Richtkämpfe/Götterurteile in Thorwal

  • Ich bin grade dabei mir einen thorwalschen Krieger zu basteln und bin am überlegen wie seine Hintergrundgeschichte aussehen soll.

    Bisherige Hintergrundgeschichte in mehr oder weniger kurz

    Geboren und aufgewachsen in Thorwal, ist Inar Mitglied des Gischtreite-Ottajaskos. Von fast allen sowohl für seinen unerschütterlichen Kampfesmut als auch für seine ebenso unerschütterliche Loyalität gegenüber seinem Ottajasko.

    Während einer Reise eines Teils des Ottajaskos mit zwei Ottas, wurden die beiden Schiffe von einer Seeschlange angegriffen. Das Schiff, auf welchem sich Inar befand wurde versenkt, bevor das Ungeheuer in die Flucht geschlagen wurde und fast alle Mitglieder der Besatzung sind umgekommen, doch Inar wurde lange genug von einem Delfin über Wasser gehalten um von dem zweiten Schiff geborgen zu werden.

    Seitdem sieht er sich als von Swafnir auserwählt und ihm gegenüber verpflichtet, das Hranngargezücht der Welt aktiv zu bekämpfen.

    Die Walwut, unter welcher er seit dem Vorfall leidet sieht er als Gabe um den Kampf besser führen zu können und fühlt sich währenddessen als von Swafnir beseelt.

    Das ist auch ein Grund weshalb er stets derjenige ist, welcher bei Gerichtskämpfen, falls es die in einer Form gibt, für Swafnir streitet und/oder die Rolle des Henkers übernimmt.

    Es ist durchaus schon vorgekommen, dass Swafnir ihn den exekutierenden Schlag hat verfehlen lassen oder ihm in einem Urteil gegen eine Gruppe die Kraft gegeben hat, alle zu bezwingen.

    Seit einem besonders heftigen Kampf, bei dem er eine tiefe Narbe in der kompletten linken Gesichtshälfte, inklusive Auge erhalten hat (weshalb er nun den Beinamen Rot- oder Blutauge trägt), sieht er seine Tage in Thorwal als vorerst gezählt und bekämpft nun als Abenteurer in ganz Aventurine das Hranngargezücht.

    Daher meine Frage:

    Gibt es so etwas wie Richtkämpfe, Götterurteile oder inszenierte Hinrichtungen in Thorwal?

    Ich habe bisher nichts zu solchen Sachen gefunden und auch wenn ich mit meiner Gruppe natürlich in meinem Aventurien spiele, möchte ich nicht etwas dazuerfinden, nur weil es mir als Teil einer Hintergrundgeschichte eines einzelnen Charakters grade in den Kram passt :thumbsup:

    Der Charakter an sich ist inspiriert von der Serie Vikings, dem Berserker aus For Honor, meiner eigenen Wikingerverklärtheit und der wunderbar mystisch-atmosphärischen Musik von Wardruna, falls es jemanden interessiert :lol2:

    Einmal editiert, zuletzt von Jonny (15. Mai 2018 um 12:46)

  • Ich lege mal den Band "Klingentänzer" (S.116/117) zugrunde. Da wird wenigstens ein wenig auf die Duellkultur in Thorwal eingegangen.

    Da heißt es, dass Gerichtskämpfe in Thorwal üblich sind und dass für ein Duell in Thorwal Männer mit Rundschilden einen Kreis bilden, in dessen Inneren sich duelliert wird. Dabei werden die beiden Duellanten von der Menge abgehalten, diesen Kreis zu verlassen.

    Ich denke, dass in Thorwal auch ein echter Gerichtskampf einfach in so einem Schildkreis abgehalten wird. Noch ein Swafnir-Geweihter dazu, der für den göttlichen Segen sorgt, dann hat man eigentlich alles, was eine echte Ordalie braucht. Das Duell endet bei Tod, Aufgabe oder Kampfunfähigkeit eines Kämpfers.


    Ich würde noch spekulieren, dass in einem Thorwal Duell beide Kämpfer bis zum Nabel nackt sind und freie Waffenwahl herrscht, dafür finde ich aber keine Textbelege ...

  • Gerichtskämpfe und Swafnirsurteile gehören auch in meinen Augen untrennbar zur Thorwalschen Kultur dazu, Exekutionen nicht. Leider ist die Quellenlage zu diesem Thema im Besten Falle diffus zu nennen, aber in meinem Thorwal sind die Rekker ehrenhafter Männer, welche einem geschlagenen Feind lediglich mit Spott zusetzen. Denn Swafnir scheint mir nicht als ein derart hartherziger und (emotional) kalter Gott wie Praios, sondern wirkt mit Aspekten wie Kameradschaft, Sippentreue, Spott und gemütlichem Umtrunk und sportlichem Wettkampf eher wie ein "großer Bruder" (keine Referenz zu Orwell), nicht wie ein "strenger Vater". Dementsprechend sehe ich den Thorwaler eher als denjenigen, der den Gefangenen auslacht, einsperrt bis er seine Lektion gelernt hat und dann gehen lässt, als als den Barbaren der jeden gefangenen Feind zu Ehren des großen Wals dahinmetzelt (übertrieben dargestellt)

    Um das Ganze mit Quellen zu belegen hier zwei Beispiele:

    Zitat von Unter dem Westwind S.20

    Bei aller Härte im Kampf ist den Thorwalern jegliche Folter fremd. Sie verstehen nicht, wie man einem wehrlosen Opfer Schmerzen zufügen kann, mag der Zweck dies auch noch so sehr rechtfertigen.

    und

    Zitat von Unter dem Westwind Seite 16

    Keiner von uns anderen leistete weiteren Widerstand, als wir von den Thorwalern in unser Langhaus gesperrt wurden. Zwei Tage und zwei Nächte blieben wir eingesperrt.[...]

    At!e, ja alle, mein Vater; meine Tante, die Steuerfrau, alle Matrosen und sogar die Schifftmagd wurden auf die Knie gezwungen und mit Axten niedergemacht. Der Kiesstrand färbte sich rot vom Blut meiner Freunde.

    Wie du siehst, widersprechen sich die Quellen hier, aber die zweite Quelle finde ich persönlich für die "Wikinger in Harmlos" unstimmig. Natürlich ist jedoch eine andere Lesart möglich, ganz wie du willst.

  • Kann dir nur ganz zustimmen Knaeggebein, die Thorwalsche Kultur ist eher Kameradschaftlich und Sippen/Otta/Familienverbunden geprägt laut den meisten Setzungen und Quellen. Einen "Gefangenen" nachdem er seine "Lektion" gelernt hat frei zu lassen ist besonders zu betonen, immerhin ist die FREIHEIT das wichtigste für die Kultur der Thorwaler, sie nehmen keine Gefangenen die als Sklaven gehalten werden, entweder werden sie zurückgeschickt in ihre Heimat mit der Hoffnung sie haben aus ihrer Niederlage gelernt oder man Tötet sie um die Eigene Familie/Sippe/Otta zu schützen, wenn man merkt das sie nicht Einsichtig sind. Sehe also nicht direkt einen Widerspruch der beiden Quellen, sondern eine Konsequenz aus dem Weltbild der Thorwaler und ihrer Einstellung zur Freiheit ... 'lieber Tot als Sklave zu sein' ... und dieses Recht auf einen tot als Freier Mann/Frau gewähren sie dann auch ihren erbitterten Widersachern.

    Das kann man dann sehr schön als unterschiedliche Weltanschauung und Reibungspunkte der Kulturen sehen, der Horasier ist vielleicht lieber ein Sklave und hofft auf rettung, wo der Thorwaler den schnellen gnädigen tot vorzieht.

  • Das Problem an deiner Hintergrundgeschichte ist folgendes:

    Eine Entscheidung per Kampf wird in meinen Augen nur genutzt, wenn zwei Leute sich miteinander streiten, und keinerlei Einigung in Sicht ist - und nicht als Rechtskräftiges Urteil durch einen offiziellen Richter. Eine Hinrichtung mit Henker wird nur in einem Rechtsystem bzw. Rechtsfall gebraucht, wo eine hierarchisch höhergestelltes Organ das Urteil fällt - ein thorwalsches Duell wird eher bei rechtlicher Parität der Streitenden angewandt. Und ein Thorwaler wird den Teufel tun und das jemanden anderes als er selbst machen lassen. Das verbietet die Ehre. Im ärgsten Falle kann bei einem Streit zwischen Familien jeweils ein Mitglied der beteiligten Familien bestimmt werden, um die Sache zu klären.

    Sprich ein Hedman wird nur in Ausnahmefällen jemandem, der seinen Befehlen nicht gehorcht oder gar ein Verbrechen begangen hat ein Duell zur Rechtsprechung zugestehen, da Gehorsam und Loyalität in einer Schiffsgemeinschaft die höchsten Güter sind.

    In den thorwalschen Gemeinden gilt ähnliches: Haben zwei Bürger ein Problem miteinander, dann gibt's eine Keilerei, bei einem Verbrechen gilt das Urteil, das vom Vorsteher der Gemeinde getroffen wird. Und in Thorwal ist eine Hinrichtung wirklich etwas sehr seltenes - meist wird Verbannung für harte Verbrechen gefordert. Was für einen echten Thorwaler/in mindestens genauso schlimm ist wie der Tod.

    Along the shore the cloud waves break,
    The twin suns sink behind the lake,
    The shadows lengthen
    In Carcosa.

    Einmal editiert, zuletzt von Sternenfaenger (17. Mai 2018 um 16:25)

  • Oft genug werden Streits ja auch durch die Thorwalsche Schimpfkultur geklärt, denn in Thorwal gilt die Regel: Wer schon vom Gegner im Rededuell geschlagen wird, hat im Nahkampf sowieso keine Chance