Motoricus und seine Begrenzungen

  • Da ich ein verfechter des kreativen Rollenspieles bin, stoße ich aber auch immer wieder auf Regelfragen und stelle mir die Fragen zu Grenzen verschiedener Zauber. In diesem Fall Motoricus.

    Zitat

    Der Zaubernde kann unbelebte Gegenstände telekinetisch anheben und bewegen. Sie bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von maximal QS + 2 Schritt pro Aktion und dürfen maximal QS x 20 Stein wiegen. Pro 5 Stein Gewicht muss der Zaubernde dafür 1 AsP aufbringen. Befinden sich andere Objekte auf dem zu bewegenden Gegenstand, zählt deren Gewicht mit hinzu. Die Bewegungen des Objekts sind träge, weshalb sie für Angriffe oder Paraden ungeeignet sind. Um ein so bewegtes Objekt durch Festhalten oder Drücken aufzuhalten, ist eine um QS erschwerte Probe auf Kraftakt (Ziehen & Zerren) nötig.

    Der Zauber kann nur auf ein unbelebtes Objekt gewirkt werden, doch alles was sich darauf/daran/... befinden zählt mit als Gewicht und wird auch mit angehoben oder bewegt. Nun folgende Möglichkeiten:

    - Motoricus auf einen Schild wirken, drauf steigen und schweben

    - Motoricus auf eine Rüstung wirken und Gegner anheben und evt. auch fallen lassen (mit den passenden Zaubererweiterungen und den richtigen (leichten) Gegner auch mehrere gleichzeitig

    - Mit der letzen Erweiterung könnte man Schutzschilde aus Steinen/Ästen machen (mehrere Gegenstände einfach als Wand vor einem schweben lassen, evt. sogar mit einem kleinen Guckloch)

    - Gegner in einen Ast-/Steinkreis einwickeln und somit am kämpfen hindern (ja ich weiß Probe auf Kraftakt kann den Kreis durchbrechen)

    - Wenn man nicht genug QS hat um den Gegner anzuheben, dürfte er doch sehr irritiert sein Schwert plötzlich zB 60 Stein mehr wiegt und ich könnte mir vorstellen dass damit zu kämpfen nicht sehr lustig ist. (gleiche gillt für Rüstungen)

    1. Würdet ihr diese ganzen Scenarien zulassen oder denkt ihr dass das doch ein wenig zuviel des guten ist?

    2. Außerdem stelle ich mir die Frage ob man den Zauber auch permanent "anpassen" kann da er ja aufrechterhaltend ist. z.B. kann ich präzise auf dem Schild schweben wohin ich möchte, sprich Richtung auch zwischendurch ändern? Muss man sich dafür konzentrieren oder ist es auch so möglich.

    3. Wenn ich als Ziel die Rüstung eines Gegners nehme, ist das Sehr wage, ich kann von links drücken, von rechts von vorne und von hinten. Kann man die Richtungen auch zwischendurch ändern? z.B. von rechts drücken und dan plötzlich von links und den Gegner somit komplett aus dem Konzept bringen? Kann man ihn überhaupt von hinten drücken da man diesen Teil der Rüstung ja eigentlich garnicht sieht?

    Ich bin mal gespannt was ihr dazu sagt und wenn ihr auch noch Ideen habt gerne her damit :)

  • Hallo,

    hatte schon ähnliche Überlegungen. Eine Änderung was das aufrecht halten angeht würde ich nicht zulassen. Dies steht als Erweiterung nicht zur Verfügung und glaube AM1 ist recht eindeutig das die Erarbeitung solcher Erweiterungen langwierig und aufwendig ist.

    Aber ein ritualisierter Motoricus sollte unproblematisch sein und dadurch hätte man das fliegende Schild jeweils ein paar Tage (QS entsprechend vorausgesetzt).

    Zudem fände ich die Möglichkeit interessant kurzfristige "Golems" zu erschaffen. Mit der Erweiterung "mehrere Objekte" sollte es möglich sein eine Rüstung oder eine Puppe zu beleben und aus der Ferne zu steuern. Auch wenn sowas prinzipiell nicht zum kämpfen geeignet ist, sollte das verschiedene Anwendungsmöglichkeiten finden.

    Die meisten deiner Ideen sind für mich nachvollziehbar, aber sowas wie Gegner anheben o.ä. finde ich meist fraglich.

    Gruß,

    Rohalito

  • ich würde das auch zulassen, der begrenzende Faktor ist ja im Zauber genannt:

    Kosten:

    1 ASP je 5 KG Gewicht zur Aktivierung plus die Hälfte dieser Kosten je 5 Minuten.

    Wenn Dein Großschild 6kg wiegt und du dich mitsamt Ausrüstung (94kg) damit fortbewegen willst, kostes es eben für 100kg = 20 ASP aktivierung + 10 ASP für 5 Min (muß man immer mitzahlen) = 30 ASP. Finde ich Okay, wenn es keinen anderen Weg über den Lavasee/ die Schlucht oder aus der Tobenden See gibt, passende gelegenheit.

    Wenn man Gegenstände anhebt die festgebunden sind, z.B. Schild (es gibt auch gehalteten, ich weiß) oder Rucksack und da noch ein Mensch dranhängt, muß der Meister darüber hinaus entscheiden wie viel die Verbindung zum Menschen (Trageriemen, Lederschlaufe) aushält bevor sie reißt. Da gilt es zu improvisieren, es sei denn man hat echt hervorragendes Materialkundewissen... Ich würde mal schätzen z.B. ein Mittelalterlicher Rucksack hält keine 100kg aus, die man daran hochheben will, nur ein Gefühl.

    Ein Kettenhemd würde sicherlich auch über 300kg halten, devor da im großen Stil Ringe aufplatzen/ausbiegen.

    Es gab zu dem Thema schonmal eine längere Diskussion im alten Forum, ein Konsens gab es dazu glaube ich nicht, eine offizielle Meinung dazu, ob man eine Rüstung in der ein Mensch steckt angeheben kann, ist mir auch nicht bekannt. Ich würds zulassen.

  • Hi Frederic,

    ich bin Kreativität im Rollenspiel grundsätzlich positiv eingestellt. Meist geht es dabei ja darum ein aktuelles Problem auf eine ungewöhnliche Art zu lösen. Das ist auch klasse: Das Problem ist beseitigt, die Spieler fühlen sich gut und es kann weitergehen. Sollte exakt das gleiche Problem wieder auftauchen, so kann es wohlmöglich erneut auf die exakt die gleiche Weise gelöst werden: Das Problem ist beseitigt, die Spieler fühlen sich ... mäh.
    Dies kann ja leicht damit umgangen werden, dass den Helden von der SL nicht immer die gleichen Probleme vorgeworfen wird, jedoch kann die SL nicht bei allem aushelfen.
    Gerade Magie und Götterwirken haben durch die Schwierigkeit der "Verregelung" dieser ein nicht kleines Potential dazu Universallösungen dazustellen, wenn eben erwähnte "Verregelung" nicht präzise genug alle Regellücken schließt. Gegenmaßnahmen führen aber zu recht langweiligen Zaubern/Liturgien und unnötig langen Regeltexten und das will ja keiner. Aber Universallösungen zerstören das Rollenspiel, indem sie ihm die Spannung nehmen und anderen Spielern/Helden die Möglichkeit zu glänzen.
    Man kann mit dieser Situation nun verschieden umgehen:

    Man kann sich die Komponente (den Zauber o. die Liturgie) ansehen und überlegen, was die Intention dieser ist: Bei manchen Komponenten mag dies einfacher (Ignifaxius macht Schaden) und bei anderen schwieriger (einen QS6 Flim Flam kann man kaum anschauen: Was sind die Mali dafür? Kann ich angegriffen werden, wenn ich einen solchen über dem Kopf schweben hab?) --> Der Motoricus ist nicht als Kampfzauber gedacht. Mit ihm sollten keine Kampfprobleme gelöst werden.

    Dies führt zu eben bedachter Eingeschränktheit, aber auch zu einer gewissen Fairness: Der Motoricus ist ein recht billiger Zauber (AP-technisch), wird durch keine ZK oder SK erschwert und ist schnell ausführbar. Wenn du einen Ork für ca. 15 AsP x-Schritt in die Luft hebst und durch den Fall tötest, hast du mit vergleichbaren AsP und AP deutlich mehr im Kampf geleistet, als ein Kampfmagier mit einem Ignifaxius. Doch den Motoricus kannst du auch außerhalb des Kampfes deutlich sinnvoller einbringen als den Ignifaxius. Für den Spieler des Kampfmagiers ist das ziemlich deprimierend.
    Man kann sich die Ingamephysik ansehen und darüber argumentieren --> Mit dem Motoricus kannst du Objekte hochheben und bewegen wie du willst.
    Das ist logisch, öffnet aber auch anderen Regellücken das Tor. Es gibt genügend weitere: Mit dem Drachenleib kann ein Held bis zum negativen KO-Wert kämpfen, der Axxeleratus lässt sich mit dem Sturmangriff kombinieren, den geweihten Schmiedehammer, den keiner außer dem Geweihten hochheben kann, kann man als Ersatz für Fesseln, Barrikaden usw. verwenden.

    Das macht bestimmt kurz Spaß, wird aber für die SL schwierig zu managen, da viele Herausforderungen umgangen werden können und die Geschichte leidet.

    Man kann Kompromisse eingehen, mit der SL oder der Gruppe: Im Kern wollen alle am Tisch ja nur Spaß haben. Also sollte man versuchen, diesen in erster Linie nicht zu untergraben oder in zweiter zu fördern. Ich kann dir jetzt natürlich sagen, was ich von den Ideen zum Motoricus halte, aber das ist irrelevant. Du spielst nicht mit mir, ich weiß nicht wie du in deinen Runden spielst, oder das Klima in diesen ist. Rede mit ihnen und frag sie ob sie die Ideen gut finden. Komm nicht mit irgendwelchen Foreneinträgen an den Tisch und nimm sie als Argumente, dass es so funktionieren soll, wie du möchtest. Aber ich will dir dieses Vorhaben auch gar nicht unterstellen, mir vielleicht nur etwas von der Seele tippen...

    Zurück zum Thema: Rein regeltechnisch ist alles von dir beschriebene möglich. Und um nun doch noch meine Meinung dazu zu sagen: Ich finde die Ideen gut! Aber wenn einer meiner Spieler damit den anderen den Spielspaß verdürbe, dann würde ich das ansprechen und klären, vermutlich stark einschränken. Aber wenn dein Held das zum Todesstoß erhobene Schwert des über deinen Kameraden gebeugten Feindes mit einem Motoricus fortreißt, wird sich sicherlich keiner beschweren. Es gibt einen schmalen Grat zwischen kreativem Einsatz von Fähigkeiten und Power Gaming. Auf ihm zu schreiten heißt balancieren und sich bei jeden Gleichgewichtsverlust neu aufzurappeln. Aber wem dies gelingt, der ist ein Quell spannender Situationen, glücklicher Rettungen und Lacher am Spieltisch. Ganz ohne Meisterwillkür.

    Dein Bane

    Wolle das Wissen! Wolle die Macht!

  • @Allgemein:

    Der Motoricus ist allein durch seine Vielfältigkeit ein unheimlich mächtiger Zauber. Er ist vornehmlich dazu gedacht kleine Objekte (wie Zellenschlüssel) zum Magier zu bringen, kann aber auch auf schwerere Objekte ausgeweitet werden.

    Darth_Bane und das "billig" zu Tode Stürzen lassen:

    Selbstverständlich kann der Motoricus einen Gegner / Freunde an unbelebter Materie hoch in die Luft heben (und fallen lassen). Die Kosten sind dafür recht hoch (mit den Zaubererweiterungen nicht mehr)... Der Zauber ist aber "aufrechterhaltend" und ich würde die Geschwindigkeit nach oben sollte langsamer (RAI) sein, als seitwärts (vielleicht (QS+2)/2). Dann benötigt man mit QS 4 (also GS:3) noch 4-5 Kampfrunden, bis eine wirklich gefährliche Höhe erreicht ist...

    Wobei ich grad merke: der Paralys hatte früher (und mit DSA 5 ab QS 5 ) dasselbe Problem: die Paralysierten konnten gefesselt, in ein Feuer gestellt werden oder aufgehängt... nach Ende des Paralys war der Verzauberte dann i.d.R. auch hin... für 8 AsP ... Also vergleichbar.

    Die Kosten hat Thomsaloniki ja schon vorgerechnet sind sehr hoch. Nun ist der Motoricus kein "schneller" Zauber, wenn der Ork sich an einem Baum / Kameraden festhält, ist er sehr viel stärker und der Zauber bricht ab, ohne das der gewünschte Effekt eingetreten ist.

    Der Zauber hat noch weitere Nachteile: Der an seiner Rüstung hochgelüpfte kann rausschlüpfen / die Rüstung ausziehen und stürzt so nur wenige Schritt tief....

    Und die dritte Schwäche:

    Zitat

    Um ein so bewegtes Objekt durch Festhalten oder Drücken aufzuhalten, ist eine um QS erschwerte Probe auf Kraftakt (Ziehen & Zerren) nötig.

    Theoretisch (RAW) könnte man seine eigene Rüstung am wegflieggen hindern, indem Man sie hinunterdrückt.... das erinnert mich zwar an Münchhausen, der sich selbst aus dem Sumpf ziehen konnte, aber auch das soll es ja geben...

    Im Vergleich zu einem Ignifaxius (der mit der Erweiterung zu "Brennend" führt, nimmt einen Gegner zeitweise (oder) ganz aus dem Kampf (Löschversuch oder brennt zu tode)).

    Interessant ist es, die Spieler mit eben diesem Trick zu konfrontieren: Wie hlefen Sie ihrem Freund? Ein Seil zuwerfen, ihn runter ziehen?

    Eine andere Möglichkeit ist es (die einfachste und oft angewendete: MAgier stören/ töten... der Zauebr wird aufrecht erhalten und bricht ab, sobald die Konzentration schwindet...

    @Kreativität:

    Zitat

    - Motoricus auf einen Schild wirken, drauf steigen und schweben

    Würde ich zulassen, aber auch Körperbeherrschungsproben (Gleichgewicht) verlangen, es ist hoch und keine Brüstung... tut sehr weh, sollte man da runterfallen.

    Zitat

    - Mit der letzen Erweiterung könnte man Schutzschilde aus Steinen/Ästen machen (mehrere Gegenstände einfach als Wand vor einem schweben lassen, evt. sogar mit einem kleinen Guckloch)

    Auch das ist kein Problem, aber ob diese "Schilde" tatsächlich Schaden abblocken, oder den Schaden nur reduzieren (-1SP) sei mal dahin gestellt... Schließlich sollte der Zauber nicht besser sein, als der Armatrutz... Ein Schild aus "Sand" stelle ich mir z.b. sehr dünn vor, kleine Stöckchen u.ä. werden wenn überhaupt den Schaden nur minimal beeinflussen eher die Sicht verschlechtern...

    Zitat

    - Gegner in einen Ast-/Steinkreis einwickeln und somit am kämpfen hindern (ja ich weiß Probe auf Kraftakt kann den Kreis durchbrechen)

    Steinkreis? Wieviele AsP soll das kosten? Es ist ja kein Mahlstrom aus Steinen, vermutlich kommt man da mit Geschick (Körperbeherrschung) oder Kraftakt ganz einfach raus....

    Zitat


    - Wenn man nicht genug QS hat um den Gegner anzuheben, dürfte er doch sehr irritiert sein Schwert plötzlich zB 60 Stein mehr wiegt und ich könnte mir vorstellen dass damit zu kämpfen nicht sehr lustig ist. (gleiche gillt für Rüstungen)

    Dann lässt er das Schwert fallen und nimmt den Morgenstern (so würde meine Helden vorgehen). Zumal eine Probe auf Kraftakt ja hilft und dadurch kein Regeltechnischer Nachteil entsteht. Hat ein Held das nicht gesteigert, dann ist er halt ein Schwächling und muss damit leben...

    Oder der Kämpfer watschelt dem Magier eine (Faust), bis der Motoricus aufhört, nimmt das Schwert und macht es dreckig (... mit dem Blut des Magiers)...

    Es gibt viele Möglichkeiten kreativ zu sein und in den 2 Aktionen bis der Zauber wirkt, ist viel Zeit (und AT) ins Land gegangen.

    Wenn man als Gruppe all das nicht wünscht, kann man sich einigen, dass es wirklich nur auf unbelebte Objekte funktioniert, sobald es gegriffen / berührt wird bricht der Zauber ab (Hausregel). Ansonsten finde ich die meisten Vorschläge interessant.

    Nietzsche und Amazeroth - Also sprach Zarathustra (zweiter Teil):

    Was erschrak ich doch so in meinem Traume, dass ich aufwachte? Trat nicht ein Kind zu mir, das einen Spiegel trug?

    "Oh Zarathustra - sprach das Kind zu mir - schaue Dich an im Spiegel!"

    Aber als ich in den Spiegel schaute, da schrie ich auf, und mein Herz war erschüttert: denn nicht mich sah ich darin, sondern eines Teufels Fratze und Hohnlachen.

  • Darth_Bane: Es geht nicht darum übermächtig zu werden oä. Ich bin hauptsächlich SL und wenn ich spiele dann keinen Magier ;) Die Frage war aufgekommen als ich einem Spieler helfen wollte seinen Magier zu bauen und sich dann die Frage stellte was sind nützliche und vielseitige Zauber. Dabei sind mir die oben genannten Anwendungen eingefallen und ich habe mich gefragt ob das alles so machbar ist, da wie du schon schriebst das Geschehen durch diesen "Alleskönner" etwas langweiliger werden könnte.

    Grumbrak: Ich finde einige deiner Ideen gut, andere weniger. Das schwierige bei solchen Zaubern finde ich immer dem Spieler seine Lust nicht zu nehmen und dennoch es so zu gestalten dass die anderen nicht außen vor gelassen werden.

    - Mit dem Schild z.B. war gegen FK gedacht, Im Nahkampf denke ich gibt es denke ich nicht viel her.

    - Mit dem einkreisen stimmt schon dass Stein etwas schwer werden könnte. Mit Ästen wäre das schon einfacher und wenn man das ganze auch oben abschließt sehe ich auch kein rauskommen außer durch eine Kraftakt-Probe.


    Da der Magier sich für den Motoricus entschieden hat (ich ihm aber nicht alle von mir gefunden Anwendungsmöglichkeiten gegeben habe) werde ich wohl einfach abwarten müssen mit welchen Ideen er kommt :P