Prinzipientreue: Moralkodizes der Kirchen

  • Hallo zusammen!
    Es gibt als Nachteil die Prinzipientreue zur Auswahl und hier lassen sich bspw. ein Moralkodex jeglicher Kirchen wiederfinden.

    Hier erstmal die Regelzeile:

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    Prinzipientreue gibt es in drei Stufen. Während die erste Stufe den Helden nur leicht einschränkt, ist die zweite Stufe schon fordernd, die letzte Stufe benachteiligt den Helden schwer. Ein Held kann mehreren Prinzipien folgen, er bekommt jedoch nur einmal Abenteuerpunkte für den Nachteil (und zwar für die höchste Prinzipientreuestufe). Wer gegen seine Prinzipien verstößt, erleidet eine Erschwernis von 1 auf alle Fertigkeitsproben. Dieser Zustand dauert mindestens eine Stunde an, über die genaue Länge entscheidet der Meister unter Berücksichtigung der Schwere des Verstoßes.

    Ich würde gerne beim Beispiel der Geweihtenschaft bleiben. Wann verstößt ein Geweihter überhaupt gegen seinen Moralkodex? Rollenspieltechnisch wahrscheinlich nicht, aber ich finde die "Strafe" recht harmlos, wodurch Spieler eventuell nicht abgeschreckt sein könnten.
    Als Spielleiter würde ich hier auf jeden Fall eine Erschwernis von 1 für jeden einzelnen Verstoß aufsummieren und wäre dabei auch recht hart. Aber hier sind die Probleme wohl noch einfach zu klären. Meine Spieler halten sich eigentlich an ihre Nachteile und nutzen nicht aus, dass die Strafen recht gering sind, sie zu ignorieren.

    Auf den Gedankengang kam ich erstmal durch die Liturgie der Ifirngeweihtenschaft Hilfreiche Seele:
    Die Geweihte sucht sich innerhalb der Liturgiereichweite ein Ziel aus. Dieses erhält den Nachteil Prinzipientreue I-III (Ifirnkirche).

    (Liturgieerweiterungen können hier die Stufe der Prinzipientreue erhöhen - der Effekt dabei ist für mich allerdings unklar)

    Als ich diese Liturgie entdeckte fragte ich mich, wo hier die Grenzen liegen. Selbst im Kampfgeschehen auf einen Widersacher wirken ist nicht schwer. Wird ein feindliches Gegenüber auf einmal von den moralischen Ansichten eines Ifirngeweihten erfüllt, was passiert dann?
    Wird er weiterhin einen Ifirngeweihten vor sich attackieren? Regeltechnisch wäre da nur eine eventuelle Erschwernis von 1 auferlegt. Ist man als bspw. Straßenräuber immer noch Hilfsbereit, wenn man einfach so jemanden überfällt?

    Ich denke ihr versteht worauf ich hinaus möchte.

    Was denkt ihr zu dem Thema?

  • Willkommen auf dem Orki, Kno3dl. :)

    aber ich finde die "Strafe" recht harmlos, wodurch Spieler eventuell nicht abgeschreckt sein könnten.

    Das dachte ich auch beim Lesen: Mindestens eine ganze Stunde ...

    Ich weiß nicht, ob sich diese Setzung in DSA 5 geändert hat, aber in früheren Editionen galt laut Hintergrund, dass der generische Räuber oder sonst alles aus Zwölfgöttlichen Gegenden, bzw. mit diesem Hintergrund, es sich gut überlegt, ob er einen (erkennbaren) Geweihten angreift, weil es sonst Mal des Frevlers gibt und zutiefst verinnerlicht sein sollte, dass man Geweihte nicht angreift.

    Ein Moralkodex spiegelt zutiefst verinnerlichtes Empfinden, Überzeugungen und durch Handeln wider.

    Durch eine Liturgie das nun zeitweilig auferlegt zu bekommen, kommt mir recht seltsam vor, denn es erinnert mich mehr an einen Beherrschungszauber, da es ja nicht freiwillig und aus echter Überzeugung geschieht.

    Wiegenau ist denn in DSA 5 der Moralkodex Ifirn konzipiert?

  • Willkommen auf dem Orki, Kno3dl. :)

    Danke sehr!

    Wiegenau ist denn in DSA 5 der Moralkodex Ifirn konzipiert?

    Grad festgestellt, der scheint nicht auf der Wikiseite zu stehen:

    Moralkodex der Ifirnkirche: (Aventurisches Götterwirken S. 51)

    Hilfsbereitschaft: Eine Ifirngeweihte hilft jedem Wesen,
    wenn es Hilfe braucht (mit Ausnahme von Wesen,
    die sich gegen die zwölfgöttliche Ordnung auflehnen
    oder deren erklärte Feinde sind).
    Wärme: Die Ifirngeweihte versucht, Menschen mit
    Worten und Taten Wärme zu spenden.
    Körperliche Leistungsfähigkeit: Der Körper der Ifirngeweihten
    sollte jederzeit den Belastungen, denen sie
    sich stellen muss, standhalten können.

    Ewige Reise: Eine Ifirngeweihte begibt sich ständig auf
    Reise, immer auf der Suche nach Menschen, denen sie
    helfen kann.

  • Kurz nach dem Umstieg auf DSA 5, stand ich vor dem gleichen Problem mit den Zuständen nach dem Motto "Abzüge spiegeln das nicht wider, was die Zustände eigentlich darstellen" und fragte mal in die Runde, wie das in anderen Gruppen gehandhabt wird. Schnell kamen da unzählige Seiten zusammen, denn genau diese Frage stellten sich auch viele andere...

    Die überwiegende "Lösung" (die ich auch bevorzuge) am Ende war, das man auf jeden Fall eine rollenspielerische Umsetzung anstreben sollte (natürlich für NSC wie SC gleichermaßen!).

    So bedeutet "Furcht ST3" nicht nur "alle Proben -3", sondern auch "in Panik". Ein SC oder NSC müsste sich nach diesem Ansatz, auch genau so verhalten, wie es diese "Beschreibung" vorgibt. In so einem Zustand kühl und überlegt "normal" vorzugehen und z.B. mit einem "also mit Abzug 3 und *Würfel roll* auf in den Kampf" wäre also keine angemessene Umsetzung am Tisch.

    Das bedeutet nicht, dass jemand in Panik nicht die Option Kampf wählen kann (Kampf oder Flucht sind beides typische Verhaltensweisen) , aber die Ausgangslage und Handlungsweise ist ganz anders als bei einem Kämpfer, der sich nicht in Panik befindet. Natürlich kommen dann auch die Abzüge z.B. bei Kampfwürfen zum Tragen, aber eben nicht nur. "Abzüge stehen am Ende einer Entscheidungskette"

    Hinter verwirrt, verängstigt, entrückt.. usw. steht also viel mehr als die Abzüge und dies umzusetzen, ist die Aufgabe der Spieler.

    Genau das Gleiche gilt auch für andere Nachteile (z.B.Prinzipientreue, Moralkodex) und einige andere Situationen. Der Held hat strenge Moralvorstellungen oder Prinzipien und möchte sie nicht brechen. Manchmal geht es aber nicht anders und dann treten die Folgen ein (also z.B. Abzüge auf Würfelwürfe).

    Wichtiger ist aber, dass dem Charakter bewusst ist, dass er gerade "einen Fehler macht" (z.B. weil er das kleine Übel gewählt hat) und er sich damit früher oder später auseinander setzen muss (schlechtes Gewissen, Buße etc.). Letzteres kann ihn durchaus länger verfolgen, als die "Strafe" wirkt. Er hat dann zwar keine Abzüge etc. mehr, muss aber noch lange nicht wieder mit sich versöhnt sein.

    Das gilt natürlich auch für eine kurzfristigen Anflug von Moral (wie bei der Liturgie). Auch wenn die Wirkung verflogen ist, sind es die Erinnerungen und Gefühle noch lange nicht, die mit einer mehr oder weniger strengen Moral und den damit verbundenen Handlungen einher gehen. Gerade in den höheren Stufen steckt eine gewaltige psychologische Wirkung und Klarheit. So etwas kann durchaus zum Nachdenken anregen oder sogar eine langfristige Änderung der Ansichten bewirken "in eines anderen Schuhen (voller Überzeugung) laufen".

    Gleiches gilt auch für die Zustände oben. Es heißt dann nicht "musste eben mit ein paar Abzügen kämpfen", sondern "ich hatte eine Scheißangst in dem Kampf"!

    Mit dem "Auspielansatz" gewinnen solche Effekte also sehr viel mehr Tiefgang, wenn sich die Spieler darauf einlassen. Es ist aber auch ok, wenn eine Spielrunde mit "Abzug X und fertig" spielen möchte. Die Effekte sind dann eben ziemlich lächerlich und viele Zauber und Effekte jenseits von ST4 oder vergleichbar kann man schlicht in die Tonne treten und natürlich jucken dann auch gebrochene Prinzipien kaum jemanden. Aber man hat es ja so gewollt!

    Letztendlich gibt einem das Regelwerk aber beide Möglichkeiten (und diverse Zwischenlösungen). Eine einfache Zwischenlösung für die "Mod und fertig" Fraktion ist eine Erhöhung der Abzüge (z.B. x2, x3 oder +1). Bei den "Ausspielern" ist die Umsetzung sowieso gewichtiger als die "Strafe", wobei hier neben "Strafe" vor allem "Chance zum Rollenspiel" steht und diese ist meiner Erfahrung nach eine Bereicherung für alle Spieler am Tisch!

    Wichtig ist jedoch, dass es am Tisch eine Spielweise für alle gibt. Wenn der eine Spieler "voll in Panik spielt" und der andere einfach bis auf -3 normal weitermacht, funktioniert das nicht lange und sorgt schnell für Frust (z.B. auch beim Spielermagier, der Horriphobus und Co. nur noch auf St4 oder nix zaubert). Hier muss man sich einfach einigen!

    2 Mal editiert, zuletzt von x76 (14. Oktober 2017 um 14:22)

  • Laut AG128 ist die Liturgie ein "sanfter Stoß in Richtung Hilfbereitschaft". Die Zielgruppe wären für mich ein Bronnjar, der (dem Geweihten für dessen edle Zwecke) kein Pferd ausleihen will, oder Schwertgeselle Schorsch und Waldläufer Vibart, die der Gruppe ((bei ihrer selbstlosen Mission) kein Geleit geben wollen.

    DSA5 kennt ja beim Bannbaladin GRW bzw. Sozialen Konflikt AKO durchaus die Skala der Einstellung 1 unstillbarer Hass bis 9 der Person verfallen. Und ich persönlich würde die Einstellung des "Opfers" wenigstens gegenüber dem (offenbar und logischerweise?! äußerst hilfsbereiten) Ifirngeweihten um QS/2 verbessern. Das mag auch zum Einstellen von Kampfhandlungen führen, ist aber in dieser Form nicht Bestandteil der Regel.

    Die Regel besagt, das Prinzip (Hilfsbereitschaft) wird geweckt. Theoretisch könnte ein Räuber noch immer die goldbehängte Gruppe ausnehmen wollen; er täte dies dann aber eher im Geiste Robin Hoods.