Karl May ... im Näheren und Weiteren

  • Ich habe mit "Ich" angefangen. Nicht so ganz meine Art von Autobiografie, zu viel wird da zeitlich hin und her gesprungen für meinen Geschmack und eigentlich doch etwas zurück vom Leder gezogen, während zugleich beteuert wird, das würde nicht geschehen.

    Ja, hätte er mal! Old Shatterhand, sein Alter Ego, lässt aber nun mal jeden Mustermann nicht gut dastehen und handelt nun wahrlich "köstlich einwandfrei" in einer jeden Lage. Fehler machen ja nur andere, und das die Spirale nach unten erst allmählich zunehmend mehr.

    Ich fand ich auch nicht so toll als ich es gelesen habe.

    Darum hatte ich die Helden Old Shatterhand oder Kara Ben Nemsi irgendwann satt. Immer dieses von oben Herab. Tscho Tschie muss eine Weiße Schule besuchen, Winetou muss Christ werden, Hadschi Halef ist ein dummer Tropf der auch Christ wird. Jeder Feind wird laufen gelassen, damit er später wieder ärger machen kann. Der Roman WEihnacht ist fast unerträglich kitschig.

    "Die wahrhaft menschliche Qualität besteht nicht […] aus Intelligenz, sondern aus Phantasie."

    Tery Prattchet

  • Ich habe zwar die Orient-Romane quasi gar nicht gelesen, aber war Halef nicht treu und und mutig und gewitzt?

    "Weihnacht" ist schon viel zu lange für mich her, aber ich weiß noch, dass es mir zu ernst (damals ...) war.

    Die Feinde werden doch so oft gar nicht laufen gelassen, um Ärger zu machen? Ärger machen meistens die, die irgendwie knapp (meisten anderen, wenn Shatterhand gerade nicht da ist und aufpasst) entkommen können. Die, die laufen gelassen werden, neigen meinem Eindruck eher dazu, bald von Bösewichten angemurkst zu werden.

    Old Shatterhand dagegen ist schlicht rundum perfekt. Der weiß immer alles vorher, zieht die richtigen Schlüsse, und eher irrt sich Winnetou (jawoll, ist vorgekommen), als Old Shatterhand, nur damit er recht haben kann und ein Mustermann ohne Fehler und Dummheiten ist.

    Da kann ich mich mittlerweile ständig drüber aufregen, weil er wirklich unglaublich perfekt ist (und die meisten anderen in seiner Nähe gleich merklich unfähiger werden, damit er mehr strahlen kann).

  • Old Shatterhand seh ich genau so,

    Kara Ben Nemsi ist genau so perfekt, Halef macht immer dumme Fehler, oder die anderen Mitreisenden. Da hat mich das mit den Feinden gestört. Kara Ben Nemsi lässt die Mörder die ihn überfallen haben mit guten Belehrungen ziehen, nur damit sie später wieder versuchen ihn zu töten. Das zieht sich durch viele Bände, mal kommt einer der Bösen um, dafür kommen dann neue.

    Auch ist Karl May da oft Rassistisch, Türken werden immer als Bestechlich und Faul dargestellt. Die guten sind meist Frauen und da oft Christliche und zum Christentum bekehrte. Dasist wohl aber auch der Zeit geschuldet in der May die Bücher schrieb. Ich habe mal in einer Evangelischen Gemeind geholfen, da wurden die Bücher als Rettung für die Jugend beworben, damit sie nicht dem Teufel verfallen.

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    Tery Prattchet

  • Ja, das Rassistische ist in den Romanen, die im Orient spielen, viel stärker zu erkennen. Vermutlich auch weil hier mehrere unterschiedliche Völker zur Auswahl stehen, welche im damaligen Europa bereits klassische Stereotypen aufwiesen, mit denen der Autor bei seinem Publikum punkten konnte. Ich habe vor einiger Zeit auf einem Flohmarkt die Karl-May-Werk-Reihe fast vollständig entdeckt und mir zugelegt. Hatte mir als Jugendlicher gut gefallen, obwohl ich nur relativ wenige - die dafür öfter - gelesen habe.(Durch die Wüste bis Der Schut, Winnetou I-III, Mahdi I-III, Old Surehand, Ölprinz, etc.) Da waren nun einige mit denen ich mich früher nicht beschäftigt hatte dabei. Habe einfach mal mit dem 1. Band begonnen, aber die Stimmung, die einen als Jugendlicher gefesselt hatte, ist nicht aufgekommen. Damals konnte man sich mit den Helden viel besser identifizieren und den Helden, der ewig alles besser weiß noch irgendwie gut ertragen. Als ich es jetzt gelesen habe, ging mir Old Shatterhand und Kara ben Nemsi gewaltig auf die Nerven und den Rassismus muss man ohnehin ausblenden. Bei Weihnacht bin ich dann nicht mehr weitergekommen und habe es zur Seite gelegt. Ich weiß nicht, ob ich wieder weiterlesen werde. Derzeit nicht.

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    "Genieße die Veränderung, denn sie wird schöner als du es dir vorstellen kannst." (unbekannte TSA-Geweihte)

  • Dasist wohl aber auch der Zeit geschuldet in der May die Bücher schrieb.

    Das halte ich für den wichtigen Punkt.

    In den Zeiten des Kolonialismus waren die Europäer und Amerikaner oft selbstverständlich, ohne es zu hinterfragen, ja dieses Denken als Selbstverständlichkeit nehmend, rassistisch. Das findet man bei Autoren der Zeit oft (vielleicht auch immer).

    Dazu hat May viel mit Archetypen gearbeitet, was dann solche Zeichnungen auch noch unterstützte.

    Auf der anderen Seite hat er alle Menschen sind gleich, kein Blutvergießen untereinander und an das Gute in jedem appellierend geschrieben, und das, finde ich, kann und darf man ihm noch immer zu Gute halten.

    Es wurde nicht bis zum Ende umgesetzt (Shatterhand hat Nscho-Tschie ein bisschen geliebt, aber wie es in Winnetou I irgendwo heißt: ein weißer Mann kann nicht eine Indianerin heiraten - was allerdings wiederum dem damaligen Zeitbild auch ganz gemäß ist, denn sogenannte Squawmänner hatten bei den Weißen damit keine Akzeptanz).

    Damals konnte man sich mit den Helden viel besser identifizieren und den Helden, der ewig alles besser weiß noch irgendwie gut ertragen. Als ich es jetzt gelesen habe, ging mir Old Shatterhand und Kara ben Nemsi gewaltig auf die Nerven und den Rassismus muss man ohnehin ausblenden.

    Oh ja, das kann ich voll und ganz unterschreiben.

    Wie irgendwo weiter oben mal geschrieben: Old Shatterhand kann ich mittlerweile gar nicht mehr vertragen, die Orientromane habe ich bis auf ganz wenige Ausnahmen fast gar nicht gelesen - wenn kein Winnetou mitspielte, wollte ich es als Kind eh nicht lesen *g* - und mittlerweile (eine schon längere mittlerweile) habe ich für mich die in Deutschland spielenden Romane, oder die ehemaligen Kolportage-Romane und andere Abenteuer-Romane für mich entdeckt. In denen gibt es zwar auch schon mal ziemliche strahlende Mustermänner (Dr. Sternau), und Rassismus und jede Menge Archetypen (und auch Plotbestanteile wiederholen sich öfter, z.B. die vertauschten Adelskinder), aber ohne Alter Ego als Protagonist machen die Figuren schon mal Fehler, und wenn die Romane in Deutschland spielen, sind die Deutschen nicht die besten aller Menschen (*gähn*), sondern haben auch ihren ordentlichen Teil an ruchlosen Bösewichten.

    Es sind halt nicht mehr ganz zeitgemäße Plots und Ereignisse, aber ich zumindest kann mich auf diese anderen Stoffe immer noch einlassen.

    Aber ich lese dann, worauf ich Lust habe, da rund 80+ Bände der Reihen nach durchlesen ... hui, könnte ich nicht, würde ich nicht, weil mich schon gar nicht alles davon interessiert.

    Gerade die Schriften aus der späteren Schaffenszeit sind nicht meines. Das hätte Karl May sicher nicht gerne vernommen, aber mir gefallen die Abenteuer bei ihm, nicht das Alterswerk (zu dem wohl auch "Weihnacht" als früher Weichensteller betrachtet werden muss) mit seinem Mystizismus, Religion, Symbolik, Allegorien, Utopie und Läuterungsthematik

  • Deinen Aussagen stimme ich voll und ganz zu. "Der Wurzelsepp" hab ich gelesen und Artikel über die Koplportageromane. Das spätere Werk konnte ich nicht mehr lesen, habe die Bücher dannmeinem Bruder gegeben, der findet die ganz toll.

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    Tery Prattchet

  • Ich lese (manchmal auch: arbeite) mich weiter durch "Ich". Den "Mein Leben und Streben"-Teil, die Autobiografie, habe ich jetzt durch.

    Interessant fand ich (auf S. 157 in meiner 25. Auflage), dass angegeben wird, dass Old Shatterhand/Kara Ben Nemsi tatsächlich nicht Karl May selber sein solle, sondern diese Figur - aus Einheitsgründen nur eine -, ein beginnender Edelmensch ist, das Ich soll nicht wirklich sein, weil schon die Reiseerzählungen konzeptionell als großer Bogen eines Gleichnisses, des Menschwerdens vom "niederen Sinnenmenschen zum Edelmenschen." (S. 156) angelegt sind (noch mal, ausführlicher, S. 209). Deshalb fängt der erste Band in der Wüste an, deshalb ist dass erste, was der Leser durch Kara Ben Nemsi wahrnimmt, Halef (in dessen Fehlern May eigentlich seine eigenen meint) (S. 211).

    Es wird dargelegt, dass die Hauptfigur diese großen Fähigkeiten und Anlagen mitbringen muss. "In der Wirklichkeit konnte sich das unmöglich in einem einzelnen Menschen vereinigen. [...] so war doch gewiss anzunehmen, daß kein vernünftiger Mensch auf den Gedanken kommen werde, daß ein ein einziger Mensch das alles erlebt haben könne" (S. 158/159).

    Ich fühle mich ein bisschen versöhnt, aber er ist einfach von Anfang an zu übermenschlich und diese Figur macht in meinen Augen keine Entwicklung durch, wenn auch unbestritten sehr viele anderen Figuren.

    Zum Rassismus:

    Bei den Ausführungen darüber, warum er seinen Metabogen an einmal die Indianer Nordamerikas und an den Orient knüpft, schreibt er: "Der poetische Glaube an den 'großen, guten Geist' der einen und der unwandelbare Allahglaube der anderen zeigte Verwandtschaft mit meinem eigenen, unerschütterlichen Gottesglauben" (S. 156).

    "Der Vorsatz, meine Gestalten teil in indianische und teils in orientalische Kleider zu kleiden, führte mich selbstverständlich zu tiefem Mitgefühl für die Schicksale der betroffenen Völkerschaften.[...] Und über die Undankbarkeit des Abendlandes gegenüber dem Morgenland, dem es doch seine Kultur verdankt, machte ich mir allerlei schwere Gedanken. das Wohl der Menschheit erheischt, daß zwischen beiden Friede sei, nicht länger Ausbeutung und Blutvergießen. Ich nahm mir vor [...] in meinen Lesern die Liebe zur roten Rasse und für die Bewohner des Orients zu erwecken, die wir ihnen als Mitmenschen schuldig sind" (S. 159)

    Nach heutigen Maßstäben ist das teilweise natürlich immer noch durchaus kritikwürdig, nicht politisch und auch sonst nicht immer korrekt, aber es lesen sich halt doch positive Ansichten und Absichten heraus.

    Warum dann dennoch so viel mit Archetypen und Klischees gearbeitet wurde, und ja, auch Rassismus bei so einigen Protagonisten und ihrer Herkunft so deutlich zu erkennen ist, ist dann womöglich eine andere Frage (und den oben zitierten Absichten auch konträr entgegenstehend, wie ich meine), aber es wird doch deutlich, dass positives Hinführen und Bekanntmachen gemeint ist.

  • Okay, dass muss ich zugeben und habe das womöglich auch mal gelesen, doch der negative Eindruck war wohl stärker. Ich glaubte auch mal an das gute im Menschen, und habe in der Jugend dann doch zu viele negative Erfahrungen gemacht, das gehört aber nicht hierher. Es geht ja um den Eindruck der Bücher von Karl May.

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    Tery Prattchet

  • Als großes Wunschziel Frieden auf Erden und keinen Krieg und Zwist ist eigentlich in jedem Fall eine sehr gute Utopie, finde ich.

    Man kann diese Ansichten und Absichten durchaus aus den Romanen und Geschichten an verschiedenen Stellen rauslesen, aber ebenso manchmal auch anderes, was da doch etwas entgegensteht.

    Ich bin zwar immer noch nicht ganz durch - für das Buch brauche ich für meine Begriff eine Ewigkeit, weil es halt nicht die Art Buch ist, die mich so richtig mitnimmt -, aber ich bin mittlerweile in dem Sachteil (der ja mehr als die Hälfte ausmacht, in dem von anderen Autoren über Karl May referiert wird und in dem es so einige interessante Auflistungen und Abhandlungen zu verschiedenen Aspekten gibt) und weiß nun, dass Albert Schweitzer und Albert Einstein in ihrer Jugend Karl May gelesen haben und seine Werke auch als Erwachsene noch schätzten, und dass Karl May mal Buffalo Bill begegnet ist, als der auf Deutschlandtournee war. Letzteres wenigstens laut seiner zu dem Zeitpunkt Witwe. Muss also so, wie ohnehin nur kurz erwähnt (und nicht zitiert), gar nicht so stimmen.

    Immerhin wird in dem Sach-Teil auch Karl May attestiert, er hätte nachweislich Englisch-Amerikanisch (mit Slang), Arabisch und Französisch sehr gut gesprochen. Und ohne dass ich Spanisch oder Chinesisch oder Arabisch kann, habe ich schon vor langer Zeit dem Englisch in den Büchern gewisse Fehler und einen gewissen Eigenbau angemerkt, und er sprach ja diese Sprachen eben nicht.

    Dazu habe ich gerade diesen ziemlich langen (und nicht unbedingt positiven oder nachsichtigen) Artikel gefunden: »A very famous pleasure!«

  • Als großes Wunschziel Frieden auf Erden und keinen Krieg und Zwist ist eigentlich in jedem Fall eine sehr gute Utopie, finde ich.

    Man kann diese Ansichten und Absichten durchaus aus den Romanen und Geschichten an verschiedenen Stellen rauslesen, aber ebenso manchmal auch anderes, was da doch etwas entgegensteht.

    Ich bin zwar immer noch nicht ganz durch - für das Buch brauche ich für meine Begriff eine Ewigkeit, weil es halt nicht die Art Buch ist, die mich so richtig mitnimmt -, aber ich bin mittlerweile in dem Sachteil (der ja mehr als die Hälfte ausmacht, in dem von anderen Autoren über Karl May referiert wird und in dem es so einige interessante Auflistungen und Abhandlungen zu verschiedenen Aspekten gibt) und weiß nun, dass Albert Schweitzer und Albert Einstein in ihrer Jugend Karl May gelesen haben und seine Werke auch als Erwachsene noch schätzten, und dass Karl May mal Buffalo Bill begegnet ist, als der auf Deutschlandtournee war. Letzteres wenigstens laut seiner zu dem Zeitpunkt Witwe. Muss also so, wie ohnehin nur kurz erwähnt (und nicht zitiert), gar nicht so stimmen.

    Immerhin wird in dem Sach-Teil auch Karl May attestiert, er hätte nachweislich Englisch-Amerikanisch (mit Slang), Arabisch und Französisch sehr gut gesprochen. Und ohne dass ich Spanisch oder Chinesisch oder Arabisch kann, habe ich schon vor langer Zeit dem Englisch in den Büchern gewisse Fehler und einen gewissen Eigenbau angemerkt.

    Dazu habe ich gerade diesen ziemlich langen (und nicht unbedingt positiven oder nachsichtigen) Artikel gefunden: »A very famous pleasure!«

    Danke, der Artikel ist hilfreich um May besser zu verstehen. Vielleicht sollte ich doch noch mal seine Bücher lesen.

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    Tery Prattchet

  • Ich habe so halbwegs spontan nach langer Zeit zu "Der Weg nach Waterloo" gegriffen, dem ersten Band der Greifenklau-Reihe, ursprünglich aka Münchmeyer-Roman "Die Liebe des Ulanen". Zuletzt hatte ich das vor fast 15 Jahren gelesen, da auch schon zum zweiten Mal, aber ich konnte mich an nur noch wenig erinnern.

    Es ist zwar beeindruckend, wie ratz-fatz darin manchmal reihenweise Leute ganz schnell getötet werden, aber davon ab werde ich die weiteren Teile auch wieder lesen, das gefällt mir soweit ganz gut.


    EDIT fast 3 Wochen später:

    Nun auch die 3 weiter folgenden Bände gelesen. Es stirbt sich da oft nicht mehr ganz so schnell, aber manchmal immer noch schnell genug.

    Immer wieder ins Auge stechend, nicht nur bei den Greifenklaus, sondern auch sonst, ist diese Unmenge an Glück und Dusel, der dramaturgisch immer zurecht kommt. Eine Person geht irgendwo lang, hört jemanden kommen, und versteckt sich spontan (ich weiß meist nie warum - als wenn ich hier durch einen Park oder einen Feldweg ginge und mich verstecken würde, weil jemand entgegenkommt), oder befindet sich passend unter einem Fenster, schlecht sich manchmal auch gut an, etc., und hört sofort komplette Gespräche mit, die immens wichtig sind.

    Und auch sonst kommt immer jemand zurecht (meist die Guten, manchmal auch die Bösen), die zufällig irgendwo sind, um immer genau alles wichtige mitzuhören. Da laufen nicht schon bereits Gespräche oder so, nein, man kann teilweise immens lange Gespräche (denen man gerade bei den Greifenklaus das Kolportage-Erbe noch anmerkt, wenn Dialoge unendlich lang gezogen sind und also Zeilen produziert werden, mit ein oder zwei Sätzen, dann Ah-t oder hm-t jemand, oder sagt Ja oder Nein, und dann wird wieder zum nächsten Ah oder Ja oder Ausruf geredet) komplett anhören, in denen alles Wichtige gesagt wird. Wer heimlich belauscht wird, redet anfangs nie über Belanglosigkeiten. Das ist auch so, wenn Winnetou und Old Shatterhand beschleichen.^^

    Das Kolportage-Roman-Erbe ist auch bei den den vielen Handlungssträngen zu bemerken. Im "Weg nach Waterloo" gibt es nur einen, im nächsten Band kommen noch einige dazu, und im 3. Band noch weitere Stränge und damit auch Figuren. So einige der Einlagen sind dann eigentlich gar nicht wichtig oder nötig in dieser Ausführlichkeit, wie ich meine.

    Aber ich hatte spontan den Sinn danach, dann mit "Der Derwisch" anzufangen, also dem ersten Band der jetzigen Adlerhorst-Trilogie, ebenfalls im ersten Leben einer der Kolportage-Romane.

  • Zu Weihnachten gab es "Chroniken eines Weltläufers" von Hans Imgram. Er hat sämtliche Romane und Geschichten (die ja weder tatsächlich irgendwie datiert sind, noch hinsichtlich einer chronologischen Reihenfolge geschrieben wurden, auch wenn sich immer wieder Hinweise finde auf "wurde früher mal getroffen/war ich schon mal/damals, als") um Old Shatterhand und Kara ben Nemsi (also das erzählende Ich) in eine chronologische Reihenfolge in Form eines einzigen Tagebuchs gebracht. Es gibt Auszüge und Zitate aus den Romanen und Geschichten und Zusammenfassung der jeweiligen Ereignisse (irgendwie müssen die vielen tausend Seite ja in einen Buchdecke von etwas über 500 Seiten passen) mit ein paar wenigen eigenständigen, verbindenden Ergänzungen.

    Nachteil: Diese Zusammenfassungen sind wirklich recht kurz. Während ich bei den Romanen und Geschichten, die ich kenne, bei den Ereignissen noch gut mitkam, wurde es schwierig bei vor allem den Orient-AB, die ich fast gar nicht kenne, weil da plötzliche Personen und Dinge genannt wurden, die sich auf etwas beziehen, was vorher nicht erwähnt wurde.

    Das sind manchmal echt große Blöcke, was es etwas schwieriger macht, sie zu lesen.

    Auffällig ist, dass das ICH zwischen den Reisen üblicherweise nur 1 oder 2 Monate zu Hause ist, bevor es schon wieder losgeht. Ich weiß gar nicht, wann da die dicken Bücher geschrieben worden sein sollen.^^ Extrem ist, wenn "mal eben" in New York oder anderen Zwischenstationen die letzten Erlebnisse in 1-3 Nächten aufgeschrieben werden.

    Da ich die Orient-AB fast gar nicht kenne, habe ich erstaunt festgestellt, dass Kara ben Nemsi ganz schön oft k.o. gehauen und überwältigt wird (natürlich entkommt er immer ganz schnell). Mein Eindruck ist schon, dass das in den Nordamerika-Geschichten zwar schon mal vorkommt, aber nicht so oft.

    Oh, und die massenweisen toten Bären! Löwen und Panther gehen ja noch, da wird ab und an mal einer von erschossen. Anfangs dachte ich noch: Tarzan in den Romanen bringt mehr arme Löwen um. Aber Bären werden da rund um die Welt wirklich oft erschossen und erstochen.


    EDIT 2 Tage, bevor es genau 6 Monate seit dem obigen Beitrag her ist:

    In der Elsper Aufführung "Unter Geiern" gab es (erstmals, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt) in diesem Jahr erstmals auch den "Rächenden Geist", der sonst immer unter den Tisch fiel, weil es zwar Bloody Fox gab, aber nie sein Alter Ego. Das hat mir gut gefallen. War auch schön ins Szene gesetzt mit ganz viel Rauch drum rum, dass kaum was zu sehen war, bis er da mal rausritt mit dem Büffelkopfkostüm.


    EDIT noch mal 5 Monate drauf und im selben Beitrag ein Weihnachten später^^:

    "Die Winnetou-Trilogie" von Helmut Schmiedt untersucht den Winnetou-Roman, Entstehung und Struktur, Realität und Fiktion, interkulturelle Beziehungen, Männer- und Frauenbild, und hinsichtlich weiterer Betrachtungsweisen. Manchmal schon recht wissenschaftlich geschrieben, aber insgesamt fand ich es sehr interessant und mit Wissenswertem versehen. Hat mir gut gefallen.