Wege der Vereinigungen: Vorschau auf das Crowdfunding UND: Hörbuch zum Rahjasutra - Kapitel 1 gratis

  • Also wie bei den Straßentaschendieben - von denen sagt auch keiner, dass sie sich mal eben lieber zusammenschlagen lassen, als weiterhin "den Wegen Phex zu dienen". Aber Phex (oder halt Rahja bei den Trosshuren) gibt ihnen einen Trost, dass irgendwie doch alles einen Sinn ergibt.

    “Give a man a fire and he's warm for a day, but set fire to him and he's warm for the rest of his life.”

    Terry Pratchett, Jingo

  • Zitat

    Alex selbst hat gesagt, niemand würde aufgrund von Äußerlichkeiten wie den Geschlechtsmerkmalen irgendwelche Nachteile erfahren (sprich kleine Brüste, kleiner Penis, all diese Dinge, die Unsicherheit bedingen können), wodurch man im Endeffekt doch gar keinen Grund zu irgendeiner Scham vor seinem Gegenüber haben muss

    Ich habe mitgeteilt, dass man wegen der Größe der Geschlechtsmerkmale keine regeltechnischen Nachteile hat, sondern ingesamt die Vorteile überwiegen oder ein +/-0 rauskommt. Von der regeltechnischen Seite auf irgendetwas anderes schließen halte ich für falsch.

    Was die Prostitution angeht: Da gibt es Abschnitt im Buch, der sich damit beschäftigt. Auch, ob wie stark man die Schattenseiten thematisieren will, oder nicht. Was du nicht finden wirst, ist es seitenlange Abhandlung über Menschenhandel, Zwangsprostitution, Bordelle, in denen Minderjärhige arbeiten u. a.

  • Dann sag doch, was du für richtig hältst. Wie viel/wenig Bodyshaming gibt es in Aventurien? Und wofür gibt es Prostitution im offiziellen Aventurien?

    Wie stark wird es denn von offizieller Seite thematisiert, diese düsteren Seiten des normalen Lebens?

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  • Noch einmal die Frage: wo ist diese Quelle, der Ihr entnehmt alle Sexarbeit in DSA5 sei von johlender Begeisterung begleitet.

    Evtl. beziehen wir uns auf unterschiedliche Quellen.

    Noch einmal die Frage: wo ist diese Quelle, der Ihr entnehmt alle Sexarbeit in DSA5 sei von johlender Begeisterung begleitet?

    Evtl. beziehen wir uns auf unterschiedliche Quellen.

  • Noch einmal die Frage: wo ist diese Quelle, der Ihr entnehmt alle Sexarbeit in DSA5 sei von johlender Begeisterung begleitet?

    Evtl. beziehen wir uns auf unterschiedliche Quellen.

    Leseprobe Gleichberechtigung Wege der Vereinigung:

    Dies mag aufreizende Kleidung betreffen oder zu freizügiges Gebaren,

    ein abwechslungsreiches Liebesleben oder eine Tätigkeit

    im horizontalen Gewerbe, die für sich genommen keinesfalls

    anrüchig ist. Gerade das angesehene Kurtisanen- und Mätressenwesen

    betrachtet der Aventurier als rahjagefällig und nicht

    als etwas Verrufenes.

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  • Dann sag doch, was du für richtig hältst. Wie viel/wenig Bodyshaming gibt es in Aventurien? Und wofür gibt es Prostitution im offiziellen Aventurien?

    Wie stark wird es denn von offizieller Seite thematisiert, diese düsteren Seiten des normalen Lebens?

    Die Frage ist doch eher, wen das wirklich interessiert. In der breiten Masse der Spieler / Käufer / Unterstützer.

  • Also in etwa, was sich 08/15-Bundesbürger über die gesetzlich sanktionierten Bordelle denkt. Und was er persönlich denkt und was in seinem Heimatdorf über diese skandalösen garethischen Verhältnisse gepredigt wird, blenden wir mal einmal aus, weil steht in keinen Regelheft und keiner von uns hat Fantasie.

    “Give a man a fire and he's warm for a day, but set fire to him and he's warm for the rest of his life.”

    Terry Pratchett, Jingo

  • Damit hast du natürlich Recht. Keine Ahnung wen es interessiert. :)

    Ich gebe mich geschlagen, das Desinteresse ist in der Tat ein Argument, dem ich nichts zu entgegnen habe.

    Also in etwa, was sich 08/15-Bundesbürger über die gesetzlich sanktionierten Bordelle denkt. Und was er persönlich denkt und was in seinem Heimatdorf über diese skandalösen garethischen Verhältnisse gepredigt wird, blenden wir mal einmal aus, weil steht in keinen Regelheft und keiner von uns hat Fantasie.

    Genau darauf wollte ich hinaus. Keiner hat Phantasie und deswegen braucht es die Redaktion und ihre Weisheit, an der wir alle teilhaben wollen und müssen, denn ohne sie könnten wir kein DSA spielen. Ja, das sind meine Worte gewesen. Wer Sarkasmus findet, der darf ihn behalten. *seufz*

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  • Damit hast du natürlich Recht. Keine Ahnung wen es interessiert. :)

    Ich gebe mich geschlagen, das Desinteresse ist in der Tat ein Argument, dem ich nichts zu entgegnen habe.

    Dabei geht es nicht nur um Desinteresse.

    Nicht jeder Spieler will sich in seiner Freizeit mit den dunklen Seiten des Lebens beschäftigen. Sondern Spaß haben. Die Problematik gibt es ja nicht nur beim Thema Sex, das hast Du auch bei der Darstellung von Krieg, Folter und ähnlichen "angenehmen" (und realen) Dingen.

    Insofern verstehe ich den Ansatz von Ulisses, da eher vorsichtig heran zu gehen.

  • Nicht jeder Spieler will sich in seiner Freizeit mit den dunklen Seiten des Lebens beschäftigen. Sondern Spaß haben. Die Problematik gibt es ja nicht nur beim Thema Sex, das hast Du auch bei der Darstellung von Krieg, Folter und ähnlichen "angenehmen" Dingen.

    Ich renne nicht schon wieder gegen diese Windmühle an. Man braucht diese ganz menschlichen Grausamkeiten und Probleme, damit man die Spielwelt ins Verhältnis setzen kann. Man muss sich mit den Abstufungen beschäftigen und ja, auch die dunklen Seiten des normalen Lebens, damit man nicht bei jedem Schurken ins Extreme gehen muss. Das alltägliche Übel ist viel verständlicher, es ist auch näher und es ist vor allem notwendig, wenn man keine Welt der Extreme zeichnen will. Sprich, wenn nicht der Zuhälter, der seine Nutten schlägt auf einer Stufe mit dem Geweihten des Namenlosen stehen soll, brauche ich mehr Schattierungen und das sowohl als Autor wie auch als SL und als Spieler.

    Für diejenigen, die nur den bösen Schwarzmagier in seinem Turm jagen, ist das vollkommen gleichgültig. Man verschenkt aber das ganze Potential des dazwischen und das umfasst viel mehr als nur die Leute, die gerne harmonisch was böses kloppen können. Das Angebot "Hier, so kann es sein, wenn ihr es nicht mögt, ignoriert es" lädt zu viel mehr ein als "Nein, darüber reden wir nicht, wenn ihr es einbauen wollt, kümmert euch selbst drum".

    Edit: Doch noch mal gegen die Windmühle gerannt...

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  • Genau darauf wollte ich hinaus. Keiner hat Phantasie und deswegen braucht es die Redaktion und ihre Weisheit, an der wir alle teilhaben wollen und müssen, denn ohne sie könnten wir kein DSA spielen. Ja, das sind meine Worte gewesen. Wer Sarkasmus findet, der darf ihn behalten.

    Es ist leider so, manchmal tut es gut, wenn es irgendetwas Offizielles im Hintergrund gibt. Gibt leider immer Spieler, die, solange es nirgends niedergeschrieben ist, was die 12 Götter Wissen für Namenloses Verhalten als "okay" finden. Persönlich: weil sie Deppen sind. Aber wenn einmal mit solchen Spielern mehrere Stunden diskutieren musstest - danke für diese Klarstellungen. (Und wir werden weiterhin "unser" DSA weiterspielen. Aber wenn sich 08/15 Adeliger über gewisse Aspekte der Korkirche ärgert und zeitgleich aufregt, dass der Korkrieger nicht jeden Zivilisten den Kopf abschlägt - für sowas ist auch das WdV (halt in Beziehung der Rahja-Dienste).

    Und gerade was sexuelle Sachen angeht, sei es Homosexualität, "Feminismus" also Gleichberechtigung, hab ich gern etwas in der Hand, wo das nochmal genau steht. Eben dass eine Kriegerin gleichberechtigt ist einem Krieger, dass ein Schürzenjäger gleichgestellt ist einer "Bitch", und das jene Völker die das nicht so sehen (Andergast, Orks, Novadis, aber auch Aranien) einen Sonderstatus haben (und präpubertäre Witz eben nicht Standard DSA sind).

    Und sehe ich bislang noch nicht, dass der Zuhälter, der seine Nutten schlägt, gleich einem Rahjageweihten ist, noch dass er automatisch den Dämonen oder anderem verfallen ist. Das sind Grauzonen, die (im Besten Fall) WdV nochmal vertiefen werden, vielleicht kann man daraus eine gut Kampagne machen (entweder pro Rahja - rette den Zuhälter, oder pro Belkelel - er ist knapp am Minderpakt bzw. hat schon einen solchen, auch Levthan kann da mitmischen). Aber brauchte ich bislang nie ein Regelwerk für die Grauzonen (und soll WdV auch kein Regelwerk dazu sein - eben mehr, was alles "erlaubt" ist).

    “Give a man a fire and he's warm for a day, but set fire to him and he's warm for the rest of his life.”

    Terry Pratchett, Jingo

  • Sexarbeit ist ein anerkannter Beruf.

    Sowohl in Mitteleuropa des Jahres 2018, als auch in Aventurien des Jahres 1040 BF ist Sexarbeit ein gesetzlich anerkannter Beruf. Korrekt.

    Die Tätigkeit ist allerdings nicht mit einem hohen gesellschaftlichen Ansehen verbunden. Und in dieser Debatte hier geht es um die gesellschaftliche Anerkennung, im Sinne des zu DSA4.1-Zeiten noch üblichen Charakterwerts "Sozialstatus".

    Zum ersten Aspekt, der gesellschaftlichen Anerkennung, ist, realweltlich gesprochen, der Satz "Ich habe um 12 Uhr noch einen Termin mit meiner Sexarbeiterin." immer noch seltener zu hören als der Satz "Ich habe um 12 Uhr noch einen Termin bei meiner Anwältin."
    Damit dränge ich Sexarbeit nicht in die Schmuddelecke, wie du es mir unterstellst, sondern postuliere eine gesellschaftliche Realität. Der Beruf der Sexarbeiterin ist gesetzlich anerkannt, genießt aber eine recht geringe gesellschaftliche Anerkennung. Du willst nicht behaupten, dass man beide Beispielsätze im beruflichen oder privaten Umfeld im selben Plauderton von sich geben würde.
    Normativ gesprochen halte ich es für richtig, dass man einem anerkannten Berufsstand auch die gesellschaftliche Anerkennung zusprechen und aus der Schmuddelecke herausholen sollte. Das ist aber hier gar nicht das Thema. Es geht um Aventurien.

    Aventurisch gesprochen gibt es die Unterscheidung, dass es einerseits "Huren" gibt (Sozialstatus 2-7) und gesellschaftlich teils hoch geschätzte Kurtisanen und Gesellschafterinnen (Sozialstatus 7-12), die im weitgehend gleichen gesellschaftlichen Anerkennungsspektrum operieren wie Rahjageweihte (Sozialstatus 7-13). Das ist nichts neues. Das war schon zu DSA4 so und ist es nach wie vor im DSA5 GRW.
    Dort ist auch ausdrücklich vermerkt, dass Huren oftmals in die Fänge von Banden und Zuhältern geraten und dass Bordellmütter mitunter ihre Huren ausbeuten. (Quelle: GRW S. 138)
    Gleichwohl gibt es Kurtisanen, die hohes gesellschaftliches Ansehen genießen. Bordellmütter, Huren, Kurtisanen und Mätressen werden alle unter dem Sammelbegriff "Prostituierte" zusammengefasst. In der aventurischen Publikationsgeschichte wurden die "Huren" (Sozialstatus 2-7) auch stets mit diesem niedrigen Sozialstatus dargestellt. Parias, Ausgestoßene, Unterwelt, "Schmuddelecke". Ihr Wohl und Wehe war der aventurischen Gesellschaft immer herzlich egal. Man kann auch aufgrund der Beschreibungstexte in WdH und GRW davon ausgehen, dass die Zahl der Huren (SO 2-7) sehr viel höher ist, als die Anzahl der geschätzten Kurtisanen und Gesellschafterinnen; diese operieren ja oftmals in einem reichen oder adligen Umfeld.
    Von der unendlichen Anzahl der Sklaven im aventurischen Süden gar nicht zu sprechen; die kommen auf einen Sozialstatus von höchstens 4.

    In der Leseprobe wird aber u.a. dargestellt, dass "slut shaming" ein rein irdisches Phänomen sei, in Aventurien nicht vorkomme und dass die "Tätigkeit im

    horizontalen Gewerbe, [..]für sich genommen keinesfalls anrüchig ist. Gerade das angesehene Kurtisanen- und Mätressenwesen betrachtet der Aventurier als rahjagefällig und nicht als etwas Verrufenes."
    Diese Aussage suggeriert einerseits, dass es kein "slut shaming" in Aventurien gäbe. Und das ist, im Hinblick auf die Publikationshistorie von DSA, wohl eine Neuerung. Bislang hat das Wohl und Wehe von Huren keinen in Aventurien interessiert. Sie waren definitiv in der Schmuddelecke und wurden auch in Romanen und Abenteuern stets als anrüchig und "gefallen" dargestellt.
    Hinzukommt der zweite Satz, den ich oben zitiert habe. Durch den Nachsatz wird das horizontale Gewerbe in Aventurien allein auf die eigentlich eher seltenen Kurtisanen und Mätressen eingeengt. Gleiches wurde ja schon im Bezug auf den Levthansjünger kritisiert. Eine kleine Minderheit wird herausgepickt, die eine größere Thematik in ein positives Licht rückt. Wenn alle Levthansjünger so wären, wie die feierfreudigen Weinfreunde: Hey, prima! Wenn alle mit Sexarbeit Dukaten verdienenden Personen in Aventurien ausschließlich einflussreiche, hochintelligente, hochangesehene Kurtisanen und Mätressen wären: Hey, prima!

    Das ist aber nunmal nicht so. ;) Durch die Ausklammerung von rund 90% der Personen, die eben nicht diese positiven Aspekte verkörpern, bleibt nur das schöngefärbte Bild der glücklichen Minderheit hängen, nicht aber die traurige Realität des überwiegenden Rests. Und das widerspricht in gewisser Weise dem Anspruch an einen "phantastischen Realismus".

    Das ist, so denke ich, das Missverständnis. Es wird nicht kritisiert, dass in WdV keine scheußlichen Abartigkeiten vorkommen. Es wird kritisiert, dass an Stellen, wo durchaus dunkle Schatten vorhanden sind, das Spotlight auf die positiven Dinge gelenkt wird. Sowas nennt sich, übertrieben gesprochen, Propaganda. ;) Wenn es die Intention der Spielhilfe ist, allein diese positiven Seiten zu beleuchten: auch okay. Aber dann muss man den Anspruch fallen lassen ein vollständiges, erschöpfendes Werk zur Thematik vorliegen zu haben, was wirklich alle Facetten einschließt.


    Und es muss sich Fragen gefallen lassen, wieso bisherige Setzungen ausgetauscht werden. Das folgende verdeutlicht einen solchen Austausch ganz gut:


    Zitat Leseprobe: "Irdisch wird eine lebens- und liebeslustige Frau mit vielen sexuellen Bekanntschaften leider nur allzu oft als Schlampe verurteilt und ihr Verhalten öffentlich angeprangert. Das Geschlecht spielt dabei eine entscheidende Rolle, wird doch besonders von Frauen in sexueller Hinsicht oft Zurückhaltung, zumindest aber Diskretion erwartet. Männer hingegen werden stattdessen oft für ihre sexuellen Abenteuer beglückwünscht, sie gelten dann als erfahrene Eroberer, die im positiven Sinne „nichts anbrennen lassen“. Dieses geschlechtsbedingte Verurteilen gibt es in Aventurien bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht."

    Hierzu ist festzustellen, dass in den meisten Abenteuern, in denen Huren auftauchen, diese zumeist weiblich sind und allenfalls mal ein "Alibi-Lustknabe" hinzugestellt wird. Huren sind auch oftmals Opfer von Gewalt, beispielsweise fallen sie Mordfällen zum Opfer, die von der Obrigkeit nicht gerade mit Feuereifer aufgeklärt werden. Es sind ja "nur" Huren. Außerdem sind die "Eroberungen" männlicher NSCs geradezu legendär; bei den Damen taten sich in dieser Hinsicht allein einige Amazonen hervor, die allerdings mit männlichen Verhaltensweisen karikiert wurden.

    Der Text zum Slut shaming, der ja im Kontext des Gleichberechtigungskapitels steht, beschreibt eine aventurische Wirklichkeit, die der tatsächlichen Publikationsgeschichte offizieller Quellen deutlich widerspricht. Sexarbeit wird in der Leseprobe normativ positiv dargestellt, unter Ausklammerung der negativen Aspekte.

    Ich schätze diesen Ansatz! Ich bin absolut dafür, dass man diese Verhältnisse in Aventurien einführt. Am Besten durch eine gesellschaftliche Entwicklung (dass es derzeit eine Kaiserin im Mittelreich gibt und überhaupt in vielen Regionen Frauen regieren wäre ein passender Aufhänger, um diese Entwicklung zu unterstützen). Was mich stört ist, dass diese inneraventurische Setzung von außen postuliert wird, in einem offplay-Text. Das Aventurien, was der Bandredakteur da beschreibt, das hätte ich gern. Aber das vergangene und gegenwärtige Aventurien WAR und IST nunmal (noch) nicht so.

    In keiner Abhandlung über Gewalt (Kampf, Beherrschung...) muss separat darauf hingewiesen werden, dass sie in unlauterer Weise eingesetzt werden kann

    Nein, muss nicht. Aber wird es bei DSA quasi immer. Siehe WdH und GRW. Jede Profession wird mit Licht- und Schattenseiten dargestellt, beispielsweise durch Professionsvarianten. Der Spitzel kann ein Geheimagent ODER ein Meuchelmörder sein. (GRW 142). Ein Streuner kann ein Einbrecher ODER Zuhälter sein. (GRW 144). Und die Prostituierte wird sowohl als von ihrem Zuhälter in den Dienst gepresste und von der Bordellmutter geprellte Hure dargestellt ODER als Kurtisane oder Mätresse. Licht und Schatten, beides hat einen Platz. (GRW 138)

    In keiner Abhandlung über Interaktion (Handel, Information) muss darauf hingewiesen werden, dass sie auch in illegale, menschenverachtende, gewaltsame Bahnen laufen kann.

    Siehe oben. Der Phexgeweihte kann sowohl braver Händler als auch Beutelschneider sein. (GRW 157)

    Und offenbar ganz dringend an der Zeit, wenn Ihr weiter mit sehr engagierter Gegenrede Prostitution in die Schmuddelecke stellt.

    Die Professionsvariante "Hure" IST in Aventurien (noch) in der Schmuddelecke. Da müssen wir sie nicht hinstellen.

    Es geht darum, dass die Trosshure wohl kaum aus Spaß an der Freude in ein gefährliches Kriegsgebiet geht, um dann ungewaschenen Söldnern und Soldaten für eine schnelle, harte Erleichterung zur Verfügung zu stehen. Es geht darum, dass sie eben KEINE Rahjadienerin ist, die das tut, um der Göttin zu gefallen, die sich der geschundenen Seelen annehmen will und dabei auch mit sanfter Zärtlichkeit oder auch mal mit härterer Hand die Leidenschaft am Leben zurückbringt, sondern dass sie eine knallharte Dienstleisterin ist (wenn sie da ohne Zuhälter und selbstständig ist) oder aus schierer Notwendigkeit heraus, weil sie essen, schlafen und sich einkleiden muss und das nicht zusammenkommt, wenn sie nicht die Beine breit macht

    This! Aber laut Leseprobe sind auch das vermutlich nur "lebens- und liebeslustige" Frauen.

    - nicht mehr im Forum aktiv -

  • Nicht jeder Spieler will sich in seiner Freizeit mit den dunklen Seiten des Lebens beschäftigen. Sondern Spaß haben. Die Problematik gibt es ja nicht nur beim Thema Sex, das hast Du auch bei der Darstellung von Krieg, Folter und ähnlichen "angenehmen" Dingen.

    Ich renne nicht schon wieder gegen diese Windmühle an. Man braucht diese ganz menschlichen Grausamkeiten und Probleme, damit man die Spielwelt ins Verhältnis setzen kann. Man muss sich mit den Abstufungen beschäftigen und ja, auch die dunklen Seiten des normalen Lebens, damit man nicht bei jedem Schurken ins Extreme gehen muss. Das alltägliche Übel ist viel verständlicher, es ist auch näher und es ist vor allem notwendig, wenn man keine Welt der Extreme zeichnen will. Sprich, wenn nicht der Zuhälter, der seine Nutten schlägt auf einer Stufe mit dem Geweihten des Namenlosen stehen soll, brauche ich mehr Schattierungen und das sowohl als Autor wie auch als SL und als Spieler.

    Für diejenigen, die nur den bösen Schwarzmagier in seinem Turm jagen, ist das vollkommen gleichgültig. Man verschenkt aber das ganze Potential des dazwischen und das umfasst viel mehr als nur die Leute, die gerne harmonisch was böses kloppen können. Das Angebot "Hier, so kann es sein, wenn ihr es nicht mögt, ignoriert es" lädt zu viel mehr ein als "Nein, darüber reden wir nicht, wenn ihr es einbauen wollt, kümmert euch selbst drum".

    Edit: Doch noch mal gegen die Windmühle gerannt...

    Ich stimme Dir da grundsätzlich zu. Aber damit sind wir 2 sicher in der Minderheit. Ich denke, die meisten jagen nur den Schwarzmagier^^. Und wir 2 kriegen sicher keine 80k (~Stand jetzt) zusammen, damit Ulisses uns ein Hardcore-WdV schreibt ;)

    Und wie gesagt, unterschätze mir nicht die Ablehnung solcher Themen. Ich erinnere mich noch gut dran, was ich für Ärger mit meiner Gruppe hatte, als in längst vergangenen Zeiten meine Version der Al'Anfaner in "Der Löwe und der Rabe" auf dem Rückzug ihrem Unmut Luft gelassen haben...

    Deswegen: Wen interessiert es, wer will es.

  • Nicht jeder Spieler will sich in seiner Freizeit mit den dunklen Seiten des Lebens beschäftigen. Sondern Spaß haben.

    richtig, deshalb ist beispielsweise GoT auch so wenig erfolgreich!

    Insofern verstehe ich den Ansatz von Ulisses, da eher vorsichtig heran zu gehen.

    klar, man sieht ja an o.g. Beispiel, dass es offenbar nur mit ganz viel Fingerspitzengefühl geht ;)

  • Wirklich diese Leseprobe...

    Der Aventurier gesteht dem Gewerbe eine Würde zu.

    Hört hört. Das ist natürlich nicht in Ordnung.

    Danke für die Quellenangabe. *kopfschüttelnd ab*

  • Nicht jeder Spieler will sich in seiner Freizeit mit den dunklen Seiten des Lebens beschäftigen. Sondern Spaß haben.

    richtig, deshalb ist beispielsweise GoT auch so wenig erfolgreich!

    GoT propagiert das aber auch. Von Anfang an. Und lebt von dem Ruf. Sowohl die Romane, als auch die Serie. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sich das im Laufe der ersten Staffel in den USA (und darüber hinaus) entwickelt hat. Das ist dann schon was Anderes als das brave DSA.

  • Was bringt eigentlich diese ausufernde Diskussion und Wortklauberei? Denkt ihr, dass eine Seite am Ende sagen wird: "Ok, ihr habt recht, ich werde meine Spielrunde nach eurer Meinung einnorden."? Oder würdet ihr eher sagen, dass die Fronten verhärtet bleiben werden, und die Mühe keinen Wert hat? - Ich persönlich denke eher zweiteres, und da der Inhalt zumindest mir persönlich grade schon etwas lästig wird, sehe ich auch keinen sehr großen Wert für diesen Thread wenn ihr euch noch weiter ellenlange Texte über ein und das gleiche schreibt. Aber das ist nur meine Meinung.

  • Das ist dann schon was Anderes als das brave DSA.

    DSA ist nicht historisch gesehen brav. Es wurde und wird aktuell zensiert. *schulterzuck*

    Und wir 2 kriegen sicher keine 80k (~Stand jetzt) zusammen, damit Ulisses uns ein Hardcore-WdV schreibt

    Vielleicht bekämen wir deutlich mehr zusammen, wenn wir es schreiben würden und veröffentlichen könnten und selbst das Mittel des Crowdfunding so nutzen würden, wie es gedacht war.

    Der Aventurier gesteht dem Gewerbe eine Würde zu.

    Ja, aber auf welcher Basis? Rahjagefälligkeit? Traviagefälligkeit?

    Ich schätze diesen Ansatz! Ich bin absolut dafür, dass man diese Verhältnisse in Aventurien einführt. Am Besten durch eine gesellschaftliche Entwicklung (dass es derzeit eine Kaiserin im Mittelreich gibt und überhaupt in vielen Regionen Frauen regieren wäre ein passender Aufhänger, um diese Entwicklung zu unterstützen). Was mich stört ist, dass diese inneraventurische Setzung von außen postuliert wird, in einem offplay-Text. Das Aventurien, was der Bandredakteur da beschreibt, das hätte ich gern. Aber das vergangene und gegenwärtige Aventurien WAR und IST nunmal (noch) nicht so.

    Bis auf den Absatz stimme ich dir zu. Ich will kein bereinigtes, utopisches Aventurien, in dem es keine sozialen Sanktionen gibt, in denen Bordelle rahjagefällige Orte sind (wer Rahja huldigen will geht in den Tempel, denn dort erfährt er in der Tat was Rahja bedeutet, nicht dort wo man dafür bezahlen kann, dass ein Lustknabe sich zwischen die Schenkel kniet). Ich will auch kein Aventurien, in dem es absolut keinen Unterschied macht, welches Geschlecht man hat (denn solange Frauen Kinder bekommen und damit explizit wertvoller sind für den Fortbestand einer Kultur, sind Männer und Frauen eben nicht gleich). Ich finde es vollkommen ausreichend, wenn Männer und Frauen gleiche Rechte, gleiche Pflichten und auch weitestgehend gleiche Vorurteile und Behandlungen erfahren (sprich, ich kann Ritterinnen und männliche Hebammen spielen, aber es gibt keine 50% Quote, weil sie gar nicht nötig ist).

    sehe ich auch keinen sehr großen Wert für diesen Thread wenn ihr euch noch weiter ellenlange Texte über ein und das gleiche schreibt.

    Da gebe ich dir recht. Der Wert hat sich erschöpft und ich ziehe es auch vor, den Rest so stehen zu lassen.

    Drama-Karten und Geschichten für alle Spielwelten: Jetzt mit Jannasaras Tagebüchern und Kartenmappen! Klickt rein!

  • Hierzu ist festzustellen, dass in den meisten Abenteuern, in denen Huren auftauchen, diese zumeist weiblich sind und allenfalls mal ein "Alibi-Lustknabe" hinzugestellt wird. Huren sind auch oftmals Opfer von Gewalt, beispielsweise fallen sie Mordfällen zum Opfer, die von der Obrigkeit nicht gerade mit Feuereifer aufgeklärt werden. Es sind ja "nur" Huren. Außerdem sind die "Eroberungen" männlicher NSCs geradezu legendär; bei den Damen taten sich in dieser Hinsicht allein einige Amazonen hervor, die allerdings mit männlichen Verhaltensweisen karikiert wurden.

    Die Frage ist dann allerdings, ob die Abenteuer am Hintergrund vorbeigehen – genau die Debatte gab es ja bei Namenlose Nacht und dem dortigen

    Spoiler anzeigen

    Mädchenhändlerring

    in der Tat. Dass manche Autoren lieber ihre Vorurteile statt den aventurischen Gegebenheiten schreiben, ist eigentlich nichts neues, das merkt man als Praiotenfan prä-QQ sehr regelmäßig.

    Der Text zum Slut shaming, der ja im Kontext des Gleichberechtigungskapitels steht, beschreibt eine aventurische Wirklichkeit, die der tatsächlichen Publikationsgeschichte offizieller Quellen deutlich widerspricht.

    Hättest du gerade mal ein Beispiel, wo Slutshaming tatsächlich speziell in Bezug auf weibliche Charaktere in gleichberechtigten, nicht als allgemein prüde gesetzten Kulturen stattfindet? Mir fällt da aktuell nichts ein.

    Jeder Mensch ein Magier!
    Avatar by Tacimur