Wie viel "weiß man" in Trallop über den Norden?

  • Salut les gens,

    es ist ja so, dass wir (Spieler und Spielleiter) durch die Regionalbände, Regelbücher etc. eigentlich ziemlich viel über Aventurien wissen. Ich tu' mir jetzt schwer, wie viel Aventurier über Aventurien wissen, speziall auch die gelehrten Kreise. Es wird ja oft darauf hingewiesen, wie langsam sich Wissen in Aventurien verbreitet, wie leicht wissen in Vergessenheit gerät und so weiter. Gleichzeitig wird immer von Kontakten zwischen Kulturen, großen Reisen, Entdeckungen und Wiederentdeckungen geschrieben. Dazu hätte ich drei Fragen:

    1) Wie kann ich als Spielleiter damit umgehen, ohne vollständig in "mein eigenes Aventurien" zu versinken?

    In den Regionalbänden z.B. "Unter dem Westwind" steht nicht, wie viel die Thorwaler über Südaventuren wissen, ob sie wissen, dass das Perlenmeer überhaupt existiert, ob sie wissen, dass es das Bornland gibt, während sich umgekehrt die Frage stellt, was die Bornländer über Tholwal wissen.
    Vor allem geht es auch darum "wer" etwas weiß, also selbst wenn einmal z.B. in einem Regionalband die Erwähnung ist , dass eine Ottajasko Aventurien im Süden umsegelt hat und in Festum angekommen ist (fiktives Beispiel), heißt das, dass in Thorwal bekannt ist, dass es das Bornland gibt? Heißt das, dass es in Thorwal überhaupt Berichte von dieser Reise gibt, und selbst wenn es diese Berichte gibt, frag' ich mich, wie anerkannt diese sind. Also habt ihr irgendwelche Tipps, wie ich solche Verweise betrachten sollte?

    2) Relativ konkret wiederum, weil ich meine zwei Helden - die Schmugglerin aus Havena und den Hügelzwergischen Entdecker - "irgendwann" (sollten wir je so weit kommen) von Trallop aus auf eine Expedition in den Norden schicken will: Wie viel weißt man im Mittelreich (speziell Trallop) vom Norden?

    Richtig gut fände ich es, wenn dieses Gebiet für die Mittelländer unbekannt ist. Die Spielerin des Zwerges hat wenig Ahnung von Aventurien an sich und lässt sich da auch auf alles ein, der Spieler der Schmugglerin hat deutlich mehr Ahnung von dem Ganzen und würde zwar nicht protestieren, aber dennoch will ich auch dem ein Bild präsentieren, das schon auch irgendiwie mit dem Aventurien, das er kennt, zusammenpasst.

    Grundsätzlich lässt sich auch unbekanntes Gebiet einigermaßen stimmig einführen, aber das geht auch leichter, wenn man eine Richtlinie hat, wenn man weiß, wie groß der Spielraum ist, ohne die bestehenden Bücher komplett zu ignorieren.

    Riva dürfte mal, nehm' ich an, bekannt sein, aber auch das is' bloß eine intuitive Vermutung. Das Bornland allgemein is' ja "mittelreichisch" zivilisiert, also dürfte das zur Allgemeinbildung gehören; dass aventurien ostlich des Bornlandes vom Ehernen Schwert begrenzt wird, wird dann schon eher etwas sein, was nicht jeder Bauernjunge weiß, sondern nur die Gebildeten.
    Norburg wiederum is' 'ne Freie Stadt des Bornlandes, aber wenn ich mal nach der Karte von ganz Aventuren geh', dann gibt's in diese Gegend keinen "roten Strich", ergo wohl keinen großen Handelsweg. Auf der Karten von Nordlicht-Karte gibt's aber immerhin eine feine Linie die durch die Grüne Ebene über Travingen zwischen den Salamandersteine und der Roten Sichel nach Süden führt, und die dann auf der Karte zum Schild des Reiches wieder auftaucht und über Hardorp und Rathila nach Trallop führt. Also der Kontakt zwischen Trallop und Norburg scheint wohl da zu sein, aber wie rege der is', das is' mir nicht klar.
    In Nordburgverkehren auch Nivesen und Norbarden, das wissen die gebildeten Mittelländer ziemlich sicher. Aber wissen die auch, wie's dann nach Norden hin weiter geht?
    ...kennen sie das Königreich Paavi? Wissen sie von der Bernsteinbucht und sind ihnen die Firnelfen auf den Nebelzinnen Vertraute?
    Sind die nivesischen "Wolfsmenschen" bloß Sagen und Legenden oder wissen die Magier des Mittelreiches, was dort oben abgeht? Und nicht nur das Wissen, sondern auch das Erleben ist für mich so eine Frage - also wie viele Menschen, die sich in Trallop herumtreiben hat schoneinmal einen Nivesen gesehen oder waren gar nördlich der Nordwalser Höhern?

    3) Ebenso konkret: wie viel wissen die Leute im Norden über den Norden (und den Süden)?

    War überaupt je ein Mensch an der Quelle des rechten Borns? Wurden die Nordwalser Höhen schonmal über einen anderen Weg als das Flusstal der Letta durchquert?
    Und Nivesen haben ja, wenn ich das richtig in Erinnerung hab', keine Schrift, also bleibt den ihnen ihre eigene Geschichte bloß als mündliche Überlieferung, und selbst wenn sie eine Schrift hätten, wäre es fragwürdig, wie weit sich das schriftlich fixierte Wissen hält. Aber v.a. wie viel wissen nivesische Schamanen über den Süden, über das eherne Schwert, das Bornland und das Land abseits der Wege ihrer Karenherden?

    Ich hab' die entsprechenden Regionalbände ("Schild des Reiches" und "im Bann des Nordlichts"). Hab' sie beide nciht von Vorne bis hinten komplett durchgelesen, aber die Kapitel zu den Nivesen komplett, zu Greifenfut und Weiden komplett und auch in anderen Regionalbänden hab' ich schon so herumgelesen. Also wenn's irgendwo Stellen gibt, bei denen das "ganz einfach" ist, und ich bloß zu faul/blöd war das zu sehen, dann tut's mir Leid (dann bitte sagt mir einfach die entsprchenden Stellen).
    Sonst ... selbst davon auszugehen, dass es über alles, was in den Regionalbänden steht, zumindest Aufzeichnungen gibt usw. halte ich für fragwürdig. Es wird ja auch immer wieder erwähnt, dass das, was in den Regionalbänden steht in der Fülle und Genauigkeit nicht einmal den Gehlehrtesten bekannt ist.

  • Aventurien ist eine mittelalterliche bis früh-neuzeitliche Welt, die meisten haben keine Zeit, Muße und Möglichkeiten, sich mit ihrer Welt jehenseits des Nachbardorfes zu beschäftigen. Folgende Faktoren können aufzeigen, ob der Held da eine Ausnahme ist:
    Geographie-Wert (je höher, desto mehr weiß er)
    Nandusgefälliges Wissen (gute Allgemeinbildung hilft natürlich immer)
    Kulturkunden abseits der eigenen
    ein hoher KL-Wert
    ein hoher Sagen/Legenden Wert (für Gerüchte)
    ansonsten weitere passende Wissenstalente für sehr spezielles Wissen (z.B. Pflanzenkunde: Das wächst im Regenwald irgendwo im Süden; Geschichtswissen: die Orks vielen aus dem Westen ein, also müssen sie dort wohnen)
    oder Handwerkstalente für sehr spezielles Wissen (Winzer: der Wein kommt aus Almada)
    Wer nichts davon hat, kennt, würde ich sagen, die Hauptstadt seines Heimatlandes dem Namen nach und das war´s.
    Erschließe am besten logisch mit deinem Spieler/Meister aus den Talenten, Eigenschaften und SFs, was der Held schon gehört haben könnte. (ggf. Probe)

  • Naja, es geht nicht bloß um die Helden und deren wissen, sondern auch über das Wissen der anderen. Also banal gesagt, würde die Hesinde- oder die Nanduskirche von Weiden eine "Entdeckungsreise in den Norden" in Auftrag geben, oder wissen die eh, was dort abgeht?

  • Nicht alles, alles kann man gar nicht wissen. Hesinde- und Nanduskirche sind, vor allem durch Gerüchte angestachelt, IMMER bereit, Expeditionen zu entsenden. Die wollen immer Neues lernen und speziell der Norden ist unvollständig über kaum bis gar nicht erforscht. Und die Aves-Kirche kann auch immer Kartographen brauchen...

  • Prinzipiell hängt es natürlich an den passenden Wissenstalenten und SF: Geographie, Geschichtswissen, Sagen & Legenden, Kulturkunden usw. Bei einem Gelehrten (der viele solche Talente mindestens auf niedrigen Werten haben sollte) würde ich davon ausgehen, daß er die wichtigen Länder, Städte und Völker ganz Aventuriens dem Namen nach kennt, und zumindest ein paar Sätze darüber weiß – ungenau, möglicherweise vorurteilsbehaftet, aber bekannt. Ein frischgebackener Absolvent der Akademie in Neersand sollte also durchaus wissen, daß es Al'Anfa gibt, daß es eine große Stadt ist und ringsum Dschungel ist. Dank Magiekunde sollte er dann auch wissen, daß es dort eine schwarzmagische Akademie gibt. Ein Gildenmagier ist in der Frage natürlich privilegiert: Die Magierschaft ist eben durch die Gilden aventurienweit vernetzt und kann problemlos reisen. Ich würde davon ausgehen, daß jeder Gildenmagier alle anerkannten Akademien dem Namen nach kennt und mindestens für die der eigenen Gilde auch die Fachgebiete. Für Hesinde- oder Nandusgeweihte dürfte dasselbe gelten (in dem Fall durch Kirchen- statt Gildenprivilegien).

    Die Hesindekirche wird sicherlich keine Expedition in den Norden entsenden, um zu schauen, ob die Welt nördlich der Salamandersteine zuende ist. Die grobe Geographie Aventuriens sollte allen erfahrenen Hesindegeweihten bekannt sein, und Tempelbibliotheken verfügen über Karten und Reiseberichte. Deren Genauigkeit und Detailtiefe mag aber zu wünschen übrig lassen – Aufträge wie „erstellt eine Karte von X“ oder „reist nach Y und fertigt genaue Aufzeichnungen (Reisezeit, Wegqualität, Landschaft, ...) über die Reise an“ wären durchaus sinnvoll. Vielleicht hat auch ein Geweihter Widersprüche zwischen unterschiedlichen Karten festgestellt und sucht Leute, die das überprüfen. Oder er vermutet, daß eine bestimmte Route von A nach B günstiger wäre als die übliche Handelsroute. Abgelegene Gebiete bieten sich auch immer für die Suche nach sagenhaften Pflanzen, verlorenen Artefakten und sonstigen Seltsamkeiten an. Und @Windweber hat ganz recht, es ist Teil der Berufung von Hesinde- und Nandusgeweihten, solche Forschungen voranzutreiben. Um im Norden gänzlich unerforschte Gebiete zu erreichen muß man meiner Meinung nach aber schon ins ewige Eis oder das Eherne Schwert reisen. Avesgefällige Helden könnten auch Aufgaben wie die Erstbesteigung eines Berges locken. Es gibt also genug zu tun – und von der Rubrik Mysteria et Arcana haben wir noch gar nicht gesprochen... :lol2:

    „Ich habe ja durchaus Verständnis dafür, daß die Beschwörung eines Humus-Elementars nicht ganz so funktioniert, wie man sich das vorstellt. Aber wie, bei allen Zwölfen, kann man versehentlich einen Elefanten beschwören?“ (aus dem DSA4 Forum)

  • Unterschätzt nicht das Mittelalter. Auch im Mittelalter wusste man von China, obwohl quasi nie einer da hin gegangen ist. "Wissen" ist hier aber eher "Legende gehört" also während kaum ein Bauer im Mittelreich WEISS was Al Anfa ist oder wo die Nebelzinnen liegen oder wie Maraskan beschaffen ist, werden sie durchaus mal davon gehört haben während selbst Experten, falls sie nicht selber dort waren, eher rudimentäre Kenntnisse haben dürften.

    Beispiel: Die Wikinger hatten im frühen Mittelalter Handelsbeziehungen mit Amerika, China und Afrika - das Wissen um die Existenz dieser Länder war in Europa vorhanden, auch wenn kaum einer je dort war - entsprechend konnte fast niemand sagen wie es da aussieht oder wie weit es weg ist, aber jeder wusste, welche Waren von dort kommen, zumindest in Städten. In Ferdok könnte also durchaus der normale Bürger schon wissen, dass seine Pelze aus dem Bornland im Norden kommen, seine Gewürze aus Al Anfa im Süden und sein Edelholzstuhl von Maraskan, viel mehr wird er aber auch nicht wissen.

    Zumal Aventurien sehr klein ist - da spricht sich sowas schneller rum