Ein Elf auf Abwegen

  • Guten Abend,

    Ich war heute Spielleiter in einer Gruppe, die noch recht jung an Erfahrung ist. Zudem bin ich auch erst seit ca. 4 Jahren in Aventurien unterwegs.

    Die Gruppe besteht aus einem garether Söldner, einer norbadischen Krötenhexe, einer Norbadischen Scharlatanin, einem xorloscher Zwerg und einem Wildnisläufer der Waldelfen. Bei der Charaktererstellung sollten die Spieler sich Helden erstellen auf die sie Bock hatten. Ich stand ihnen was die Regeln der Erstellung betraf so gut ich konnte beiseite.

    Soviel erstmal zum Ursprung. Ich wende mich rauschenden an euch wegen dem Elfen.

    Der Spieler wollte und möchte auch weiterhin diesen Elf spielen. Womit ich allerdings überfordert bin ist die Art wie der Elf agiert. Ich habe mich viel mit dem Buch "Aus Licht und Traum" beschäftigt, da ich mit auch selber einen Elfen erstelle.

    So besagter Spieler spielt den noch jungen Helden bereits so badoc wie ich es mir nur vorstellen kann.

    Er spricht davon Wälder nieder zu brennen, Feenwesen zu töten, sich zu bereichern und hat den hang dazu unschuldige Zivilisten aus dem Schatten heraus zu ermorden.

    Wir schon gesagt, er möchte unbedingt ein Elf sein....

    Jetzt interessiert es mich was für Konsequenzen dieses Verhalten für das Wesen eines Elfen haben kann.

    Ich möchte ihm auf keinen Fall etwas aufzwingen. Sollte eine massive Wesensverwandlung möglich sein wuerde ich ihn auch darüber in Kenntnis setzen um ihm eine Chance zu geben sich seiner Herkunft wieder bewusst zu werden...

    Aber sollte er diesen Weg gehen.... Welche regeltechnischen Konsequenzen kann es gerade für einen Elf bedeuten???

    Ich bin da echt etwas überfordert und bin dankbar für jeden Rat von euch.

  • Mir fallen da zwei regeltechnische Nachteile ein:

    1. Kein elfisches Zaubern mehr. WdZ 320 beschreibt die Expertenregel „Drei Arten elfischen Zauberns“. Kurz zusammengefasst: Der Elf kann selbstverständlich zaubern (günstiger, erleichtert, vom Meister vorschreibbar), im Affekt zaubern (teurer, erleichtert) oder erzwungen zaubern (badoc, erschwert, teurer). Fällt dem Elfen das erzwungene Zaubern leichter, ist dies ein untrügliches Zeichen für badoc.
    2. Kein Salasandra mehr. WdS 173 beschreibt die Optionalregel „Lernen im Salasandra“. Elfen können im Salasandra lernen, was unter anderem den Vorteil hat, dass der Nachteil elfische Weltsicht nicht gilt und das Steigern erleichtert geht. Ein badoc-Elf wird von seiner Sippe als Fremdkörper erkannt, harmoniert nicht mehr mit ihr und wird ausgeschlossen.

    Die Nachteile beziehen sich allerdings nicht auf die Menschenwelt, denen ist ein verweltlichter Elf eher recht, weil sie mit dem besser klarkommen. Allerdings bedeuten die unelfischen Pläne nicht nur unter den Elfen Probleme, denn auch unter Menschen ist das meiste davon strafbar. Trotz rechtlicher Milde gegenüber Elfen wird er diese recht schnell aufzehren und dann wird er eben einen Kopf kürzer gemacht. ^^

  • Kein Salasandra würde ich auch annehmen. Der Elf dürfte so badoc sein, dass seine Sippe oder sonstige Elfen ihn wohl eher nicht in ihrer Nähe haben möchten.

    Zumal die von Dir genannten Vorhaben, wie schon geschrieben wurde, etwas ist, was auch bei Menschen nicht auf Gegenliebe stoßen wird und eben in der Tat durchaus strafbar sein kann.


    Nichtsdestotrotz würde ich vor etwaigen IT-Maßnahmen noch mal mit dem Spieler sprechen. Drücke ihm aus ALuT in die Hand spreche, mit ihm über seine Vorstellungen vom Elf-Sein und Deinen. Klärt, woher er seine Vorstellungen hat. Sprecht auch darüber, was überhaupt jeweils seine und Deine Vorstellungen von Rollenspiel sind.

    Vielleicht ist es nicht ein falsches Elfenbild, dass sich anpassen ließe, sondern mit anderen Charakteren würde er auch moschen, looten und zeigen, wo der Hammer hängt, weil das seine bevorzugte Spielart ist.

    In jedem Fall sollte er wissen, dass ihr völlig unterschiedliche Vorstellungen von Elfen hast und Du auch IT darauf reagieren lassen möchtest, damit es da keine Missverständnisse gibt.

  • das hat ja egtl wenig mit einem Elf auf abwegen zutun, da es ja für fast jeden Kulturkreis unangebrachtes verhalten ist Wälder abzufackeln und unschuldige Zivilisten zu meucheln.

    ~ neigt zum Editieren seiner Forenbeiträge ~

  • So besagter Spieler spielt den noch jungen Helden bereits so badoc wie ich es mir nur vorstellen kann.

    Er spricht davon Wälder nieder zu brennen, Feenwesen zu töten, sich zu bereichern und hat den hang dazu unschuldige Zivilisten aus dem Schatten heraus zu ermorden.

    Welche regeltechnischen Konsequenzen kann es gerade für einen Elf bedeuten???


    Ich bin da echt etwas überfordert und bin dankbar für jeden Rat von euch.

    Okay, hier ist mein Rat: Vergiss den Ansatz. Du bist auf dem Holzweg.

    Es gibt absolut gar nichts was du tun kannst, das irgendwas mit den Regeln zu tun hat. Das Problem hat nichts mit dem Charakter zu tun. Du hast ein Problem mit dem Spieler. Oder genauer gesagt: Der Spieler hat ein Problem damit die Spielregeln zu verstehen und damit meine ich nicht die Regeln die sagen wann man haufenweise Ikosaeder über den Tisch wirft. Rollenspiel ist ein soziales Hobby und es ist ein imaginatives Hobby. Wenn soziale Aspekte haken oder es Probleme damit gibt eine kollektive Vision der Spielwelt zu erzeugen, dann gibt es genau solche Probleme wie von dir beschrieben.

    Das hat nichts mit Badoc oder Salasandra oder sonst irgendeinem Elfenblödsinn zu tun. Schau dir mal an was du da bereits gesagt hast und stell dir vor der Charakter wäre kein Elf. Ändert das irgendwas in diesem Fall? Wer sich so verhällt, den bezeichnen wir real üblicherweise als Psychopathen. Herkunft, kultureller Hintergrund und die Länge der Ohren sind da ziemlich bedeutungslos. Und du wirst absolut nichts positives bewirken, wenn du versuchst den Spieler über diesen Hebel anzugehen. Er wird dann mauern, er wird sich angegriffen fühlen, er wird wütend werden und es wird Streit geben.

    Du kannst seinen Charakter einschränken, verändern, verwunden, verkrüppeln, verstümmeln, oder sogar töten. Das ist alles bedeutungslos. Es wird nichts bewirken und der Spieler wird entweder die gleichen problematischen Verhaltensweisen fortsetzen, oder aufhören mit dir zu spielen.

    Es ist völlig nachvollziehbar, dass du Mittel und Werkzeuge der Spielstruktur benutzen möchtest, um dein Problem zu lösen. Es vermeidet den direkten Konflikt, zumindest scheinbar, und wir Menschen tendieren dazu als erste Option immer den Weg des geringsten Konfliktes zu suchen. Zumindest sofern wir gut sozialisiert sind. Dafür sind die Spielregeln eines Rollenspiels aber nicht da und sie können das auch nicht. Im einen oder anderen Gewand, egal wie man es verpackt, dreht und wendet, dienen diese Ansätze der Erziehung durch Strafe und die ist in diesen Fällen zum Scheitern verurteilt. Die Lösung ist aber denkbar simpel. Rollenspiel ist ein soziales Hobby und ein sprach-basiertes Hobby.

    Sprecht miteinander.

    Sprich mit den anderen Mitspielern darüber, einzeln oder in der Gruppe und sprich mit ihm darüber, einzeln oder mit der Gruppe. Was da wie möglich geht hängt von euch ab. Ich kenne euch nicht und ich weiß nicht wie eure sozialen Strukturen funktionieren, wie gut ihr euch kennt, wie alt ihr seid und wie gut ihr befreundet seid. Aber der einzige Weg dein Problem zu lösen ist darüber zu sprechen und wenn das versagt hast du nur noch zwei Optionen: Akzentiere das es sich nicht ändern wird und lebe damit, oder spielt nicht mehr miteinander. Akzeptieren, Eliminieren, Kompromiss. Andere Wege existieren in solchen Fällen schlicht nicht. Du kannst deine Mitspieler nicht durch das Spiel und durch seine Regeln zu besseren Spielern erziehen.

  • Danke für den Rat und auch die leichte Kritik. ^^

    Du wirst recht haben, das ich den einfachen Weg genommen habe. Der andere viel mir garnicht ein... Also einfach reden.... Schön blöd meinerseits xD

    Ich werde versuchen den Rat zu beherzigen.

    Und ja ich denke dieses Verhalten des Spielers wuerde mich weniger schockieren wenn er eine andere Rasse spielen wuerde.... Da gebe ich dir recht und das zeigt auch das man mit dem Spieler reden muss.

    Wie gesagt ich danke vielmals

  • Rattazustra : sign.

    Ich hatte vor einiger Zeit einen Fall, an den ich mich erinnert fühlte. Nicht ganz so krass wie Thorwin beschrieb, aber tendenziell das gleiche Grundproblem. Die Vorstellungen vom "Ausleben" eines Charakters gingen so weit auseinander, dass es das gemeinsame Verständnis von der Spielwert negativ berührt hat. Ich habe mich am Ende aus der Gruppe zurückgezogen, weil mir der Konflikt (zu der Zeit) nicht lösbar erschien. Das gilt es leider hin und wieder auch zu akzeptieren.

  • Das wichtigste wurde ja schon gesagt (man sollte miteinander sprechen und die Regeln können hier nicht die Lösung liefern).

    Ich wollte aber nochmal zwei Punkte zugunsten dieses Spielers anmerken:

    1. Die DSA-Elfen sind sehr Hippie-mäßig. Du findest darin z.B. Tolkiens Elben (isolierte, perfekte Wesen, die nur halb im Diesseits stehen) aber auch eine sehr romantisierte Vorstellung vom Leben der Indianer in Nordamerika (eins mit der Natur sein, Unverständnis für zivilisatorische Praktiken). Das alles ist bei DSA auch nicht nur optionaler Fluff sondern regeltechnisch fest verankert (badoc, Elfische Weltsicht, slasandra,...). Es ist also kein Wunder, dass es da immer und immer wieder zu Reibung kommt, besonders zwischen (neuen) Spielern, die "mal einen Elfen spielen wollen" und denjenigen, die sich mit dem DSA-Hintergrund auseinandersetzen.

    2. Es ist durchaus legitim, beim RPG eher auf Hack&Slay zu setzen. Das macht vielen Spielern Spaß und das ist auch eine Spielweise, die man vom PC-Spielen sehr gut kennt (und wenn man das aufs Pen&Paper überträgt ist das ja erstmal naheliegend).


    Zu 1: Da ist noch zu sagen, dass es neben Waldelfen ja auch noch z.B. die Firnelfen gibt, die sind eher am "survival of the fittest" orientiert. Außerdem gibt es natürlich die Halbelfen, die dürfen im Prinzip alles sein, was Menschen auch sein können (also auch Diebe z.B., ist ja auch sehr beliebt) und können dann auch noch etwas zaubern. Es gibt also durchaus Charakterkonzepte, auf die ihr euch vielleicht in der Zukunft einigen könntet.

    Zu 2: Die Frage ist halt, welchen Spielstil die Mehrheit bevorzugt und ob ihr euch auf eine gemeinsame Linie einigen könnt. Wenn der Elf vom Brandschatzen und Looten spricht, dann sagt er das ja nicht im luftleeren Raum sondern zu den anderen SCs, die vielleicht auch ähnliche Interessen formulieren.

    Mit anderen Worten: passt dir denn als SL die Spielweise der anderen Spieler? Bist du eher in der Minderheit?
    Was man natürlich auch machen kann, ist auf den Hack&Slay Stil einzugehen und den Spielern das zu geben, was sie haben möchten. Dieses Morden und Looten wird dann unter Umständen recht schnell langweilig und die Spieler merken vielleicht irgendwann, das sie inzwischen die Bösen sind. Dann kann man irgendwann einen Cut oder Reset machen und es mit einer neuen Heldengruppe und einem etwas anderen Stil probieren (das ist natürlich jetzt alles sehr grob, falls es bei euch wirklich in die Richtung geht kannst du dir sicherlich noch mehr Hilfe/Infos holen, wie man so eine Aggro-Runde gestaltet.