Auf den Spuren der Welt

  • Hi,

    es gab einmal vor vielen Jahren ein Fan-Projekt namens Elementare Gewalten, das versucht hatte, die namensgebende Romanreihe fortzuführen. Da der Initiator HvW recht schnell aus dem Projekt ausgestiegen ist, verlief es sich rasch im Sand. Daraus ist aber bsw. dieser Text entstanden, den ich sehr stimmungsvoll finde. LG

    Rondriga Conchobair:

    Viele Tage waren ins Land gestrichen, seit wir das Konzil verlassen hatten. Es war Pyriander auch nach Wochen der Recherchen und Forschungen nicht gelungen, das Geheimnis der schwarzen Rune zu entziffern, die er in den tiefen Kavernen unter Drakonia entdeckt hatte. Er bezeichnete sie uns gegenüber als "Sphingenrune" weil sie nach seiner Einschätzung erstens ein Rätsel verberge und zweitens offenbar aus einem Zeitalter stamme, als Sphingen und Greifen noch in dieser Welt herrschten.

    Nachdem wir im Konzil beratschlagten was zu tun sei, kam Krallerwatsch eine Idee, die er auf seine unverkennbare Art äußerte: "Müss gehn zu Vater von Berg. Er gesehn alles. Welt, Kinder von Welt und Kinder von Kinder." Wir blickten ihn fragend an. Allein Pyriander schien recht schnell zu begreifen, woran der alte Troll dachte: Adawadt.

    Der Aufstieg hinauf war beschwerlich. Wir stiegen an den Flanken der Sechstausender empor, ausgerüstet mit dicken Fellen, Steigeisen und Seilen. Im Südwesten ragte der Raschtulsturm empor, gleich einem Mahnmal, majestätisch und richtungsweisend. Die eiseskalte Luft stach mehr und mehr in unsere Lungen je höher wir kamen. Dies war kein Ort, der für Menschen bestimmt war. Wir waren über einen hohen Grat gestiegen der östlich des Raschtulsturmes lag, als Krallerwatsch plötzlich innehielt. "Dort", raunte er und wies mit dem Finger auf eine weitere unbewachsene Erhöhung.

    Dort saß er. Was Krallerwatsch uns in den Tagen zuvor erzählte, vom Anbeginn der Zeiten, von Adawadt, dem Sohn Raschtuls, verschwand augenblicklich in der Bedeutungslosigkeit angesichts dieses Anblicks. Wie ein Fels war er, sein langes zotteliges Haar wehte im Wind, sein Gesicht schien verwittert und zerfurcht. Als seine roten Augen auf uns ruhten, spürte ich wie die Kraft aus meinen Beinen wich. Auch den anderen erging es ähnlich. Pyriander setzte sich mit einem tiefen Ächzen auf einen Stein, Morena sah man die Anspannung deutlich an. Ruban nestelte an vielen Amuletten gleichzeitig herum und sandte hundert Gebete zu seinem Gott. Allein Krallerwatsch und der Rote Pfeil standen selbst wie elementare Gewalten im rauhen Wind...

    ...Zeit war vergangen, seitdem Krallerwatsch heraufgestiegen war. Er stand vor Adawadt und erschien mir wie ein Kind. Adawadt überragte ihn, der selbst für Trolle groß zu nennen war noch um Manneslänge...um seine Manneslänge! Es hatte bereits Stunden gedauert, bis Adawadt überhaupt das erste Mal sprach. Seine Stimme war rau und urtümlich, alt und monoton, fremdartig und doch seltsam vertraut. Die Sprache konnte ich nicht verstehen, doch es muss eine den Trollen verwandte Sprache gewesen sein. Über uns war die Nacht hereingebrochen. Am Firmament zogen die Sterne auf, ich sah die Zugsterne des "Drachen" bereits hoch im Norden stehen. Erneut neigten sich große Ereignisse ihrem Ende entgegen. Ich spürte, dass es wenig Orte in dieser Welt geben konnte, an denen man so nah am Ursprung war. Hier trafen Erz und Luft aufeinander, ungezügelt, unberührt und frei. Der Anblick Adawadts entlockte mir Gefühle von Sehnsucht, Heimweh und auch Geborgenheit. Ich war ob diesem Zwiespalt verwirrt, so dass ich kaum Ruhe fand in dieser Nacht. Eines war mir jedoch klar. Hier zu sein, bedeutete Sumu nahe zu sein. Dieses Gefühl genoss ich und träumte...

    ...als wir am späten Morgen wieder herab stiegen trat ich zu Krallerwatsch: "Was hat er gesagt Krallerwatsch?!" Der alte Troll entgegnete: "Müss such Goldtal. Siegel von Euchs Sonnengott. Finds Antwort." Ich war verwundert: "Was? War das alles? Dafür habt ihr einen ganzen Tag gebraucht?" Krallerwatsch schien, und dies entsprach eigentlich überhaupt nicht seiner Natur, belustigt. "Ja" erwiderte er trocken...

    ...Einige Minuten später beugte er sich nochmals kurz zu mir herab. "Eins noch hat sagt: Letzt Besuch noch habt Kleid aus Schuppen getrag..."