Die Peitsche

  • Vorweg: Den Beitrag von Schattenkatze zu dem Thema habe ich zwar gefunden und gelesen, aber der ist erstens schon 16 Jahre alt und zweitens für DSA 3. Daher neu aufgemöbelt für 4.1. Was ja jetzt auch schon "veraltet" ist :D

    Eine Spielerin von mir liebäugelt gerade damit ihrem neuen Charakter eine Peitsche als Hauptkampfwaffe zu geben. Mit dem Hintergrund einer Dompteurin/Tierbändigerin passt das auch gut ins Bild und ich finde die Idee schon cool, immerhin hatte ich das noch nie im Spiel.
    Darin besteht aber auch das Problem, ich kenne mich damit nicht so recht aus.

    Die Peitsche wird in DK S geführt, bekommt in N einen Malus von 8, ist eine reine Angriffswaffe, kann Gegner entwaffnen, ignoriert Schildboni, kann nicht parieren, kann Gegner umreißen und zum Fesseln benutzt werden. Außerdem kann ich damit keine Wunden verursachen.

    Soweit klar.

    Meine Fragen:
    Welche SF kann ich damit verwenden?
    Welche SF gehen explizit nicht, abgesehen von Niederwerfen?
    Welche SF gehen nicht, weil das der gesunde Menschenverstand verbietet?
    Was für Vorteile habe ich durch die Verwendung der Peitsche im Kampf?
    Auf was muss ich mich im weiteren Spiel einstellen? (Steigerung, Skalierung, etc.)
    Wie nützlich seht ihr die Peitsche als SC-Waffe?

    Vielen Dank im Voraus!

  • Ich fass mich mal kurz:

    Das größte Problem mit der Peitsche ist, dass die Peitsche überhaupt gar keine Waffe ist. ;)

    Das gilt sowohl real und unter realistischer Betrachtung, als auch im Rahmen der DSA Spielregeln. Peitschen sind Werkzeuge, die im Rahmen der Kampfregeln begrenzte Verwendung als Kampfmittel erfahren, aber als Waffe sind sie da in etwa genau tauglich wie ein faustgroßer Stein oder ein stumpfes Buttermesser. Und seien wir einmal ehrlich: Wer würde einen Helden bauen der einen faustgroßen Stein oder ein Buttermesser für den Kampf verwendet, außerhalb einer komisch-satirischen Kampagne, oder einer völligen Verzweiflungstat?

    Realhistorisch ist die Nutzlosigkeit der Peitsche als Waffe auch nicht unbemerkt geblieben, was dazu führte das kein Volk jemals Peitschen als Kriegswaffen oder als zivile Seitenwaffen führte. Sogar in der Römischen Gladiatorenarena benutzte nur der Lorarius eine Peitsche. Nur war der Lorarius selbst kein Gladiator, sondern nur dazu da Verurteilte die sich weigerten zu kämpfen... nun... anzupeitschen.

    Das Problem mit der Peitsche als Waffe liegt in ihren physikalischen Fähigkeiten. Sie kann praktisch nichts. Wenn es anders wäre würde man sie auch nicht als Peitsche verwenden. Man schlägt damit immerhin Ochsen und Pferde. Dabei geht es ja eben gerade darum sie nicht zu verletzen, aber ihnen eine beschränkte Menge Schmerz zuzufügen. Die einzigen Verletzungen, die eine Peitsche zu verursachen imstande ist, sind Oberflächenabschürfungen und leichte Verbrennungen. Auf diesem Wege jemanden zu Töten dauert mitunter Stunden. Stunden des unablässigen Eindreschens. Das beschreibt das Folterinstrument, welches die Peitsche ja bekanntermaßen ebenfalls gewesen ist, aber keine taugliche Waffe.

    Damit die Peitsche als Waffe tauglich wird, sowohl realistisch betrachtet als auch aventurisch-regelmechanisch, muss man die Peitsche ein einigen Aspekten verändern. DSA benutzt ein Kampfsystem das davon ausgeht das zwei Personen gegeneinander Theaterfechten veranstalten. Das klassische AT/PA/AT/PA/...-Gehampel. In dieser systemischen Betrachtung ist die Peitsche eine zwingend miserable Waffe, denn sie bietet keine Paradefähigkeit und gibt dem Nutzer nichts im Ausgleich dafür. Real wäre das noch etwas anderes, weil nicht nur die Paradefähigkeit einer Waffe relevant ist im Sinne direkter, physischer Ablenkung eines sonst treffsicheren Angriffs. Ebenso relevant ist es einen Angriff allein bereits dadurch zu erschweren, dass die Gefahr eines Gegenangriffs besteht. Das basiert auf der eigenen Reichweite, der Gefahr die von der eigenen Waffe ausgeht und ihrer Agilität. Bei DSA entfällt das, so das die Peitsche sehr schwach dasteht, wenn auch nicht völlig unverdient. Anders also als beispielsweise der Morgenstern, der seine Schwächen immerhin mit solidem Schaden und Sondereffekten ausgleicht.

    Also muss dieser Makel behoben werden, um aus einer Peitsche eine taugliche Waffe zu machen. Natürlich soll es eine Peitsche bleiben und nicht zu etwas völlig anderem werden das lediglich dem Namen nach eine Peitsche ist, wie es beispielsweise auf Stahlpeitschen oder Kettenpeitschen zutrifft. Das ist aber möglich! Und zwar indem man anstelle der vollflexiblen Bullenpeitsche die Stiel- , Stock- oder Dressurpeitsche heranzieht. Diese verfügt über einen Schaft der von Dolch-Länge bis etwa Breitschwert-Länge reicht. Prima. Genau was gebraucht wird. Anstatt aus mit Leder umwickeltem Holz können wir diesen Stab genauso gut aus Stahl fertigen. Jetzt haben wir eine bis zu schwertlange Stahlstange mit allen damit verbundenen Kampfeigenschafen. Gemessen an vergleichbaren Waffen müsste das auf einen WM von -1/-2 hinauslaufen, 1w+2 TP, TP+ 12/3 und INI-1. Bei der Verwendung als Schlaginstrument, versteht sich. Die Peitsche selbst kann ganz regulär aus Leder gefertigt werden, falls verfügbar aber auch einen Kern aus Geflechtkette erhalten, oder aus zopfgeflochtenem Stahldraht. Damit dürfte die Peitsche etwa die Wundwirkung einer Cat-of-nine-tails erreichen und mit einem Schlaggewicht am Ende sogar leicht übertreffen. Da der WM einer Neunschwänzigen ebenfalls -1 auf Attacke ist würde ich das dabei belassen, da statt vieler Stränge ein schwerer zu kontrollierender Einzelstrang vorliegt. Einen Schaden von 1w+2 sollte diese Ausführung dennoch erreichen, weshalb die Werte im Peitschengebrauch denen der Knüppelverwendung entsprächen. Das Schlaggewicht könnte man optional entweder abnehmbar machen, oder aber ganz darauf verzichten, jeweils mit der Folge von -1 TP. Kurz gefasst als Knüppel könnte man damit sämtliche Hiebwaffen SFs verwenden. Im Peitschengebrauch alle Sondereffekte und Fähigkeiten von Peitschen.

    Das wäre dann eine maßgefertigte Waffe, die aussieht wie eine Stielpeitsche und die kampftauglich ist. Man könnte einen Hakendolch dazu führen, um die Paradefähigkeit zu verbessern. Einen Hakendolch kann man übrigens mit der Peitsche am Peitschenstiel befestigen, so das man beides auseinanderzieht und damit sowohl den Dolch zieht, als auch die Peitsche abwickelt. Da ein Hakendolch keine Klingen hat kann er dabei auch die Peitsche nicht beschädigen.

    Eine gewöhnliche Peitsche hingegen hat keine Vorteile. Sie ist einfach nur eine richtig miese Waffe.

  • Welche SF kann ich damit verwenden?

    Entwaffnen, leider nur aus der AT, nicht aus der PA.

    Umreißen.

    Beim Befreiungsschlag steht sie nicht bei, ich kann mir jedoch vorstellen, dass man so eine Peitsche auch über mehrere Personen ziehen kann. Nur die damit zurückzutreiben bei misslungener PA kann ich mir da nicht vorstellen, ebenso wenig den Angriff zum Niederwerfen. Der Nutzen für eine verbrauchte Aktion wäre, wenn ihr das Manöver als erlaubt ansehen würdet, eher überschaubar.

    Finte: Erstaunlicherweise wird die Peitsche als mögliche Waffe genannt.

    Mit zwei Peitschen kann ich mir einen Doppelangriff vorstellen, die Peitsche wird da auch nicht ausgeklammert.

    Beim Wuchtschlag wird die Peitsche ausdrücklich nicht genannt, aber auch da sollte man besonders kräftig zuschlagen können in meinen Augen.

    Beim Gegenhalten wird die Peitsche ausgenommen, vielleicht weil es eine Abwehraktion ist, aber im Grunde ist das draufhauen, statt parieren, was ja eh nicht geht mit der Peitsche.

    Den Ausweichen-Baum würde ich mitnehmen, wobei Ausweichen als einzige Abwehr nach offiziellen Regeln nicht sehr gut funktioniert.

    Eventuell auch einen waffenlosen Kampfstil dazu nehmen, um ein paar Möglichkeiten mehr zu haben.

    Die Nützlichkeit ist sehr überschaubar. Eventuelle Vorteile: Sie wird nicht unbedingt als Waffe wahrgenommen. Sie fällt vermutlich nicht unter einige örtliche Waffengesetze, so dass man sie nicht abgeben muss (schon gar nicht, wenn da Tiere bei sind, bzw. sie offensichtlich Arbeitsgerät ist). Man kann sie zu anderen Zwecken benutzen: als Kletterhilfe, zum Schwingen, zum provisorischen Fesseln (auch wenn ich mich darauf allein nicht verlassen würde). Man kann versuchen, sie gegen Tiere einzusetzen, die darauf reagieren könnten (gerade, wenn sie Peitschen kennen).

    Die Peitsche ist definitiv keine "Frontkämpfer-Waffe", sondern eher ein "Oh, ich muss mich verteidigen (bzw.: angreifen) und habe sonst nichts".

  • Ups, irgendwie das Edition übersehen. Kann man getrost ignorieren oder bei Belieben analog auf DSA 4.1 übertragen~

    Spoiler anzeigen

    Meine Fragen:
    Welche SF kann ich damit verwenden?
    Welche SF gehen explizit nicht, abgesehen von Niederwerfen?
    Welche SF gehen nicht, weil das der gesunde Menschenverstand verbietet?
    Was für Vorteile habe ich durch die Verwendung der Peitsche im Kampf?
    Auf was muss ich mich im weiteren Spiel einstellen? (Steigerung, Skalierung, etc.)
    Wie nützlich seht ihr die Peitsche als SC-Waffe?

    Vielen Dank im Voraus!

    Aventurisches Kompendium S. 227 Kasten oben rechts:

    "Kampfsonderfertigkeiten für Peitschen

    Folgende Kampfsonderfertigkeiten für Peitschen aus dem Regelwerk ab Seite 246 können mit der Kampftechnik Peitsche genutzt werden:

    Ausmerksamkeit, Belastungsgewöhnung I+II, Berittener Kampf, Entwaffnen, Feindgespür, Finte I-III, Kampfreflexe I-III, Schnellziehen, Verbessertes Ausweichen I-III, Zu Fall bringen"

    Aus dem Wiki:

    Besonderheiten: Da sie wegen der nur schwer kontrollierbaren Bewegungen kaum abzuwehren sind, ist die Parade gegen Peitschen um 2 erschwert. Schilde können darüber hinaus gegen Peitschen nur ihren einfachen Bonus auf die Verteidigung nutzen. Angriffe mit Peitschen gelten bereits ab einem Ergebnis von 19 als Patzer. Mit Peitschen ist keine Parade möglich.

    Leiteigenschaft: Fingerfertigkeit

    Steigerungsfaktor: B

    Bisher einzige Peitsche in dieser Kategorie:
    http://www.ulisses-regelwiki.de/index.php/ar_K…kPeitschen.html

    Einmal editiert, zuletzt von Jerong von Riva (15. Januar 2018 um 18:42) aus folgendem Grund: Editionsfehler im Spoiler versteckt zur besseren Übersicht.

  • Du, das ist alles DSA5, nicht DSA4.1.

    *IIRC oder IMO je nach Kontext; ich beziehe mich da auf pers./subj. Erfahrung
    "The fatal flaw in every plan is the assumption that you know more than your enemy."

  • Ich denke Rattazustra hat schon sehr vieles über den IT Kampf mit der Peitsche geschrieben.

    Ich persönlich würde vlt eine Hausregel *vorsichtig duck* vorschlagen das ein Treffer im Gesicht beim Ziel einen InI-Verlust verursacht, denn seien wir mal erlich, wenn man von so etwas im Gesicht getroffen wird ist man erstmal abgelenkt und vlt. sogar geblendet.

    davon abgesehen würde ich (für die Spielerin) die Taktik vorschlagen mit der Peitsche versuchen den Gegner zu Halten (um das Handgelenk schnalzen lassen) und dadurch Entwaffnen oder den arm wegziehen und dann mit dem Dolch in der zweiten Hand zuschlagen

    Meine Charaktere:


    Fin Brodiak, Svelttaler Kräutersammler mit Vogel

    Phelix Lassan, ein kleiner Dieb aus Albenhus

    Der Einstieg in eine kleine Geschichte von mir

  • Ich persönlich würde vlt eine Hausregel *vorsichtig duck* vorschlagen das ein Treffer im Gesicht beim Ziel einen InI-Verlust verursacht, denn seien wir mal erlich, wenn man von so etwas im Gesicht getroffen wird ist man erstmal abgelenkt und vlt. sogar geblendet.

    Ich glaube, wenn ich von einem Zweihänder ins Gesicht getroffen werde, bin ich auch erstmal abgelenkt. ;) Vll könnte man aber immerhin einfache Wunden zulassen und nur doppelte und dreifache Wunden streichen (Ausgehend vom TZM).

    "Er hat die Grenzen der Unwissenheit erweitert. Im Kosmos gibt es vieles, von dem wir überhaupt nichts ahnen."
    Die beiden Männer sonnten sich in dem herrlichen Gefühl, weitaus weniger zu wissen als gewöhnliche Leute, die nur von gewöhnlichen Dingen nichts wussten.

  • Es gab im MBK noch die Möglichkeit, eine Finte für INI-Verlust anzusagen. Umreißen zieht wie Niederwerfen auch schon einen INI-Verlust mit sich, selbst wenn der Gegner auf den Beinen bleibt - daher würde ich von zusätzlich neuerfundenden Regeln abraten, wenns das im Prinzip schon gibt.

    Von der Regelseite her sind Peitschen als situative Nebenwaffe ok. Umreißen und Entwaffnen sind nicht schlecht, wenn man damit einen Mitkämpfer aus einigermaßen sicherer Entfernung unterstützt oder ein großes gebändigtes Tier hat, dass sich dann auf den niedergeworfenen und entwaffneten stürzen kann. Wenn es der MEister zulässt kann man auch noch mit der Peitsche klettern oder Indi-Mäßig herumschwingen.

    Außerhalb solcher Spieleren ist die Peitsche nicht zu gebauchen. In einem Kampf mit einem fähigen Gegner, der einigermaßen gerüstet ist. Es fehlt einfach der Schaden, um jemanden entgültig auf die Matte zu schicken. Als Unterstützung ist die Peitsche ohne Zweifel nützlich, aber dann müsste man sich bereits in einer Überzahl-Situation befinden...

    Along the shore the cloud waves break,
    The twin suns sink behind the lake,
    The shadows lengthen
    In Carcosa.

  • Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass die Peitsche als nettes Gimmick und am Anfang als Hauptwaffe bestehen bleibt. So lange, bis der Dompteurin auffällt, dass man damit den räuberischen Tunichtguten wenig tut einen in Ruhe zu lassen. Dann muss es wohl was anderes geben. Aber das kann man sich dann überlegen. :)

    Danke für euren Input :)

  • Eine meiner Spielerinnen hat eine Fuhrfrau, die sie ebenfalls mit einer Peitsche kämpfen lässt. Es ist einfach stimmig und sie kann sich damit auch recht erfolgreich lästige Wegelagerer vom Hals halten, noch bevor die in die Nähe des Kutschbocks kommen. Auch das Entwaffnen sollte ganz gut funktionieren, allerdings haben wir nach 4.1 diese SF gehausregelt, da das Entwaffnen lt. WdS Manöver voraussetzt, die mit der Peitsche gar nicht möglich sind. (Meisterparade, Parierwaffen 1 als Voraussetzung für Binden, was wiederum Voraussetzung für Entwaffnen mit der Peitsche ist? Und für Parierwaffen 1 brauche ich dann auch noch Linkhand? Das wären 1100 AP, nur um mit der Peitsche jemanden entwaffnen zu können?! Neeeee....).

    Kurzum: unsere Fuhrfrau macht allerbeste Indiana Jones-Spielchen und hat Spaß dran. Man muss sich nur etwas vom Regelwerk lösen, sonst hat's weder Sinn noch Freude.

    Also ICH habe Spaß...