Für mich ist das Problem gar nicht mal so sehr, dass eine übergreifende Geschichte, oder ein globaler Handlungsfaden fehlt.
Was mich stört ist, dass sich die Welt leblosanfühlt.
Ich hab den Eindruck, dass es bisher hauptsächlich Regel- und Crunchbücher gibt, die aber nur ganz wenig Hintergrundinformation enthalten, um die Welt Aventurien mit Leben und interessanten Charakteren zu füllen. Der Alamanach ist die einzige Ausnahme, und der muss auf extrem kleinen Raum den ganzen Kontinent abgrasen, kann also nur einen groben Überblick geben. Und der ist, finde ich, von der Art auch eher sachlich gehalten.
Mir fehlen die stimmigen Stadtbeschreibungen, die Lust darauf machen, sich in der Stadt mit seinen Helden umzusehen und dort Abenteuer zu erleben. Mir fehlen die Abhandlungen über Dämonen, in denen durch ein, zwei eingestreute Namen, die man noch nie vorher gelesen hat, ein Gefühl der Bedrohung und des Mysteriums aufkommt. Die bisherigen RSH decken nur einen winzigen (und auch mich persönlich nicht sonderlich spannenden) Bereich ab.
Als Vergleich dazu waren die Kästen, die mich in meinem Leben am meisten begeistert haben "Die Wüste Khom und die Echsensümpfe", sowie "Götter, Magier und Geweihte". Und gerade letzterer nicht, weil ich die Regeln so toll fand, sondern weil die Mysteria Arcana die Welt mit magischem Leben gefüllt hat!
Diese Welt hat mich fasziniert, und Lust gemacht, darin Abenteuer zu erleben. Es war nicht wichtig, dass es (damals) keinen Handlungsfaden gab, den haben wir uns eh meist selbst gesponnen. Wichtig war, dass die Welt eine bunte und belebte Bühne für unser Spiel bot. Das war für mich auch das spannende an der Borbaradkampagne. Die Handlung war natürlich cool, aber eine riesige, mit realistischen Figuren angefüllte, lebendige Welt zu erleben, war für mich noch wichtiger. Das ist, was in der 5. Edition meiner Ansicht nach noch fehlt.
Man stelle sich vor: es gäbe eine Spielhilfe zum Thema "Sternenfall". Keine Regeln, sondern reine Beschreibungen, wie die Menschen, die Kirchen, die Magier, etc. darauf reagieren. Was das für Auswirkungen auf die Welt hat, mit Augenzeugenberichten, magischen Theorien, flammenden Predigten, etc. Da bräuchte ich noch nicht mal irgendeinen Handlungsfaden, ich hätte eine lebende und atmende Welt. Und dann wäre der Sternenfall auch genau das, was von der Redaktion geplant ist: eine Leinwand, ein Hintergrund, um spannende Abenteuer zu ersinnen.