Gleichgeschlechtliche Liebe & Gleichberechtigung in Aventurien

  • Jedoch haben die Holmis Jahrelange Erfahrung im Schwertkampf

    allerdings haben sie bei null angefangen. die bestehende schwertkampfszene (die dabei ist, historische lehrbücher zu übersetzen und zu rekonstruieren) lehnen sie ja kategorisch ab. is auch besser so, sonst würden bei ihren duellen mit langschwertern schnell mal gliedmaßen durch die gegend fliegen.

  • allerdings haben sie bei null angefangen. die bestehende schwertkampfszene (die dabei ist, historische lehrbücher zu übersetzen und zu rekonstruieren) lehnen sie ja kategorisch ab. is auch besser so, sonst würden bei ihren duellen mit langschwertern schnell mal gliedmaßen durch die gegend fliegen.

    Die anderen haben auch bei null angefangen. Die Theorie die man in den historischen Quellen bekommt und die auch noch tatsächlich sinnvoll im Kampf ist, hat man sich mit der Zeit selbst beigebracht. Und gerade die Kampfweise der Wikis ist komplett unüberliefert. Und auch sonst sind die historischen Quellen Texte, für jene die sich einen Lehrer nicht leisten konnten. Versuch mal Karate oder was auch immer aus einem Buch zu lernen. Man landet am Ende immer bei dem, was sich in der Praxis bewährt. Und niemand hat einen so krassen Praxisanteil wie die Holmis. Kein anderer Verein kann auch nur im Ansatz den psychologischen Druck rekonstruieren, der in einem scharfen Duell auf den Kämpfern lastet. Davon ab sieht man in bisher allen scharfen Langschwertkämpfen von denen den Charlie als Kämpfer (zuletzt mit tiefer Wunde) und mit dem hatte ich selbst schon (mit stumpfen Klingen) die Ehre und er kann definitiv sehr besonnen und auf Selbstschutz ausgelegt kämpfen. Die Aggression die die Holmis gegenüber anderen Gruppen an den Tag legt nervt mich auch, aber sie stammt halt noch aus der Zeit, als Holmgang Hamburg quasi das Mobbingopfer der Szene war.
    Und um dein Zitat von mir in den Kontext zu rücken: Wie glaubst du denn würden andere historische Fechter in ihrem ersten Duell mit scharfen Waffen agieren?

  • Und auch sonst sind die historischen Quellen Texte, für jene die sich einen Lehrer nicht leisten konnten.

    Ich glaube du unterschätzt, was ein Buch im Europa des Mittelalters wert war. Lehrbücher wie das I,33 wurden von und für "Eliten" geschrieben. Geschrieben, wohlgemerkt - den Buchdruck gab es noch nicht.
    Jemand, der sich so etwas leisten konnte und wollte, hatte sicherlich auch einen Fechtlehrer.
    Sicher ist es nicht gerade optimal, eine Kampfkunst nur aus Büchern und Zeichnungen zu lernen, aber es ist trotzdem besser, als es komplett ohne Hilfsmittel zu versuchen.
    Wer hat wohl mehr Erfolg dabei, Karate zu lernen? Ein paar Laien mit Lehrbüchern, oder ein Paar Laien ohne Lehrbücher?

    Und um dein Zitat von mir in den Kontext zu rücken: Wie glaubst du denn würden andere historische Fechter in ihrem ersten Duell mit scharfen Waffen agieren?


    Höchstwahrscheinlich gar nicht. Die üben zwar teilweise auch mit scharfen Waffen, um ein Gefühl für das Verhalten von scharfen Schwertern zu bekommen (scharfe Schwerter "kleben" beim Schneidenkontakt, weil sie sich ineinander verbeißen), aber die allerwenigsten werden auf die Idee kommen, damit Sparring zu betreiben.
    Aber es gibt im Internet massenweise Videos ("test cutting") die zeigen, was ein sauberer Treffer mit einem Langschwert anrichten kann. Ein Schlag, der ein Schweinebein bis zur Hälfte durchtrennt, kommt ganz bestimmt locker durch ein Handgelenk.

  • Ich finde diese Ausführungen zum Thema Kampftechniken zwar sehr interessant, es weicht aber doch sehr vom Thema ab. Es wäre schön, wenn wir dazu zurückfinden könnten. :)

    Of course she's gay!

  • OK, dann mal meine Stellungnahme:

    Gleichgeschlechtliche Liebe
    Es spricht für mich wenig bis nichts dagegen, dass diese in Aventurien gleichgestellt ist; das heißt aber nicht, dass sie deswegen häufiger sein muss, als auf der Erde. Schließlich sucht man sich seine Sexualität nicht aus.
    zum Thema gleichgeschlechtliche Ehe: Dass es die in Aventurien gibt ist völlig in Ordnung. Trotzdem sollte man dabei nicht vergessen, dass die mittelalterliche Ehe, gerade bei Reichen und Adligen, in erster Linie der Produktion von Erben diente, und dazu eignet sich eine gleichgeschlechtliche nun mal nicht. Ich fände es also inneraventurisch durchaus sinnvoll, wenn auch ein offen schwuler König eine Ehefrau hat.
    Gleichberechtigung
    Auch hier sehe ich kein wirkliches Problem. Was aber die körperliche und Rollengleichheit in Aventurien angeht, bin ich geteilter Meinung:
    Einerseits ist es, wie vielfach ausgeführt wurde, ziemlich unrealistisch und macht die Welt dadurch meiner Meinung nach etwas "unglaubwürdiger".
    Andererseits ist DSA ein Fantasy-Spiel. Dass es unrealistisch ist gehört quasi zum Konzept, und Spieler(inne)n Dinge zu ermöglichen, die im echten Leben einfach nicht gehen, ist schließlich genau das, worum es bei Fantasy-Rollenspielen geht.

  • Ich glaube du unterschätzt, was ein Buch im Europa des Mittelalters wert war. Lehrbücher wie das I,33 wurden von und für "Eliten" geschrieben. Geschrieben, wohlgemerkt - den Buchdruck gab es noch nicht.
    Jemand, der sich so etwas leisten konnte und wollte, hatte sicherlich auch einen Fechtlehrer.
    Sicher ist es nicht gerade optimal, eine Kampfkunst nur aus Büchern und Zeichnungen zu lernen, aber es ist trotzdem besser, als es komplett ohne Hilfsmittel zu versuchen.
    Wer hat wohl mehr Erfolg dabei, Karate zu lernen? Ein paar Laien mit Lehrbüchern, oder ein Paar Laien ohne Lehrbücher?

    Höchstwahrscheinlich gar nicht. Die üben zwar teilweise auch mit scharfen Waffen, um ein Gefühl für das Verhalten von scharfen Schwertern zu bekommen (scharfe Schwerter "kleben" beim Schneidenkontakt, weil sie sich ineinander verbeißen), aber die allerwenigsten werden auf die Idee kommen, damit Sparring zu betreiben.
    Aber es gibt im Internet massenweise Videos ("test cutting") die zeigen, was ein sauberer Treffer mit einem Langschwert anrichten kann. Ein Schlag, der ein Schweinebein bis zur Hälfte durchtrennt, kommt ganz bestimmt locker durch ein Handgelenk.

    Naja, die meisten sind schon aus der Zeit, als der Buchdruck nix super neues mehr war. Die alten Bücher sind aber auch so weit ich sie kenne, sehr bodenständig. Zu den scharfen Waffen: Die dabei praktizierten Schläge findest du aber fast nie im sparring, weil die einfach viel zu langsam sind. Mit solch ausladenden Schnitten bekommt man super Schnitte hin (wobei, schau dir mal dazu die Videos von Joerg Spraeve an), aber das wagt man eben nicht, wenn man selbst geköpft werden könnte.

    edit: Andererseits hätten wir ohne Talhoffer nicht all diese lustigen Bildchen. Hab grade das hier gefunden bei dem sie ihn aus der Grube zieht...
    Hans Talhoffer/Württemberg – Wiktenauer

    Einmal editiert, zuletzt von Faust (30. August 2016 um 16:56)

  • Gleichgeschlechtliche Liebe
    Es spricht für mich wenig bis nichts dagegen, dass diese in Aventurien gleichgestellt ist; das heißt aber nicht, dass sie deswegen häufiger sein muss, als auf der Erde. Schließlich sucht man sich seine Sexualität nicht aus.
    zum Thema gleichgeschlechtliche Ehe: Dass es die in Aventurien gibt ist völlig in Ordnung. Trotzdem sollte man dabei nicht vergessen, dass die mittelalterliche Ehe, gerade bei Reichen und Adligen, in erster Linie der Produktion von Erben diente, und dazu eignet sich eine gleichgeschlechtliche nun mal nicht. Ich fände es also inneraventurisch durchaus sinnvoll, wenn auch ein offen schwuler König eine Ehefrau hat.

    Homophobie und Sexismus werden in Aventuiren so ein bisschen immer dann benutzt, wenn sie benötigt werden. Das zwischen Travia und Rahja manchmal unfrieden entstehen kann scheint doch auch verständlich zu sein - Traviabund vs. Freie Liebe und so.
    Mit kam gerade die Idee, ob Travia sozusagen für das Fortbestehen der Menschen im Sinne einer Familie (also Kinder kriegen) steht und der Traviabund vor allem regelt, dass man seinen Partner und die eigenen Kinder gemeinsam versorgt. Je nach Auslegung des Traviabundes wären dann rahjagefällige Liebschaften außerhalb des Traviabundes kein Problem, solange man seine/n Partner/in und die Kinder nicht vernachlässigt.

    Gleichberechtigung
    Auch hier sehe ich kein wirkliches Problem. Was aber die körperliche und Rollengleichheit in Aventurien angeht, bin ich geteilter Meinung:
    Einerseits ist es, wie vielfach ausgeführt wurde, ziemlich unrealistisch und macht die Welt dadurch meiner Meinung nach etwas "unglaubwürdiger".
    Andererseits ist DSA ein Fantasy-Spiel. Dass es unrealistisch ist gehört quasi zum Konzept, und Spieler(inne)n Dinge zu ermöglichen, die im echten Leben einfach nicht gehen, ist schließlich genau das, worum es bei Fantasy-Rollenspielen geht.

    Wie gesagt gibt es in ein paar Kulturen auch mehr oder wenig ausgeprägten Sexismus in verschiedenen Formen.
    Man könnte jetzt mal eine statistische Erhebung über sämtliche SC und NSC machen ( @Windweber übernehmen sie) und da mal Beispielsweise das Verhältnis von KK und GE bei den Geschlechtern vergleichen. Hierraus könnte sich theoretisch ergeben, dass Frauen tendenziell ein bisschen Gewandter sind als die Männer in DSA.

    Konzeptionell sagt DSA schließlich nur, dass dem nicht so sein muss und jedes Geschlecht prinzipiell das gleiche körperliche Potential hat.
    Ob so ein tendenzielles Ungleichgewicht der Geschlechter aber aventurische Realität (imaginäre Realität?) ist oder nicht spielt in meinen Augen - also zumindest bei uns - keine Rolle. Es gibt halt in einem Fantasy-Setting viel spannendere Sachen, über die man sich den Kopf zermartern kann.

    Along the shore the cloud waves break,
    The twin suns sink behind the lake,
    The shadows lengthen
    In Carcosa.

    Einmal editiert, zuletzt von Sternenfaenger (1. März 2018 um 12:56)

  • Egal, wie es nun in den einzelnen Gruppen gehandhabt wird, aber mit dem bevorstehenden Druck der Abenteueranthologie Sinnestaumel & Begierde hält die Gleichberechtigung gleichgeschlechtlicher Liebe sogar erstmalig Einzug auf einem DSA-Cover. Dargestellt ist eine Szene auf dem Gay-Pride Fest der Freuden in Belhanka. Da feiert die Community 8o

    "In den Rachen der Drachen hexen die Echsen!"
    getreulich gehört auf den Hesinde-Disputen 1030 BF

    Einmal editiert, zuletzt von Zwerg Nase (28. Februar 2018 um 20:19)

  • ZwergNase - dein Post ist offensichtlich Limbusgänger, wie der zwischen Threads hüpft ist echt Hammer^^

    Ich hoffe ja, dass die ganze Aktion einschließlich des obigen Covers von irgendwelchen "besorgten Bürgern" aufgegriffen wird, die Angst um die Heterosexualität der armen Kinder haben und sich auf diesem Weg mal wieder blamieren können. Ich habe in Deutschland schon zu lange keine Politiker gehört, die über Rollenspiele herziehen.:lol2:

    Non serviam!

    Beherrscher des Kophtanischen Imperavi nach Zant...
    und lobet Thargunithread, die Herrin der Threadnekromantie!


  • Heterosexualität der armen Kinder

    Apropos. Meins kam rein geschneit, als ich mir das Bild angesehen habe und hat gefragt, was die da machen. "Die haben sich lieb und kuscheln." Diese Antwort war völlig logisch und nachvollziehbar. Die nächste Frage war dann was das oben in der linken Ecke sei, sieht ein bisschen aus, als ob das Bild abgeknickt wäre... ist das schon jemand aufgefallen?

    I ♡ Yakuban.

  • Vermutlich der Rand einer der violetten Flaggen, wie man sie auch weiter hinten sieht. Es scheint da ja das Farbthema rot und violett zu geben, wie es auch die Beiden im Vordergrund aufgreifen.

    Gaze no more in the bitter glass the demons, with their subtle guile,

    Lift up before us when they pass, or only gaze a little while;

    For there a fatal image grows that the stormy night receives,

    Roots half hidden under snows, broken boughs and blackened leaves.

    -- W. B.Yeats, The Two Trees

  • Mal zurück zum eigentlichen Thema:

    In den letzten dreizig Jahren hat sich die Einstellung zur Homosexualität ja wirklich massiv geändert. Das merkt man auch in Aventurien. Als man anfing Aventurien genauer zu beschreiben, war Homosexualiät etwas Besonderes und eigentlich nur auf Maraskan bekannt. Später kamen noch die Amazonen und die Elfen hinzu. Und von einigen NSCs (u.a. Amir Honak, Thesia von Ilmenstein, Nahema) war bekannt, dass sie schwul oder bisexuell sind. Aber das war es eigentlich schon.

    Später, so zu DSA3-Zeiten, änderte sich dies massiv, als einige Autoren in ihren Romanen verstärkt homosexuelle Charaktere auftauchen ließen, die nicht etwas Besonderes waren. Und so verloren die Maraskaner ihre Sonderstellung und Homosexualität wurde zu etwas normalen.

  • In den letzten dreizig Jahren hat sich die Einstellung zur Homosexualität ja wirklich massiv geändert. Das merkt man auch in Aventurien.

    Oh juppi! Dann muss ich endlich nicht mehr in meiner Freizeit in eine rückständige Welt abtauchen, sondern kann mich beruhigt innerhalb des vertrauten Zeitgeistes bewegen! Hoffentlich werden in Aventurien bald Smartphones erfunden, die vermisse ich jedesmal sehr.

    Entschuldigt die Ironie, ich will Dich v.a. nicht persönlich auf den Arm nehmen, Barbarossa Rotbart. Nur ist mir das Thema hier ein gewisses Anliegen: Ich mag gerade die Andersartigkeit von Phantasiewelten und finde es eher uninteressant, wenn dort zu offensichtlich aktuelle Strömungen eingebaut werden. Und wenn es noch pädagogisch wird, ist stimmungsmäßig bei mir Feierabend.

    Aber das steckt bei DSA von Anfang drin, "progressiv" sein wollen. Ich fand DSA immer trotzdem gut, nicht deswegen. Die satirischen Anflüge und modernen Anspielungen haben mir in meiner Anfangszeit (späte 80er/frühe 90er) sogar immer sehr gefallen. Aber ich kenne auch Leute, die mit DSA aufgehört haben, weil es ihnen zu brav bzw. politisch korrekt daher kommt.

    Speziell zum Thema: Ich bewege mich, glaube ich, nicht in einem extrem avantgardistischen Umfeld, trotzdem empfinde ich es als nichts Besonderes, auf Homosexuelle, ihren ganz normalen Alltag und auch ihre gesellschaftlichen Anliegen zu treffen. Auch kann man heutzutage, wenn man es darauf anlegt und einigermaßen tageslichttauglich ist, jedwede erdenkliche Ausschweifung haben, ohne dass irgendein Hahn danach kräht.

    Im 18. Jh. waren lesbische Vampire in der Literatur noch ein Aufreger und skandalös erotisch (Sheridan Le Fanu, Carmilla). Aber heute, wo soll man ein Rollenspiel ansiedeln, damit beim durchschnittlichen Mitteleuropäer ein Eindruck von "Verruchtheit" entsteht? In den 120 Tagen von Sodom des Marquis de Sade?

    Rollenspielerischer Reiz liegt für mich auch in Konfrontation mit abweichender, vielleicht gar bigotter Moral... daher gefallen mir z.B. patriarchalische Andergaster in meiner Gruppe ganz gut, wenn sie im Mittelreich "fremdeln" (oder umgekehrt).

    Viele Grüße,

    Yogsothoth

    "Work is the curse of the drinking class!" (Oscar Wilde)