Neuanfang

  • Wir haben eine kleine Gruppe aus vier Dieben, die in ihrem ersten Abenteuer mehr nebenbei eine Sklavin (NSC) befreiten. Meinem Charakter lag die junge Dame doch etwas am Herzen, so dass er sich für sie in der Diebesgilde einsetzte. Als Spieler fand ich es dann reizvoll eine kleine Hintergrundgeschichte zu schreiben, was ich dann auch gemacht habe. Das hier ist meine erste Geschichte, die ich außerhalb der Schule geschrieben habe. Ich bitte daher um etwas Rücksicht bei der gern gesehenen Kritik. :)

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    Neuanfang

    Schon kurz nachdem sie auf die kleine Bühne geführt wurde fiel er ihr auf. Sie konnte nicht genau sagen, was sie stutzig machte, doch so wie ein erfahrener Künstler das fehlerhafte Steinchen im Mosaik sofort sieht, so fiel er ihr in der dicht sitzenden Menschenmenge auf. Nicht, dass er besonders auffällig aussah im Gegenteil. Er trug ähnlich vornehme Kleidung wie die meisten, war gut frisiert und hatte keine auffälligen Gesichtszüge. Doch es war schon immer ihre Gabe gewesen, Menschen gut zu beobachten und schon in ihren jungen Jahren wusste Sie dies zu nutzen und wurde schnell gut darin.

    Ja ihre Kindheit, welch glückliche Zeit. Erinnerungen an ihre Mutter und ihren älteren Bruder überkamen sie. Wie es ihnen ergangen sein mochte in den letzten beiden Wochen? Hatte Diman endlich die alten Läden, die der Vater noch selbst geschreinert hatte neu geschliffen und gestrichen? Noch war schließlich etwas Zeit bis zum Winter. Und würde die Mutter ihr Fieber gut überwunden haben? Und wussten sie was mit ihr geschehen war? Suchten sie womöglich nach ihr? Vielleicht hatte ja jemand gesehen, wie sie kurz vor den Toren der Stadt in die Kutsche gezogen wurde. „Nein, das ist unwahrscheinlich.“, sagte sie sich selbst. Niemand war zu dieser frühen Stunde auf der Straße und das Stadttor mit den Wachen noch zu weit entfernt. Sicher, in der Kriegerakademie Ruadas Ehr würde man sie vermisst haben, doch für eine einfache Bedienstete würde man keine große Suche beginnen. Wahrscheinlich würden sie zunächst sogar denken, dass sie sich einfach nur vor der Arbeit drücken wollte. Sie dachte mit Furcht daran, dass ihre Mutter eventuell Schwierigkeiten bekommen würde und hoffte sie könne der Obersten überzeugen, dass sie nicht einfach von sich aus von der Arbeit fernblieb.

    All das würde sie wohl nie erfahren. Sie war glücklich gewesen in Havena. Sie hatte zwar bereits mit neun Jahren anfangen müssen zu arbeiten, doch ihr gefiel es an der traditionsreichen Kriegerschule. Man behandelte sie meist mit Respekt und sie konnte in der Nähe ihrer Mutter bleiben. Und nach einiger Zeit schaffte sie es sich einige Kreuzer dazu zuverdienen, indem sie hier was aufschnappte und es dort in aller Unschuld weitergab. Dennoch lebten sie bescheiden außerhalb der Toren Havenas, doch auch das störte sie wenig. Lediglich der Tod ihres Vaters vor drei Jahren, kurz vor ihren 15. Geburtstag hatte das Glück der kleinen Familie getrübt, doch ihr Bruder hatte es geschafft sich eine gute Stellung am Hafen zu erarbeiten, so dass sie in keiner finanziellen Not steckten. Doch nun war dies alles vorbei.

    Ihr war schon in der Kutsche klargeworden, dass sie von Sklavenhändlern verschleppt wurde. Ihr gutes Gehör hatte sie nicht verlassen, wohl aber der Mut. Sie hatte nicht aufbegehrt als man sie zu drei anderen jungen Mädchen in einen größeren Kastenwagen gesteckt hatte. Auch nicht als sie schließlich in Punin angelangt waren und hier in diesen Keller gebracht wurden. Und selbst dann nicht, als sie auf der Reise aus den Gesprächen der Sklavenhändler folgerte, dass sie als persönliche Sklaven an reiche Edelmänner verkauft werden sollten. All das hatte sie zwar registriert und sich gemerkt, war jedoch die letzten zwei Wochen wie gelähmt.

    Doch mit einem Mal kam Regung in sie. Der kleine Mann, der ihr aufgefallen war hatte soeben den Zuschlag für sie bekommen. Das schürte Hoffnung in ihr, denn bei allen anderen war ihr sofort klar gewesen, dass sie als Lustsklavin enden würde. Doch hier sah die Lage eventuell anders aus. Doch sie war dennoch vollkommen überrascht, als der kleine Mann und eine außergewöhnlich gutaussehende Frau ihr wenig später im Hinterzimmer einer warmen Gasstätte eröffneten, dass sie ab sofort wieder eine freie Frau sei. Und regelrecht sprachlos war sie, als das ungleiche Paar sich als Mitglieder der Diebesgilde zu erkennen gab und ihr die Mitgliedschaft dort anbot. Sie könnte als gemachte Frau mit Geschichten zurückkehren, die niemand sonst erzählen könnte. Dies war für sie Ansporn genug.

    Wenig später ging eine neue Fälscherin in die Lehre: Henja Triffon.