwortung bei den Spielern sehe, SL haben ja schon genug zu tun).
Selbst gemeinsame Erstellung und damit Transparenz schützt vor unerwarteten Dingen nicht, wenn ein Spieler z.B. vorher nicht etwas über persönliche Vorlieben und Eigenheiten/Spielstil nicht mitteilt. Da kann OT die ganze Gruppe einen SC mit erstellen mit Tipps und Ratschlägen, und alle können samt und sonders durchaus unerwartet überrascht werden, wie wir in unserer DSA-Gruppe kürzlich feststellten. Das hatte rein gar nichts mit Werten zu tun, wirkte sich aber auf das IT-Geschehen wiederholt unmittelbar aus.
Persönlich finde ich es allerdings an sich auch schöner, wenn man IT herausfindet, wer was kann, statt das OT vorher kundzutun. Wenn man es dann auch IT und damit OT weiß, kann man dann immer noch IT gleich den besten Kletterer im Bedarfsfalle vorschicken. Daher halte ich dazu an, nicht OT Werte auszutauschen, wenn das mal IT wichtig wird, wer was gut kann oder auch eben nicht, sondern auch da IT zu bleiben und es auf der Ebenen zu skizzieren.
Auch wenn das durchaus bei gemeinsamer Erstellung geht, denn über jeden einzelnen TaW haben wir uns dabei noch nie ausgetauscht, es kamen mehr so Regelfragen auf, ob sich Vorteil X lohnt, was für Werte angestrebt werden sollten, um gut in etwas zu sein, was man z.B. braucht, um eine ordentliche Frontsau zu geben, etc.