Weihnachtsabenteuer

  • Hallo in die Runde!

    Die Feiertage stehen vor der Tür und ich zerbreche mir seit einigen Tagen den Kopf über ein vielleicht schwerlich umzusetzendes Vorhaben. Ich würde meiner Spielrunde zum Jahresabschluss kurz vor Weihnachten gerne ein entsprechendes Abenteuer präsentieren. Es soll Schnee geben, Geschenke, Wichtel, fliegende Rentiere, einen dicken alten Mann mit weißem Bart, Zuckerstangen, Zimtgebäck, geschmückte Tannenbäume, kurz: das ganze Festtagsprogramm.

    Jetzt liegen mir da gerade mehrere Steine im Weg. Die Helden befinden sich gerade mitten in den Thaschbergen - im Frühsommer. Sie sind gerade einem Angriffsplan der Orks auf die Spur gekommen, und müssen - verwundet und entkräftet von den letzten Strapazen - schnellst möglich zur Feste Greyfensteyn um die Verteidiger zu warnen. Sicher nicht die beste Ausgangslage für obiges Vorhaben.

    Hat von euch vielleicht jemand schonmal Weihnachtsabenteuer für seine Gruppe entworfen, oder bei sowas mitgespielt? Oder hat jemand plötzlich die zündende Idee, wie das alles doch zusammen passt?

    Im Zweifelsfall würde ich tatsächlich zwei Abenteuer daraus machen, und die Helden die Greyfensteyner erst nächstes Jahr vom nahenden Unheil unterrichten lassen.

  • Als Spieler bin ich samt Gruppe mal mitten im Wüstenrandgebiet in ein Schneekugel Artefakt gefallen mit all den genannten Dingen bis auf die Rentiere. Und die Wichtel hatten menschliche Geister als Sklaven gehalten, um all die Geschenken bauen zu können. Der dicke Mann war ein Schwarzmagier. Da musste man als Helden natürlich aufräumen. Die anderen fanden es lustigen. Ich konnte das allerdings nicht ernst nehmen und musste mich beherrschen den anderen den Spaß nicht kaputt zu machen. Passt nicht nach Aventurien und hat eigentlich nichts mit Weihnachten zu tun, sondern eher mit amerikanischen Konsum. Eine schwangere Frau auf einem Esel mit ihrem Ehemann und drei Magier aus dem Land der ersten Sonne hätten viel eher ins Setting gepasst und wären gleich ums Eck gewesen.

    Aber Schneekugel Weihnachtsartefakt geht überall, muss man halt nur finden und irgendwie Pech haben.

    I ♡ Yakuban.

  • Ein Orkschamanenzirkel könnte irgendein großes Ding mit dem Wetter drehen, Opus Magnum Nagrachs, elementare Herbeirufung o.ä. Das mag dann nicht völlig im Kanon sein, wenn das deiner Gruppe aber nichts ausmacht, wäre es eine Möglichkeit.

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • Hexe, das ist allerdings ein guter Punkt, den du da ansprichst. Die eigentliche Weihnachtsgeschichte einzubinden, statt all dem Konsumzeug, wäre natürlich auch mal ne schöne Abwechslung. Vielen Dank für den Denkanstoß!

    Mit dem Gedanken an ein Opus Magnum hatte ich auch schon gespielt. Da formt sich gerade so einiges, in meiner Fantasiefabrik! Danke, Eisvogel!

  • Ich finde sowas immer sehr kritisch (also irdische Mythen, Sagen und Legenden 1:1 zu übernehmen). Manchen Spielern macht so etwas Spaß, für andere wiederum kann es den ultimativen Immersionsbruch darstellen. Selbst wenn man eine Globule aufbaut, in der irdische Gesetzmäßigkeiten gelten, in denen dann der Weihnachtsmann mit seinen Elfen und Rentieren auftaucht, muss man dann als Spieler immer ersteinmal den Sprung auf diese Erzählebene schaffen - oder wollen. Aber da muss man auch ein bisschen seine Gruppe einschätzen, was denen gefallen würde.

    Das heißt allerdings nicht, dass ich dich jetzt unbedingt von deinem Vorhaben abbringen möchte. Was ich aber anregen würde, wäre, dass du dir die Weihnachtsgeschichte oder -mythologie anschaust und überlegst, wie du das ganze hinter einen "metaphorischen Schleier" verlegen kannst, also indem du eher die dahinterliegenden Motive aufgreifst, statt mit dem direkten Personal dieser Geschichten zu arbeiten. Nimm zum Beispiel den "Schweinsgalopp" von Terry Pratchett. Auch dort tritt zwar der Weihnachtsmann als Figur und Idee des Geschenke-Verteilers auf, allerdings in einer... eher primordialen Variante. Das ist zwar immer noch ein bisschen on-the-nose, aber wenigstens nicht ganz so offensichtlich. Das Aufgreifen einer Nativszene ergibt eigentlich nur dann wirklich Sinn, wenn auch eine messianische Verheißung und Figur dazugehört - und das wird in Aventurien schwierig. Das Motiv der erwartenden Familie, die in den Gasthäusern abgewiesen wird, hingegen kann man durchaus aufgreifen, ohne zu deutlich christianisch zu werden.

    Eine weitere Anregung wäre vielleicht Charles Dickens' Christmas Carol, in dem Weihnachten als Hintergrund eine Rolle spielt, aber vielmehr das Motiv der Nächstenliebe (wenngleich bei Dickens aus Selbstsucht) die Grundlage darstellt. Da muss man aber aufpassen, dass man nicht zu topisch an das Thema herangeht, da die Geschichte im anglophonen Kulturraum, also dem Hauptexporteur für unseren Medienkonsum, einfach schon so häufig bearbeitet wurde.

    Zusammengefasst würde ich also sagen, dass du dir sehr gut überlegen solltest, wie du das ganze anfängst, und wahrscheinlich am besten damit fährst, eher mit Andeutungen auf irdische Weihnachtsgeschichten zu arbeiten, als diese in ursprünglicher Form beizubehalten.

  • Ich hatte vorher mal angefragt, was sie sich alle so an weihnachtlichen Stilelementen wünschen würden. Ich setze aber natürlich nicht einfach Santa Claus in einen Coca-Cola stand in Lowangen ;) Ich hab mir einen Plot überlegt, der eher auf die hinter der Weihnachtsgeschichte stehenden Werte eingeht. Dabei sollen eben Dinge wie Nächstenliebe, Vergebungsbereitschaft usw. eine Rolle spielen. Ein paar Klischees lasse ich aber nebenbei mit einfließen, quasi zum Ausschmücken.

    Ich danke euch allen für die Denkanstöße. Die waren sehr hilfreich im kreativen Prozess. :)