Rollenspiel und der Eskapismus

  • Hmmm nachdem ich dem Spiegel letzter woche gelesen hatte in dem stand das Computerspielen gar nicht blöd macht. Habe ich mal tiefer über das Thema Eskapismus nachgedacht. Tolkien sagte ja einmal sinngemäß, dass die Einzigen die etwas gegen Eskapismus haben die Gefängnisswärter sind.
    Und ja wir sind Eskapisten, und zwar aus gutem Grund: Schon in der Schule wird man mit geistlosen Leuten konfrontiert die stammtischparolen als Lebenswahrheiten verkünden denen Fußball überalles geht und die nur über saufen und rummachen Philosophieren. Die nur von einer party zur anderen leben und so weiter, zugleich stecken wir in einer Welt voller Sauereien gegen die wir da lebensgefährlich, illegal oder es macht niemand mit, nichts unternehmen können. Wenn wir schon nicht George Bush oder Assad vertrimmen können, geht das wenigstends mit Borbarad. Wenn wir schon nicht verhindern können das irgendwo ein Depp seine Frau schlägt und die ihn auch noch in Schutz nimmt, dann können wenigstends ein paar brutale Orks dafür bluten.
    So haben wir wenigstends in unserer Phantasie die Möglichkeit uns von all den Vollidioten in der Welt um uns herum und der Gemeinheiten mit deren wir Zeuge werden und die wir erdulden müssen loszulösen. In einer Rollenspielrunde haben wir die Möglichkeit nicht nur wie bei einem Buch oder einem PC-Spiel oder Film uns Berieseln zu lassen sondern mit Leuten Zusammen kreativ zu agieren.
    Gleichzeitig gibt uns dass auch wieder Motivation den ganzen Irrsin weiter zu ertragen, und Möglichkeit über das richtige handeln im eigenen leben zu reflektieren.
    Natürlich gibt es auch Leute die alles zu sehr überbewehrten und die wichtigen Dinge im Leben vernachlässigen. Das hat aber nicht nur mit dem Rollenspiel zu tun und es gibt genügend andere Leute die völlig verwarlosen ohne Rollenspieler oder Phantastikeskapisten zu sein, zumal unsere Gesellschaft ja nicht umbedingt immer zeigt dass vorbildliches Verhalten wirklich lohnenswert ist. (man sollte es aber dennoch immer wieder an den tag legen, weils sein muss) Aber auch da gibt die Phantastik uns wenigstends die Möglichkeit es dort so zu leben (zumindest bei Star Trek).
    Also steht dazu dass ihr Eskapistische tendenzen habt. Besser als einer dieser Bier-Fußbalprolls zu sein.

    (So genug politisch unkorrektes Geschrieben)

    Make Rondra Badass again!

  • Fußballfan zu sein (z.B. im Stadion) ist auch eine "Realitätsflucht". Genauso wie Party-machen oder sich besaufen.

    Ich weiß nicht, ich sehe uns da eigentlich nicht in einer moralischen Überlegenheit. Besonders, wenn man mit Stammtischparolen (von Mitschülern, Bekannten) konfrontiert wird und nichts dagegen sagt. Der Rückzug scheint mir da die falsche Entscheidung zu sein und ich habe mein RPG-Hobby auch bisher nicht als "Rückzug vor Vollidioten und der schlechten Welt" verstanden. Ich meine nicht, dass man ständig allen Leuten widersprechen sollte, die Mist erzählen, aber besonders wenn es Mitschüler, Mitstudenten oder Bekannte (oder sogar Freunde sind), halte ich das doch für hin und wieder sinnvoll. Wenn man den Leuten nicht zeigt, dass es auch andere Meinungen gibt, werden sie ihre auch nicht ändern.

  • Ich habe das bei mir auch nie so verstanden, als würde ich vor irgendwas davon laufen. Es hat bei mir eher den Charakter eines spaßigen Abschaltens mit / unter Freunden. Klar, besaufen oder ein Fußballspiel haben für andere den selben Effekt, aber daran ist nichts verwerfliches.

    Rollenspielern eskapismus vorzuwerfen wäre eine sehr ins Extreme getriebene Form des Hobbies, genau wie man Fußballfans vorwerfen würde sie wären alle Hooligans oder Leute die gerne auf Partys gehen wären alle Fixer und schwere Alkoholiker. Es mag sehr vereinzelt zutreffen, aber diese Leute hat keiner in der Szene gerne um sich.

    *IIRC oder IMO je nach Kontext; ich beziehe mich da auf pers./subj. Erfahrung
    "The fatal flaw in every plan is the assumption that you know more than your enemy."

  • Ich bin da eher stumpf wenn ich mich rechtfertigen sollte. "Fuck you, ich bin ein Nerd."
    Ich möchte mich einfach nicht für irendeines meiner Hobbies rechtfertigen.

    Aber ich musste mich noch nie rechtfertigen. Eher für meine vielen Tattoos oder warum ich denn so "Schreimusik" mag.

  • Warum ich Rollenspiel spiele wurde ich schon öfters gefragt. Vor allem bei Vorstellungsgesprächen, da es in meinem lebenlauf unter Hobbies auftaucht als Fantasy-Rollenspiele (Pen & Paper), ich erkläre dann immer das dies nicht vor dem PC geschieht sondern in einer gruppe mit meinen Freunden, in der einer eine geschichte erzählt wie die Story von herr der Ringe und die anderen sind die Hauptfiguren darin.

    Eskapismus habe ich mir von meinem Vater mal vorwerfen lassen müssen, ich habe im dafür einen Makel von ihm augezeigt, seitdem ist er still. Er ist aber nicht der größte Fan meines hobbys.

    Vinsalttourist

  • Wenn "Ethanol-Zufuhr" nicht der Realitätsflucht dient , dann weiss ich auch nicht mehr ;) . Jeder versucht doch manchmal dem ( grauen ? ) Alltag zu entkommen . Man schaut sich einen Film an , hört Musik , liest ein Buch , spielt am PC / der Konsole oder hockt sich mit Gleichgesinnten an einen Tisch und erschafft seine eigene Realität im Rollenspiel . Solange man das nicht 24/7 betreibt kann ich daran nichts verwerfliches finden .


    Genau, "die Dosis macht das Gift" (Paracelsus). Die Fragerei hat im Laufe der 27 Jahre, die wir jetzt spielen, abgenommen. Jetzt heißt es eher mal:" was, deine Gruppe gibt es immer noch, toll". Witzig oft auch die Erstreaktionen, da einem Geschäftsführer eines mittelgroßen Konzerns "so" ein Hobby nicht zugetraut wird, was allerdings auch auf das Kradfahren bei - 15 C zutrifft....

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • Gerade habe ich folgendes Zitat aus einem Aufsatz (On Fairy Stories) Tolkiens gelesen (von mir in Auszügen zusammengefasst):

    Flucht ist eine wesenliche Funktion von Fantasy, aber nicht die Flucht des Deserteurs, sondern das Entkommen eines Gefangenen. Flucht bedeutet Erholung, Wiedergesundung.
    Fantasy dient der Überwindung einer imaginativen Armut,
    denn nach Tolkiens Überzeugung ist die Imagination der Perzeption überlegen.

    EDIT: manchmal sollte man erst denken, dann schreiben. Deshalb trage ich hier nach: Ich habe nichts, aber auch gar nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Mensch aus einem Krieg desertiert, weshalb ich das Wort in der unterstellten Bedeutung Deserteur = Feigling, der sich durch (illegitime) Flucht entzieht, nur im Zusammenhang dieses Threads ausnahmsweise gelten lasse.

    wir halten noch immer / die wolkenfäden fest in den händen / das versprechen: ich webe dir ein kleid aus traum und dunst und zuversicht / damit du es schön warm hast / im augenblick der zählt

    seebruecke.org

    mission-lifeline.de

    sea-watch.org

    Einmal editiert, zuletzt von Traumweber (17. Februar 2014 um 16:33)

  • Zumindest solange man es nicht mit Leuten zu tun hat, denen Spaß ganz grundsätzlich suspekt ist.

    Auch die haben Spaß: "Ich würde mich schämen, dreißig Jahre lang mit der nämlichen Moralphysiognomie zwischen Himmel und Erde herumzulaufen, bloß um des elenden Vergnügens willen, andre schlechter zu finden als mich." - Danton zu Robespierre, Dantons Tod, Büchner

    um 'sinnvolle' Freizeitaktivitäten und Zeitmanagement im allgemeinen

    Ja, die Selbstoptimierer. Die, die den Kaloriengehalt jedes Lebensmittels kennen müssen. Alle ihre Schritte müssen sie zählen, dem neusten Trend in der Aufstockung der als mangelhaft empfundenen Vitaminversorgung muss gefolgt werden. Ich wünsche ihnen, dass sie erkennen, wie sehr sie das menschliche Bedürfnis nach Spiel - nach Eskapismus - vernachlässigen, bevor sie ein Burn-Out in den Selbstmord treibt.

    Ich glaube, es liegt daran, dass das Fantasie-Rollenspiel immer noch eine Randerscheinung in unserer Gesellschaft darstellt.

    Vielen fehlt dazu meiner Erfahrung nach Fantasie oder Mut.

    Non serviam!

    Beherrscher des Kophtanischen Imperavi nach Zant...
    und lobet Thargunithread, die Herrin der Threadnekromantie!


    Einmal editiert, zuletzt von the_BlackEyeOwl (21. März 2014 um 10:33)

  • Ich beschäftige mich jetzt noch nicht so lange mit Rollenspiel, aber ehrlich gesagt hab ich mich schon ziemlich rechtfertigen müssen dafür. Viele - vor allem wenn sie noch nie davor damit zu tun hatten - finden es nerdig. Meistens frage ich dann aber als erstes nach, was sie denn glauben, dass es ist. Und dann stellt sich heraus, dass sie die Meinung vertreten, Menschen, die Rollenspiel mögen, hätten keine Freunde, würden nichts anderes machen als diesem einen Hobby nachzugehen, hätten keinen Bezug mehr zur Realität und seien außerdem höchstgradig asozial (nicht zu Vergessen die psychischen Probleme, die natürlich alle Rollenspieler haben müssen). Spätestens dann muss ich lachen. Ich frag meine Gesprächspartner dann immer, welcher der Punkte denn auf mich zutrifft. Leider keiner... ach wie blöd.
    Da ich mich im universtitären Rahmen wegen einer Abschlussarbeit jetzt auch mit dem Thema auseinandersetze, komm ich gar nicht drum herum mit Leuten zu reden und zu erklären. Da kommt jetzt auch häufig noch der Vorwurf dazu, nicht nur das Thema selber, sondern auch ich seien sehr sehr sehr unseriös und unwissenschaftlich. Und ein bisschen strange.
    Macht aber nichts. Ich mag es. Und es interessiert mich. Und ich sehe nicht ein, dass ich in irgendeinem Bereich meines Lebens nicht sagen darf/sollte, was ich gerne mache oder denke. Den Beiträgen hier kann ich mich nur anschließen: Andere Spiele spielen, lesen, Sport... da könnte der Vorwurf des Eskapismus ebenso aufkommen. Tut er aber nicht oder nur selten. Wahrscheinlich weil diese Dinge gesellschaftlich anerkannt sind. So im sinn von "Tun ja alle. Ist ganz normal". Und dann wird das gar nicht mehr hinterfragt. Sondern einfach hingenommen.

    Möglicherweise ist an Rollenspiel irgendwas so anders (was auch immer das sein soll), dass Leute das Bedürfnis haben diese Form des SPiels klein zu machen. Es scheint vielen nämlich unmöglich zu sein, es einfach dabei zu belassen. Keinen Spaß daran zu haben, ist ok. Aber Rollenspieler und Rollenspiele gleich runter zu machen, ist schon wieder was anderes.
    Lustigerweise betrifft das nicht mal nur solche Spiele wie DSA, hab ich den Eindruck. Eine Bekannte von mir ist Therapeutin und die arbeitet immer wieder mal gerne mit bestimmten Therapieformen, die letztendlich auf Rollenspiel hinauslaufen. Sie hat mir erzählt, dass das in bestimmten Kreisen enorm verpönt sei und abgelehnt werde...

    Und mit der Realitätsflucht hab ich insofern ein Problem, weil die meisten, die spielen oder lesen oder stundenlang Serien anschauen oder Sport betreiben, wissen dass sie das tun. Wenn ich spiele, weiß ich, es ist "nur" ein Spiel. Ich weiß, dass ist nicht echt. An das "echte" Leben muss ich zwar nicht denken. Aber das Vergnügen am Spiel, ist ja eben zu wissen, dass es ein Spiel ist und dass es dann noch eine "andere" Wirklichkeit gibt. Und wenn es mich nicht mehr freut, dann steige ich eben aus. Um zu spielen muss ich mich nicht zwangsläufig von der Wirklichkeit abschirmen, mich alleine oder in einer Gruppe von "der Welt da draußen" zurückziehen. Eigentlich glaube ich sogar, dass das Wissen, dass es das "echte" Leben gibt irgendwo eine Voraussetzung ist, um Freude am Spiel zu haben. Weil ich nach Lust und Laune ein- und aussteigen kann und will. Sonst wäre es schon zwanghaft. Und kein Vergnügen mehr. Oder?
    Keine Ahnung... ob ich das jetzt einigermaßen verständlich formuliert habe.

  • Möglicherweise ist an Rollenspiel irgendwas so anders (was auch immer das sein soll)

    Sie hat mir erzählt, dass das in bestimmten Kreisen enorm verpönt sei und abgelehnt werde...

    Ich kann mich daran erinnern, dass bei mir am Anfang eine ganze Portion Überwindung nötig war. Deshalb schrieb ich von Mut - vielleicht hat es damit zu tun.

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  • Ich möchte nochmal zum Wikipediaartikel, den @Jinx verlinkt hat, zurückkommen:

    Zitat

    Eskapismus wird als eine Fluchthaltung oder Ausbruchshaltung, als bewusste oder unbewusste Verweigerung gesellschaftlicher Zielsetzungen und Handlungsvorstellungen verstanden.

    Ganz wichtig hier: Gesellschaftliche Zielsetzungen. Das hat nichts mit Wirtschaftlichkeit oder Effizienz zu tun. Ich würde hier davon ausgehen, dass hiermit die üblicherweise auf den Menschen als soziales Wesen projizierten Verhaltensweisen gemeint sind, also die Bildung von sozialen Gruppen und Umgebungen - also einfach ausgedruckt, die Bildung eines Freundeskreises, einer angenehmen Atmosphäre am Arbeitsplatz zwischen Kollegen und ähnliches. Die erwähnten Handlungsvorstellungen sind dann davon abgeleitet.

    Aus der Definition lässt sich also ableiten, dass Eskapismus sich im Wesentlichen in der Abwendung von seinen Mitmenschen ausdrückt. Schon allein an dieser Stelle ist offensichtlich, dass Rollenspiel keinesfalls eine Form des Eskapismus darstellt.

    Zitat

    Eine Flucht vor der Realität bzw. vor der Wirklichkeit kann durch geistiges und soziales Abschirmen („Stubenhocker“, „Einsiedler“), durch eine Hinwendung zum Irrationalen, einen übermäßigen Gebrauch vonMedien aller Art oder auch durch Substanzdrogen vollzogen werden.

    Entgegen der vorhergehenden Definition wird hier nun erstmals nicht nur ein soziales, sondern auch ein geistiges Abschirmen erwähnt. Interessant ist, dass beim ersten Satz in der Wikipedia auf eine Quelle verwiesen wird, beim zweiten jedoch nicht. Ich finde, dass geistiges Abschirmen im Gegensatz zum sozialen Aspekt kein Merkmal des Eskapismus ist, sondern eher eine Folge.

    Ich würde geistiges Abschirmen mal grob als Zurückweisen des Informationsflusses, der aus der Realität kommt, interpretieren. Woher kommt das? Im Artikel wird unter anderem die Flucht in Medien erwähnt, und gerade bei den heutigen „sozialen“ Medien ist das ein guter Ansatzpunkt:

    Soziale Interaktionen über (Online-)Medien sind generell unpersönlicher also direkter Kontakt. Man sieht das ja an der gesteigerten Aggressivität, die im Internet an vielen Orten bemerkbar ist. Schon auf Seiten wie Facebook präsentieren sich Teilnehmer ja tendenziell so, wie sie gesehen werden wollen, was nur bedingt korreliert damit, wie sie tatsächlich sind. Ich würde mal sagen, dass schon hier die Ansätze eines Rollenspiels vorhanden sind.

    Ein klassisches Beispiel des Eskapismus ist dann ja World of Warcraft, das etliche Spieler süchtig gemacht hat und dazu geführt hat, dass sie ihre sozialen Kontakte aufgaben (das betraf auch einen Freund von mir). Hier schlüpft man vollständig in eine fremde Rolle und interagiert dann auch primär mit den Figuren anderer Spieler. Wer sich hinter den Spielern verbirgt, ist unwichtig. Und nochmal zur Klarstellung: Natürlich trifft das auch bei WoW nur auf eine Minderheit der Spieler zu.

    Worauf ich hinaus will ist, dass die Vorstellung fremder Welten ein gutes Mittel ist, um der sozialen Interaktion in der Realität zu entkommen, weil man das Bedürfnis nach sozialer Interaktion über Avatare und dergleichen stillen kann. Die Folge kann dann die erwähnte geistige Abschirmung von der Realität sein, da die fremde Welt, in der man lebt, die eigenen sozialen Bedürfnisse befriedigt.

    Was bedeutet das aber für uns Rollenspieler? Ich denke, bei uns is der Eskapismus deutlich weniger verbreitet as in MMORPGs und dergleichen. Wir haben beim Spielen keine Medien zwischen uns und kennen uns (oder lernen uns kennen) auch außerhalb der Spielwelt. Sicher ist DSA auch für Eskapisten nicht unattraktiv, aber wie schon erwähnt, solche Leute hat man dann eher ungern in der Gruppe, weil man mit ihnen eben über das Spiel hinaus nur schwer Kontakt aufbauen kann - und das ist dann für andere, die Rollenspielen als normales Hobby betreiben, eher unangenehm.

    Natürlich kann es vorkommen, dass man, wenn man eine entsprechende Veranlagung zum Eskapismus hat, ohne sich dessen bewusst zu sein, man durch Rollenspielen dazu verleitet wird, diesen Aspekt auszuleben. Das heißt aber nicht, dass man sich als Rollenspieler generell vorwerfen lassen muss, dem Eskapismus zu frönen. Leute, die Rollenspielern so etwas vorwerfen, argumentieren auf dem Niveau von „alle Räder sind rund, also ist alles, was rund ist, ein Rad“.

    It's hard to light a candle, easy to curse the dark instead.
    •••
    The trouble with having an open mind, of course, is that people will insist on coming along and trying to put things in it. -- Terry Pratchett

  • MMORPGs machen das Abschalten dahin gehend leichter, dass man einfach nur den Rechner anschalten und online gehen muss. Für's Pen n Paper muss man am Ende einen Haufen Knabbersachen kaufen, die Wohnung saugen, die Termine organisieren, sich aufregen, weil der schon wieder krank ist, den Pizza-Dienst vorwarnen, die Stühle zu Recht rücken und die Würfel wieder finden, die dieser kleine selbstgezeugte Wirbelwind in der Wohnung verteilt hat...

    Ich kann mich daran erinnern, dass bei mir am Anfang eine ganze Portion Überwindung nötig war. Deshalb schrieb ich von Mut - vielleicht hat es damit zu tun.


    Mut braucht man auf jeden Fall. Ist ja auch eine Art sich öffnen, etwas von sich zeigen, einen Teil seiner Träume, Wünsche offen zu legen. Deshalb ziehen es viele gerne ins Lächlerliche, um zu verhindern zu viel von sich Preis zu geben. @Ina hat sich für eine Kurtisane entschieden, das man ihr sehr negativ auslegen (anständige Frauen sollen schließlich nicht herum huren) anstatt es als ein lockeres Umgehen mit Sexuallität an sich zu interpretieren.

    I ♡ Yakuban.

  • Code
    Mut braucht man auf jeden Fall. Ist ja auch eine Art sich öffnen, etwas 
    von sich zeigen, einen Teil seiner Träume, Wünsche offen zu legen. 
    Deshalb ziehen es viele gerne ins Lächlerliche, um zu verhindern zu viel
     von sich Preis zu geben. @Ina
     hat sich für eine Kurtisane entschieden, das man ihr sehr negativ 
    auslegen (anständige Frauen sollen schließlich nicht herum huren) 
    anstatt es als ein lockeres Umgehen mit Sexuallität an sich zu 
    interpretieren.

    Absolut. Mir gehts auch so. Mut ist nötig. Und anfangs sogar viel... hängt allerdings auch davon ab, in welchen Kreisen man sich gerade bewegt. Ist ein interessanter Gedanke, dass es deshalb so gerne ins Lächerliche gezogen wird. Das kann ich mir gut vorstellen.
    Lustig, dass du meine Kurtisane gleich als Beispiel nimmst. Mein Mann hat gelacht, als ich ihm gesagt hab, dass ich das spielen will. Und in der Gruppe, in der wir spielen, haben mich zuerst mal alle angestarrt und dann so "Was? Du bist was?" "Kurtisane" "Ohne scheiß?" Also auf manche Rollen wird wahrscheinlich einfach prinzipiell etwas anders reagiert. Gibts vielleicht so Charaktere die vor allem von Anfängern gerne gespielt werden? Vielleicht hat die Gruppe nämlich auch einfach damit gerechnet...

    [quote
    Aus der Definition lässt sich also ableiten, dass Eskapismus sich im Wesentlichen in der Abwendung von seinen Mitmenschen ausdrückt. Schon allein an dieser Stelle ist offensichtlich, dass Rollenspiel keinesfalls eine Form des Eskapismus darstellt.][/quote]

    Ich finde sowieso nicht, dass der Vorwurf des Eskapismus bei Rollenspiel angebracht ist. Falls jemand dazu tendiert und sich schließlich wirklich von der Realität und seinen Mitmenschen abwendet, dann hat das nichts mit Rollenspiel an sich zu tun. Natürlich kann es vorkommen. Vielleicht suchen sich potentielle Wirklichkeitsflüchter gerne solche Spiele aus? Wer weiß? Aber das ist in anderen Bereichen sicher auch so. Du hast z. B. soziale Netzwerke genannt.
    Und wenn man es drauf anlegt, Rollenspiel diesen Vorwurf machen zu können, dann gehts auch so. Laut Wiki können sich nämlich nicht nur Individuen, sondern auch Gruppen von der Außenwelt abschirmen:

    Zitat

    Eskapismus muss nicht unbedingt als nur individuelle Vereinsamung und soziale Isolation auftreten. Auch der Eintritt in abgeschirmte Kommunen oder in Sekten kann eine Form der Flucht vor der Wirklichkeit sein, selbst wenn sie gemeinsam mit anderen Menschen vollzogen wird.

  • Guckt mal, was ich gefunden habe: *klick* Da schaltet man wortwörtlich zum ersten Mal seit einem halben Jahr die Glotze an und DAS springt einem entgegen. Und das ist nicht aus den 80ern, der Hochzeit des D&D-Bashings, sondern von 2001. Nach kurzer Recherche scheint klar zu sein, dass diese Serie gerne auf Rollenspiele(r)n herumprügelt, ein anderes Beispiel ist nicht älter als 2009. Zugegebenermaßen, man erwartet in so einer Serie nicht gerade hochphilosophische Gedanken, aber das?

    Non serviam!

    Beherrscher des Kophtanischen Imperavi nach Zant...
    und lobet Thargunithread, die Herrin der Threadnekromantie!


  • Eine TV-Sendung aus den Staaten - sagt doch schon alles... Vermute mal, Heavy-Metal- und Horrorfilm-Fans kriegen da auch ordentlich ihr Fett weg. God Bless America!

    Zum eigentlichen Thema: Mein Freund findet RPG durchweg albern. Prima, dann hucken wir nicht die komplette Freizeit aufeinander. Im Verlauf meines bisherigen Lebens gab es genug andere "Absonderlichkeiten" zum wundern, da fiel Fantasy-Rollenspiel gar nicht auf. Auf der Arbeit haben wir noch einen DSA-Nerd. Ja, den KollegInnen sind unsere Privatgespräche schon suspekt und schräg. Wenn diese mal fragen, was DAS ist (einschlägige Lektüre, die ich auf dem Weg von und zur Arbeit lese und ihm zeige), gibt es zur Antwort: "Bist du eh zu blöd für!" :D Unterhalten uns auch gerne extra bescheuert mit Kürzeln und aventurischen Vokabeln - macht Spaß. Tatsächlich wird unser Freizeitvergnügen komplett toleriert. Wehe nicht, dann schlügen wir die mit tiefgründigen Erörterungen zum Wesen der Gottheiten, aventurischer Kultur und Historie oder haarspaltenden DSA4.1-Regeln in die Flucht - äh, machen wir sowieso ;) Und zu unseren Geburtstagen sammelt das Team für Ulisses-Gutscheine...

    Rechtfertigen? Niemals. Wer blöd fragt, braucht keine Antwort. Dumme Sprüche (auch zu anderen Themen) geh ich lieber offensiv an. Haut euer Hobby den Leuten um die Ohren! Gibt genug anderes, dessen sich jeder/r von uns eventuell schämen könnte :whistling:

    "In den Rachen der Drachen hexen die Echsen!"
    getreulich gehört auf den Hesinde-Disputen 1030 BF

  • Ich zitiere mich mal selbst zu dem Thema: Ich habe die Theorie aufgestellt, dass Rollenspiel mehr ist, oder sein kann, als eine andere Rolle zu spielen. Wie Faust schon sagt "zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust", doch ich glaube es sind eben noch mehr. In der realen Welt gibt es aber zumindest immer den Teil des eigenen Ichs, welcher eher bodenständig ist und ein "normales" Leben anstrebt und den Teil, welcher eben immer nach mehr strebt. Man kann aber nur dem einen Weg folgen, da sich beide gegenseitig mehr oder weniger ausschließen. Rollenspiel gibt einem die Möglichkeit dem anderen Ich seinen Lauf zu lassen, ihm ein alternatives Leben zu ermöglichen. Ich glaube Faust ist sozusagen mein rastloser Part, der nie zum Augenblick "verweile!" sagt. Ab und zu bricht der Gute auch so nochmal im wahren Leben aus einem raus, aber durch das Rollenspiel kann man ihn wirklich leben lassen.

  • Das ist wahrscheinlich ein Grund, warum die meisten schau- oder rollenspielen. Andere Facetten ausleben, in eine andere Haut schlüpfen. Ähnlich, aber aktiver als beim Lesen eines Romans. Da taucht man auch ab, erlebt Immersion, allerdings passiv. Die Ausprägung ist dann auch vom Spielstil abhängig, lösungsorientiert, hintergrundorientiert usw.
    Aber es müssen nicht nur sonst kaum ausgelebte Eigenschaften sein, die eigene Persönlichkeit (oder was man dafür hält) in einer sehr unterschiedlichen Welt auszuprobieren, kann auch reizvoll sein.

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • Die Reaktionen kenne ich garnicht, sondern eher kommt:
    "Was machst Du??" "Was ist denn das??"

    Aber eins ist sicher, mit dem Rollenspiel kann ich besser abschalten und mal die Welt Welt sein lassen, bzw auch mal (auch wenns nur 3-4 Stunden sind) sämtlichen Frust und Ärger vergessen, als mit dem PC oder etwas anderm. Danach ist man echt ruhig und erholt, fast wie Urlaub!

    Badner, das Höchste was ein Mensch werden kann


  • Das ist wahrscheinlich ein Grund, warum die meisten schau- oder rollenspielen. Andere Facetten ausleben, in eine andere Haut schlüpfen. Ähnlich, aber aktiver als beim Lesen eines Romans. Da taucht man auch ab, erlebt Immersion, allerdings passiv. Die Ausprägung ist dann auch vom Spielstil abhängig, lösungsorientiert, hintergrundorientiert usw.
    Aber es müssen nicht nur sonst kaum ausgelebte Eigenschaften sein, die eigene Persönlichkeit (oder was man dafür hält) in einer sehr unterschiedlichen Welt auszuprobieren, kann auch reizvoll sein.

    Das stimmt und ich glaube ganz schafft man das auch nie auszublenden. Man merkt halt auch schnell, wer man vor allem nicht ist, welche Rollen einem einfach keinen Spaß machen usw.