Namenlose Zweifel - Erfahrungen?

  • Hallihallo,

    hat hier vielleicht Jemand Erfahrungen mit der Liturgie Namenlose Zweifel gemacht? Wie setzt ihr sie am Spieltisch um bzw. wie würdet ihr es tun?
    Meine Helden könnten nämlich in den kommenden Monaten gleich mehrfach Gelegenheit haben, Opfer dieses dunklen Wunders zu werden.

    Die leider recht knappe Beschreibung der Liturgie besagt nur, dass das Opfer einen Tag lang von Selbstzweifeln geplagt wird und unter der Einwirkung bereit ist, gegen jedes Prinzip zu verstoßen; damit sind nicht nur grundlegende Ideale sondern auch und insbesondere durch Nachteile wie Prinzipientreue oder Moralkodex vorgeschriebene Ansichten der Helden gemeint. So weit so gut, der Held verliert also seine Moral und wird gegenüber Einflüsterungen anfälliger. Ein schöner Aspekt der Liturgie ist allerdings auch, dass das Opfer nicht notwendigerweise bemerkt, dass überhaupt eine Liturgie gewirkt wurde und somit anschließend fälschlicherweise davon ausgehen kann, freiwillig gehandelt zu haben.

    Fraglos ist die Liturgie für Spieler und Meister eine Gelegenheit für viel Rollenspiel, dennoch wäre ein Anhaltspunkt dazu, wie man dies durch Regeln ausdrücken könnte, irgendwie hilfreich. Voraussichtlich läuft es ja darauf hinaus, das die anderen Helden ihrem Kameraden gut zureden werden um ihn wieder zu normalisieren - und so etwas will zwar ausgespielt sein, letztlich entscheidet aber auch hier ein Würfelwurf.
    Auch könnte ich mir vorstellen, das das Rollenspiel noch einmal interessanter wird, wenn man ausschließlich dem Spieler des betroffenen Helden offenbart, dass er gerade "verflucht" wurde, alle anderen jedoch vorerst im Unklaren bleiben. Auch dem Spieler selbst nichts zu sagen und einfach die Handlungen des Helden zu diktieren wäre wohl eine schlechte Idee. Und zuletzt muss man noch überlegen, ob man als Meister gegenüber dem betroffenen Spieler überhaupt mit derartig offenen Karten spielen möchte: schließlich weiß der Held in dem Moment nicht, ob er gerade Opfer der Liturgie wurde, ob sich da ein gemeiner Einflussmagier einen grausamen Scherz erlaubt oder ob es einen ganz anderen Grund für seine "Erleuchtung" gibt. STeht auf einem zugeschobenem Zettelchen jedoch schwarz auf weiß der Name der Liturgie, so ist die Katze aus dem Sack... auch, wenn die Helden vielleicht noch gar nicht wussten, das sie einem Kult des Dreizehnten Gott quer gekommen sind.

    Danke schon mal für jede Hilfe :)

  • Wenn ich mir die Liturgie im Liber Liturgium durchlese, weiß der Held nicht nur nicht, dass er von aussen beeinflusst wird, er glaubt sogar explizit aus freiem Willen zu handeln. Und so weit ich weiß, lässt sich liturgisches Wirken auch im Nachhinein nicht nachweisen.

    Er ist auch scheinbar nicht nur bereit Prinzipientreue etc. zu ignorieren, sondern auch diese ins Gegenteil zu verkehren. Der streng Rondragläubige wird also ohne Bedenken aus dem hinterhalt kämpfen, selbst der aufrechteste Praiot wird sich nichts dabei denken und Lügen, wenn es ihm nutzt. Der Vegetarier wird Fleisch essen und der Novadi die 99 Gesetzte mal Gesetze ignorieren.

    ...

    Ohne Spielerwissen wird das kaum umsetzbar sein. Nicht ohne den Spieler sehr zu gängeln. Das Kärtchen, das dem Spieler bescheid sagt ist also vielleicht keine so schelchte Idee. Ich würde aber nicht den Namen der Liturgie preisgeben, sondern explizit draufschreiben, was der Charakter auf einmal bereit ist zu tun, und auch, dass er glaubt es aus freiem Willen zu tun und entsprechend vielleicht Hilfe durch andere Charaktere als Bevormundung empfindet?

    EDIT: Und mir fällt gerade auf, dass Namenloses Vergessen ganz ähnliches mit dem Opfer anstellt, nur noch schlimmer und effektiver für 4 Liturgiegrade weniger ...

    Einmal editiert, zuletzt von Kearnaun (24. Mai 2015 um 01:38)

  • Ich hab keine Erfahrungen mit der Liturgie. Es kommt immer recht stark drauf an, was du vermitteln möchtest und wie die Mitspieler darauf reagieren. Vielleicht kannst du an der Wahrnehmung der spieler drehen, veränder die Umgebung ein bisschen, sodass Situationen klarer erscheinen als sie sind.

    Ein Rondrageweihter z.B. wird angegriffen oder zum Duell herausgefordert. Der Gegner scheint ebenbürtig, verletzt ihn/sie sogar. Er lässt den Rondrakamm auf seinen Gegner hinabsausen, und nach zwei drei Treffern ist es vorbei. Nun sieht der Besiegte auf einmal nicht mehr wie eine würdiger Gegner aus. Das Schwert in seiner Hand ist auf einmal nur noch ein Dolch, und aus dem stattlichen Krieger ist ein Bauernjunge geworden.

    Der phexi in der Gruppe hat die Möglichkeit, die Beute seines Lebens zu machen. Er dringt in ein Anwesen ein, schleicht äußerst geschickt herum und kanckt schließlich den Tresor. Er sackt das Geld ein und verschwindet unerkannt. Am nächsten Morgen fällt ihm auf, das in der Geldbörse nur ein paar Kupferlinge sind. Das Anwesen, in das er bei Nacht eingedrungen ist, entpuppt sich als Weisenhaus...

    Nach 1-2 so Szenen drehen deine Spieler durch, denn nichts scheint mehr zu sein wie es ist. ;)

    Along the shore the cloud waves break,
    The twin suns sink behind the lake,
    The shadows lengthen
    In Carcosa.

  • Bei uns wurden schon einige Opfer der Liturgie, es ergaben sich immer schöne Rollenspielszenen.
    Der betroffene Spieler wurde per Zettel oder - besser - per Einzelgespräch auf die Auswirkungen hingewiesen, ohne dass verraten wurde, wodurch der Effekt hervorgerufen wurde. Die Spieler haben das eigentlich immer gut umgesetzt, mal mehr mal weniger diskrete Veränderungen im Verhalten gezeigt. Früher oder später bemerkten es dann auch die anderen SCs.
    Zum Glück trat seitens der Gruppe nie ein Automatismus a la "Alrik verhält sich komisch - Odem - nix zu sehen? - muss also die NL-Liturgie sein" auf.

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • Das klingt ja schon einmal ermutigend :)
    Ein Einzelgespräch bietet sich bei uns leider nicht so sehr an, aber wenn das mit dem Zettelchen andernorts funktioniert sollte es auch bei uns klappen.

    EDIT: Und mir fällt gerade auf, dass Namenloses Vergessen ganz ähnliches mit dem Opfer anstellt, nur noch schlimmer und effektiver für 4 Liturgiegrade weniger ...

    Das Namenlose Vergessen hat den Nachteil, dass der Priester das Opfer dabei die gesamte Zeit über berühren muss, während der Namenlose Zweifel nur eine kurze Predigt ist.

    Vielleicht kannst du an der Wahrnehmung der spieler drehen, veränder die Umgebung ein bisschen, sodass Situationen klarer erscheinen als sie sind.

    Das ist eine sehr gute Idee, die leider gar nicht in das Abenteuer passt. Trotzdem danke ;)

  • Einzelgespräche kann man manchmal auch unauffällig einbauen.
    ;)
    Rattenpilze sind heimtückische Auslöser, da merkt normalerweise niemand etwas.

    (hämisch lachend die 4-fingrige an der 5-fingrigen Hand reibend)

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....