Carolan Calavanti & Co.

  • Seid gegrüßt!

    Die Aventurische Rüstkammer II hat mir mal wieder vor Augen geführt, wie sinnlos und – leider auch – schlecht geschrieben ich die Gespräche von Carolan Calavanti und den anderen ikonischen Heldencharakteren empfinde. Daraufhin habe ich mal in anderen Publikationen nachgeschlagen, ob deren Gespräche wirklich so schlecht sind, wie ich sie in Erinnerung habe und muss leider sagen, ja, sind sie. Deswegen wollte ich an dieser Stelle einmal hören, wie so die allgemeine Stimmung ist:

    Findet Ihr die Implementation gut und sinnvoll?

    Werten sie die Publikationen für Euch auf?

    Ich meine, ich kann schon verstehen, warum Ulisses sie mit reingenommen hat:

    Sie sollen die Bände auflockern, und dem Leser neben den ganzen Crunch- und Fluff-Elementen das Untereinander einer bunten Abenteurer-Gruppe und ihre unterschiedlichen Sichtweisen auf die verschiedensten Dinge aufzeigen. Ich kann mir vorstellen, dass sie dem einen oder anderen neuen Spieler in dieser Hinsicht auch eine Stütze sein sollen / können und gewisse aventurische Archetypen darstellen, die so oder so ähnlich auch im Spiel auftauchen können.

    Als Shadowrun-Veteran sehe ich auch die Parallelen zum Shadow-Talk, ALLERDINGS:

    Ist der Shadow-Talk (a) vollgestopft mit potentiellen Plothooks und Ideen, (b) größtenteils echt gut geschrieben und (c) nimmt nicht so viel Platz ein. Sprich: Er hat einen direkten spielerischen Mehrwert und lässt genug Platz fürs eigentliche Thema.

    Damit sind wir bei meinen zweiten Hauptproblem: Wenn ich mir die aktuellste Publikation (ARII) zur Brust nehme, fällt mir sofort auf, wieviel Platz das Gerede der ikonischen Helden einnimmt: Auf Einzelseiten, auf die problemlos zwei Gegenstände gepasst hätten, befindet sich auf einer Hälfte ein Gegenstand und auf der anderen Hälfte etwas "Helden-Talk" und darunter viel freier Platz. So bleibt bei mir der Eindruck, dass viel mehr Gegenstände in die ARII gepasst hätten, als letztendlich drinnen sind.

    Und statt einer spannenden Anekdote oder einem Plothook wird dann diskutiert, ob kräftig gebaute Heldinnen keine feine Kleidung tragen sollten... (IIRC).

    Das ich in ihrer jetzigen Form kein Fan von Carolan und Co. bin, wird glaube ich klar: Ich könnte gut und gerne auf sie verzichten. Allerdings sehen das einige von Euch vielleicht anders. Ich wäre schon zufrieden, wenn (a) die ikonischen Helden nicht mehr so viel Raum bekämen und dieser sinnvoll gefüllt würde und (b) das Gesagte besser geschrieben würde und mir einen Mehrwert böte.


    Vielen Dank fürs Lesen,

    Mushu

    Einmal editiert, zuletzt von Gast (25. Januar 2018 um 13:17)

  • Ein interessanter Punkt.

    Ich finde das Konzept grundsätzlich toll, die ikonischen Helden sind auch teilweise echt symphatisch und liebenswert, bsw. mag ich Arbosch und Rovena sehr. Aber auch Azaril.

    Die individuelle Qualität der Texte bzw. deren Usability ist sicher das entscheidende Problem. Das kann man sicherlich noch optimieren. Bei Ulisses besteht in meiner Wahrnehmung hin und wieder die Gefahr, dass die Grenze zwischen Regeltexte durch guten Fluff "auflockern" und "albern sein" verschwimmt ;)

  • "... die ikonischen Helden sind auch teilweise echt symphatisch und liebenswert, bsw. mag ich Arbosch und Rovena sehr. Aber auch Azaril."

    Ich wünschte ich könnte das selbe behaupten, denn grundsätzlich möchte ich sie auch mögen. Aber die Sympathie springt einfach nicht über :( Hab auch nichts gegen Albernheit und Humor, allerdings möchte ich dann auch zum Lächeln gebracht werden und nicht dazu, die Augen zu verdrehen.

    Freut mich auf jeden Fall, dass Du mit einigen der Charaktere etwas anfangen kannst. Daran sehe ich, dass die Geschmäcker durchaus auseinander gehen.

  • ich kann dem "Helden-talk" auch nichts abgewinnen. Die Grenze zur Albernheit ist da oft für mich überschritten. An anderen Stellen wirkt es auf mich wie sinnloses Geblubber um noch ein bisschen mehr Platz zu schinden. Und das ärgert mich ganz erheblich.

  • Hm, also ich finde schon, dass man im Heldentalk schöne Hintergrundinfos oder Stimmungsbilder unterbringen kann, die den Text auflockern und bereichern ...

  • Ich mag den Heldentalk. Ich seh kein Problem dort. Es muss nicht alles Wilhelm Schüttelspeer sein!

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    Sinjoor Elegast Vandervenga, ehem. Kuslik-Galahan
    Oberst des Ordens des zweifach geheiligten Famerlors.

    DVD-Profiler

  • Ich finde die ikonischen Charaktere vor allem ikonisch dämlich. Was die für einen Mist daherfaseln ist stellenweise kaum zu unterbieten. Das Konzept ist ja steinalt und hat nie wirklich funktioniert, egal in welchem Rollenspiel. Ob es jetzt bei CP2020 die Netrunnerkommentare waren, bei GURPS die Newsgroupzitate oder bei Shadowrun der Shadowtalk. Die grundsätzliche Idee dahinter ist gut, aber die Umsetzung ist oft erschreckend schlecht. Das liegt aber auch daran das man merkt das diese Charaktere meistens keine echten Charaktere sind. Und damit meine ich Charaktere sowohl im RPG Sinn, als auch im Story-Sinn. Es sind bloß Namen mit angehängtem Stereotypen und es ist ihnen kaum abzunehmen das sie tatsächlich existieren würden, weder als Regelkonstrukte, noch als atmende Persönlichkeiten in der fiktiven Welt. Sie sind viel zu cartoonisch.

    Der Söldner wirkt auf mich die meiste Zeit wie ein Hochstapler, der nur vorgiebt Söldner zu sein um damit die Schankmaid abzuschleppen, der aber von echtem Krieg und Kampf gar nichts weiß. Der Perainegeweihte ist mitunter ein völliger Psychopath, dessen Gewaltverständnis ich irgendwo im uncanny valley zwischen Bud Spencer und Serienmörder einordnen würde. Die Thorwalerin und der Zwerg hingegen sind xenophobisch völlig neurotisch und sagen de facto nichts anderes als "BIER, BIER, BIER, AXT, AXT, KETTENHEMD", bzw. "DAS WOHL, DAS WOHL, DAS WOHL, BEI SWAFNIR, BIER, ORKNASE, DAS WOHL!". Layariel ist dabei das übelste Klischee des dauerbekifften Baumkuschlers und bei Carolan frage ich mich ob er den ganzen Tag noch irgendwas anderes tut als seine Charakterklasse in die Welt hinaus zu krakeelen und zu glauben das wäre jetzt dichtes Charakterspiel.

    Das meiste finde ich auch nicht sonderlich auflockernd, sondern eher peinlich. Mal von den Kommentaren abgesehen die einfach nur in jeder Hinsicht nutzlos sind. Man kann ja leider Gift darauf nehmen das wenn irgendwo in der fünfzehnten Rüstkammer ein vier Seiten langer Eintrag kommt für "Echt leckeres Zuckerbäcker-Süßgebäck aus Honig, mit extra viel Honig und besonderer Süße", dass dann da Bruder Hilbert sagen wird "Uiuiuih! Das ist soooooo lecker! Und mit Honig!", gefolgt von "Aber auch ganz schön süß! Achte auf deine Zähne, Bruder Hilbert. Sonst kannst du bald nur noch meine gesunde Gemüsesuppe essen!" und "Ich laufe lieber im morgendlichen Dunst nackt durch den Wald und lecke den frischen Tau von den Glocken der Honigkelchblumen. Das ist die wahrhaftigste Art die Süße zu genießen, die Wald und Wiese uns schenken. Lalalalalala....", abgeschlossen von "Pah! Süßkram. Bin ich ein Troll? Wie Zwerge spucken auf Süßkram und werfen ihn in Fässer. Dann warten wie bis man ihn als Met trinken kann! Überhaupt... MET!" und "Met! Das wohl, bei Swafnir! Met, Met, Met! Und wo ist eigentlich Carolan? Der ist doch sonst immer der erste, wenn es um klebrige Finger geht! Hahahaha. Das war ein Witz, bei Swafnir!"

    Wer da wer ist kann man wohl nur zu leicht erraten.

    Was mich auch stört ist das viele Kommentare schlicht falsch sind, in Bezug auf die Charaktere. So nörgelt die Elfe beispielsweise darüber wie doof sie Kurzbögen findet. Allerdings ist sie in nahezu allen Illustrationen mit genau so einem Kurzbogen in der Hand zu sehen. Man erkennt die nämlich vor allem an ihrer Größe. Miss Thorwal wiederum behauptet eine Krötenhaut zu tragen, aber auf allen Bildern trägt sie konsistent etwas das vorgibt ein Schuppenpanzer zu sein (auch wenn es eher ein Immitat aus dünnem Blech zu sein scheint). Gerade so etwas sollte aber bei ikonischen Charakteren nicht vorkommen, denn es macht sie entweder weniger ikonisch, oder unglaubwürdig.

    Auch das es Werte für die Charaktere gibt ist eher nicht so gut. Die passen nämlich auch nicht zu dem was sie so zu sagen haben. Von der Hintergrundgeschichte mal zu schweigen.

    Geron Waisenmacher kann beispielsweise gar nicht mit Zweihändern kämpfen (Kampftechnik 6) und besitzt auch keinen Anderthalbhänder, sondern ein Langschwert.

    Außerdem ist er ein überaus gnädiger Söldner, der besiegte Gegner schont, nicht gern plündert und brandschatzt und sich auch gegen die eigenen Kameraden wendet wenn die das tun.

    Aha. Und deshalb hat er seinen bürgerlichen Namen abgelegt und nannte sich lieber Waisenmacher? Und blieb dabei als ihn das Söldnerleben plötzlich so angewidert hat? Und er war viele Jahre Söldner? Obwohl er Gewalt nicht mag, nicht plündert und nicht brandschatzt? Warum? Ist er denn... naja... völlig verblödet? Und wie kann er SF Anführer haben und einen hohen Wert in Kriegskunst? Dazu müsste er über viele Monate und Jahre genau die Schreckenstaten befehligt haben, die er angeblich ausreichend ablehnt um das Schwert letztendlich gegen die eigenen Kameraden zu erheben. Wer tut so etwas?! Wenn er nicht töten möchte und wenn er auch nicht plündern will, warum wird er dann Söldner? Noch dazu Offizier oder Doppelsöldner?

    "Herr Gräuelbert Mordhau von Metzel, sie waren über viele Jahre Mitglied und Führungskraft des Soldhaufens Die lachend plündernden Leichenmacher. Ihnen und den von ihnen kommandierten Männern werden zahlreiche, schwere Verbrechen vorgeworfen. Was haben sie zu ihrer Verteidigung zu sagen?"

    "Ich bin missverstanden, eigentlich schüchtern und ein sehr netter Kerl. Und der Name, nun... Das ist nur so ein Witz unter Freunden gewesen."

    Das passt doch vorn und hinten nicht. Und das soll dann ein ikonischer Charakter sein, dessen Aussagen die Welt in Kontext bringen und von innen reflektieren?!

    Ich will niemanden vor den Kopf stoßen, der diese Charaktere mag oder zu mögen glaubt. Sie sind gemacht um gemocht zu werden. Das ist eindeutig ihr spezifischer Zweck und das ist auch grundlegend gelungen. Nur sind sie meiner Ansicht nach leider Blendwerk ohne Substanz. Je länger man diese Pappmaché-Kulisse nun mit vermeintlicher Bedeutung belastet, desto mehr bricht sie unter dem Gewicht dieser Bürde zusammen.

  • Rattazustra hey, ich weiß ja nicht was du gelesen hast? Aber wenn ich mir die Heldenzitate in den RSH Die Streitenden Königreiche und Siebenwindküste anschauen, dann sind das fast durch die Bank weg tolle und stimmungsvolle Begleitinformationen und Stimmungsbilder, die da vermittelt werden. Offenbar hast du die nicht gelesen oder hast vielleicht einfach einen gänzlich anderen Blick darauf (oder vielleicht willst du einfach nicht die zitieren, die echt cool sind?)

    Im Übrigen bedeutet "ikonisch" ja auch "bildhaft, anschaulich". Also kann man keine Heldenfiguren erwarten, die sich wie eigene SCs und in Abenteuern oder Romanen lebendig gewordene NSCs anfühlen.

    Also ich finde deine Kritik mit deplatzierter Zynik überzogen, die irgendwie auch wie ein Ausdruck von Frust daher kommt. Und inhaltlich hast du schlicht nicht recht. Es mögen vielleich nicht alle Zitate- vielleicht auch Bandbezogen - die gleiche Qualität haben. Das Konzept und die überwiegende Ausführung ist hingegen ziemlich gut.

    Ich jedenfalls bin ziemlich froh, dass die elendige DSA 4.1 Textwüsten Geschichte sind ... das mal noch als Dreingabe.

    just my2cent.

    VG,

    Morgel

  • wenn ich mir die Heldenzitate in den RSH Die Streitenden Königreiche und Siebenwindküste anschauen

    das sind auch grade die Publikationen die qualitativ generell herausstechen. Wenn ich mir die Rüstkammern und Regelbücher anschaue, trifft Rattazustra den Nagel auf den Kopf.

  • "Sie sind viel zu cartoonisch."

    Da gehe ich mit! Mir ist schon klar, dass DSA nicht so finster ist wie bspw. Shadowrun oder Call of Cuthulhu. Soll es ja auch gar nicht sein. Aber auf mich wirkt das Gesagte oft wie Rollenspiel-Slapstick-Humor, geschrieben von einem 15-jährigen. Also in meinen beiden Spielrunden spricht niemand so, weder zu NSCs noch untereinander.

    Vielleicht liegt's auch an mir und an dem, was ich aus DSA mache: Beim Lesen von DSA-Büchern komme ich immer in eine abenteuerliche Stimmung und versinke förmlich in der Welt. Diesen "Sense of Wonder" versuche ich auch immer ins Spiel (ich bin der Meister) mit einzubringen. Und da kann ich es auch nicht ab, wenn zu viel geblödelt und ein dummer Spruch nach dem nächsten gerissen wird. Das zieht nämlich mich und die anderen Spieler am Tisch aus der aventurischen Wunder-Welt heraus und killt die Atmosphäre. Ein witziger Spruch zur rechten Zeit hingegen bereichert das Spiel ungemein und bringt die ganze Gruppe zum Lachen.

    Beim Lesen ist es dann genauso: Ich bin mittendrin, baue in meinem Kopf schon Szenarien und dann kommentieren (überspitzt gesagt!) Carolan und seine Pappenheimer das Gelesene auf Twitch-Stream-Niveau.

    "... wenn ich mir die Heldenzitate in den RSH Die Streitenden Königreiche und Siebenwindküste anschauen, dann sind das fast durch die Bank weg tolle und stimmungsvolle Begleitinformationen und Stimmungsbilder, die da vermittelt werden."

    Interessant! Die beiden Bücher werde ich mir unter diesem Aspekt tatsächlich noch einmal zu Gemüte führen und mit den Regelwerken und Ergänzungsbänden vergleichen.

    Da die ikonischen Helden ja ein fester Bestandteil von DSA 5 zu sein scheinen und so schnell nicht verschwinden werden, würde ich mir trotzdem wünschen, dass ihnen etwas weniger Platz eingeräumt wird: In der ARII fällt es doch arg auf und ich hätte wirklich gerne mehr Ausrüstung zur Verfügung gestellt bekommen. Und qualitativ lässt sich am Helden-Talk bestimmt auch noch etwas nach oben schrauben, damit es einen wie mich nicht gleich aus Aventurien rausreißt.

    Beispiel "Feine Kleidung": Statt sich über Rowenas (?) Körpermaße lustig zu machen, hätten sie auch über einen ungelösten Überfall auf einen höfischen Schneider sprechen können. Oder darüber, dass ein mysteriöser Kult in der Grangorer Oberschicht Einzug gehalten hat und wie man den infiltrieren könnte. Oder über den verarmten Seemann, der unsterblich in die Tochter eines Handelsfürsten verliebt ist und sich auf ihren Geburtstag schleichen will.

    DAS regt meine Fantasie an. DAS macht mein Aventurien lebendig. Und wenn dann ab und zu ein gut geschriebener Joke dazwischen ist, der mich zum Lächeln bringt, dann bin ich zufrieden. Denn das gehört auch zu DSA dazu.

    Einmal editiert, zuletzt von Gast (30. Januar 2018 um 09:40)

  • Meine Güte... wenn's nicht gefällt, dann lest es halt nicht. Ist ja auch nicht weiter schlimm...

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    Sinjoor Elegast Vandervenga, ehem. Kuslik-Galahan
    Oberst des Ordens des zweifach geheiligten Famerlors.

    DVD-Profiler

  • Warum ist das nicht weiter schlimm? Man bezahlt es ja mit, oder? Wer sich ein Buch über Waffen und Ausrüstung kauft, möchte etwas über Waffen und Ausrüstung lesen und nicht von Rollenspiel-Charakteren, die bei ihm so nie vorkommen oder eine bestimmte Art des Rollenspiels suggerieren, dass er überhaupt nicht nachvollziehen kann. Also ich finde da darf man sich schon aufregen und bin glaube ich ganz glücklich, dass ich diesen Carolan nicht kenne.

    I ♡ Yakuban.

  • Meine Güte... wenn's nicht gefällt, dann lest es halt nicht. Ist ja auch nicht weiter schlimm...

    Schlimm ist es nicht, da gebe ich Dir recht. Aber Dein Argument hinkt trotzdem:

    Ich bin überzeugter DSA-Fan.

    Die ikonischen Helden sind Teil einer Produktlinie, mit der ich ansonsten hochzufrieden bin und die mir sehr viel Spaß und Freude bereitet. Da darf ich dann auch im offiziellen Forum meinen Unmut darüber äußern, das meinem Empfinden nach die Qualität eines gekauften Produktes an der einen oder anderen Stelle nicht passt und zu einer zivilen Diskussion darüber aufrufen, um auch die Stimmen anderer Spieler zu hören. Und wie Du liest, gehen die Meinungen hier ja auch stark auseinander. Das ist gut :)

    Und als passionierter Fan lasse ich mir auch nicht den Mund verbieten, denn ich finde die Diskussion hier sehr unterhaltsam, fruchtbar und notwendig. Denn DSA ist toll und ich möchte, dass es noch besser wird.

  • hey, ich weiß ja nicht was du gelesen hast? Aber wenn ich mir die Heldenzitate in den RSH Die Streitenden Königreiche und Siebenwindküste anschauen, dann sind das fast durch die Bank weg tolle und stimmungsvolle Begleitinformationen und Stimmungsbilder, die da vermittelt werden. Offenbar hast du die nicht gelesen oder hast vielleicht einfach einen gänzlich anderen Blick darauf (oder vielleicht willst du einfach nicht die zitieren, die echt cool sind?)

    Wenn von ikonischen Charakteren die Rede ist, speziell in dem vorliegenden Kontext, dann muss sich dieses Konzept messen lassen an seinen Tiefpunkten und deren Frequenz und nicht an seinen Höhepunkten. Wenn ich mir ein Pferd im Wohnzimmer halte mag das als Pluspunkt mit sich bringen das ich schneller fliehen kann, wenn Orks mein Haus angreifen und das ich immer Dünger für meine Blumen habe. Das restliche Jahr über riecht es aber enorm nach Pferd und wiehert mich nachts aus dem Schlaf. Wenn ich das dann ankreide tröstet es mich wenig wenn immer wieder dieses Ork-Flucht-Ding rausgeholt wird.

    Tatsächlich fand ich die ikonischen Helden in der Aventurischen Rüstkammer I, wo ich sie zum ersten Mal richtig zur Kenntnis nahm, so dermaßen schlecht, dass ich diese Boxen seitdem zugegebenermaßen weitgehend meide. Ich habe jetzt aber sicherheitshalber, und weil ich deinen Einwand sehr ernst nehme, in die Streitenden Königreiche reingeschaut und muss gestehen das ich überrascht bin.

    Allerdings eher unangenehm. Das ist in meinen Augen ein völlig neuer Tiefpunkt, den ich so noch gar nicht betrachtet hatte. Die Kommentare sind ja nichts als Gemecker am laufenden Bande, ganz im Stile "Alles Scheiße außer Mutti". Ich brauche doch keine Kommentarboxen von Typen die offenbar alles irgendwie blöd finden. Land ist Mist, Wald ist Mist, Leute sind Mist, Essen ist Mist, Mode ist Mist, Goldmünzen Mist, Bögen okay aber eigentlich auch nicht so richtig gut. Ich finde das ist ein äußerst seltsames Positivbeispiel. Ich bin aufrichtig neugierig was dir das bringt. In wie fern verdichtet oder verankert das den Inhalt des Textes, den es begleitet?

    Im Übrigen bedeutet "ikonisch" ja auch "bildhaft, anschaulich". Also kann man keine Heldenfiguren erwarten, die sich wie eigene SCs und in Abenteuern oder Romanen lebendig gewordene NSCs anfühlen.

    Doch, das kann man sehr wohl. Ein solcher Eindruck entsteht nämlich vor allem durch Konsistenz und durch intelligente Abwägung von Einzigartigkeiten und Stereotyp. Man braucht keinen Roman um einen plastischen Charakter zu erzeugen, der in diesem speziellen Kontext zum ikonischen Sprachrohr von Weltfacetten taugt. Ohnehin hat jeder gute Charakter das innewohnende Potential zur Romanfigur. Wenn das anders ist taugt der Charakter nichts als Protagonist und nur wer als Protagonist taugt hat auch nur den Hauch einer Chance ikonisch zu sein.

    Also ich finde deine Kritik mit deplatzierter Zynik überzogen, die irgendwie auch wie ein Ausdruck von Frust daher kommt.

    Das tut mir leid, wenn du das so empfindest und das du das satirische Mittel des Sarkasmus nicht magst. Es ist nicht meine Intention gewesen dich zu verletzen. Ich kann dir aber versichern das ich absolut nicht frustriert bin. Wenn dir eine kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept (und der Umsetzung) ikonischer Charaktere eher missfällt, dann ist dieses Thema hier aber der falsche Ort. Die Frage war ja explizit was andere davon halten und dieser Fragestellung ist in keiner Weise gedient, wenn man sich in Zurückhaltung übt und die Dinge verharmlost. Ein wenig Überspitzung ist da durchaus hilfreich die Dinge voneinander abzugrenzen. Dennoch möchte ich mich entschuldigen, wenn ich dir damit zu nahe getreten bin oder du den Eindruck gewonnen hast das ich etwas schmähen würde das dir lieb ist. Meine einzige Intention in diesen Belangen ist es derartige Konzepte qualitativ zu gewichten und sie nur dann zu verwerfen, wenn man sie nicht retten kann. Das Konzept ikonischer Kommentatoren sehe ich in keiner Weise als unrettbar verloren an, aber ich denke das es noch nicht einmal annähernd ausgeschöpft wurde und viele der Kommentare schlicht nutzlos sind. Ich denke auch das es mehr Potential hat als nur Genörgel

    Die Vorlage (Pathfinder) von der man sich hier bedient hat (oder zumindest von der man sich bedient zu haben scheint) hat das bereits deutlich besser gemacht. Diese hat zwar wiederum eigene Schwächen, allerdings keine die im Falle von DSA5 abwesend wären. Man könnte daher sagen das Pathfinder es bereits ein gutes Stück besser gemacht hat.

  • Rattazustra dann kommen wir eben in dieser Frage nicht zueinander, das kann ich akzeptieren. Und, nein, du bist mir natürlich nicht zu Nahe getreten, dein Ton ist sehr höflich. Wir vertreten in dem Punkt nur sich diametral gegenüber stehende Auffassungen. ;)

    Alles gut.