Rahja - Levthan - Belkelel

  • Rahja zum Gruße,

    es ist leicht, Rahja und Belkelel voneinander abzugrenzen. Rahja steht für geben und nehmen, schenken und beschenkt werden. So lange beide ihre Freude daran haben, ist es ihr gefällig. Bei Belkelel ist es gerade andersherum: Es geht nur ums nehmen und ihr gefällt, wenn einer gezwungen wird.
    Doch wie passt Levthan hier rein? Wo hört Rahja auf und fängt Levthan an? Wo hört Levthan auf und fängt Belkelel an? Oder gibt es Überschneidungsmengen? Der gehörnte Gott aus Oron scheint ja ein Dämon im Gefolge Belkelels zu sein, nicht Levthan selbst, das Levthansband gilt der Rahjakirche als heilig - er scheint nicht völlig dämonisch zu sein. Wie schätzt ihr seine Zuständigkeiten in Abgrenzung und Übereinstimmung zu Göttin und Erzdämonin ein? Ich werde da nicht ganz schlau aus den mir zur Verfügung stehenden Texten. Was sagt das Rahja-Vademecum, was sagen die dunklen Zeiten?

  • Bei Levthan ist es Alles in Ordnung, so lange es Satuaria gefällt. ;)

    Was ich damit sagen will, vergesse Lev'tha und Satu in Deinen Überlegungen nicht, da hat Levthan eine sehr große Beschützer- und Hüterrolle.

    I ♡ Yakuban.

  • Das Rahja Vademecum erzählt zuerst in einem aventurischen Zitat wie Levthan Saturia mit Gewalt genommen hat.
    Dort wird Levthan auch "innere Hässlichkeit" bescheinigt der nach Saturias Fluch als Widder und Mannwidder auch sein Äußeres entspräche.
    Dann wird aber auch ausgeführt dass sich Saturia in den Efferdnächten voller Wolllust des eigentlich unfreiwilligen Beischlafs mit Levthan erinnert und nur deswegen sein Fluch gelockert wird und er als Mannwidder umgehen kann.

    Der eigentliche Text betrachtet Levthan dann positiv.
    Er wird als Gott der Fruchtbarkeit und besonders zügellosen und intensiven Brünstigkeit und Geilheit beschrieben.
    Als Halbgott der gerade dieses wilde, geile Verlangen und Handeln als seinen Aspekt verkörpert.

    Dann wird von der Verehrung Levthans in Nordaventurien und in Fasar berichtet, wobei die maximale Zügellosigkeit der Orgien im Levthanstempel zu Fasar angedeutet wird.

    Spekulationen über einen dämonischen Hintergrund Levthans werden als Aberglaube abgetan, aber hervorgehoben dass Levthans Gefangenschaft in den Niederhöllen bei Belkelel ihre Spuren an dem Halbgott hinterlassen haben könnte.
    Sich für wirkliche Vergewaltigungen auf Levthan herauszureden wird als fehlgeleiteter Frevel an den Idealen Rahjas gegeißelt.

    Mein zusammenfassender Eindruck, vor allem aus dieser Quelle:
    Levthan ist der Halbgott der wilden Brünstigkeit und Geilheit, des Orgiastischen und der stürmischen und harten Spielarten gerade männlicher Sexualität.
    Mit hart meine ich wild und manchmal extrem, nicht BDSM was ich im Wesen Levthans nicht wirklich sehe.
    Eher einfach so richtig raue und brünstige Sexualpraktiken und eben nicht liebliche Zärtlichkeit.
    Aber nach Lesart des Vademecums ohne Zwang oder Ausbeutung oder andere per se negative Elemente.
    Obwohl es in Aventurien eben auch die andere Meinung gibt und auch andere Darstellungen in anderen Hintergrundbänden die Levthan auf der Schwelle zum dunklen Patron der Vergewaltigung darstellen.
    Diese Ambivalenz gibt der Figur auch einen besonderen Reiz finde ich.

  • Ich sehe auch keinen wirklichen Widerspruch darin, dass es einen Gott geben kann, der am Rande dessen steht, was in der aktuellen aventurischen Gesellschaft noch als vertretbar gilt. Ich bin immer dafür, dass sich eben auch Götter um die Aspekte der menschlichen Abgründe kümmern und nicht nur die Erzdämonen dort irgendwie hingehören. Marbo mit ihren Aspekten Krankheit und Wahnsinn, Levthan mit Vergewaltigung und zügelloser Geilheit, Kor mit Blutrausch und Kriegswut, das sind alles Aspekte, die eben nicht Fremdkörper innerhalb der Schöpfung sind, sondern zu dieser gehören und damit verbunden sind.

    Levthan steht damit natürlich durchaus mit einem Kult am Rande der Gesellschaft. Während man sicherlich auch einvernehmliche Orgien und Zusammenkünfte haben kann, wo der zügellosen Hingabe und der Brünstigkeit wie auch Dominanz Tribut gezollt werden kann, ist die "Kehrseite" eben, dass auch der Akt, sich etwas mit Dominanz und Stärke zu nehmen und seine Geilheit daran auszuleben, Teil des Wesens des gehörnten Gottes. Ich finde das sogar ziemlich gut, dass dadurch eine Ambivalenz der Götter, bzw. unterschiedliche Kulte mit unterschiedlichen Weltbildern ermöglicht werden. Und während der harmonische Rahjakult Belhankas das wilde Wesen des Gottes eher einfangen will, würde vielleicht der Kult der Radscha Uschtammar diesen Gott nicht als Sohn sondern auch als Gemahl der leidenschaften Radscha sehen können. Die Priester Levthans selbst mögen dann wieder eine andere Sichtweise haben.

    Kurzum, es muss keine Abgrenzung zu Belkelel geben, die trennscharf gemacht werden kann, denn letztlich sind auch Abgründe Teile der menschlichen Seele und werden durch entsprechende Aspekte der Götter vertreten. Gerade in ihren Übergängen sollte die Unschärfe liegen und nur im letzten Extrem wirklich deutlich sein. Denn während der Akt Raidris, der die maraskanische Diebin überwältigt und wie ein Raubtier über sie herfält, bis sie beide Ekstase erleben, durchaus noch in Levthans Abgründen plündert, ist eben die oronische Priesterin, die Sklaven das Fleisch von den Knochen peitscht und sich daran aufgeilt, selbst für den gehörnten Gott zu weit gegangen. Doch die Übergänge sind fließend, undeutlich und gefährlich.

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  • Für mich ist Levthan nicht eindeutig abzugrenzen, er ist (göttlich. verführt durch Belkelel)... Wobei die Grenzen zwischen Göttern und Dämonen schon immer durchlässig waren.

    Eine der Ältesten Quellen zu LEvthan ist imho "Die Suche" oder "Im Farindelwald" von Ina Kramer. (Alt ist nicht unbedingt besser, das will ich nicht sagen.)

    Da geht es um ein Hexenfest und eine Ältere Hexe warnt: (Wenn ich mich recht entsinne steht da ungefähr:) "Wenn Du für Levthan nicht weich genug bist, bringt er Dich mit seiner Lust um..."

    LEvthan erscheint dann auch auf dem Hexenfest und .... sie ist weich genug... und kann "Nachher" mit einer sehr starken (temporären) Erhöhung ihrer ASP Ihre Suche fortsetzen.

    Ich fand die Zeit noch schön, wo unklar war, ob Levthan nun göttlichen oder dämonischen Ursprungs war, je mehr Eindeutig festgelegt wird, desto weniger Spielraum für Interpretationen bleibt.

    Fazit: Als Halbgott wird er verehrt und seine Spielart ist rauh und mitunter gefährlich. Wozu genauer wissen? Werden wir je verstehen, wie göttliche Wesen denken? Kann soetwas durch ein Regelwerk klargestellt werden, oder stiehlt jede Klarstellung etwas von der Fantasie, vom "Glauben"... ?

    Nietzsche und Amazeroth - Also sprach Zarathustra (zweiter Teil):

    Was erschrak ich doch so in meinem Traume, dass ich aufwachte? Trat nicht ein Kind zu mir, das einen Spiegel trug?

    "Oh Zarathustra - sprach das Kind zu mir - schaue Dich an im Spiegel!"

    Aber als ich in den Spiegel schaute, da schrie ich auf, und mein Herz war erschüttert: denn nicht mich sah ich darin, sondern eines Teufels Fratze und Hohnlachen.

  • Levthan ist ein schwieriger Fall und ich würde da auch keine sehr scharfe Trennung sehen. Das "Problem" bei Kor und Levthan ist, dass bei anderen Göttern dieser Übergang zwischen Gott und Erzdämon keinen "Zwischenhändler" hat. Wo hört Gerechtigkeit auf und fängt Rache an? Ab wann ist man gierig? Ab wann ist eine Hetzjagd noch in Ordnung? Ab wann wird Schaffenskraft zum Zwang? Wo hört Wissbegier auf und fängt Wahnsinn an usw.? Es gibt innerhalb der anderen Kulte immer Grauzonen zwischen göttlichen Prinzip und erzdämonischer Perversion.

    Und dann sind da Levthan und Kor, die irgendwie eine eigene graduelle Einteilung haben sollen, die innerhalb anderer gradueller Einteilungen liegt und es wird schwierig. Beiden ist die Nähe zu den Niederhöllen zu eigen, Levthan war persönlich sogar dort.

    Tatsächlich stehen beide für sehr menschliche Triebe: Gewalt und Rammeln (auch wirklich im tierischen Sinne, nämlich der Fortpflanzung von Hase, Hirschkäfer und Hänfling dienend) um es mal plakativ auszudrücken. Sowohl Rondra als auch Rahja stehen für die Zähmung dieser Triebe, Levthan und Kor für deren Ausleben. Das Ausleben von Trieben kann Leid verursachen (Wenn Nein kein Nein mehr ist, was die wirklich dunkle Seite von Levthan wäre), aber es muss es nicht. Auch Zwang muss nicht ungewollt sein, allerdings geht es bei Levthan wohl in die sehr harte Richtung, was das angeht. Aber der Zwang ist nicht das primäre Ziel (wenn wir uns außerhalb von BDSM bewegen), sondern eben Mittel zum Zweck und das Leid wird in Kauf genommen, aber nicht gezielt gesucht und verursacht. Natürlich braucht man nicht viel Phantasie um sich vorzustellen, dass so eine Einstellung jetzt nicht unbedingt freundliche Charaktere generiert und der Sprung vom Levthansdiener zum Belkeleldiener kein allzu großer ist.

    Rein spieltechnisch sehe ich hier vor allem die Möglichkeit "Barbarenkulturen", stark patriarchalische (oder auch matriarchalische) Kulturen und entsprechende Kulte oder eben eine wilde Kultur, wie die der Hexen etablieren zu können, ohne dass man gleich jedes Mal Paktierer/Dämonenbündler drauf schreiben muss. Düster ohne gleich Dämonen auspacken zu müssen. In eine ähnliche Kerbe schlägt ja auch der Al'Anfaner Boronkult, der mit (Selbst)Opfern von Menschen einen düsteren Totenkult und Voodoo bedienen kann, ohne dass man gleich an jeder Ecke Untote rumlaufen lassen muss oder die Trollzacker mit ihrem Schmerzfetisch. Solche Szenarien nützen vor allem dem Rollenspiel und schaffen Raum für Charakterkonzepte (SC wie NSC), die innerhalb des 12G-Kultes oder Rastullah oder Rur&Gror wer auch immer, schwierig sind.

    Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.

    - Immanuel Kant

  • Der Schildkröte ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

    In meinen Runden haben wir uns bei den dreien genannten Wesenheiten recht eindeutig geeinigt.

    -Rahja, sie steht für eine Gleichberechtigung und gegenseitig beim ausleben der Menschlichen Triebe
    -Levthan, er steht bei uns für die Unterwürfigkeit im Geschlechtlichen Akt, einer entscheidet für beide in beiderlei Intressen
    -Belkelel, ist die Eigenlust und der dran diese Befriedigen, frei nach dem Motto "Erlaubt ist was gefällt" und ohne Rücksicht auf den anderen

    "Maraskaner gelten als Heißblütig, laut, geschwätzig, aufsässig, respektlos und tiefgläubig, als gewaltätig und philosophisch."

  • Bei uns - oder zumindest für mich in meinem Kopf ist das folgendermaßen geregelt.

    Rahja steht für das schöne, das ekstatische, das lustvolle, das beiden Freude bereitet wenn beide das auch wollen - das kann auch BDSM heißen, denn dabei sind sich ja beide seiten einig und (außer es ist durch Zwang dazu gekommen) haben auch beide daran Gefallen. Levthan setzt mMn dann ein, wenn sich nicht beide unbedingt einig sind ob man jetzt miteinander schläft, aber beide dann doch daran "Gefallen" finden, so wie Satuaria es ja irgendwie doch mochte, sonst würde sie ihn ja nicht jedes Jahr einen Tag vom Fluch befreien. Levthan lebt also in unserer Gruppe nach dem Motto "rape is not a crime - so lange beide es am Ende befriedigend fanden"
    Belkelel nunja das ist natürlich dann sich das nehmen was man selbst will. Egal was der andere da empfindet also das komplette "rape is not a crime" ohne irgendwelche Beschränkungen.

    Bei den restlichen Punkten kann ich mich nur meinen Vorgängern anschließen.