Der Feind in den eigenen Reihen

  • Den Zwölfen zum Gruße.

    Ich schreibe gerade ein eigenes Abenteuer/ eigene Kampagne und hatte mir überlegt einen Spieler (Helden) einzubringen der für den "Endboss" der Kampagne arbeitet.

    Sein Ziel ist es die Helden zu ihm zu bringen und eventuell auch Aufträge für den Boss erledigt.

    Der Spieler würde vorher natürlich gefragt werden ob er diese Rolle einnehmen möchte.

    Was haltet ihr von dieser Idee bzw. hat das schon mal jemand gemacht oder Erfahrung mit sowas gesammelt?

  • Das ist ziemlich abhängig von deiner Gruppe. Einige Gruppen haben an sowas eine Menge Spaß, andere Gruppen fliegen dir regelrecht um die Ohren und spielen danach nie wieder miteinander.

    Das hängt vor allem von der Erwartungshaltung ab und davon wie man bestimmte Konzepte betrachtet. Die meisten Rollenspieler machen zum Beispiel Zugeständnisse in einigen Bereichen, um den Spielfluss zu erleichtern. So vertrauen SCs einander in vielen Gruppen schneller als sie NSCs vertrauen würden, einfach weil die Details der Sozialen Feinheiten nicht so eine Rolle für die Beteiligten spielen. In so einem Fall ist es verheerend einen Verräter in die Gruppe zu setzen, denn man darf nie unterschätzen das alles was man tut ein Echo haben kann. Peinige die SCs mit tonnenweise tödlichen Fallen in einem Dungeon und du kannst dir auf lange Zeit abschminken das sie noch einmal irgendwo sorglos hineinstürmen. Pack einen Verräter in die Gruppe und jeder Neuzugang wird es schwerer haben als vorher.

    Sicherer ist es dafür einen NSC zu benutzen, diesen jedoch 1-2 Abenteuer im Voraus einzuführen und ihn positiv und hilfreich an 1-2 anderen Abenteuern teilnehmen zu lassen. Am besten füllt er irgendeine Niesche die der Gruppe fehlt und die für die Abenteuer nebensächlich relevant ist, so das die Spieler sich nicht wundern. Oder er ist einfach ein total quirkiger und interessanter Charakter.

    Um mehr und hilfreicheres dazu sagen zu könnten müsste ich aber sehr viel mehr über eure Gruppe wissen. Charaktere, Spielweise, dramaturgische Bedürfnisse und Fähigkeiten, emotionale Reife, etc.

    Kurz: Es geht und es kann enorm wirkungsvoll sein. Zum besten und zum schlimmsten. Hab ich auch alles schon auf vollem Spektrum von einem Ende bis zum anderen erlebt.

  • Jetzt wo du das so aufgeschlüsselt hast kommen mir da schon bedenken dass, das echt nach hinten gehen kann.

    Die Spieler spielen ihre Charaktere aber auch so das sie sich mehr oder weniger über den Weg trauen. Sie sind halt so schon recht skeptisch.

    Wenn ich aber ein nsc einführen würde, würde mir gerade kein passender Grund einfallen wieso er ihnen folgen sollte.

    Und wie ich ihn spielen soll ohne das er zusehr in das Geschehen eingreift.

    Hab sowas noch nicht gemacht.

  • Das hängt natürlich von der Art des Abenteuers ab. Haben die Helden einen Auftraggeber? Dann könnte der NSC sich als dessen "Beobachter" ausgeben. Ggf. heuert er die Helden sogar selbst an (Geleitschutz, Hilfe bei der Beschaffung von irgendetwas etc.), und begleitet sie dann. Oder es geht darum, etwas zu entdecken und er mimt den neugierigen Gelehrten/Weltenbummler. Ich würde ihn also irgendwie direkt mit dem AB verflechten. Tendenziell würde ich es aber wie von Rattazustra vorgeschlagen handhaben und den NSC erst einmal über ein paar (kleinere) Abenteuer mitlaufen lassen, damit die Helden Vertrauen zu ihm fassen, oder sich gar mit ihm anfreunden. Umso schwerer wiegt dann am Ende der Verrat.

    Bedenke auch, dass das was der NSC den Helden als Grund nennt nicht unbedingt mit seinen eigentlichen Beweggründen übereinstimmen muss, was die Sache leichter macht. So kann er eine der obigen Begründungen angeben, eigentlich aber nur das Ziel haben die Heldengruppe zu unterwandern, um sie dann später problemlos zu seinem Auftraggeber zu führen bzw. als Werkzeuge einzusetzen.

    "Es gibt keine Zufälle" M. Wittgenstein

  • NSC die sich später als Verräter entpuppen finden meine Spieler als zu .... langweilig?

    Spieler in der Gruppe, die Verräter sind sind hingegen sehr reizvoll... Es gab mal ein AB hier zum download wo ein Gestaltwandler einen SC ersetzt hat, dieser war gebrieft und hat einfach "weitergespielt" nur mit anderem Ziel.... das aufzudecken war für die anderen Spieler nicht leicht und es hat ihnen gefallen...

    Grundsätzlich ist es schwierig SC's auf verschiedene Seiten zu stellen, schärft aber für einige Spieler auf lange Zeit das Gefühl, dass sie nicht zwischen SC's und NSC's unterscheiden sollten und hilft langfristig das Rollenspiel zu bereichern und hilft auch sC und Spielerwissen differenzierter zu betrachten...

    Nietzsche und Amazeroth - Also sprach Zarathustra (zweiter Teil):

    Was erschrak ich doch so in meinem Traume, dass ich aufwachte? Trat nicht ein Kind zu mir, das einen Spiegel trug?

    "Oh Zarathustra - sprach das Kind zu mir - schaue Dich an im Spiegel!"

    Aber als ich in den Spiegel schaute, da schrie ich auf, und mein Herz war erschüttert: denn nicht mich sah ich darin, sondern eines Teufels Fratze und Hohnlachen.

  • ChampKW du meintest du würdest die Spieler vorher fragen. Das wird sich als schwierig gestalten denn sobald der erste nein sagt ist das konzept eigentlich durch. Du müsstetst also entweder einen ins kalte Wasser werfen oder gleich denjenigen fragen und überzeugen von dem du glaubst er würde das am ehesten machen.

    "Nie. Ohne. Seife... Nie. Ohne. Seife... Nie. Ohne. Seife..."
    "WESTEN IST LINKS, MANN!"

  • also ich spiele ebenfalls so einen verräter. Das Problem dabei ist, du arbeitest gegen die Gruppe und je nachdem wie die Gruppe drauf ist stirbst du wenn du erwischt wirst. Bis jetzt wurde ich nicht erwischt und hab auch etwa 2/3 meiner Aufträge geschafft, aber sollte ich erwischt werden bin ich halt tot wenn du spieler hast die an ihren Chars hängen, solltest du so etwas nicht benutzen

  • In meiner Runde die ich leite hat es sich ergeben, dass einer der Helden jetzt als eine Art Doppelagent fungiert. Er hat sich selbst in eine so schlimme Lage gebracht, dass er durch Beherrschungsmagie dazu gezwungen wird, für die Bösen zu arbeiten. Allerdings war die Verzauberung ein Cliffhanger und ich weiß noch nicht wie ich das als SL umsetzen soll. Der Spieler hat es akzeptiert und die Gruppe selbst weiß auch, dass er Scheiße gebaut hat, aber nicht wie weit diese Scheiße geht. Es könnten mildernde Umstände geltend gemacht werden, aber im großen und ganzen habe ich einen Magier, der von den bösen kontrolliert wird und jederzeit einen gedanklichen Befehl bekommen kann, die Gruppe anzugreifen, wenn es sein muss. Und die Bösen sind nun mal Böse ganz einfach weil sie es können. Und da habe ich als SL keine Skrupel es so zu nutzen. Die Spieler wissen aber, dass was faul ist und werden da sicher nicht OT gegen steuern oder rum maulen, weil ich d die bestmögliche Transparenz geschaffen habe, die es gibt in so einem Setting.

    There are some battles that you can never win. Trying to explain jokes is one of them.

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    Soldier: "Surrender or be annihilated!"

    Commanding Officer: "They want to surrender?"

    Soldier: "No Sir, they want us to surrender..."

    Commanding Officer: "NUTS!"

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    'Ich stimme nicht mit dem überein, was du sagst. Aber ich werde bis zum Tod dafür kämpfen, dass du es sagen darfst.' - Voltaire.

  • Ich habe mir eure Kommentare durchgelesen und mir auch so meine Gedanken gemacht und denke das es vielleicht erstmal das bessere ist einen nsc einzuführen und mir das mit dem doppelagenten für viel später aufzuhebe.