Fantastisch oder realistisch?

  • EDIT Schattenkatze: Aus einem anderen Thread ausgegliedert.

    Wie wird das denn bei euch in den Gruppen gehandhabt? Ich bin der Meinung, dass der simulatorische Anteil von DSA für mich nicht den Mehrwert bringt, daher bin ich lieber ein bisschen fantastisch-realistisch: man darf auch mit Platte, Armbrust, Schild und Streitkolben 3 Wochen durch den Wald latschen.
    Aber ich sehe auch ein, wenn man das anders handhabt.
    Wo es bei mir aufhört - und da nerven mich meine Mitspieler manchmal ist immer überall alles dabei zu haben. Unser Vollplatte-Praiot versucht immer wieder mal in seiner Platte zu schlafen, was bei mir akkumulierende Mali auf Eigenschaften gibt und die Regeneration in der Nacht massiv verschlechtert - und da fühle ich mich immer noch großzügig.
    Aber auch in jeder Bar und Taverne bleibt dir Rüstung an und das Schwert bei der Hand...
    Wie ist das denn bei euch? Ich meine die meiste Zeit bin ich als Spieler und als Meister froh, wenn ich nicht rummachen muss, was ich jetzt von meiner Ausrüstung genau anhabe und wo transportiere und was nicht, aber manchmal nimmt das schon affige Züge an und dann denke ich mir, ob ich meine Spieler da nicht ein bisschen mehr gängeln sollte...

    Along the shore the cloud waves break,
    The twin suns sink behind the lake,
    The shadows lengthen
    In Carcosa.

  • Da bin ich als SL gesegnet, meine Spieler achten selbst sehr stark auf solche Details. Wann nehmen sie was mit, was haben sie beim Marschieren, Kampieren usw. an. Gerade unser Ritter spielt da sehr darauf bedacht. Immer Rüstzeug ausziehen wenn nötig, einpacken, hegen und pflegen.

    Kann aber auch verstehen wenn man solcherlei links liegen lässt und einfach immer vollgepackt und in Montur rumläuft. Hängt wie so oft von der/den Gruppe/Spielern ab :)

    Siehst reiten Du, jene neune? Die finster und verloren sind.

    Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul,

    ash nazg thrakatulûk agh burzum-ishi krimpatul.

  • daher bin ich lieber ein bisschen fantastisch-realistisch: man darf auch mit Platte, Armbrust, Schild und Streitkolben 3 Wochen durch den Wald latschen.

    So kenne und halte ich das auch. Meinem Eindruck nach ist DSA auch so konzipiert. Sonst hätte jeder Ritter und Krieger automatisch ein oder zwei Gefolgsleute und mindestens ein Packtier.

    Wobei ich schon auf die Traglast schaue (bei per Hausregel veränderten Regeln dazu), ebenso, was überhaupt alles in und an einen Rucksack passt (die sind ja nicht unendlich groß, weshalb halt früher oder spätestens mindestens ein Gruppenpacktier kommt).

    Helme werden nicht unbedingt dauerhaft auf dem Kopf getragen, je nach Helm, auch wenn die Rüstung gleich am Körper am Besten transportiert werden kann.

    Wo es bei mir aufhört - und da nerven mich meine Mitspieler manchmal ist immer überall alles dabei zu haben.

    Da gehe ich auch mit.

    Mal gemütlich abends im Gasthaus ohne Rüstung sitzen (außer meine Amazonen, die tragen ihre Uniform halt fast immer, wenn sie nicht schlafen) gehört schon dazu. Nachts sowieso.

    Wenn ein anstrengender Marsch ansteht, wird überlegt, was vom Krams alles so mitgenommen wird, und was irgendwo anders so lange untergebracht wird.

  • Da ich mehrere Gruppen bespielleite (nennt man das so?) habe auch ich verschiedene Vorgehensweisen. In einer Gruppe sind sich einige meiner Spieler ihrer Ausrüstung ebenfalls nicht gewahr (d.h. das Pferd ist gerade da wenn man es braucht, die Rüstung wird den ganzen Tag getragen und das Schwert ist sogar im Tsatempel direkt greifbar) hier Weise auch ich meine Spieler darauf hin, dass das ganztägige tragen der Plattenrüstung durch den Regen zwar sehr schützend ist, die Rüstung dafür aber jeden Tag ewig lange gepflegt werden will, Erschwernisse durch BE anfallen und das Pferd eben nicht mit in die Höhle kommt, nur damit SC all seine Ausrüstung mitschleppen kann. Bewaffnet durch den Wald zu kriechen ist also in Ordnung, aber sobald es zu absurd wird (auf dem 3x3 Schritt großen Floß mit Plattenrüstung und Pferd schwimmen) mische ich mich ein.

    In einer meiner anderen Gruppen ist es bisweilen der Fall, dass meine Spieler mich darauf hinweisen, dass da ja noch Ausrüstung rumliegt, um die sich gekümmert werden muss (d.h. ich werde darauf hingewiesen, dass zur Ausrüstung der thorwalschen Otta ebenso die nötigen Kochgerätschaften, Angelausrüstung, Holzwerkzeug usw. gehören. Hier poche ich jedoch nicht darauf "dass das ganze doch Fantasy ist" sondern gehe mit den Spielern. So haben wir auch schon mehrere Abende damit verbracht, uns zu überlegen, was alles zur Einrichtung und Versorgung einer Taverne benötigt wird weil meine Spieler meine Vereinfachung (50D zur Reparatur von allem, Ausgaben vom 3D pro Tag, Einnahmen von W6D pro Tag, Modifizierbar) nicht genügte.

    Ich setzte also praktisch ein Mindestmaß an Realismus, nach oben hin ist es jedoch unbeschränkt.

  • Kommt auf die Region an - Plattenrüstung in Wüste oder Dschungel (Sumpf?) wäre tödlicher Leichtsinn. Ansonsten müßten auch menschliche Gegner "aufrüsten".

    Schwere Rüstungen beim Schleichen, lächerlich.

    In Rüstung schlafen - gar keine Regenration - wegen Schlafmangel.

    In Alt-Gareth und Grangor ist das mitnehmen von größeren Waffen verboten. Wer in Vollrüstung in einer Stadt rumläuft und kein Zwerg ist, dürfte als typischer Söldner angesehen werden und genauso behandelt. Gehen die so auch in einen Tempel Travias oder Rahaja?

    DSA rühmte sich oft für seinen fantastischen Realismus. Die Nordland-Trilogie hatte dies manchmal brutal (nicht angeseilt, Sturz in den Tod!) umgesetzt. Und auch Radiri rannte nicht überall mit seine Zauberklingen herum.

    Abenteuer sind heute anders - die Helden werden nicht einfach: "Ihr seid in der Wüste" abgeworfen sondern können sich vorbereiten. Wasserschläuche wachsen auch nicht auf Bäumen.

    Es kommt natürlich (immer) auf die Situation an. Aber auch in einer fantastischen-mittelalterlichgeprägten Welt gibt es gesellschaftliche Vorschriften - aber dies steht auch in den jeweiligen Kulturbeschreibungen. ;)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Also wenn ich einen SC von Stand habe, hat der auch fast überall sein Schwert mit. Ist schließlich ein Standessymbol, aber in Platte in die Kneipe gehen hatte ich nur gemacht, bevor wir die RG3 Regelung kassiert haben

  • Es betrifft ja auch nicht nur die Rüstung sondern auch die Waffen teilweise wird es wirklich schwer. Manche Helden haben soviele Waffen die man alle nicht wirklich am Körper tragen kann. Bei uns regeln das Spieler selber, sodass manche Spieler ihre gerade großen Speerigen Kriegswaffen im Waffenständer oder beim reisen am Pferd angebracht haben.

    Das praktische ist einfach einen Säbel und Schwert kann man immer noch prima an der Seite tragen, ein Brabakbengel ist gefährlich und auch Streitkolben sind unhandlich permanent an der Seite.

    Der Meister passt die Gegner meist dann an die Helden an. Der einzihe Char der wirklich das Kettenhemd und den Wappenrock + Rhondrakamm permanent "am Mann" trägt ist mein Rhondrageweihter einfach weil es sein Geweihtenornat ist. Ähnlich dürfte es mit Amazonenrüstungen und Kürass bei diversen Stadtwachen sein. Aber alles was man in richtig schwer und ultraschwer fällt, trägt eigentlich keiner meiner Helden permanent am Körper. Manche Charaktere haben auch manchmal schon nen Topfhelm in der Kneipe auf falls es spontan zu einer Schlägerei kommt.

    Bei uns regelt das jeder Spieler selbst wie er es gern hat der Meister passt dann notfalls die Gegner an. Meine Chars haben meist einen Kriegswaffe und eine handliche Seitenwaffe, Säbel oder Schwert.

    Wer mit Rüstung schläft und kein Zwerg ist regeniert bei mir nicht. Okay Bärenfellumhang vllt mal nicht dazu gezählt. Auch mein Rhonnie zieht zum schlafen sein Kettenhemd aus

  • Tja, ist deine Waffe länger als 2 Spann? Dann darfst du damit nicht nach Alt-Gareth rein. (IHM54) Außer du bist ein bekannter Adliger, Geweihter, Ordenskrieger, verbriefter Krieger oder Schwertgeselle. Gildenmagier dürfen natürlich ihren Stab mitnehmen. Oder es findet ein Turnier statt.

    In Gareth gibt es übrigens eine standesgemäßigte KLEIDERORDNUNG.

    Helm in der Kneipe - kein Wunder das dieser Held nie eine Frau findet ^^

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

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    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Also was Waffen angeht ist das bei uns relativ einfach, zumindest wenn es in Städte geht, oder in Anwesen bedeutender Personen/Tempel. Da werden die Waffen am Eingang abgegeben, sofern man nicht mit einem Kriegerbrief oder sonstiger (meist schriftlicher) Erlaubnis darauf pocht, seine Waffen bei sich zu behalten.

  • Spannendes Thema. Schrecklich verzerrt durch Vorurteile und so viele Nebenfaktoren, unter anderem die völlig unterschiedlichen Zielsetzungen von Rollenspielen über die Jahrzehnte und dem Mangel an fachspezifischer Forschung.

    Ich kenne DSA seit der 1. Edition und soweit ich das beurteilen kann ist in diesem Bezug rein gar nichts jemals konzipiert worden. Von der ersten bis zur dritten Edition kann ich lückenlos verfolgen das die Autoren nicht den blassesten Schimmer von Rüstungen hatten und demzufolge nicht auch nur im Ansatz im Stande waren da irgendetwas planvoll umzusetzen. Konzeption erfordert ein Konzept. Das war nie da. Auch in der 4. Edition hat sich das, soweit ich es sehen kann, nicht geändert und die 5. Edition war alles andere als ein systemischer Relaunch. Tatsächlich hat sie vieles noch einmal deutlich verschlechtert in diesem Bezug und offenbar das die heutigen Autoren sich nicht einmal mehr die Mühe machen irgendwas in diesem Bereich zu recherchieren. DSA hat ohne jeden Zweifel seine Stärken. Der phantastische Realismus gehört im Bereich Waffen und Rüstungen nicht dazu.

    Ich für meinen Teil kann keine universelle Antwort auf die Frage geben wie ich spiele. Das hängt von der Geschichte ab, von der Kampagne, von den Charakteren, der Region, dem Genre. Im allgemeinen bevorzuge ich jedoch dramatisierten Realismus. Das bedeutet das sich der Simulationismus grundsätzlich der Dramaturgie unterordnet. Essen verdirbt und wird knapp wenn die Geschichte sich um die Knappheit von Essen dreht. Rüstungen rosten und müssen repariert werden, wenn die Geschichte sich um Verschleiß und Verlust dreht. Bei einer Horrorgeschichte, bei der extrem wichtig ist wann jemand eventuell allein ist, spielt es eine Rolle wann, wo und wie jemand auf die Toilette geht. Bei einer heroischen Geschichte um die Rettung einer Prinzessin spielt das eher keine Rolle und findet völlig im Off statt.

    Viele Dinge die manche für Tatsachen halten sind ebenfalls nichts als Genre-Tropes. Das ist per se erstmal nichts schlechtes. Tropes können zur dramatischen Verdichtung führen. Aber was hat das mit Realismus zu tun?

    Plattenrüstung im Dschungel tödlicher Leichtsinn? Das muss sofort jemand Montezuma sagen. Der wird erleichtert sein.

    Schleichen in schwerer Rüstung? Nun, wenn Kette über Gambeson und Platte über der Kette, dazu Lederschienen, Kettenhaube und Tellerhelm unter schwere Rüstung fällt... Sheesh... Also entweder das geht durchaus, oder ich bin ohne es zu wissen ein Ninja. In genau dem Aufzug habe ich mich nämlich selbst schon erfolgreich an Leute angeschlichen.

    Schlafen in Rüstung? In Kette kein Problem. Habe ich selbst mehrfach gemacht. In Platte vor allem schlecht für die Platte. Und es gelten die Probleme vom nächsten Punkt.
    Rüstung ständig tragen? Geht! Natürlich geht das. Die Geschichte belegt es. Hab ich auch mal eine Woche gemacht. Abscheulich stinken, Gelenk-, Rückenschmerzen und Flöhe bekommen geht übrigens auch. Hand in Hand damit.

    Kann man nonstop Rüstung tragen OHNE zu stinken und Ungeziefer zu bekommen? Yupp. Das geht. Dazu braucht man einen doppelten Rüstungssatz und einen dreifachen Satz Unterkleidung. Dann wechselt man zweimal täglich. So kann die Unterkleidung auslüften, ggf. gewaschen und geflickt werden und hat Zeit zu trocknen. Der doppelte Rüstsatz ist nötig um Pflegearbeiten durchzuführen ohne das man dabei ohne Rüstung dasitzt. Macht das Sinn? Nö. Braucht man dafür ein komplettes Packpferd extra und einen Knecht? Yupp. Aber geht. Kann man machen. Wurde gemacht. Könige auf Kriegszug haben das mitunter getan. Wenn sie einen an der Waffel hatten und super paranoid waren, oder wenn sie im Heiligen Land waren und (zu Recht) Angst vor Assassinen hatten. Aber auch dann bevorzugte man eher 50-100 Leibwächter extra.

    Rücken- und Gelenkschmerzen bekommt man übrigens auch mit Kleidungswechsel irgendwann. Und es scheuert. Egal wie dick man sich abpolstert. Irgendwann ist man irgendwo wund. Dann wird es richtig lustig.

    Und dann ist da noch die Außenwirkung. Wenn es einem egal ist das man allen anderen um sich herum Angst macht, fein. Aber die Mitmenschen reagieren auf so etwas durchaus. Wer mit Plattenrüstung und Schwert in eine Taverne geht verkündet damit sehr deutlich das er plant ein Blutbad anzurichten. Menschen gehen dann mitunter einfach weg, oder aber sie werden nervös und bewaffnen sich ebenfalls. Wenn man die Macht hat dieses Verhalten durchzusetzen ruiniert man den eigenen Ruf und macht sich unbeliebt. Hat man diese Macht nicht wird irgendwann jemand etwas dagegen tun und ein Verbot aussprechen. Das Privileg eine Rüstung zu besitzen und sie im Bedarfsfall zu tragen beinhaltet nicht das Recht den öffentlichen Frieden zu stören.

    Genau deshalb hat sich ja auch das Schwert als universelle Seitenwaffe durchgesetzt, denn man kann es bequem, relativ unauffällig und vor allem auch eingehüllt in eine Scheide mit sich führen. Dadurch behält es seinen Nutzen, verliert aber die immanente Bedrohung. Allein schon dadurch das man es nicht in der Hand trägt.

    Historisch gab es vielerorts über lange Zeit hin auch recht deutliche Gesetze die es strikt verboten in Orten, Burgen und Städten Waffen des Krieges zu führen. Also alles was nicht Dolch und Einhandschwert ist. Zumindest pendelte es sich meist darauf ein. Was viele nicht wissen: Rüstungen SIND Waffen. Man nannte sie früher auch Schutzwaffen und das Wort Armor kommt von Armare-> Waffe. Historisch wurde da in der Regel nicht groß unterschieden. Wo Waffen verboten waren betraf dies auch Schutzwaffen, also Rüstungen. Man trug dann, wenn man gerüstet und bewaffnet bleiben wollte, Schwert und Gambeson. Bei Bedarf noch einen Stahlkragen dazu. Übrigens hat darin auch der Buckler seinen Ursprung, denn der Buckler wurde nicht zu den Schilden gerechnet, sondern zu den Faust- Duell- und Seitenwaffen.

    Das alles setzt voraus das einen diese Dinge interessieren, aber wenn jemand bereits sagt das es ihn stört ist das Interesse offenkundig impliziert.

    Stört es einen nicht, so kann man das halten wie ein Dachdecker.

    Am Ende kommt es sowieso nur darauf an das die Geschichte funktioniert und alle Beteiligten gemeinsam Spaß haben.

  • Sicher - die Geschichte belegt so einiges - auch das nur wenige die Reise zum Kriegsgebiet (Kreuzzüge) überlebten, wegen Erschöpfung etc.

    In NOTZEITEN geht so manches - aber es ist entscheidend ob derjenige dies jemals erlebt hat. Ein adliges Söhnchen kaum, ein Söldner schon.

    Da mag der SO gar Ausschlag gebend sein - je höher um so verwöhnter.

    War Montezuma etwas aus Maraskan oder im Regenwald? Ich hab ja einiges über Azteken gelesen - Plattenrüstungen kamen darin nicht vor.

    Aber es geht hier nicht um "Wie war das Mittelalter?" und wie sieht eine Fantasiewelt aus - sondern was "Realistisch" im Sinne der Figuren ist.

    Wir wollen ja ein RPG spielen und keine Mittelalter+Magie-Simulation. Mir kommt es daher auf die realistische Umsetzung der Heldenfiguren an.

    Und in einer fantastisch-magischen Welt voller Wunder ist praktisch alles Möglich ... aber nicht jeder ist der Ninja-Söldner Rattazustra

    Zitat

    Am Ende kommt es sowieso nur darauf an das die Geschichte funktioniert und alle Beteiligten gemeinsam Spaß haben.

    (Darum geht es doch nur, oder ist es jetzt etwas zu fantastisch gedacht? ;))

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    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

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    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Wir mißverstehen uns glaube ich. Wenn ich Plattenrüstung meine, meine ich eine Vollplattenrüstung - keinen Brustharnisch.

    Außerdem - wir schrieb die Berichte - der christliche Sieger! ;)

    Zurück zur kompletten Rüstung, die gut 30 Kilo schwer sein konnte - oder mehr. Nahe Hamburg lebte ein Schmied der noch Rüstungen anno damals herstellt, für so einen Harnisch mit Helm brauchte er etwa 400 Stunden - deswegen dies auch rund 12.000 Mark kosten sollte. Zudem ist jede Plattenrüstung an den Träger angepaßt ... dies zu wissen (Spielerwissen) wäre im ersten DSA-Abenteuer fatal, weil all die schönen Rüstungen die dort herumlagen keinen Helden gepaßt hätten ... nur woher sollte ich das damals (als SL) wissen? Und wenn ich es gewußt hätte ... wäre doch eine realistische Gemeinheit gewesen. ^^

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  • Erlaubt ist, was Spaß macht. Macht der Realismus keinen Spaß, dann wird er zurückgeschraubt und anders herum :)

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  • Ein Sturz aus 20 Meter Höhe ist realistisch tödlich ... außer der SL hat eine guten Tag und läßt eine fantastischen Windgnom auftauchen, der mit dem stürzenden Helden spielt um ihn "sanft" auf eine Heuballen (warum muß immer da ein Heuhaufen liegen?) fallen läßt.

    Störender als der Realismus - der auch Dere zusammenhält - ist da eher das realistische Spielerwissen. So wird hier Montezuma herangeholt, dabei war niemand von uns dabei und wer weiß wie realistisch der Missionar seine christlichverblendeten (fantastischen) Bericht schrieb. Das meiste Wissen was wir über das Mittelalter habe ist doch meist Hollywood - oder was uns einige Mönche aufgeschrieben haben. Solche Menschen wie Luther waren doch eher - fantastische - Ausnahmen. Und die meisten Gemälde wurden nicht vor Ort sondern entweder vorher oder nachher - im Heimatland gemalt ... oder viel später.

    Somit ist unser Bild vom Mittelalter bereits eher fantastisch als realistisch geprägt. Deswegen korrigiert jede neue Erkenntnis das "finstere Mittelalter", was ja gar nicht so finster war.

    Wo Schutzwaffen angesprochen wurden: http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/boeh…kunde_1890?p=41

    PS: Ich habe 2-4 "gute" Bücher über das Mittelalter - fast alle schreiben über die gleichen Themen - wenigstens einer nimmt mal den Rest der Welt an. Ich hatte das Glück im Sommerurlaub (seufz) auf Burg Eltz zu sein - eine reale Ritterburg. ;)

    Um es für mich - eine völlig fantastischen D&D-Spieler anno 1987 (der weder auf Kleidung noch Nahrungsbeschaffung achtete) - zu Ende zu bringen, blätterte ich im WdH. Auf S.157 steht ein schönes Beispiel: "Wie im KINO oder doch lieber wie im ECHTEN Leben?" Mit dem KINO kann ich gut leben ^^

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    Einmal editiert, zuletzt von zakkarus (12. Juli 2017 um 20:38)

  • Ich kenne DSA seit der 1. Edition und soweit ich das beurteilen kann ist in diesem Bezug rein gar nichts jemals konzipiert worden. Von der ersten bis zur dritten Edition kann ich lückenlos verfolgen das die Autoren nicht den blassesten Schimmer von Rüstungen hatten

    Richtig. DSA wurde nicht konzipiert, sprich entworfen und entwickelt mit Hinblick darauf, wie die Gegenstücke in der realen Welt sind. Sei es aus Unkenntnis, Desinteresse, oder weil einige Dinge gar nicht so sein sollen. Womöglich eine Mischung aus allem.

    Zuweilen durchaus zum Guten, wie ich meine. Immerhin gibt es Magie, Karmaenergie und ein ordentlicher Schwerthieb tötet nicht. Es gibt so einiges, was ich in DSA gegenüber der Historie zuschätzen weiß.

    Bezüge und Vergleiche wie es historisch war oder auch heutzutage ist, ist für DSA in vielen Belangen ohne Relevanz. Mit Platte über Kettenhemd schleicht es sich regeltechnisch noch schlechter als nur in Platte oder Kettenhemd. In meisterliche Kette in RG III schleicht es sich besser als in Platte bei RG I, einfach, weil die BE niedriger ist.

    Wer in Rüstung schläft, bekommt schlechtere Regeneration. Die Unterhosen wogen früher ein Kilo, mittlerweile nur noch ein halbes in DSA 4, und ein gebrauchter Kupferkessel ist billiger, als die dafür benötigte Menge an Kupfer, und wer 5-6 Treffer mit einem Zweihänder abbekommen hat in Rüstung, springt dank Magier nach 10 Minuten wieder rum oder eben innerhalb weniger Tage (je nach Möglichkeiten schon innerhalb von Stunden oder am nächsten).

    Das ist DSA. Man kann das eine oder andere oder auch eben alles ändern, wenn man mag, aber grundsätzlich ist es so erst einmal entworfen worden.

    Ein Sturz aus 20 Meter Höhe ist realistisch tödlich .

    Es sei denn, der Untergrund gibt Erleichterungen, Magie oder Karma spielen mit hinein, oder der Körperbeherrschungswert ist hoch genug.

    Außerdem kommt es natürlich auf die Art an, von was auf was gestürzt ist, denn in DSA 4 gibt es ja unterschiedliche Sturzegeln.^^

  • Aber auch in jeder Bar und Taverne bleibt dir Rüstung an und das Schwert bei der Hand...

    Dafür spielt man schließlich Fantasy und das Bild das man auf dem aktuellen DSA Meisterschirm findet, unterstützt dieses Bild voll. Selbst die Elfe sitzt mit der Rüstung in der Kneipe. Nur der Streuner trägt als einziges Gruppenmitglied keine Rüstung und hat dafür das Mädchen. :thumbsup: Die Waffe in der Hand zu halten ist natürlich Blödsinn...

    Generell haben sich in manchen Publikationen viel zu sehr die "Mittelalterfanboys" ausgetobt und viele offizielle Stadtabenteuer funktionieren überhaupt nicht, wenn man sich an die rigorosen Gesetze hält, die in SH bezüglich Waffeneinschränkungen vorgesehen sind. Meist geht man nämlich von ordentlich bewaffneten und gerüsteten Helden aus und auch die Feinde kommen nicht in Hemd und mit einem Dolch in der Hand daher, sofern es nicht gleich irgendwelche Übernatürlichen sind. Schwer bewaffnete Banden (Heldengruppen) gehören in Aventurien zum absolut normalen Bild, schließlich erkennt jeder Alrik in der Kneipe daran, wen er für seine Quest ansprechen muss. ;)

    Dafür das Aventurien ein Kontinent ist, der neben Adel, Magier und Geweihten den vierten Stand der Helden fest in seiner Geschichte verankert hat, ist es oft viel zu wenig Fantasy. Nur all zu oft vergisst man, dass Aventurien kein irdisches Mittelalter ist. Ein Fehler den man zum Glück leicht beheben kann.

    Das gilt auch für "realistische Reisen". Irdisch nimmt natürlich niemand die Rüstung mit ins ewige Eis, aber dort warten auch nicht Eisdrachen, Dunkelelfen (die im Gegensatz zu den Helden natürlich ihre Plattenrüstungen tragen dürften, die auch noch magisch sind...) und dergleichen mehr auf den Abenteurer. Das man in den meisten DSA Versionen nur eine getragene Rüstung transportieren kann ohne seine Traglast kritisch zu überschreiten kommt noch hinzu. Ebenso wie man in unzähligen Abenteuern immer dann überfallen (gefangen genommen wird, machtlos ist...), wenn man gerade keine Waffe und Rüstung am Mann hat. Auch die Tatsache, dass ein Held meist mit seiner Hauptwaffe deutlich besser als mit den Nebenwaffen ist, trägt dazu bei. Viel zu teuer auch noch zig Alternativen auf brauchbaren Werten zu halten (ganz abgesehen von der Wirkungslosigkeit der meisten Seitenwaffen, z.B. Dolche), weshalb eben oft auch der Zweihänder nicht auf dem Gasthauszimmer bleibt wenn man einen Stadtbummel macht. Das System ist nun mal auf bewaffnete und gerüstete Helden ausgelegt.

    Wenn man realistische Helden einfordert, dann aber auch eine ebenso realistische Spielwelt und vor allem darauf angepasste Abenteuer.

    Spieler deren Helden in Ritterrüstung und mit dem Schwert in der Hand in der Taverne sitzen, haben vermutlich in der Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen gemacht und sehen das als Notwendigkeit an. Krasse Abzüge, entfallende Regeneration, abgenommene Waffen usw. bestätigen dieses Bild nur und man sucht verzweifelt nach Alternativen um die Hilflosigkeit zu umgehen. Braucht man eben ein Schutzartefakt statt der Rüstung, verbesserte "Nutzloswaffen" oder Gifte, dazu ein Trinkschlauch voller Heiltrank, um die Regeneration aus zu gleichen und für die Abzüge muss eben Alchemie und Artefakt zum Ausgleich her.

    Hier ein anderes Bild zu erzeugen und die Einstellung zu ändern, erfordert viel Zeit und muss vor allem nachvollziehbar sein. Niemand spielt gerne einen Schwächling, der sich ständig übervorteilt und hilflos fühlt (und vielleicht auch ist...).

    Einmal editiert, zuletzt von x76 (13. Juli 2017 um 12:57)

  • Ich bin ein noch recht junger Meister und möchte mich erstmal für dieses Thema hier bedanken! Darüber habe ich mir bislang noch gar keinen rechten Gedanken gemacht und die Spieler waren (wie mir nun auffällt) quasi immer in Rüstung unterwegs und haben die auch nie abgelegt.

    Ich werde versuchen da einen Grad für mich zu finden, mit welchem in zurecht komme.

    Eine Frage habe ich dann doch zu unserem Sepzialfall in diesem Thema:

    Unser Zwerg... er hat einen auf seinen Hammer bezogenen Aberglauben, dass dieser von seinen Vorfahren beseelt ist und er ihn nie ablegen darf. Dazu kommt sein Söldner bedingter Vorteil der Rüstungsgewöhnung.
    Wie soll ich mit diesem verfahren? Bei Zwergen ist es ja so (soweit ich das bisher gelesen habe - bitte um Korrektur) das sie sich schlafen legen und sofort schlafen, tief, und auch genau so schnell wach werden.

    Wie soll ich mit diesem Kollegen verfahren?

    Derzeit befinden Sie sich im Wald und schlafen auf dem Boden - er immer in voller Montur versteht sich - und kommen bald an eine Taverne.

    Soll ich ihm bei der Regeneration etwas abziehen oder Ihm die Proben auf vom Schlafmangel betroffenen Eigenschaften Erschwernisse drauf hauen (was ist realistisch?) und was mache ich in der Taverne?

    Reagieren die Leute komisch, wird er aufgefordert den Hammer ab zu legen oder so...

  • Hat der Zwerg den Hammer mit einer Schlaufe am Hendgelenk befestigt oder wie will er das "ablegen" im Schlaf, beim Verlust des Gleichgewichtes u.ä. verhindern?

    Wie soll ich mit diesem Kollegen verfahren?

    Bevor du anfängt ihm irgendwelche Eigenschaften oder sonstiges zu verhauen, sprich den Spieler einfach mal auf die Thematik an. Evtl. hat er sich ebenso wie du bisher gar keine Gedanken darüber gemacht? Wichtig ist gemeinsam eine Lösung zu finden. Sonst könnte es leicht passieren, dass der Spieler sich vom SL gegängelt fühlt.

    Siehst reiten Du, jene neune? Die finster und verloren sind.

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  • Diskutiert das einfach mal offplay. Ich halte das für einen ziemichen Brainfart. Den Hammer nie ablegen? Das ist kein Aberglaube. Das sprengt bereits die Grenzen dessen was im autistischen Spektrum vorkommen. Der ist ja völlig lebensunfähig.

    Isst der dann mit dem Löffel in der linken Faust, Hammer in der Rechten?

    Kackt der und wischt sich den Arsch mit dem Hammer ab?

    Wie repariert er seinen Hammer?

    Wie wäscht er sich die Hände?

    Wie... wäscht er sich?

    Wie zieht er sein Hemd aus, mit dem Hammer in der Hand?

    Das klingt irgendwie schon nach ziemlichem Klamauk, wenn man es sich so visualisiert. Ich glaube aber der Spieler hat dabei keinen Blödel-Clowns-Klamauk im Sinn. Da muss man also mal angleichen was für den einen ist und was für den anderen. Sonst gibt es da Dissonanz und er stellt sich vor wie hammercool (pun intended) sein Charakter ist, während andere sich denken "HAH! Der Depp mit dem Hammer."

    Wie so oft: Rollenspiel ist ein Kommunikationshobby. Ihr könnt jedes Problem lösen durch Kommunikation, Kompromiss und Konsens. Oder Konflikt. ;)