Ich mag jetzt nicht in eine Zitateschlacht springen, daher möge sich niemand direkt angesprochen oder zur Verteidigung aufgefordert fühlen. Ich spreche niemanden direkt an.
Ein Crowdfunding* ist ein völlig legitimes Mittel sich Produkte vorzufinanzieren. Ich denke ebenso wie viele andere hier, dass es absolut nicht nötig ist, um irgend ein Produkt vorzufinanzieren. Selbst ein WdV hätte man einfach so produzieren können. Hat man mit Namenlose Nacht und dem Rahjasutra auch gemacht und der Verlag ist daran nicht zerbrochen - und beide gehen nun einmal in genau die Richtung, die das WdV bedient. Der Verlag ist nicht einmal daran zerbrochen eine komplette Ausgabe der HA zurückzurufen und neu aufzulegen. Wären sie knapp bei Kasse wären, wäre dies nie möglich gewesen. Wäre man auf ein Crowdfunding wirklich angewiesen, müssten wir uns hier um ganz andere Sachen Gedanken machen, denn dann sähe es wahrscheinlich finanziell zumindest im DSA so schlecht aus, dass man wirklich eine stark geschrumpfte Käuferschaft vermuten müsste. In dem Fall würde selbst ich allen Scheiß unterstützen und dann die Bücher gleich weiter verschenken, nur damit DSA am Leben bleibt. Mag ich ja weder mit dem aktuellen Regelsystem noch dem aktuellen Metaplot wirklich etwas anfangen können: Mein DSA macht keiner kaputt. Punkt um.
Nein, auf ein Crowdfunding ist niemand angewiesen, aber es gibt einem eine angenehme Position in der Produktion. Man hat ein Startgeld, kann davon ausgehen, dass alles ab Veröffentlichung echte Gewinne sind und ob der Tatsache, dass ein stabiler Teil der Käuferschaft bei einem selbst durch die Vorfinanzierung gekauft hat, seinen Gewinn noch etwas steigern, da man ja nicht die Verluste durch die Weitergabe an Händler verringert und zusätzlich ja noch verlagseigen verkauft (Buchpreisbindung verschlechtert ja den Gewinn des Verlages an der Stelle). Ob das jetzt schön ist vom Verlag, kundenorientiert oder am Ende nur Geldmacherei ist am Ende wohl eher Geschmackssache. Was es nicht ist, ist Edelmut gegenüber den Fans, jedenfalls nicht beim DSA. Es gibt einen soliden Anteil an Sammlern in unserer kleinen Aventurienwelt, die der Verlag mit einkalkulieren wird. Es gibt viele Nostalgiker hier - was ein Setting von fast 34 Jahren auch hergibt, ich nehme mich da nicht einmal raus**, die werden das Kind schon schaukeln, wenn es nur um die Basisversorgung von Ulisses geht und alles darüber macht die Mundpropaganda durch die Sozialen Medien (dafür sind sie schließlich da). An der Front handelt Ulisses momentan sehr richtig, wenn auch nicht auf dem Niveau, das man aus den USA kennt, aber da steckt immer mehr Wums, weil prinzipiell mehr Kunden, hinter. In kurz: Eine Havena-RSH wird sich verkaufen. Sie wird sich ohnehin gerade jetzt, wo kaum neue RSH raus sind und man einen Wunsch nach solchen deutlich verspürt, gut verkaufen. Kein Grund also für ein Crowdfunding, aber es schafft ein angenehmes Polster. Ist das gut, ist das schlecht? Solange sie ihre Schwellenwerte weiter überschreiten ist es erfolgreich und das zählt am Ende.
Kritisch würde es erst, wenn es sich bemerkenswert auf die Publikation anderer Werke niederschlägt. Wenn sich alles andere verzögert, weil man noch ein Kleinprodukt und noch einen Nebenschauplatz vorziehen muss, weil man ja die vorfinanzierten Produkte auch so zeitnah wie möglich bedienen sollte, dann ist ein unschöner Punkt erreicht. Diesen Punkt sehe ich im Moment noch nicht erreicht, da sich die RSH momentan ja aus anderen Gründen (Krankheit, Weggänge und Trauriges) verzögern. Sollten die Unterstützer der Crowdfundings so etwas jedoch bemerken, sollten sie sich die Frage stellen, was ihnen wichtiger ist und dann wirklich einmal mit den "Füßen abstimmen".
*Ich weigere mich das abzukürzen. Nur und ausschließlich DSA-Produkte erhalten eine Abkürzung. Solange CF nicht für Codex Festumis oder Fasaris o.ä. steht, gehört das überhaupt nicht hierhin .
**Im Vorfeld der G7 plane ich für die jeweiligen Gezeichneten noch je eine kleinere Vorkampagne aus Abenteuern davor und habe dafür jetzt bei den E-Books zugeschlagen. Oh mein Gott, ich habe Nahemas Kettenhemd gesehen und musste erkennen, dass ich all die Jahre belogen wurde ! Es war kein Kettenhemd! Es war ein Kettenjumpsuit! So etwas löst einfach Gefühle in einem aus, die Aventurien am Ende ausmachen. Nicht die bunten Bildchen, irgendwelche Sondergimmicks oder Editionen, nein es sind die Magierin im Kettenhemd, ein durchgedrehter Echsenverschwörungstheoretiker (der natürlich recht hat), das Wort Bruderschwester, der Ausruf "Das wohl!" und der Satz "Der Hund ist tot!" Darum geht es am Ende und diese Momente sind die Verantwortung von Ulisses, damit man in 10 Jahren auch ein aktuelles Abenteuer noch einmal aufschlägt und sagt: Ihr Zwölfe, da kommt der Charakter her? Wie cool! Das vermisse ich momentan übrigens noch (und das nicht erst seit DSA5 erschienen ist, sondern schon Jahre davor): Mir fehlen diese Charaktere, die etwas markantes haben, wo man sich freut, wenn der/die/das mal wieder auftaucht. DSA lebt nach wie vor vor allem von Charakteren, die irgendwann in den 90ern erdacht wurden. Diese werden jedoch langsam wegrationalisiert (durchaus auch zurecht) und damit droht Aventurien in der Tat seine Seele zu verlieren. Aufgabe an die Runde: Nennt einen Charakter aus den letzten sieben Jahren, bei dem ihr sagt: Der ist cool und mir auf Anhieb im Gedächtnis geblieben, von dem möchte ich gerne noch viel lesen! Ich habe da wirklich Probleme und ich lese Abenteuer nach wie vor.