Gleichgeschlechtliche Liebe & Gleichberechtigung in Aventurien

  • Vergleichst du das "irdische" gelernte Rollenbild und willst es auf eine Spielwelt pressen, welche mit einer gewissen Absicht dieses Rollenbild NICHT fördern will.

    Ändert nichts an der Tatsache, dass dieses aventurische Rollenbild etwas konstruiert wirkt.

    Und das irdische Rollenbild hat sich ja, in weiten Teilen, nicht aus Spaß an der Freud so entwickelt. Und das liegt nunmal an dem kleinen biologischen Unterschied, der bei der Fortplanzung relevant ist.

    Beispiel Soldatenberufe:
    Volk A hat nur männliche Soldaten, verliert einen Krieg, nur wenige kehren zurück nach Hause. DIe Frauen sind alle zuhause geblieben, haben überlebt. Die Population kann sich relativ gut mit der Zeit wieder erholen - zur Not (moralische Bedenken & co. mal außen vor gelassen) kann jeder Mann ja mehrere Frauen schwängern (wenn wir mal ganz nüchtern nur auf das Ziel "Volk muss wieder größer werden" schauen).
    Volk B hat eiune gemisc hte Armee, verliert einen Krieg, nur wenige kehren Heim. Sowohl Männer als auch Frauen tot. Aufgrund der geringeren Zahl an Frauen braucht Volk B länger, um sich zu erholen (weniger Geburten - eine Fraue kann zur gleichen Zeit nur einmal schwanger sein).
    Und Volk C hat nur Frauen als Krieger, verliert einen Krieg. Kaum noch Frauen da, kaum Nachwuchs, das Volk stirbt aus oder braucht ewig, um wieder zur früheren Stärke zu kommen.
    Es macht also Sinn, eher Männer als Frauen in den Krieg zu schicken.

    Beispiel Handwerker:
    Handwerk ist körperlich anstrengend. Je nach Handwerk ist für eine schwangere Frau irgendwann der Punkt gekommen, an dem sie den Job icht mehr machen kann. Die Näherin kann sicherlich kurz vor Ende der Schwangerschaft arbeiten, aber bei der Dachdeckerin sieht das schon anders aus. Im 7. oder 8. Monat auf dem Dach rumturnen stelle ich mir eher schwer vor. Das heißt für die Handwerkerin kommt es irgendwann zu einem Verdienstausfall, der mal mindestens ein paar Wochen, u.U. aber auch 2-3 Monate betragen kann. Und nach der Schwangerschaft bleibt die Pflege des Nachwuchs. Sicher, Windeln wechseln kann auch Papa oder die älteren Geschwister, aber in den ersten Monaten braucht der Säugling nun mal Mamas Brust - und hält sich dabei in den seltensten Fällen an irgendwelche terminlichen Vorgaben wie "Frühstück um 7, Mittag um 1 und Abendessen wieder um 7" - wenn das Kind HUnger hat will es Milch, hier und jetzt. Das heißt auch dann ist die Handwerkerin in ihrer Tätigkeit eingeschränkt, kann weniger bis gar nicht arbeiten... und das in einer Welt, in der es weder Elternzeit, Elternschutz noch Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gibt. Wer nicht arbeitet, verdient nichts und muss von seinem ersparten leben. Wie übersteht denn Frau Dachdeckerin die 3 Monate (willkürliches Beispiel), die sie aufgrund ihrer Schwangerschaft nicht arbeiten kann, ohne Gehalt? Von ihrem Ersparten? Das bekommt vielleicht jede 100. hin. Und die anderen 99? Und in der Folgezeit von 3-4 weiteren Monaten, in der sie - weil sie stillen muss (so sehr sie es sich vielleicht wünschen mag, Papas Brüste geben nunmal keine Milch) - nicht voll arbeiten kann und weniger als sonst verdient?

    Auch hier ist es also, ganz ohne "chauvinismus" oder ähnliches erklärbar, warum bestimmte Berufe in einer mittelalterlich geprägten Welt überwiegend (oder ausschließlich) von Männern ausgefüllt werden. Auf dem Papier bzw. in einer modernen Gesellschaft wie wir sie hier im Europa des 21. Jhd. haben, mag das ganze ganz gut aussehen, aber sobald man mit Gedankengängen wie z.B. den von mir genannten beginnt hgakt es hier und da etwas (oder auch etwas mehr).

  • Nur die Absenz von Gleichberechtigung ist nun mal per definitionem Sexismus

    Gleichberechtigung ist nicht Gleichheit. Wenn Männer und Frauen gleichberechtigt sind, muss das bei hypothetischen 50:50 in der Bevölkerung nicht zu 50:50 in allen Berufen führen. Es kann, aber es muss nicht.

    aber wir sind im 21. Jh

    Aventurier nicht. Siehe oben.

    Hat-Tschep-Sut war eine Pharaonin

    Genau. Eine einzige. Und es mag sein, dass es einige Gerüchte über Liebhaberinnen gibt - es gibt viele Gerüchte über Liebschaften mit Männern, und die sind relativ gut begründet. Das beste Argument steht im Tal der Könige.

    Non serviam!

    Beherrscher des Kophtanischen Imperavi nach Zant...
    und lobet Thargunithread, die Herrin der Threadnekromantie!


    Einmal editiert, zuletzt von the_BlackEyeOwl (13. Mai 2016 um 11:43)

  • Ich spüre doch, dass dieser Thread wieder Wogen schlagen wird :D Und ich finds gut, ist nämlich ein sehr interessantes Thema.

    Gewisse biologische Unterschiede sind einfach nicht zu verleugnen. Wie Turajin und andere geschrieben haben. Frauen müssen nicht den Nachteil "übellaunig" einmal im Monat bekommen und nicht jede Frau erlebt das gleich (hab ich im Biologie-Unterricht gelernt 8-) ). Aber ich glaube zu wissen, dass das für Frauen im Mittelalter ohne Ibuprofen und günstiges Schoko-Eis bestimmt noch unangenehmer als heute war. Viel mehr als ein paar halbseidene Mittelchen und Birkenrinde gabs ja nicht. Da haben Männer halt einfach den Vorteil, dass sie das nicht erleben müssen, die Natur ist halt einfach unfair.
    Ich kann mir einige Gruppen vorstellen, die diese Ungleichheit (wie sie nunmal zwischen allen Dingen existiert die sich in ihrer Natur unterscheiden) in Regeln (höhö) ausdrücken wollen. Wieso nicht? Ist doch nur ein Pluspunkt auf Realitätsnähe. Wenn man das will ist das ja gar kein Problem.

    Zudem kann ich mir denken, dass Homosexualität vielleicht etwas kritisch beäugt wird, besonders in P/Matriachalischen Herrschaftsgebieten. Schließlich entsteht aus sowas kein Kind und eine Familie hat doch Mutter,Vater, Kind zu sein! (Zitat rückständige irdische Menschen). Dass dieses klassische, weil weit verbreitete Familienbild auch in Aventurien gilt, davon gehe ich aus. Aber ich glaube nicht, dass homosexuelle gezielt diskriminiert werden, jedenfalls nicht öffentlich. Man nimmt das halt so hin, tuschelt beim sonntäglichen Umtrunk darüber und hofft, dass die eigenen Kinder den stolzen Familiennamen in Form von eigenen Kindern weitertragen.

    - Es ist an der Zeit -

  • Schließlich entsteht aus sowas kein Kind und eine Familie hat doch Mutter,Vater, Kind zu sein! (Zitat rückständige irdische Menschen).

    Ist nur problematisch, wenn die Gesellschaft Monogamie vorsieht. Heute hat man die Möglichkeit, durch künstliche Befruchtung und Leihmütter sich trotzdem weiter fortzupflanzen. Stehen solche alternativen nicht offen, muss Frau oder Mann halt mal in den sauren Apfel beißen und für Nachwuchs sorgen. Sonst werden halt keine Gene weiter gegeben. Ziemlich genau diese Problematik wird ja auch in GoT thematisiert.

    Along the shore the cloud waves break,
    The twin suns sink behind the lake,
    The shadows lengthen
    In Carcosa.

  • Bitte nicht spoilern! Ich habe erst vor einiger Zeit angefangen

    Du hast erst vor einiger Zeit angefangen, deine Gene weiterzugeben? ;)

    So jetzt mal Spaß beiseite, die Diskussion nervt mich eigentlich schon wieder, auch wenn mich niemand zwingt, diesen Fred zu lesen.
    Da wird wild zwischen Gleichberechtigung, Sexismus, Sodomie (zumindest war das in einem alten Thread so) und Homosexualität herum argumentiert, als wenn alles das Gleiche wäre und dazu kommen noch super kreative Beiträge, in denen irdische Historie mit den kulturellen Gegebenheiten einer FANTASYWELT verglichen werden. Ich warte nur noch auf Aussagen wie: "Der Moha schnackselt einfach gerne und deshalb sind die so kinderreich" und dann laufe ich schreiend davon.

    In Aventurien mag Homosexualität vielleicht nicht überall an der Tagesordnung sein, aber es wurden bereits genügend Beispiele aus der Spielwelt gebracht, in denen diese Spielart absolut akzeptiert wird. Auch die Gleichberechtigung zwischen den Gendern funktioniert in Aventurien: der Thorwalerhüne passt auf die Kinder auf, während seine Frau auf Kaperfahrt geht und beim nächsten Raubzug (evtl. ist die biologische Frau sogar gerade schwanger) darf er wieder über die Meere segeln. So ist das offizielle Setting. Punkt.

    Natürlich steht es jeder Gruppe frei im eigenen Aventurien mit eigenen Gegebenheiten zu spielen.

    Und aus dem Chaos sprach eine Stimme: ´Lächle und sei froh, denn es könnte alles viel schlimmer kommen.` Also lächelte ich, war froh und es kam schlimmer...

    Im Balash gibt es auf alle Waren 19% Mherwed-Steuer

  • Zitat

    und dazu kommen noch super kreative Beiträge, in denen irdische Historie mit den kulturellen Gegebenheiten einer FANTASYWELT verglichen werden.

    Dir ist aber schon klar das sehr viele Fantasywelten - und Aventurien um so mehr - auf historischen Begebenheiten basieren? Bei jedem zweiten Thema zu irgendwelchen Waffen wird hier der Vergleich mit irdischen Waffen gezogen.

    Zitat

    Ich warte nur noch auf Aussagen wie: "Der Moha schnackselt einfach gerne und deshalb sind die so kinderreich" und dann laufe ich schreiend davon.

    Weil das nicht politisch korrekt wäre? ;)

    Zitat

    In Aventurien mag Homosexualität vielleicht nicht überall an der Tagesordnung sein, aber es wurden bereits genügend Beispiele aus der Spielwelt gebracht, in denen diese Spielart absolut akzeptiert wird.

    Naja, wie viele offiziell verheiratete homosexuelle Paare gibt es denn in Aventurien? Mir ist bisher keines untergekommen, habe aber auch nicht darauf geachtet. Für mich würde das auch nicht in die Spielwelt passen.

    Zitat

    Auch die Gleichberechtigung zwischen den Gendern funktioniert in Aventurien: der Thorwalerhüne passt auf die Kinder auf, während seine Frau auf Kaperfahrt geht und beim nächsten Raubzug (evtl. ist die biologische Frau sogar gerade schwanger) darf er wieder über die Meere segeln. So ist das offizielle Setting. Punkt.

    Logisch gesehen kann es nicht funktionieren wie Turajin weiter oben aufgeführt hat. Das die offizielle Setzung so ist hat ja niemand bestritten, tatsächlich war mein ursprünglicher Einwand das ich von dieser Setzung in all ihren Ausformungen nicht viel halte, zusammen mit der Vermutung das die meisten Spieler/-innen aber sowieso ein klassischeres Rollenbild in ihrer Spielwelt anwenden als es der Hintergrund vorgibt.

    Die Diskussion dreht sich also nicht darum wie das offizielle Setting ist, sondern eher darum ob dieses sinnvoll ist oder nicht und ob es Sexistisch (?) ist dieses Setting nicht zu mögen.

  • Ich warte nur noch auf Aussagen wie: "Der Moha schnackselt einfach gerne und deshalb sind die so kinderreich" und dann laufe ich schreiend davon.

    Och, mein Moha hat damals am 1. Rahja in Gareth ordentlich was mitgemacht ^^ War aber auch ne heiße Sause.

    Mein Senf dazu: Hat irgendwer mal an Rahja gedacht? Grade ihr Aspekt in der Zwölfgötterwelt Aventurien schreit doch gradezu danach, dass, solange es einvernehmlich ist, jeder sexuelle Kontakt erlaubt ist. Da können die Travia-Kirche und die restliche Bevölkerung gerne herumstänkern wie sie wollen: Rahja hält ihre Hand darüber, denn schließlich kann auch bei homosexueller Liebe hohe Lust und Rausch genossen werden.
    Aventurien ist eben nicht das irdische Mittelalter. Es ist daran angelehnt, ja, aber es ist es nicht. Wer eine Welt voller Sexismus und Diskriminierung spielen will, kann das gerne tun, aber alleine durch die hehren Prinzipien, die von den Priestern gepredigt werden und die praktisch überall zu finden sind, unterscheidet es sich schon.

    Und zu den Attribut-Boni: Für so etwas ist das Baukastensystem von DSA5 ausgezeichnet. Ich will eine starke Ritterin spielen? There we go, bitteschön. Ich will meine Ritterin doch eher an das biologische Vorbild anpassen und etwas schwächer sein? Bitte, keiner hält dich auf. So etwas fördert sogar nur das Rollenspiel und trägt damit zum Spaß bei, einfach weil sich so Hindernisse bieten, die überwunden werden müssen.
    Ich kann verstehen, dass viele Frauen in einem Rollenspiel, das Spaß (!) bringen soll, nicht ständig auf ihre physiologischen Einschränkungen hingewiesen werden wollen. Genauso gut kann ich allerdings verstehen, dass jemand den simulatorischen Aspekt hochhält und auf hardcore-gaming geht.
    Im Aventurischen Hintergrund allerdings ist Homosexualität und Sexismus nicht wirklich das Problem. Das Spiel soll Spaß machen. Ob ich das jetzt habe indem ich alles wie irdische simuliere oder ein paar Dinge außer acht lasse, um nicht ständig von Kleinigkeiten genervt zu werden, sollte dabei jedem selbst überlassen werden.
    Ich zähle mich auch zu den eher simulatorischen Spielern/Meistern, habe aber noch nie eine Periode in meinen Runden ausgespielt, schon alleine weil die Typen dann blöde Witze machen.
    Schwangerschaften hingegen werden voll ausgespielt :D und wenn ein Kerl zu viel schäckert, dann findet er halt bald in einem Dorf ein Kind, was ihm erstaunlich ähnlich sieht... ^^

    "Das schlimmste Monster in Aventurien? Nennt sich Meister. Sitzt vor dir am Tisch."

  • [...] Ich kann verstehen, dass viele Frauen in einem Rollenspiel, das Spaß (!) bringen soll, nicht ständig auf ihre physiologischen Einschränkungen hingewiesen werden wollen. [...]

    Danke. Genau so ist es nämlich. Ich WILL für meine Heldinnen keine biologischen Einschränkungen. Die hab ich im echten Leben ja schon.

    Genauso wenig wie andere Spieler, männlich wie weiblich, sich für ihre Held_innen gewöhnliche irdische (ist ja ans Irdische angelehnt, nech...?) Leiden wie Blinddarmentzündung, eingewachsene Fußnägel, Allergien oder auch nur Karies (Karies war ein gravierendes Problem im Mittelalter. Gesteht! Wessen Held_in hat kariöse Zähne??) wünschen würden.

    Stell dir vor, es ist Klimawandel, und keiner tut was - dann kommt der Klimawandel zu dir.

  • Gab es nicht mal auch einen Baron dessen Lustknabe alleinerbe wurde?

    In Schatten über Riva für den PC gab es auch einen homosexuellen Npc der glaub sogar Frauenkleider trägt. War glaub nen Koch in ner Feste in der Stadt.

    Denke auch das genug Rahjageweihte die Lust auch bei dem gleichen Geschlecht zum kochen bringen können und wollen.


    Zum Thema Periode und Mittelschmerz und gab noch keine Ibuprofen (die in dem fall eh ungünstig sind sondern eher andere wirkstoffe gezielter wirken und lrampflösend). Zudem gibts genug pflanzen die helfen

    Einmal editiert, zuletzt von chilledkroete (13. Mai 2016 um 23:50)

  • Ibuprofen war jetzt einfach ins Blaue hinein geraten, der erste Wirkstoff der mir in den Sinn kam :D Dass da vielleicht auch Aspirin, Crack oder Gummibärchen funktionieren hängt wohl vom Individuum ab. Aber trotzdem dürfte es für alchemistisch gänzlich unbedarfte Frauen schon schwierig werden, solche Mittel auf Reisen aufzutreiben. Klar, die Mama hat zuhause einige Tipps weitergegeben, aber die werden weit entfernt, mit wenig Ruhe und unter viel Stress wenig hilfreich sein.

    - Es ist an der Zeit -

  • Danke. Genau so ist es nämlich. Ich WILL für meine Heldinnen keine biologischen Einschränkungen. Die hab ich im echten Leben ja schon.
    Genauso wenig wie andere Spieler, männlich wie weiblich, sich für ihre Held_innen gewöhnliche irdische (ist ja ans Irdische angelehnt, nech...?) Leiden wie Blinddarmentzündung, eingewachsene Fußnägel, Allergien oder auch nur Karies (Karies war ein gravierendes Problem im Mittelalter. Gesteht! Wessen Held_in hat kariöse Zähne??) wünschen würden.

    Wir haben zu Beginn unserer DSA-Zeit, noch im Medizinstudium - halb im Spaß - in Aventurien die Karies dank der heilkräftigen Luft mit unrealistisch hoher täglicher LE-Regeneration für ausgerottet erklärt.

    Ibuprofen war jetzt einfach ins Blaue hinein geraten, der erste Wirkstoff der mir in den Sinn kam :D Dass da vielleicht auch Aspirin, Crack oder Gummibärchen funktionieren hängt wohl vom Individuum ab. Aber trotzdem dürfte es für alchemistisch gänzlich unbedarfte Frauen schon schwierig werden, solche Mittel auf Reisen aufzutreiben. Klar, die Mama hat zuhause einige Tipps weitergegeben, aber die werden weit entfernt, mit wenig Ruhe und unter viel Stress wenig hilfreich sein.

    Aventurien hat viele Heilkräuter, interessanterweise aber keines gegen "Frauenleiden", zumindest fällt mir spontan keines ein, welches explizit dank schmerzlindernder und entkrampfender Wirkung dafür empfohlen wird.


    Logisch gesehen kann es nicht funktionieren wie Turajin weiter oben aufgeführt hat. Das die offizielle Setzung so ist hat ja niemand bestritten, tatsächlich war mein ursprünglicher Einwand das ich von dieser Setzung in all ihren Ausformungen nicht viel halte, zusammen mit der Vermutung das die meisten Spieler/-innen aber sowieso ein klassischeres Rollenbild in ihrer Spielwelt anwenden als es der Hintergrund vorgibt.
    Die Diskussion dreht sich also nicht darum wie das offizielle Setting ist, sondern eher darum ob dieses sinnvoll ist oder nicht und ob es Sexistisch (?) ist dieses Setting nicht zu mögen.

    Wir akzeptieren das Setting komplett - wollte ich voll Überzeugung antworten. Bei näherer Betrachtung sehe ich aber doch Unterschiede zwischen unserem Aventurien und dem offiziellen: SCs und wichtige NSCs sind settingkonform, mehr oder weniger gesichtslose Nebenfiguren aber oftmals eher am irdischen Vorbild ausgerichtet. Wegelagerer sind in meiner Erinnerung bei uns z.B. überwiegend männlich. Ich glaube nicht, dass das eine bewusste Entscheidung des jeweiligen Meisters ist - zumindest bei mir ist es nicht der Fall - sondern dass das unbewusst geschieht. Umgekehrt taucht aber bei uns durchaus unterwegs in Kaffhausen eine Dorfschmiedin auf, die Aufträge der SCs erledigt. In Ars Magica, das in einem fantastischen, aber irdischen Mittelalter spielt, ließe ich wahrscheinlich als Meister nur männliche Schmiede auftauchen, da Schmiedinnen im dortigen Setting gar nicht passen würden oder die rare Ausnahme wären.

    Zur Sinnhaftigkeit des DSA-Settings: bei einzelnen (N)SCs, v.a. aus der Heldenkategorie, empfinde ich keinen Konflikt mit meinem irdischen Wissen und meinen irdischen Erwartungen, zumindest keinen, der so relevant ist, dass er das Spielgefühl beeinträchtigt. Rohaja kämpft vor Wehrheim in vorderster Front? Hat mich nicht gestört, zumindest nicht der Aspekt ihres Geschlechts; ob der Herrscher unbedingt dort in einer Schlacht stehen sollte ist ein anderes Thema. @Turajin hat ausgeführt, warum manches am Setting unrealistisch ist, diese Punkte haben bei unserem Spielerlebnis aber praktisch keine Relevanz, sodass sie mich nicht wirklich stören. Das ist für mich ähnlich, wie "Fehler" im Setting, wenn man Wirtschaftssimulation in Aventurien betreiben will, oder dass es "realistischerweise" in Aventurien wohl mehr (offene oder getarnte) Magokratien, andererseits aber vielleicht keine Orks mehr geben müsste usw. Da wir in unseren Abenteuern solche Elemente nicht bespielen, stören mich eventuell existierende Logikbrüche in der Spielwelt nicht, ich erwarte diesbezüglich keine Perfektion von meinem "Spielgerät" DSA.

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

    5 Mal editiert, zuletzt von Eisvogel (14. Mai 2016 um 08:35)

  • Aber in dsa3 konnte man noch den Beruf der Hebamme wählen und bekam nen bonus auf heilkunde bei frauenheilkunde.

    Ubd das es speziell keine aufgeführten Frauenkrankheiten gibt wundert mich kaum gibt auch nen pilzzüchter und nur ein paar sorten Pilze überhaupt.

  • Yersinia hat mir jetzt doch glatt schon einen meiner Lieblinge gemopst...gute Zähne für jeden, wegens der Ästhetik ;) .

    Es ist zwar ein Thema, wo es in mir Alle Jahre singt, aber...ach.

    Aventurien ist eine mittelalterliche Welt - zumindest in Teilen - aber es ist keine Welt im Mittelalter. Genau betrachtet geht die Kulturbreite von der Jungsteinzeit (diverse Barbarenvölker), über Antike Kulturen (Zyklopeninseln, Al'Anfa) bis in die Renaissance (Liebliches Feld). Das allein macht 1:1 Übertragungen natürlich schwierig. Die wichtigsten Unterschiede zum Mittelalter sind aber andere Dinge:

    • Das Fehlen der abrahamitischen Religionen, mit Ausnahme der Novadis, die dann sogar gleich patriachalisch sind. Bevor die Briten u.a. der Welt ihren Stempel aufgedrückt haben, war man z.B. in China Homosexualität recht schulterzuckend gegenüber. Dazu eben, wie schon erwähnt die sichtbare Aktivität der örtlichen Götter, wo mit Rondra und Rahja zwei Göttinnen da sind, die eine sehr starke Veränderung der Einstellung zu diesen Themen prägen dürften - der "ultimative Kämpfer" ist weiblich, eine Göttin sagt: Liebe ist vielfältig. So etwas wird eine Gesellschaft prägen.
    • Die gute aventurische Luft, auf die Eisvogel auch schon verwies. Die Kindersterblichkeit ist gering, die Menschen werden vergleichsweise alt, es gibt kaum Krankheiten. Seuchen in Aventurien lassen sich eigentlich immer auf Götterzorn, Dämonenwirken oder magische Fiesewichte aka Heldenfutter zurück führen (wüsste jedenfalls jetzt keine Ausnahmen). Dass solche Dinge enorme Auswirkungen auf eine Gesellschaft hat, kann man an unserer eigenen Gesellschaft sehen. Die gute Luft scheint auch den Frauen sehr zugute zu kommen. Wenige Beschwerden* (ein Traum), die Geburt dürfte recht schnell verkraftet und auch weniger tödlich sein (wie viele SP kann denn so was schon machen? Wie viele Wunden? Steckste doch weg und die meisten Aventurier sind Bauern, die haben eh eine höhere KO - diese Mechanik, die SC dazu befähigt sich flux zwischen zwei Abenteuern zu regenerieren, greift natürlich auch für NSC).
    • Keine Evolution in Aventurien. Jedwede biologistischen und evolutionsbiologischen Ansätze kann man nur sehr bedingt auf Aventurien anwenden. Irgendwelche Urgiganten haben irgendwann mal die ersten Menschen, Elfen, Zwerge geschaffen und die sind von Anfang an so, wie sie eben sind. Die reine Frauenarmee, die Tura anspricht, wäre in unserer Welt sicherlich...ungünstig für die Population, aber in Aventurien? Tsawunder: Alle verbliebenen Frauen kriegen ein Jahr später Drillinge, im Jahr darauf noch mal. Problem gelöst, Population stirbt nicht aus. Das ist jetzt natürlich völlig überspitzt und soll lediglich zeigen, dass in Aventurien "geschummelt" werden kann und man eben Regeln, die in unserer Welt vollkommen logisch sind, recht leicht außer Kraft setzen kann.

    Aus den aventurischen Bedingungen heraus gibt es also durchaus Probleme, wenn man unser Mittelalter da als Grundlage nehmen möchte. Wie immer gilt natürlich: Jeder so, wie er das gerne in seinem Aventurien hätte. Aber zu sagen, dass das offizielle Aventurien unlogisch ist, weil es nicht wie Mittelalter ist, ist eben aufgrund der Tatsache, dass dort völlig andere Bedingungen als in unserem Mittelalter herrschen, da würde ich nicht mitgehen.

    Gab es nicht mal auch einen Baron dessen Lustknabe alleinerbe wurde?

    Da das auf meine Lieblingskampagne anspielt: Das war kein Lustknabe, das war/ist ein Ritter (rücke den Mann meines Praioten hier nur unter Protest ins Präteritum...offizielles Aventurien, pfff :P ). Aber ja, gab es und das war nicht nur ein Baron, sondern Cronfeldherr von Darpatien. Aber ja, gibt es in Aventurien.

    @Tura: Gibt es in deinem Aventurien aus dieser Logik heraus eigentlich keine Amazonen? Solche Dinge interessieren mich ja dann immer. Offizielles Aventurien kenne ich, aber wie das in Turaturien aussieht? :)

    *Bestes Mittel immer noch die Wärmflasche, dafür braucht es keine Alchemie ;)

    Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.

    - Immanuel Kant

  • Wir brauchen nicht reden das Aventurien keine Mittelaltersimulation ist. Will ja auch keiner, ich brauche nicht ständig verhungernde Menschen, abgearbeitete Bauern, sterbende Kinder vor Augen zu haben (wobei das Mittelalter hier nicht so schlecht gewesen sein mag wie es heute gerne gemacht wird).

    Aber: Die von dir angesprochenen Punkte sind überwiegend Rollenspiel Regeln. Ja, SC´s verheilen Wunden und regenerieren LP´s viel schneller als das "natürlich" wäre und im Regelwerk wird deshalb mit einem Augenzwinkern auf die heilsame Luft hingewiesen. Das ist aber nur so damit die Spieler ohne größere Pause von Abenteuer zu Abenteuer ziehen können und nicht weil das Hintergrundtechnisch auf irgendeine Weise sinnvoll wäre. Diese Vermischung von Fluff und Regeln mag manchmal nicht vermeidbar oder auch sinnvoll sein, aber nicht immer. Sonst sind wir irgendwann an dem Punkt das die Spielfiguren über ein gegen die Brust gehaltenes Schwert nur müde lächeln weil das ihre LeP ja locker wegstecken (oh, und ein Wuchtschlag geht so auch nicht). Oder das man die Bitte von Bauern gegen die Hexe die ihre Ernte vernichtet mit einem abwinken beiseite tut: Sehen doch alle wohl genährt aus, sollen sie halt um ein Tsawunder bitten oder im Wald ein paar Nüsse sammeln. Als Held kommt man so schließlich auch über die Runden wenn es mal eng wird. Und wenn der Hunger kommt kann man als Spieler zur Not zur Chipstüte greifen.


    Zitat

    Die reine Frauenarmee, die Tura anspricht, wäre in unserer Welt sicherlich...ungünstig für die Population, aber in Aventurien?

    Gegen die Frauenarmee sprechen ganz viele Dinge. Und die Amazonen sind einfach die Ausnahme weil sie halt cool sind (oder die Entwickler das damals cool fanden).

    Einmal editiert, zuletzt von Goltron (14. Mai 2016 um 12:19)

  • Gibt es nicht noch die Ferdoker Lanzerinnen? Aber ja, am Ende dürfte es mehr reine Männertrupps als Frauentruppen geben und die Mischtruppen die Normalität.

  • Hat-Tschep-Sut war eine Pharaonin und soweit ich weiß hatte sie mehrere Ehefrauen.

    Interessant, wusste ich noch nicht. Gibt es dazu aussagekräftige Quellen?

    Goltron schrieb:

    Dir ist aber schon klar das sehr viele Fantasywelten - und Aventurien um so mehr - auf historischen Begebenheiten basieren?

    Nicht sehr viele, sondern ALLE. Denn letztlich sind Fantasiewelten IMMER Ableitungen von menschlich vorstellbaren Gesellschaften. Das heißt aber nicht, dass sie alle Aspekte der menschlichen Historie teilen müssen. Was berücksichtigt werden muss, sind zwei ganz entscheidende Faktoren, die in ihrer gesellschaftserschütternden Sprengkraft einen Vergleich mit irdischen Begebenheiten absurd erscheinen lassen:

    1. Magie existiert und wird angewendet.
    2. Die Existenz von Göttern ist bewiesen und ihre Mächte/Günste können genutzt werden.

    Allein durch die bewiesene Existenz des Übernatürlichen verlaufen viele historische Entwicklungen anders als auf Erden. Was auf Erden unter "Glauben" fällt, fällt in Aventurien unter "Wissen".
    Aventurien ist darüber hinaus aber auch eine rappelvolle Pralinenschachtel, mit unnatürlichen Klimazonen, unmöglichen Gebirgen und geopolitischem Chaos, sowie bewusst übernatürlichen Reise- und Verbreitungseinschränkungen (Efferdwall, Ehernes Schwert usw.) Auf einer Fläche, die halb so groß ist wie Europa, stehen einige Kulturen in der Steinzeit, während andere ungefähr auf dem Entwicklungsstand zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges sind, also frühes 17. Jahrhundert. An irdischen Maßstäben gemessen haben wir es mit einer zeitlichen Bandbreite von über 10.000 Jahren zu tun!
    Dass man hier überhaupt irdisch-historische Maßstäbe anlegen möchte ist also zunächst mal völlig absurd und wenn man es schon macht, dann sollte bitte alles kritisiert werden und nicht nur Themen wie Gleichberechtigung und Nicht-Heterosexualität. Denn wer alles andere akzeptiert, aber diese Themen nicht, der muss sich die Frage gefallen lassen, warum gerade diese aventurischen Tatsachen für ihn oder sie so verwerflich erscheinen?

    Denn dass es sich um Tatsachen handelt, ist schlecht zu leugnen. Über die Jahre hatte wohl fast jedes aventurische Reich eine weibliche Herrscherin, sei es das Horasreich mit Amene, das Mittelreich mit Emer und Rohaja, Albernia mit Invher, Nostria mit Yolande, Weiden mit Walpurga, Aranien mit u.a. Eleonora, Kemi mit Ela, Thorwal mit Jurga, Bornland mit Tjeika, Thesia und Nadjescha usw. usf. Die Gleichberechtigung ist so fest verankert in der DSA-Geschichte, dass es geradezu absurd ist, hier plötzlich ein patriarchales Fass aufzumachen.

    Seit Ewigkeiten bekommen wir Archetypen und Professionen in den Regelwerken abwechselnd männlich und weiblich präsentiert, so dass aufmerksame Spielleitungen gar nicht auf die Idee kämen, den "typischen Straßenräuber, Piraten und Wegelagerer" generisch männlich auftreten zu lassen.
    Wer es dennoch tut, der ruft letztlich nur die eigenen irdisch-anerzogenen Vorstellungen von generischer Maskulinität und Heteronormativität ab und möchte sie ins Spiel übertragen. Ob bewusst oder unbewusst spielt erstmal keine Rolle; es ist ja niemandem vorzuwerfen, so zu handeln. Denn in der eigenen Runde darf das gern jede(r) nach Belieben handhaben. Im Kanon der Spielwelt haben Patriarchat und Heteronormativität aber nichts verloren, sofern sie nicht (aus Gründen der Konfliktschaffung) einem bestimmten Setting explizit zugeordnet werden. Die Amazonen, Ferdoker Lanzenreiterinnen, Schmiedinnen, weiblichen Fähnriche und Leutnants, die Piratinnen und Herrscherinnen gehören von Anfang an zu DSA, sie sind nicht im Rahmen einer nachträglichen political correctness eingesetzt worden.


    Goltron schrieb:

    Gegen die Frauenarmee sprechen ganz viele Dinge. Und die Amazonen sind einfach die Ausnahme weil sie halt cool sind (oder die Entwickler das damals cool fanden).

    Entschuldige, aber das ist Blödsinn. Da spricht nichts, aber auch gar nichts dagegen, weil einerseits in der aventurischen Realität die irdische "körperliche Unterlegenheit" und die historisch gewachsenen patriarchalen Strukturen schlichtweg nicht vorkommen. Und Amazonen mögen zwar "cool" sein, (was wohl auch der Grund ist, wieso dieses fiktive antike Volk überhaupt erst in den fiebrigen Gehirnwindungen notgeiler Männerhirne entstanden ist) aber die archäologischen Funde, wonach Frauen über Jahrtausende hinweg auch Kämpferinnen, Gladiatorinnen und Kriegerinnen waren, von Mesopotamien über die germanischen Urwälder bis ins ferne Japan, sind mehr als eindeutig.
    Ja, es gab auf Erden niemals ein historisches 50/50-Verhältnis zwischen Männer und Frauen in "Männer- und Frauenberufen".
    Aber DASS es weibliche Kriegerinnen gab und das TROTZ der irdischen Einschränkungen durch patriarchale Gesellschaften und "biologische Einschränkungen" ist Indiz genug, dass es in Aventurien, mit der historisch stets vorhandenen Gleichberechtigung und mit dem Wegfall jeglicher geschlechterbezogener Nachteile UMSO MEHR von ihnen geben MUSS. Gerade das spricht für die von dir so polemisierte Frauenarmee. ;)


    Wisst ihr, was ebenfalls interessant ist? Dass die normalerweise als so sexistisch verschriene Gamingszene noch nie ein Problem mit der strikten 50/50-Verteilung bei Rollenspielen wie beispielsweise Skyrim hatte. Da gibt es genausoviele männliche wie weibliche Wachen/Soldaten; die Herrscher sind 50/50 aufgeteilt, ebenso die Tavernenwirte, Götterdiener, Krieger/Abenteurer usw. Es gibt Schmiedinnen, Magierinnen, Zimmerfrauen, Leibwächterinnen, gleichgeschlechtliche Beziehungen, Ehen und Adoptionsrecht für letztere. Von den verschiedenen Spezies und Rassen, die sich dort tummeln und gemeinsam leben, ganz zu schweigen.

    Wenn man Leute im Nachhinein fragt, wie ein Spiel wie Skyrim auf sie wirkte, dann erzählen die meisten in der Retrospektive von Drachen, Met und Streitäxten in einem nordisch-rauen Bürgerkriegssetting in den Bergen. Der Bürgerkrieg ist sogar offen imperialistisch-autoritär (Kaiserreich) auf der einen und nationalistisch-rassistisch auf der anderen Seite (Sturmmäntel) motiviert. Die Sturmmäntel möchten die anderen Kulturen aus dem Land schmeißen, haben aber trotzdem nichts dagegen, wenn ich ihnen als lesbische Dunkelelfin dabei helfe. Es ist ein finsteres, böses, intrigantes, gewalttägiges Setting. Das ist es, was man in Erinnerung behält.
    Die meisten Spieler haben aber nicht einmal bemerkt, dass das Game von oben bis unten gender neutral und gay friendly ist. Es hat dem Setting nichts, aber auch gar nichts von seiner rauen, kalten und harten Atmosphäre als düstere Fantasy geraubt. Das gleiche lässt sich für Dragon Age und andere entsprechende Settings sagen. Was sagt uns das? Dass ein Setting oder eine Geschichte nicht schlechter oder weniger atmosphärisch wirkt, wenn wir keine irdischen Maßstäbe an sie anlegen. Meist ist sogar das Gegenteil richtig.

    Interessant, dass ausgerechnet ein zweiunddreißig Jahre altes Fantasysetting einigen (patriarchalisch geprägten, männlichen, weißen, mitteleuropäischen) Rezipienten plötzlich zu "modern/progressiv" vorkommt, wobei es den genannten Games um Jahrzehnte voraus war. ;)

    - nicht mehr im Forum aktiv -

    4 Mal editiert, zuletzt von Thorus84 (14. Mai 2016 um 17:30)

  • @Thorus84: Danke für diesen schönen und (für mich auch fachlich) interessanten Beitrag! :)

    Und aus dem Chaos sprach eine Stimme: ´Lächle und sei froh, denn es könnte alles viel schlimmer kommen.` Also lächelte ich, war froh und es kam schlimmer...

    Im Balash gibt es auf alle Waren 19% Mherwed-Steuer

  • Zitat

    1. Magie existiert und wird angewendet.
    2. Die Existenz von Göttern ist bewiesen und ihre Mächte/Günste können genutzt werden.


    Allein durch die bewiesene Existenz des Übernatürlichen verlaufen viele historische Entwicklungen anders als auf Erden. Was auf Erden unter "Glauben" fällt, fällt in Aventurien unter "Wissen".

    Da würde ich dir grundsätzlich zustimmen, allerdings sollte man nicht außer acht lassen das für unsere Vorfahren Gott oder Götter ebenfalls real, existent waren. Und das auch in einem anderen Ausmaß als für gläubige heute lebende Menschen. Die Götter greifen auch in Aventurien nicht ständig in das Leben der Menschen ein. Der normale Einwohner hat nicht ständig Kontakt mit Magie, und wenn doch mag der Eindruck auf ihn nicht viel anders sein als es manche technische Neuerung in unserer Vergangenheit war. Magie und Technologie sind sich letztlich nicht so verschieden: Beides sind letztlich Werkzeuge mit denen man sonst unglaubliche Dinge vollbringen kann.


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    Aventurien ist darüber hinaus aber auch eine rappelvolle Pralinenschachtel, mit unnatürlichen Klimazonen, unmöglichen Gebirgen und geopolitischem Chaos, sowie bewusst übernatürlichen Reise- und Verbreitungseinschränkungen (Efferdwall, Ehernes Schwert usw.) Auf einer Fläche, die halb so groß ist wie Europa, stehen einige Kulturen in der Steinzeit, während andere ungefähr auf dem Entwicklungsstand zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges sind, also frühes 17. Jahrhundert. An irdischen Maßstäben gemessen haben wir es mit einer zeitlichen Bandbreite von über 10.000 Jahren zu tun!


    Welches aventurische Volk steht denn bitte auf dem Stand der Steinzeit? Ich denke wir haben hier eher eine Bandbreite der klassischen Antike bis zum späten Mittelalter, also etwa 2000 Jahre. Das macht natürlich logisch gesehen keinen Sinn, aber über das zu klein angelegte Aventurien gibt es ja bereits andere Themen.


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    Aber DASS es weibliche Kriegerinnen gab und das TROTZ der irdischen Einschränkungen durch patriarchale Gesellschaften und "biologische Einschränkungen" ist Indiz genug, dass es in Aventurien, mit der historisch stets vorhandenen Gleichberechtigung und mit dem Wegfall jeglicher geschlechterbezogener Nachteile UMSO MEHR von ihnen geben MUSS. Gerade das spricht für die von dir so polemisierte Frauenarmee.

    Weibliche Krieger bzw. Soldaten sind in der irdischen Historie die absolute Ausnahme. Das es sie nicht gegeben hat sagt ja keiner, aber wie viele sind es gemessen an ihren männlichen Kollegen - 0,1%? Eher 0,01%? Ich glaube nicht mal das das alleine durch die körperlichen Unterschiede erklärbar ist. Zum einen haben wir bei Männern auch ein höhere Gewaltpotential (was man auch zu körperlichen Unterschieden rechen kann wenn man will), vor allem sind sie in Gefahrensituationen aber einfach entbehrlicher als Frauen.

    Ich stelle mir Frauen und Männer in ihren durchschnittlichen körperlichen Eigenschaften letztlich wie in der Realität vor. Das heißt das eine Frau eine starke, Muskelbepackte Kriegerin sein kann, Frauen im Schnitt der Bevölkerung aber einfach schwächer sind als Männer. Das ist jetzt eigentlich nicht sonderlich wichtig und spiegelt sich auch nicht in den Regeln wieder (muss es auch nicht), in den Artworks ist es aber eindeutig zu sehen wohin die Reise geht. Jetzt kann man natürlich sagen: Ohhh, Diskriminierung (warum auch immer), in Aventurien ist es aber so und so und da hängt Körperkraft nicht mit der Muskelmasse zusammen - wenn die nach klassischen weiblichen Schönheitsidealen beschriebene Horasiern (wie in den DSA5 Artworks) dann aber die selbe KK haben soll wieder Muskeltbepackte, grobschlächtige Fjarninger ist es trotzdem lächerlich.

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    Der Bürgerkrieg ist sogar offen imperialistisch-autoritär (Kaiserreich) auf der einen und nationalistisch-rassistisch auf der anderen Seite (Sturmmäntel) motiviert.

    Weil Nazis immer gute Bösewichte abgeben, das wusste schon George Lucas.


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    Die Sturmmäntel möchten die anderen Kulturen aus dem Land schmeißen, haben aber trotzdem nichts dagegen, wenn ich ihnen als lesbische Dunkelelfin dabei helfe

    Und das ist genau der Grund weshalb man keine Computerspiel Plots mit normalen Rollenspiel vergleicht oder gar gleichsetzt. Für den Plot das Spiels würde es keinen Sinn machen wenn eine als spielbar auszuwählende Rasse dieses gar nicht beenden könnte und es würden sich wohl viele beschweren wenn ihnen Aufgrund der Rasse ihres Charakters größere Spielinhalte verwehr bleiben. Nur, was hat das mit Aventurien zu tun? Willst du das der homosexuelle Orkspieler im Mittelreich bei der Vergabe von Aufträgen bitte gleichberechtigt behandelt werden soll was das ja sonst Rassismus oder Sexismus wäre? Ernsthaft? Merkst du wo dein Vergleich hinkt? Dazu: Ein Computerspiel bekomme ich vorgesetzt, ich spiele den Plot, die Regeln die dieses genau vorgibt. Ich kann daran nichts ändern, ich kann die Spielwelt nicht nach meinen Vorstellungen gestalten, ich kann sie nicht verändern. Deshalb tauche ich auch nicht so tief in sie ein wie bei einem P&P Rollenspiel.


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    Interessant, dass ausgerechnet ein zweiunddreißig Jahre altes Fantasysetting einigen (patriarchalisch geprägten, männlichen, weißen, mitteleuropäischen) Rezipienten plötzlich zu "modern/progressiv" vorkommt, wobei es den genannten Games um Jahrzehnte voraus war.

    Mal abgesehen davon das ich die implizierte Vermutung als etwas beleidigend empfinde: Kannst du nicht zwischen Realität und Spiel trennen? Wieso muss ein Spiel, eine fiktive Welt, modern geprägt sein, weshalb macht sie das besser? Wenn ich das anders empfinde, darf das nicht sein? Darf ich mir kein Aventurien wünschen das etwas näher an der Realität ist als es Offiziell (vielleicht! Immerhin scheint sich nicht gerade jeder daran zu halten) vorgesehen ist? Bin ich deshalb patriarchalisch geprägt weil ich in einer fiktiven Rollenspielwelt gerne die irdische Vergangenheit repräsentiert sehen will?