Der geliebte Feind

  • Oder: Es zu lieben, den Antagonisten zu hassen.

    Habt ihr das auch schon mal erleben (und genießen) können? Ein Antagonist, wiederholt entkommend, wiederholt wieder auftretend, um den SC das Leben schwer zu machen, manchmal was auf die Mütze kriegend, manchmal den SC was auf die Mütze gebend, und irgendwann ist es zwischen Antagonist und SC einfach persönlich, weil man sich schon so gut kennt und sich hasst und sich gegenseitig schon alles gegeben (und manchmal genommen) hat?

    Alte Feindschaften rosten nicht und was gibt es Schöneres, denn als Spieler einen NSC mit Begeisterung zu hassen und nach eventuell vielen Jahren hoffentlich endlich mal eine Gelegenheit zur Abrechnung zu haben.

    Wie hat sich das bei euch entwickelt, wer war der Antagonist/Feind, woraus hat er sich entwickelt, und war es am Ende möglich, ihn endlich besiegen zu können?


    Meine ersten beiden Begegnungen als Spielerin mit einem solchen Gegner war in DSA und in 7te See.

    In DSA hatte schon der damalige SL so ab 2004 einen humanoiden Dämonen des NL eingeführt, der nicht wegzuklatschen war, immer wieder auftauchte, meist als Gegner, manchmal verblüffenderweise um zu helfen (er wusste um die Zukunft als Gezeichnete und half mit einige Weichen zu stellen, wie sich viel später IT wie OT herausstellte), manchmal einfach nur, um zu verhöhnen und vor allem wohl die Aversion meines Charakters gegen ihn stets am Köcheln zu halten (bei der ersten Begegnung hatte er sehr unangenehme Dinge mit ihr getan, was zu einer sehr persönlichen Beziehung zwischen den beiden geführt hatte).

    OT 12 Jahre lang, IT 13 Jahre lang machte er (später unter anderem SL) das Charakterleben schwer, manipulierte, spottete, warf ganz offen sinnbildliche Klötze zwischen die Beine oder half mal irgendwo mit einem kleinen Tipp aus, bis er dann doch (gleich mit der ersten Attacke und einer bestätigten 1 mit der einen Waffe, die ihn verletzten konnte) endlich endgültig vernichtet war.

    Es ging so schnell, dass ich als Spielerin ganz verdutzt war, aber die bestätigte 1 war nicht vorhersehbar - aber es war großartig.:thumbsup: Ich dachte sogar an den einen Satz, den ich mir OT Jahre vorher für diesen Anlas überlegt hatte, und den mein Charakter aussprach.


    In 7te See war es ab 2009, dass es einen Antagonisten namens Le Loup gab, der, wie sich herausstellte, eigentlich "nur" der erste Mann des Oberbosses war (aber länger Bestand hatte als dieser), der in der langen Kampagne, die durch alle bekannten Nationen führte, immer wieder auftauchte. Es wurde sich gegenseitig bekämpft, beleidigt, versucht, gegenseitig aufzuhalten, mal mit mehr Erfolg auf dieser, mal auf jener Seite. Aber immer entkam dieser Sauhund.^^

    Endlich gelang es meinem SC, ihn zu töten. Großartig! Leider hielt nicht einmal das Le Loup auf, in einem nicht mehr ganz so schönem körperlichen Zustand aufgrund besondere Umstände wieder zu kehren.

    Le Loup war für mich als Spielerin der NSC, der mich als Spielerin lehrte, wie schön es ist, eine geschätzte Hassliebe auf solch eine Figur zu haben, da gibt es etwas, auf dass man sich freuen kann (sie kommen wieder), und über das man IT wie OT gefrustet sein kann (sie kommen wieder).

    Und irgendwann war er dann endgültig besiegt - yay.


    Meine Ritterin hatte in der 7G auch so einen Feind: eine Schwarzfee. Die war ein regeltechnischer Feind, wurde mit so einer etwas schrillen, hohen Stimme gesprochen, die zu hören schon sie verabscheuen ließ (^^) und wollte stets ihre Rache an der Ritterin ausüben, weil sie ihr einmal ins dunkle Treiben gepfuscht hatte (und es danach immer wieder tat).

    Die war IT wie OT mehrere Jahre immer wieder da, und in einem AB mit der finalen Konfrontation wurde auch sie schließlich besiegt.

    Ich persönlich habe ja fast ein Tränchen zerdrückt - mir als Spielerin fehlte sie dann doch etwas mit ihrer nervigen Stimme und ihren fiesen Ideen, wie sie der Ritterin nun wieder an den Kragen wollte.


    Und nun gibt es in 7te See wie einen solchen geliebten Hassgegner in der neuen Kampagnen mit anderen SC. Eine Inquisitorin, eine Autoritätsperson, der man daher nicht sagt, was man ihr gerne sagen möchte (obwohl man ihr Menge Dinge unverblümt sagen möchte *g*), die viel zu viel weiß, viel zu salbadernd daher redet ("mein Kind"), geschickt in freundliche, salbadernde Worte Zuckerbrot und Peitsche verpackt, daher nicht ganz unbescholtene SC ganz bestimmt nicht unbescholtene Dinge tun lassen kann ("Man muss in der Dämmerung wandeln, um das Licht zu finden"), und bevorzugt uneingeladen zu Hause schon sitzt, wenn man nichtsahnend rein kommt, und zum Abschied noch ein paar segnende Worte spricht ... Kurz, mein Charakter und ich verabscheuen sie hingebungsvoll, ich jedoch mit mehr Spaß an der Sache als mein SC. :D

    Ich persönlich hoffe ungeniert, dass sie noch die sinnbildlichen Leichen im Keller hat, die IT zu vermuten sind, und dass ihr mal IT gesagt werden darf, was so auf dem Herzen liegt, und mal sehen, was noch. Aber das steht noch in den Sternen.

  • Gern geschehen, Schwesterherz mein:*.

    Das Leben ist hart, unnachgiebig, brutal, langweilig, kurz, tränenreich, gefühllos,
    arm an Freude und Wundern, aus kosmischer Sicht nutzlos und schlichtweg schön.
    Gibt es einen besseren Grund um zu lächeln?

  • Habt ihr das auch schon mal erleben (und genießen) können?

    Machst du Witze? Das ist das A und O jeder Metaplotkampagne. Wiederkehrende Antagonisten zu denen die Protagonisten gewisse Formen von Hassliebe entwickeln können sind absolut essentiell. Ich hatte bisher noch keine Kampagne, die von der Sorte nicht mindestens ein halbes Dutzend hatte. Einige die gelegentlich auftauchten, einige die selten wiederkehrten und meistens 1-2 die ein regelmäßiger Schmerz im Hintern der Protagonisten waren.

    In unserer 1699 Piratenkampagne war einer der markantesten Antagonisten ein Spanischer Pirat namens "Gregorio Santos Bautista de Clabardina Gaspar y Vinicio, Capitan der Nuestra Señora de la Providencia und Commandante der Schwurbundgeheimbruderschaft der Tercio Negro". Und manchmal listete er, wenn er sich vorstellte, auch noch gleich seinen Vater mit auf, der nochmal einen fast genauso langen Namen und Titel hatte. Bautista war arrogant, aggressiv, überheblich und.... ein ausgesprochen schlechter Seemann. Er tauchte zwar überall auf und das oft mit Übermacht, aber es gelang den Heldinnen meistens ihn irgendwie auszutricksen. Beispielsweise indem sie ihn mit ihrer viel kleineren Bermuda Sloop auf ein Riff lockten, das nicht in seinen Seekarten verzeichnet war und das er nicht kannte, weil er gerade mal wieder wegen einer Streitigkeit einen neuen Pilot angeheuert hatte. Im Kampf hielt sich Bautista oft damit auf schrecklich zu prahlen und seine Siege auszukosten, was den Heldinnen abermals viele Gelegenheiten gab ihm zu entrinnen. Da Bautista gleichzeitig schrecklich skrupellos und enorm rachsüchtig war haben sie ihn aber stets ernst genommen und wann immer er irgendwo aufkreuzte reckte mindestens eine der Heldinnen die Faust in den Himmel und rief wütend aus "BAU-TIS-TAAAAAAA!". Was er, so er es denn hörte, quitierte mit "Gregorio Santos Bautista de Clabardina Gaspar y Vinicio! Soviel Zeit muss sein, Capitana O'Malley!"

    In unserer aktuellen Kampagne ist eine wiederkehrende Nemesis ein Söldnerkommandant slash Religionsfanatiker, dessen Pläne die Protagonisten schon zweimal durchkreuzt haben. Der Charakter ist für die Spieler vor allem deshalb interessant, weil er völlig leidenschaftslos und kaltblütig agiert und auch einfach mal einem Kampf den Rücken kehrt, wenn seine Chancen schlecht stehen. Meine Frau hasst ihn leidenschaftlich.

    Ein anderer Antagonist ist ein Streuner, der überall immer wieder auftaucht und versucht sich zu bereichern. Obendrein ist er der ehemalige Liebhaber des Charakters meiner Frau. Den hasst sie noch viel leidenschaftlicher und sie freut sich ein ums andere Mal wenn er wieder entkommt.