Wie geht ihr mit passiven Spielern um?

  • Bisher hatten wir in unserer beschaulichen Gruppe 3 Spieler. Vor kurzem habe ich dann noch einen guten Freund von mir rekrutiert, der sich eigentlich vorher auch schon stark mit DSA beschäftigt hat (aber einfach keine Zeit zum Spielen gefunden) und mit dem man abseits des Spieltischs auch gut über das Hobby reden kann.

    Aber am Spieltisch war er dann wie ausgewechselt und hat kaum ein Wort von sich gegeben. An den ersten 2 Abenden dachte ich mir: ok, vielleicht muss der erst mal rein kommen. Aber irgend wie redet sein Char so gut wie nie, eine Persönlichkeit oder ähnliches ist deswegen auch nur schwer zu erkennen. (An dramatischen Hintergrundgeschichten ist er nicht interessiert, damit habe ich auch kein Problem). Abseits von Kämpfen (die es bei mir vielleicht alle 2 Abende gibt, eher seltener) handelt sein Charakter auch selten, auf Nachfrage wird dann immer nur mit "Ja, ich geh mit den anderen mit" oder "Ich warte" entgegnet. Die anderen Spieler sind relativ aktiv, ich habe ihn auch mal darauf angesprochen, ob er vielleicht ein Problem damit hat, er meinte aber das sei in Ordnung (Wie ich ihn kenne würde ers mir aber auch nicht sagen, wenn es nicht in Ordnung wäre...).

    Klar könnte ich ihn andauernd durch andere NSCs anspielen lassen, das erscheint mir aber meist unglaubwürdig (In dem Abenteuer sind es die Helden die Fragen stellen und nicht umgekehrt, außerdem haben sie einen anderen SC zu ihrem Anführer gewählt) und nervt mich auf Dauer auch ein Stückweit - schließlich will ich der Gruppe ja nicht einfach nur mein Abenteuer vorlesen. Ihn von der Gruppe zu isolieren dürfte ebenfalls ein Problem darstellen, da er ja nie etwas auf eigene Faust unternimmt.

    Wie geht ihr mit solchen passiven Spielern um? Fällt euch da eine Lösung ein (Außer der Standardlösung "rede doch einfach mal mit ihm", das habe ich bereits versucht)

  • Grundsätzlich sollte man zwischen "Anfängern" und "passiven Spielern" unterscheiden.
    Das alle Spieler unterschiedlich sind ist klar und vermutlich gibt es in jeder Gruppe mindestens Einen, der in Sachen Aktivität gegenüber dem Rest deutlich abfällt. Das ist nun einmal so und wird sich auch nicht ändern - häufig sehen die passiveren Speiler das auch gar nicht als Problem. Man kann sich auch prima zurücklehnen, das Spiel der anderen genießen und sich Gedanken über das IG-Rätsel machen, ohne andauernd Gespräche mit irgendwelchen NSC ausspielen zu müssen.
    Als Spielleiter sollte man jedoch darauf achten, jedem Spieler in etwa gleich oft die Möglichkeit zu geben, eine Szene auszuspielen. Lässt der passive Spieler diese Gelegenheit dann ungenutzt verstreichen, so hat man sich nichts vorzuwerfen; aufzwingen sollte man jedenfalls nichts.

    Mir hilft es manchmal, vor einem Spieltag einige kleine Szenen stichpunktartig aufzuschreiben und damit dann zwischendurch Spieler anzuspielen. Wenn du gar keine Idee hast, können auch ausgewählte Ereignisse aus Zufallstabellen hilfreich sein (solange nicht plötzlich 2W20 unmotivierte Orks aus dem Gebüsch springen und die Helden aus unbekannten Grnden überfallen). So kann man nicht nur die "Was machen wir jetzt, es ist gerade nichts los"-Phasen überbrücken sondern auch von allzu offensichtlichen Abenteuer-Szenen ablenken. Ich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass Abenteuer für die Spieler deutlich anspruchsvoller und besser werden, wenn man einfach eine Hand voll NSC "mit Namen" sowie einige Szenen ohne Bezug zum eigentlichen Plot einbaut.

    Wie gesagt: passivere Spieler 2-3 mal pro Abend "anspielen" und ihnen so die Gelegenheit geben, auch etwas zu sagen. Wenn dann nichts kommt einfah mit dem Nächsten weiter machen.

  • Wenn die anderen beiden Spieler das Spiel an sich reißen und den passiven Spieler kaum zu Wort kommen lassen gibt es ein Problem. Wenn der ruhige Spieler einfach nur sehr ruhig ist, dann sollte man ihn einfach passiv sein lassen. Manche Leute sprechen nicht gerne in Gruppen oder sind an sich schon sehr zurückhaltend und wollen auch nicht groß angespielt werden. Sie sind am liebsten einfach nur dabei und hören einer guten Geschichte zu in die sie jederzeit eingreifen könnten.

  • Ich spreche auch manchmal außerhalb der Runden mit den entsprechenden Spielern. Wenn diese sich so äußern, dass sie halt wirklich am liebsten der Story folgen, belasse ich es dabei, machen sie dagegen deutlich dass sie gerne mehr eingebunden würden, gehe ich im nächsten AB darauf ein und wähle das unter Umständen auch entsprechend.

    - Es ist an der Zeit -

  • Manche Spieler ziehen ihren Spaß am Rollenspiel eher daraus, daneben zu sitzen und zuzuschauen und zuhören, was die anderen machen, oder einfach dazu sein, wo ihre Freunde (des Spielers, nicht unbedingt IT) sind.

    Vielleicht braucht ein ruhiger Spieler aber auch einfach nur etwas Anlaufzeit (2-3 Sitzungen sind in meinen Augen nun nicht unbedingt so viel, dass man erste Rollenspielschritte macht und sich zurecht findet), oder braucht etwas Zeit, um vor teilweise unbekannten Leuten soweit aufzutauen, sich zu trauen, quasi ein bisschen zu schauspielern, oder sich in und mit dem Charakter so wohl fühlt, oder eine Mischung daraus.

    Im zweiteren Fall wird sich das vermutlich beizeiten geben und sich als SL erkundigen, ob es da etwas gibt, um eine schöne Szene zu bieten oder etwas ähnliches, oder nachfragen, ob mit dem Charakter alles stimmt oder es vielleicht Änderungsbedarf gibt, und IT öfter mal anspielen wird dann wohl dazu führen, dass es schnakkelt.

    Im ersteren Fall kann man sein Glück mit anspielen versuchen und wenn das nicht klappt, hast Du halt einen dauerruhigen Spieler, der schlimmstenfalls jegliches Anspielen als unerwünscht empfindet und jegliche Interaktion IT wie OT dankend weiterreicht (ist mir schon am Tisch begegnet), oder mit Glück so etwas dann annimmt, um danach wieder in der eher Zuhörerrolle zu versinken.

  • Ich muntere sie immer und immer wieder auf mitzuspielen - mal mehr mal weniger, mal aufdringlich, mal nebensächlich. Ich frage immer wieder nach was ihr Charakter macht; ob der auch mit kommt, was er davon eigentlich hält. Ich mache Vorschläge, was man statt einfach nur hinterher laufen, denn noch tun könnte. Auch offensichtlich dumme, um zu zeigen, dass sein Gedanke gar nicht so schlimm ist.Gebe Ideen, was seinem Charakter dazu einfallen könnte. Was sein Charaker irgendwo gehört hat. Ihm fragend ins Gesicht sehen, bei jeder Szene.

    Ich verschaffe ihm Gehör, damit der Redeheini auch mal den Mund hält. Integriere ihn in die Gruppe. Gebe ihm das Gefühl ein Teil zu sein und nicht nur ein Anhängsel. Denn sein Beitrag ist wichtig und wir freuen uns darauf.

    Einfach immer und immer wieder, auf keinen Fall genervt aufgeben.

    Ich werfe ihm also den Ball nicht an den Kopf, sondern halte ihn ihm hin mache den Ball schmackhaft, damit unser passiver Spieler selbst zugreift. Viele trauen sich nur nicht und freut es selbst ein bisschen aktiver dabei sein. Dazu müssen sie sich aber sicher und wohl fühlen. Wissen das der Spielleiter sie hört auch wenn sie nicht laut sind, sondern eben nur kurz die Hand heben.

    Ist vielleicht nicht immer leicht und manchmal fragt auch OT über andere Kanäle nach, wie es läuft, wie es gefällt, was sich so gedacht wurde, etc. Bis jetzt hatte ich noch keinen, der sich da gar nicht geäußert hat. Gemeinsam findet man einen Weg.

    I ♡ Yakuban.

  • Meine Spieler sind mittlerweile soweit, dass sie tun und lassen was sie wollen (im Regel und Abenteuerrahmen). Sie spielen und jeder, der Zeit haben möchte, darf sie sich nehmen. Ich als SL gebe sie jedem. Das ist eine Frage des Wohlfühlfaktors glaube ich. Ich habe selbst passive Spieler so schon sehr aktiv werden sehen, weil ich ihnen als SL das gefühl gegeben habe, dass egal was sie tun, es allen Spaß machen wird. Ich beiße ja nicht und die anderen auch nicht. Das ist, wie Schattenkatze da schon sagt, eine Sache des Selbstvertrauens auch innerhalb der Gruppe. Das ist bei passiven Spielern aber meist mit langen Anlaufphasen verbunden. In der Zeit habe ich diese Spieler immer mal wieder angespielt und auch außerhalb der Sitzungen über den Char geredet, Dinge erfragt und Vorschläge unterbreitet, wie der Charakter sich vielleicht entwickeln könnte. Da hat jeder für sich nochmal den Char überdacht und ihn für den Spieltisch plastischer gemacht und somit mehr Vertrauen in sich und den Char entwickelt.

    There are some battles that you can never win. Trying to explain jokes is one of them.

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    Soldier: "Surrender or be annihilated!"

    Commanding Officer: "They want to surrender?"

    Soldier: "No Sir, they want us to surrender..."

    Commanding Officer: "NUTS!"

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    'Ich stimme nicht mit dem überein, was du sagst. Aber ich werde bis zum Tod dafür kämpfen, dass du es sagen darfst.' - Voltaire.

  • Wenn man Pech hat, hat man halt schlussendlich dennoch den Spieler, der sich auch durch wiederholtes Anspielen und fragen, was sein Charakter so macht, auch nach vielen Jahren nicht zum aktiven Spielen bewegen lässt, weil er eben tatsächlich damit zufrieden ist, meist stumm daneben zu sitzen und manchmal zu würfeln, etwaige Würfelergebnisse weiter zu geben. Da ein solcher Spieler auch nach X Jahren noch zum Spiel antrabt, muss da irgendwo eine gewisse Begeisterung für sein sein. Die äußerst sich nur nicht darin, dass der Charakter z.B. gerne mit NSC redet oder er mit großer Eigeninitiative Dinge angeht, sondern lieber Mitläufer ist. Spielstile und persönliche Spaßfindung können sehr unterschiedlich aussehen.

    Aber ebenso kann es ja sein, dass er etwas Zeit oder Motivation und Anspielen braucht, um hinein zu finden und aktiv zu werden. Nach 2 oder 3 oder 4 Sitzungen würde ich da noch nicht die Hoffnung aufgeben und einfach mal immer anstubsen und etwas Schmackhaftes IT "vor die Nase hängen". :)
    Über etwas reden und sich etwas Hintergrundwissen aneignen und es aktiv machen (ob nun DSA oder Bungeespringen) sind nun zwei verschiedene Paar Schuhe.

  • Ich für meinen Teil würde den passiven Spieler mal OT ansprechen was ihm am Rollenspiel Spaß und Freude macht, wie er seinen Charakter sieht und ob er so zufrieden ist wie es derzeit läuft. Eventuell wie sein Charakterkonzept aussieht also was er spielen will, und einen Charakter mit ihm machen der auch gut dazu passt. Wer nichts reden will und nur rumsteht ist zum Beispiel in der Sparte Barbar von Irgendwo ganz gut aufgehoben oder der schweigsame Jäger, Firuni, Boroni, Elf...und er sollte dann nicht unbedingt Graf sowieso von hier und da spielen der dauernd aufgrund seines SO die Gespräche führen dürfte oder einen redseeligen Gaukler oder einen Magus der theoretisiert...

    Ingame ist für mich als Meister wichtig, dass jeder Spass hat - deswegen mache ich mir gern ein Bild davon was die Spieler am Spiel interessant finden und versuche an jedem Spielabend etwas für jeden einzubauen und jeden Charakter seine Glanzmomente zu geben. Wenn ein Spieler damit glücklich ist nur dabei zu sein (Dabei sein ist alles ne) und der Geschichte zu lauschen - soll er doch. Ist doch kein großes Problem er kann ja agieren wenn er möchte und miträtseln sowie der Gruppe helfen. Wenn er von sich aus nichts tun will beschleunigt es das Spiel

  • Eventuell wie sein Charakterkonzept aussieht also was er spielen will, und einen Charakter mit ihm machen der auch gut dazu passt.

    Es möchte aber nicht jeder unbedingt spielen, was gut zu ihm, dem Spieler, aus anderer Leute Sicht passt in Sachen Fähigkeiten der Charaktere.
    Das kann ich auch verstehen, es ist Rollenspiel, bei dem man aus seiner eigenen Haut kann und Charaktere spielen kann (und möchte), die Dinge können, die man selber nicht kann und ist und Wesenszüge haben, über die man selber nicht verfügt. Bei Kämpfen und Zaubern hinterfragt ja auch niemand, dass der Spieler das nicht kann, oder bei dem Wildnistypen, das der Spieler noch nie ein Reh ausnahm oder nicht Spuren lesen kann. Daher dann einem stillen Spieler abraten, einen sozial aktiven Charakter zu spielen kann man ja eventuell machen, aber wenn er halt gerne einen spielen möchte, sehe ich da für mich wenig Handhabe, das abzulehnen. Und wenn irgendwann der dritte sozial aufgebaute Charakter kommt, weiß der Spieler, dass er das nicht kann, weil es damit vermutlich schon mal Probleme im Spiel gab, aber wenn er gerne möchte, soll er das doch machen. Denn wenn er so etwas spielen möchte, obwohl es schon früher bei sozialen Aktionen hakte, muss es ihm irgendwo Spaß machen.

    Wobei ich dann auch nicht annehmen würde, dass ein stiller Spieler den selbstbewussten und fremdartigen Barbaren mit Verve rüberbringt als andere, denn dazu gehört in meinen Augen auch einiges an Interaktion, da so ein Barbar vielleicht nicht auf dem Gesellschaftsparkett als erstes mitredet, (oder vielleicht doch, weil zu hause jeder reden darf?^^) aber auch nicht unbedingt in der Regel stumm neben her läuft und schaut.

    Obendrein ist nicht jeder stille Spieler auch im wahren Leben still und passiv, so dass ein "wie ist der Spieler" nicht unbedingt übertragbar auf Spiel und Charakterwahl sein muss.

  • Gib ihm Zeit!

    Das wäre mein wichtigster Rat. Bei uns am Tisch haben wir auch einen Spieler, der früher extrem ruhig war - er hätte auch problemlos einen Boroni mit Schweigegelübde spielen können. Ich habe mich damals auch gefragt, ob er überhaupt Spaß am Spiel hat oder ob er nur mitmacht, weil es eben in seiner Wohnung stattfand (sein Mitbewohner hat auch mitgespielt ;) ). Aber je mehr wir gespielt haben (wir spielen jeden Montag), desto mehr kam er aus seiner Haut raus.

    Er redet zwar immer noch nicht so viel, aber wenn er was sagt, dann passt es gut zu seinem Charakter und er bringt sich auch so gut ein. Er steckt auch viel Arbeit in seine Charakter, was sehr gegen meine Ursprungsthese spricht.

    Summa summarum:
    Es gibt Spieler, die erst ein wenig reinfinden müssen und dann ganz von sich aus irgendwann mehr sagen werden. Außerdem heißt "wenig reden" nicht gleich "wenig Spaß", sondern kann auch einfach die Art des Spielers sein.

  • Auch mein Ratschlag wäre erstmal, lasst euch Zeit ...

    Egal ob jetzt Anfänger oder stiller Spieler 2-3 Spielsitzungen sind jetzt nicht gerade viel um in die Runde reinzufinden und aufzutauen. Vor allen Dingen wenn die anderen im Gegensatz zu einem selbst vielleicht eher in die Kategorie sehr aktiver Spieler gehören. Da erledigen sie vielleicht schon die Dinge auf die man gerade selbst gekommen ist oder sind einfach schneller in der Umsetzung, so dass man dann zum stillen Mitläufer wird.

    Ich bin selbst eine stille Spielerin und ich gehöre zu denen, bei denen es furchtbar lange gedauert hat, bis sie ein Stück weit aus ihrem Schneckenhaus herauskamen. Auch ich bin lange mit meinem Charakter den Anderen hinterhergelaufen und habe meistens nur die Würfel sprechen lassen. Die indirekte Rede oder gar die direkte kamen erst um einiges später und nach und nach. Aber ich habe mich dennoch immer gefreut, wenn ich von NSCs oder SCs angespielt wurde. Spielen die anderen Mitspieler deinen Freund ebenfalls mal an, schicken ihn für Aufgaben vor, erzeugen kleine Unterhaltungen zwischen den Charakteren etc.pp.? Es muss ja nicht alles an dir hängen bleiben ...

    Geholfen hat mir damals (wie zugegebenermassen noch heute) auch, dass ich damals ein spezifisches Aufgabengebiet hatte, in dem die anderen Charaktere auf mich angewiesen waren. So hatte ich ein Gebiet, in dem ich glänzen konnte - und sei es durch auswürfeln - ohne dass andere Mitspieler dort durch größere Spielerfahrung oder weil sie einfach extrovertierter waren als ich, vorauspreschen konnten.

    Und aufgrund eigener Erfahrung - sollte ein vorsichtiger Vorschlag deines Freundes kommen "Wir könnten doch ...", frag einfach nach, ob sein Charakter diese Handlung machen wollen würde. Aus Angst etwas falsch zu machen, wollte ich in meiner Anfangszeit gerne den Segen der Gruppe, bevor mein Charakter mit so einer Idee in Aktion trat. Da die Gruppe dies natürlich nicht riechen konnte, wurde am Ende die ein oder andere für gut befundene Idee von einem anderen Charakter umgesetzt.

    Und was passende Charaktere angeht - da muss man aufpassen und individuell abwägen. Kann für den einen stillen Spieler ein zurückhaltender Charakter genau das richtige sein, ist es für den nächsten vielleicht gerade kontraproduktiv. Ich jedenfalls werde durch einen stillen Charakter nur meist noch stiller, ganz das Gegenteil von dem was ich eigentlich erreichen will. Für meinen Fortschritt im Rollenspiel war es zwischenzeitlich dagegen wirklich nützlich, mich auch mal an gesellschaftlichen Charakteren zu versuchen, einfach weil ich dadurch gezwungen war, aus mir herauszukommen. Selbst wenn es mit Sicherheit nicht so eloquent war, wie bei meinen Mitspielern. Bei einem anderen kann hingegen gerade dies die Horrorvorstellung an sich sein.

  • Auch ich bin eine stille Spielerin und kann mich meiner Vorrednerin nur anschließen.
    "Stille Wasser sind tief", heißt es im Allgemeinen, aber um diese Tiefe auszuloten braucht man Zeit, die man sich unbedingt nehmen sollte. Und damit meine ich nicht nur ein paar Spielsitzungen, nein, manchmal dauert es Jahre, bis ein stiller Spieler sich aus seinem Schneckenhaus heraustraut. Aber dass sich die Geduld lohnt, bekomme ich immer wieder von meiner aktuellen Gruppe bestätigt und auch meine Erfahrungen als SL mit einer anderen stillen Spielerin beweisen das.

    Also habt Geduld und werft nicht gleich nach den ersten Sitzungen die Flinte ins Korn.

  • Es gibt auch in meiner Gruppe einen recht ruhigen Spieler. Man merkt auf jeden Fall, dass er auch in seiner passiveren Rolle Spaß hat: er ist immer da, meistens früher als der Rest, und guckt am Ende der Sitzung manchmal etwas traurig. Gelegentlich wird er angespielt, und dann reagiert er meist, mal mehr oder weniger knapp, darauf. Aber wenn man dann seinem Charakter (und dies auch explizit!)die Möglichkeit gibt, in seiner Niesche zu glänzen, leuchten seine Augen richtig. Er spielt einen Einbrecher/Dieb/Meuchler und 1-2 andere Charaktere der Gruppe können das grob auch, bzw. einer tendiert gelegentlich dazu sich auch dabei in den Vordergrund zu drängen. Wenn man den passiveren Spieler dann anspricht ob er nicht der Meinung ist das geschickter hinzubekommen kommt da eher ein "nöö, lass den mal machen". Aber wenn Situationen kreiert, wo die anderen nicht dabei sind, und diese auch mit ihm alleine ausspielt (z.B Diebesaufträge bekommen und ausführen) dann merkt man richtig wie unglaublich viel Spaß ihm das macht. Danach kehrt er dann mit einem wissenden, schelmischen Blick an den Spieltisch zurück und diese glückliche Gesichtsausdruck hält noch ein bisschen.

    Zusammenfassung:

    • anspielen muss nicht immer den gewünschten Effekt auf passivere Spieler haben
    • exklusive Szenen, die den Charakter zu etwas besonderem machen/bzw ihm Geheimnisse gegenüber dem Rest der Gruppe geben, können viel Freude bereiten
    • Nieschen ausspielen :) Denn dafür wurden einige Charaktere ja geradezu gebaut

    "Nun, mein verehrter Herr Klingenschwinger. Papier und Verstand vermögen meist schärfer zu schneiden als euer überdimensionales Eisen"

  • Einfach immer und immer wieder, auf keinen Fall genervt aufgeben.

    Das ist sehr löblich, aber wenn man über Jahre und nicht über 2-3 Sitzungen oder meinetwegen ein paar Monate Warmlaufzeit redet, dann wird so viel Einsatz für den SL sehr anstrengend. Ich kenne auch solche Fälle und kann mich nicht ewig motivieren, ständig zu fragen, anzuspielen, positiv einzuwirken - und nichts passiert. Bei mir folgt dann Resignation und ein "dann sitz eben einfach da" ...

    Alles in allem ist der Umgang mit passiven Spielern nicht nur SL- sondern Gruppensache. Auch Mitspieler können (leider manchmal ergebnislos) ansprechen, motivieren, mitnehmen.

    Nachtrag: Erfahrungsgemäß kann es stillen Spielern helfen, einen relativ extremen, weit von sich selbst entfernten Charakter zu verkörpern. Sprachfehler, absurde Angewohnheiten ... sowas kann helfen, durch genügend Distanz zu sich selbst oder einfach nur durch Witzigkeit/Absurdität, aus sich heraus zu kommen.

  • Passive Spieler wird es wohl immer geben und ich weiß auch, dass dies als SL durchaus zu eigener Frustration führen kann, wenn der Spieler nicht auf das "Anspielen" anspringt.

    Aber gerade nach so kurzer Zeit, würde ich auch erst einmal sagen, gib ihm Zeit sich zurecht zu finden. Wir haben alle mal angefangen und egal wie gut man sich vielleicht auskennt, das am Tisch umzusetzen dauert nun einmal seine Zeit.

    Die Dummheit ist eine furchtbare Stärke. Sie ist ein Fels, der unerschüttert dasteht, wenn auch ein Meer von Vernunft ihm seine Wogen an die Stirne schleudert.

  • Ich setze Spieler, die eher ruhig sind, in die Nähe des Meisters statt auf den entferntesten Sitzplatz, das wirkt manchmal Wunder.
    Umgekehrt setze ich mich, als aktiven, manchmal vielleicht zu aktiven Spieler, meist weg vom Meister; ob das auch "Wunder bewirkt" mag meine Gruppe entscheiden.
    :)

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • So eine Sitzordnung hilft definitiv. Deshalb sitzt mein Mann auch sehr weit weg von mir als SL. ;)

    Und ja, ich spiele auch als Spieler die passiven an. Einfach IT irgendwas, was gerade passt mein Charakter fragt ihren Charakter nach der Meinung. Oder auch mal OT, kann man als Profession Y in Situation nicht auch Z anwenden? Bis jetzt hat es auch als SL gut funktioniert einem Spieler dazu den Auftrag zu geben.

    Das ist sehr löblich, aber wenn man über Jahre und nicht über 2-3 Sitzungen oder meinetwegen ein paar Monate Warmlaufzeit redet, dann wird so viel Einsatz für den SL sehr anstrengend.

    Wie gesagt bis jetzt - nach 20 Jahren Rollenspielerei - hat es bei mir immer wieder funktioniert und Früchte gezeigt. Sicher wurden keine Labertaschen daraus, aber man wusste die Spieler sind dabei, folgen den Plot, wissen was läuft und trauen sich gegeben falls einzugreifen. Oder wissen, dass sie nur den Finger heben müssen und sie bekommen von der SL Aufmerksamkeit. Obwohl sie relativ still sind, kommt dann die Email, wie schön es das letzte Mal war. Oder sie denken sich irgendwas zu ihrem Hintergrund weiter aus, was man zur gegebener Stunde an- und ausspielen kann.

    I ♡ Yakuban.

  • Wie gesagt bis jetzt - nach 20 Jahren Rollenspielerei - hat es bei mir immer wieder funktioniert und Früchte gezeigt.

    Dann haben Jinx und ich auf der einen Seite und Du auf der anderen unterschiedliche stille und passive Spieler getroffen. Ich kenne da auch einen Fall, da 15 Jahre (im kommenden Januar) anspielen durch alle Systeme und verschiedene SL und Mitspieler nichts gebracht haben, trotz aller Bemühungen.