Karl May ... im Näheren und Weiteren

  • Nein, das kenne ich nicht. Von dem Prinzen hatte ich, soweit ich weiß, in der Doku auch zum ersten Mal gehört, und dass er May so mit beeinflusst hat.

    Schade, dass Du da nicht kannst. Dann hätte ich mich gleich doppelt darauf freien könne, oder vielmehr: dreifach. :)


    Die harsche Kritik in dem offenen Brief kann ich nicht so ganz mitgehen, vielleicht, weil ich trotz eines persönlichen Interesses an amerikanischer Geschichte, Wertschätzung von Karl Mays Winnetou-Romanen und daran, dass man ich in Romanen und Filmen grundsätzlich auch an historischen Begebenheiten und Tatsachen halten könnte, von einer etwas anderen Grundlage ausgehen, nämlich der, dass Romane nie exakt verfilmt werden und Umsetzen von historischer Genauigkeit in Filmen und Romanen, die ja unterhalten wollen, (manchmal leider) nicht 100% umgesetzt werden. Vor allem aber, weil Karl Mays Werke, jedenfalls soweit sie im amerikanischen Westen spielen, sich ohnehin weit ab historischer Begebenheiten bewegen.

    Einige Punkte aus dem Film hatten wir nach den Filmen hier auch mal diskutiert, etwa, dass alle Indianer Lakota sprechen, was nun in der Tat nicht plausibel ist.

    Aber sie haben sich die Mühe gemacht, eine echte indianische Sprache zu nehmen und einen Sprachlehrer dafür einzusetzen, damit das auch richtig gesprochen wird, statt eigene Worte wie in den in den früheren Karl May-Filmen und vor Der Mit dem Wolf Tanzt in vermutlich fast jedem Western zu nehmen.

    Ich verbuche es als Pluspunkt, dass überhaupt eine existierende indianische Sprache in einem deutschen Western auftaucht. Auch wenn mit eine Sprache für alle tatsächlich nicht hätte sein sollen.

    Auch dass die drei Filme nur zwischen wenig und sehr wenig auf Karl Mays Werken tatsächlich basieren habe ich öfter gelesen, und sie ist zweifellos berechtigt. Aber das kann man über die bisherigen Verfilmungen noch mehr sagen/schreiben.

    Winnetou II und III haben quasi gar nichts mit ihren Vorlagen zu tun, das Halbblut Apanatschi, im Tal der Toten und noch einige mehr haben nicht mal mehr im Titel Bezüge, geschweige denn in der Handlung oder auftauchender Personen.

    Man hätte zweifellos vieles anders und besser machen können, aber ebenso hätte man es auch wie früher machen können: sich eigene Sprachen (die nun auch nicht unbedingt wie eine fließend gesprochene Sprache klingt) und ein paar über einen Kamm geschorenen Klischeegebräuche (da waren auch alle Indianer gleich: hatten ihre Zelte, Marterpfahl, sprachen vom großen Geist und jagten Büffel, völlig egal, dass einige der Stämme nicht in Zelten wohnten und nicht von der Büffeljagd lebten) nehmen können und fertig war der Indianer.

    Es wäre akkuratere Darstellung schön gewesen, um mehr aufzuzeigen, dass Indianer Nordamerikas = eben nicht alle Prärieindianer sind (und selbst die gleich zu setzen ist schon falsch), aber ich glaube nicht, dass man mit einer akkuraten Kulturdarstellung Zuschauer vor den Fernseher holen und dort halten kann.

    So werden zwar in den neuen Filmen immer noch Klischees bedient, aber es wurden wenigstens Ansätze gemacht, sie nicht zu offensichtlich sein zu lassen und zumindest einen merklichen Anstrich.

    Die Kritik halte ich für grundsätzlich berechtigt, aber mir ist nicht klar, warum da vor allem an der neuen Verfilmung gemäkelt und wird und weniger an den fast schon sakrosankt erscheinenden Verfilmungen aus den 60ern, die sich insgesamt noch mehr "Fehler" und Freiheiten erlaubten.

    Falschdarstellungen gibt es leider immer noch. Man schaue sich die Deutschen in den Hollywood-Streifen an.^^ Die Klischees sind auch nicht auszumerzen.^^

  • Heute also großer Kino-Tag: "Unter Geiern" auf der großen Kinoleinwand. Hach, war das schön :)

    Dieses krisselige Bild, solche Filme bekommt man heutzutage auf der Kinoleinwand gar nicht mehr zu sehen ;), Winnetou so nah daran, einen Scherz zu machen, wie es nur geht, die Sprünge, Schwünge und allgemeine Agilität des jungen (und so feschen) Götz George, Sieghardt Rupp als Bösewicht nicht ganz so charismatisch wie Mario Adorf oder Rik Battaglia, aber angemessen böse-bärtig, die wie ich finde sehr emotionale Szene am Anfang, als die Bauman-Ranch halb niederbrennt ....

    Nachdem ich "Der Ölprinz" und "Unter Geiern" gesehen habe, fehlt mir zu meinem vollkommenem Glück diesbezüglich nur noch "Der Schatz in Silbersee", aber mit dem hatten sie vor 6 Jahren angefangen, um meine 3 Top-Kandidaten im Kino gesehen zu haben.

    Marie Versini und Dunja Rajter waren als Ehrengäste da.

    Marie Versini erzählte eine Anekdote von ihrem ersten Drehtag bei "Winnetou I", als sie eigentlich eine Szene mit Pferden drehen sollte.

    Da kam Regiseur Harald Reinl auf sie zu, es gäbe ein Problem mit den Pferden, und sie solle daher (an ihrem ersten Drehtag) ihre Sterbeszene drehen.

    Sie: "Aber das kann ich nicht! Ich bin gestern erst angekommen. Ich kenne noch niemanden! Das kann ich nicht!"

    Er: "Klar kannst Du das. Du wirst von Santer angeschossen ..."

    Sie: "Wo ist Santer?"

    Er: "Der ist nicht da, der dreht heute woanders. Also, du bist getroffen, liegst hier, dann kommt Old Shatterhand, nimmt dich auf seine Knie, und du machst einen sterbenden Augenaufschlag und sagst zu ihm *Sie wiederholte die letzte Textzeile, in der Nscho-Tschie Old Shatterhand ihre Liebe gesteht*. Können wir? Wir können!"

    Auch Versini und Rajter waren sich beide darin einig, dass Stewart Granger am Set furchtbar arrogant war, Lex Barker dagegen mögen sie beide.


    Anschließend gab es dann "Winnetou - Eine neue Welt". Da ich ja zu der Minderheit gehöre, die den gut findet, waren für den natürlich auch Karten geordert worden. Das Kino war vermutlich um ein gutes Drittel leerer. Ich finde ja, die Trilogie ist ungerechtfertigt gefloppt. Für mich ist sie angenehm anders, nicht schlecht.

    Auch bei diesem zweiten Sehen gefiel er gut. Zwergenbrot , die den noch gar nicht kannte, fand ihn auch besser als den typisch für frühere Jahrzehnte so sauberen "Unter Geiern".

  • Oh, whow! Guck an, da haben wir vermutlich ähnlich viel von ihm gelesen... Hach, ich werde nostalgisch. Ich habe zunächst auch nur die Winnetou-Bücher haben wollen - und dann hab ich alles verschlungen, woran ich kommen konnte. Als wir in der Schule in Erdkunde über den Islam gesprochen haben, hab ich dann rumgestrumzt und mit dem Wissen aus den Kara Ben Nemsi-Bänden um mich geschmissen. Die Lehrerin war beeindruckt (ob sie das wirklich war?) und fragte mich, woher ich denn mein Wissen habe. Vor Naivität, die mir grundsätzlich in vielerlei Hinsicht zu eigen war, leise glimmend habe ich stolz gesagt: "Von Karl May!"

    Das könnte so annähernd auch glatt ich gewesen sein. *g* Check: Nur Winnetou anfangs gelesen. Check: Wissenswertes am Randes rausgezogen (und später rausgefunden, dass es nicht immer richtig war).

    Nur dass ich bis heute die Kara-Ben-Nemsi-Bände weitestgehend außen vor gelassen habe, und mich bestätigt sah warum, als ich vor etwa 2 Wochen "Sand des Verderbens" gelesen habe.

    Da sind Textpassagen, die sind so etwas von politisch unkorrekt, unterstellend, schlicht falsch und von heutzutage extrem brisantem Inhalt, weil es um Christentum und Islam geht.

    Da haben sich mir schon etwas die Zehennägel aufgestellt.

    Gut, Old Shatterhand ist eine ähnlich große Landplage, der ähnlich pauschalisiert. Aber mir ist da tatsächlich ein imaginärer Hut hoch gegangen.

  • Das könnte so annähernd auch glatt ich gewesen sein. *g* Check: Nur Winnetou anfangs gelesen. Check: Wissenswertes am Randes rausgezogen (und später rausgefunden, dass es nicht immer richtig war).

    Nur dass ich bis heute die Kara-Ben-Nemsi-Bände weitestgehend außen vor gelassen habe, und mich bestätigt sah warum, als ich vor etwa 2 Wochen "Sand des Verderbens" gelesen habe.

    Da sind Textpassagen, die sind so etwas von politisch unkorrekt, unterstellend, schlicht falsch und von heutzutage extrem brisantem Inhalt, weil es um Christentum und Islam geht.

    Da haben sich mir schon etwas die Zehennägel aufgestellt.

    Gut, Old Shatterhand ist eine ähnlich große Landplage, der ähnlich pauschalisiert. Aber mir ist da tatsächlich ein imaginärer Hut hoch gegangen.

    Jepp. Ich fürchte, Karl May hat sein Alter Ego da auch selbst mit dieser unerträglichen Selbstgerechtigkeit gefüttert; es resultierte nicht allein aus den Lebens- und Zeitumständen. Es ist ja mitunter schwierig, so etwas in einem Internet-Forum zu schreiben, aber dahinter steckt meines Erachtens ein Menschen- und Religionsbild, das u.a. auch Grundlage für Kreuzzüge und Völkermord darstellt. "Du hast eine schiefe Nase, du bist ein schlechter Mensch. Du hast ein fliehendes Kinn - du lügst. Du glaubst an einen anderen Gott - du bist ein Heide und Sünder." Und dennoch haben die Bücher dazu beigetragen, ihre Leser dafür zu öffnen, dass es mehr gibt, als die Dinge und Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld; und sie haben (ebenso hochromantische wie hochnaive?) Teenager wie mich dazu gebracht, fieberhaft und glückselig auf eine imaginäre Weltreise zu gehen.

    Ich habe noch nie recherchiert, was American Natives eigentlich zu Winnetou, seinen Stammesbrüdern oder auch dem fiesen Tangua sagen. Das würde mich mal interessieren.

  • Ich habe mal eine Doku gesehen, in deren Zuge auch eine Deutsche vorgestellt wurde, die mit einem Sioux verheiratet ist und in der Reservation lebt. Da lief mal einer der Winnetou-Filme in Fernsehen und die Familie hat den geschaut. Mann und Kinder waren wohl nicht sehr davon überzeugt und auch die Frau hatte mehr die guten Erinnerungen daran. Ist allerdings schon wieder ein paar Jahre her und auch nur ein kleiner Teil in der Doku.

    Immerhin hat Winnetou eine sehr starke positive Färbung, wenn auch die Romane noch weniger als die Filme damaligen "optischen" Realitäten entsprachen.

    Ja, Karl May hat mich in meiner Kinder- und Jugendzeit immens geprägt in mancherlei Hinsicht. Ich lese seine Bücher seit so einigen Jahren wieder vermehrt, besonders in diesem Jahr. Gut ist das alles nicht immer, schon weil seine beiden Alter Ego so unausstehlich perfekt in einfach jeder Hinsicht sind (weshalb ich die ohne Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi seit dem einen oder anderen Jahrzehnt ganz klar bevorzuge).

    Und sicherlich kann man bei May wie bei vielen anderen Autoren/Autorinnen Weltbilder der jeweiligen Zeit entdecken, die dann nicht einmal echten, tiefen Überzeugungen des Autoren/Autorin entspringen, sondern einfach gängig für jene Zeit waren.

    So gesehen ist das ja auch zuweilen ganz interessant. Nur manchmal wird man da mit harten Tobak konfrontiert, der in der heutigen Zeit (na gut, meine Ausgabe stammt aus den 50ern) unter Umständen als recht brisant verstanden werden könnte, wenn man nicht weiß, dass da etwa 1893 (glaube ich) geschrieben wurde.

  • Du meinst, die Filme entsprächen mehr der damaligen Realität? Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen... *grübelt*

    Geprägt hat er mich sicher auch massiv. Wann immer ich beim Spielen irgendeine Art Held personifizierte, hatte sie oder er mit SIcherheit einen irgendwie ähnlichen Anstrich und Ehrenkodex wie Winnetou. Der war für mich die Verkörperung von "Edel-Sein"; da konnte Old Shatterhand mal gar nicht gegen anstinken.

    Brisant scheint mir noch untertrieben. Gerade diese bescheuerten Geschichten mit der Deutung von Gesichtszügen als Charakterhinweis sind ja zB in Nazi-Deutschland zur Anwendung gekommen. Und dieses unerträgliche Gesumse von Old Shatterhand respektive Kara Ben Nemis, wenn er andere Religionen väterlich als gut gemeint abtut und immer wieder klarmacht, dass es nur den christlichen Weg zur Seligkeit gibt, würde selbst im Vatikan für erhobene Augenbrauen sorgen.

    Hach. *seufzt* Und dennoch hab ich die Bücher geliebt.

  • Optisch ein bisschen (daher das "optisch" oben mal nacheditiert, um deutlicher zu machen, wie ich es meiner). Revolver im Holster (in den Romanen stecken sie immer im Gürtel, egal bei wem), es gibt so etwas wie Westernstädte (in den Romanen gibt es westlich von St. Louis und östlich von San Francisco kaum mal eine erwähnte Stadt, geschweige denn, dass mal eine besucht wird), und vereinzelt gibt es in den Filmen auch mal so etwas wie einen Sheriff oder Town Marshal mit Stern an der Brust (in den Romanen nicht).

    In dieser Hinsicht meine ich das. Davon abgesehen sind die Filme sicherlich nicht realitätsnah, oder -näher als die Romane.

    Ja, die Überhöhung des Christentums und des Deutschen ist manchmal schlicht furchtbar, und so falsch, und das auf so simple Weise falsch dargestellt.

    Im Kontrast dazu die Romane, die in Deutschland spielen, die dem völlig widersprechen, weil es da jede Menge feige, lügnerischen, nicht gläubige Deutsche gibt. Aber sobald es ins romanhafte Ausland geht, schwupps ...


    Och, wir beide hätten uns als Kinder super verstanden, glaube ich. :) Dieses wahrhafte, Ehrenhafte (was bei etwas erwachsenerem Lesen gar nicht mehr so sehr gegeben ist, denn der gute Shatterhand kungelt ja manchmal schon ganz ordentlich dafür, dass er so wahrhaftig und ehrlich sein soll - aber Winnetou, der immer, da hast Du recht :) ), hat mich auch voll erwischt. Ich glaube, nur deshalb habe ich jetzt eine Schwäche für Rondrianer in DSA.

    Und ja, Winnetou war der Held meiner Kindheit. Der ist auch bei heutigem Lesen nicht so aufdringlich großartig wie Shatterhand, weil er einfach macht, statt zu erklären und den Lehrer raushängen zu lassen (und, falls mal Uneinigkeiten mit Shatterhand bestehen, Unrecht hat, weil Shatterhand garantiert immer richtig liegt).

    Hach. *seufzt* Und dennoch hab ich die Bücher geliebt.

    Ja. :heart:

  • Meine Fresse... Ich hatte mich schon gewundert, dass du die Filme realitätsnaher findest. Jetzt verstehe ich das. Was ich alles nicht sehe (ob übers lesen oder sehen)! All das ist mir völlig entgangen. Zwischendrin dachte ich daran, dass Old Shatterhand in den Büchern (glaub in Winnetou 2 zB) gelegentlich auch mal nen stinknormalen Anzug anhatte statt seiner Montur und dass das doch eigentlich realitätsnaher klingt? Kannste mal sehen: Wahrnehmung ist eine Frage der empfangenden... Zellen?

    Stimmt, da hast du Recht. Es gab eine deutsche Reihe, in die ich irgendwann regelrecht verschossen war, und, wie du sagst, waren auch da Gut und Böse vorhanden. *kichert* Aus heutiger Sicht verstehe ich, dass ich damals unbewusst weibliche Charaktere gesucht habe, die meinem (äh, Winnetous) Ehrenkodex entsprachen - irgendwen gab's da, die meinen Anforderungen zumindest entfernt genügte...

    Nein, wir hätten uns gar nicht gut verstanden!!! Wir hätten nämlich beide Winnetou spielen wollen!!! :cool: Ich hatte eine... Großkusine, oder so was, die glatte, dunkle Haare hatte und noch dazu einen dunkleren Teint... Du darfst raten, welche Rolle für mich übrig blieb. ;( Ein Kindheitstrauma.;)

    Ist dir eigentlich irgendwann aufgefallen, dass es ausgesprochen wenige weibliche Hauptcharaktere gab? Und wenn, dann gab es sie nicht lange?

  • Ich halte es nicht für überraschend, dass in Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts Frauen nicht ganz vorne stehen, sondern eher Männer.

    Das ist Zeit und Genre geschuldet.

    Manchmal gibt es sogar fast gar keine Frauenfiguren. Ich hatte kürzlich "Unter Geiern" mal wieder gelesen, und dabei fiel mir auf, dass genau nur eine Frau mitspielt, ganz am Ende auf ein paar Seiten, und eigentlich ohne jede Bedeutung für die Handlung. Aber in die Handlung noch eine Frau unterzubringen, wäre auch schwierig geworden, finde ich, erst recht eine tragende Rolle (Frauen sind halt nicht die, die in der Literatur des 19, Jahrhunderts die Waffen in die Hand nehmen, tagelang herum reiten, Spuren lesen und Gegner beschleichen (um genau dann anzukommen, wenn gerade begonnen wird, über total wichtige Dinge zu reden^^)).

    Oft sind Frauenfiguren nur Randerscheinungen, in die sich eine Nebenfigur verliebt, also Plotmittel sind. Aber wie geschrieben, das schreibe ich Zeit und Genre zu.

    Dann wiederum sind Frauen durchaus wichtiger. Sei es, dass eine Frau eine Antagonistin ist (das kommt öfter vor in den Romanen, die in Deutschland/Europa spielen), oder die aus anderen Gründen im Vordergrund stehen, wie z.B. in den 5 Kolportage-Romanen. Gut, bei denen liegt das wiederum sicherlich auch am Genre, aber da haben Frauenfiguren ungleich größere Rollen.

    Ich muss mal kurz etwas ausholen: Diese 5 Münchmeyer-Romane wurden ja im Karl May-Verlag deutlich gekürzt und auch stark überarbeitet herausgebracht. Im Zuge der letzten Jahre wurden aber die weggelassenen Teile nach und nach auch veröffentlicht.

    Bei einem davon wurde ich sehr positiv überrascht, als in einem Handlungsfaden die Schwester eines Geheimpolizisten eingeführt wurde, die selber Geheimpolizistin war, und äußert kompetent agierte.


    Ich glaube doch, wir hätten uns super verstanden. Den ganzen Tag über Winnetou schwärmen, die Filme schauen, und wenn wir statt Winnetou Indianer gespielt hätten, wären wir uns nie ins Gehege gekommen.^^

    Du darfst raten, welche Rolle für mich übrig blieb.

    Ach, was. :D Jetzt sind wir Rollenspieler. Ist doch egal, wie der Spieler aussieht, das kann man auch als Kind schon wissen! :)

  • Ich halte es nicht für überraschend, dass in Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts Frauen nicht ganz vorne stehen, sondern eher Männer.

    Das ist Zeit und Genre geschuldet. Manchmal gibt es sogar fast gar keine Frauenfiguren.(...) Oft sind Frauenfiguren nur Randerscheinungen, in die sich eine Nebenfigur verliebt, also Plotmittel sind. Aber wie geschrieben, das schreibe ich Zeit und Genre zu.

    (...)

    Ich glaube doch, wir hätten uns super verstanden. Den ganzen Tag über Winnetou schwärmen, die Filme schauen, und wenn wir statt Winnetou Indianer gespielt hätten, wären wir uns nie ins Gehege gekommen.^^

    Ach, was. :D Jetzt sind wir Rollenspieler. Ist doch egal, wie der Spieler aussieht, das kann man auch als Kind schon wissen! :)

    Nee, überrascht hat es mich auch nicht, wohl aber frustriert. Als ich die ersten Male selbst etwas geschrieben habe (sehr schrecklich), habe ich auch ganz selbstverständlich die Heldenrolle einem Mann zugebilligt - es ist mir gar nicht in den Sinn gekommen, dass das anders geht; dass ich das anders machen kann. Tja... =O

    Da fällt mir ein: Mit zwei Klassenkameraden teilte ich später die Begeisterung für eine Fernsehserie: "Mondbasis Alpha 1" - ziemlicher Schund, aber wir haben es immer und überall nachgespielt. Auch da geriet ich in eine Identitätskrise, da meine Rolle (die in den Commander verschossene Ärztin der Mondstation) irgendwie... sehr dem Rollenklischee entsprach. :cursing: Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, habe ich es da geschafft, den Charakter etwas mehr in Aktivität zu versetzen; immerhin.

    Ja, glaub ich auch, dass wir uns super verstanden hätten! Vielleicht hätten wir uns auch zum wöchentlichen Gang in die Stadtbücherei verabredet, damit wir die Bücherstapel zu zweit leichter wieder nach Hause bekommen... :thumbsup:

    Dass das Aussehen egal ist, ahnte ich schon - nur fehlte mir die Durchsetzungskraft.

  • Ohm ja, Gang in die Stadtbücherei, da kam ich auch immer mit viel zurück.^^

    Mondbasis Alpha 1 ... jo, kenne ich. Das war auch noch meine Zeit. *g* Ich habe hier noch ein Adler-Modell stehen, das wir als Kinderspielzeug hatten.

    Ich habe schon als Teenager Frau als Hauptperson in meinen Geschichten gehabt. Angefangen mit Jungen, aber recht schnell bei Frauen gelandet.

    Ähm, ja, Thema^^. Warst Du auch mal bei den Karl May-Festspielen, den einen oder anderen? Also Elspe oder Bad Segeberg?

  • Waaas, einen Adler? Ehrlich? *lacht* Das ist ja der Hammer!

    In Elspe war ich tatsächlich mal, mit meinen völlig abgenervten Eltern, die mir den Gefallen tun wollten. ;) Aber ich fand es damals nicht so toll - der Winnetou-Darsteller war nicht nur nicht Pierre Brice, sondern wirkte eher etwas älter und müde, an Old Shatterhand erinnere ich mich nicht. Und was sie dann gaben, war eine wilde Mischung aus verschiedenen Büchern, was ich natürlich absolut nicht gutheißen konnte... :dodgy: Frevler!

    Und die erste Schallplatte, die ich mir gekauft habe - für zehn Mark, sie war leider verbogen und eierte entsetzlich - war "Winnetou-Melodie", mit den ganzen Stücken von Martin Böttcher. Das Cover war ein großes Pierre-Brice-Porträt und hatte eine ähnliche Funktion für mich, wie für andere ein Altar. ^^

  • Oh, ich liebte Elspe als Kind. Mit Pierre Brice, der ja bis 1986 dort spielte, ich war '81 zum ersten Mal da. War die Idee meiner Eltern, aber von meinem Vater wurde ich auch Karl May-infiziert.^^

    Ja, gut andere Winnetou-Darsteller konnten ihm damals nicht das Wasser reichen. Mittlerweile sehe ich das entspannter (wir fahren da immer noch, oder wohl eher wieder jedes Jahr hin).

    Ich hatte viele Schallplatten mit Hörspielen. Winnetou III, Teil I und II habe ich aber nur selten gehört. War so traurig. Wenn Winnetou stirbt, zerdrücke ich immer noch Tränchen, und als Kind mehr als Tränchen.^^

    Aber die anderen Winnetou-Teile immer, und ein paar andere Vertonungen hatte ich auch auf Schallplatte oder Kassette. Die Bücher habe ich ja auch mehrmals gelesen.

    Die Winnetou-Melodien habe ich leider erst viel später bekommen.^^

  • Ungefähr 1981 muss ich auch da gewesen sein. Vielleicht auch 1980. Da hatte Pierre Brice vermutlich Urlaub. :cry: Ich weiß noch, dass es im Sommer war, es war rattenheiß und rattenvoll und es gab ne Menge kleiner Geschäfte in pittoresken Blockhäusern, in die ich alle hinein wollte - meine Eltern weniger. :blush:

    Ich war immer eher am Lesen interessiert, obwohl ich auch zwei oder drei Schallplatten mit den Hörspielen hatte. Und geheult hab ich natürlich auch, wenn Winnetou stirbt. Heute muss ich immer leise Übelkeit bei dem Gedanken an den Satz unterdrücken: "Winnetou ist ein Christ."

  • 1981 hatte er eine Meniskusoperation (und warum ich das nach 37 Jahren noch weiß, weiß ich dann auch nicht^^), aber dann war er wieder da, bis einschließlich 1986 (in Winnetou III *rumschnief*).

    Seitdem hatten sie sehr lange einen Winnetou-Darsteller, der mir auch sehr gut gefallen hat.

    Ja, der Satz musste natürlich sein, bei der Christen-Überhöhung, gelungen finde ich das auch nicht.

    Hattest Du auch die Serie "Mein Freund Winnetou" gesehen?

  • Von 1979, lief wohl 1980 in der ARD, mit Piere Brice. Sehr frei nach Karl May (es wurden nur einige Figuren verwendet), was Darstellung der Indianer und einige historische Darstellungen angeht, wurde sich einige Mühe gegeben.

    Mir hat es gut gefallen, besser als "Winnetous Rückkehr", die ich ein bisschen langatmig fand.

  • Und den neuen Dreiteiler, der 2016 im TV lief?

  • Oh ja, den habe ich geguckt. Ich mag ja den WW nicht ("Wotan Wilke, komm sofort aus dem Matsch heraus, sonst darfst du nachher nicht fernsehen!"), und ich fand, dass er in dieser Winnetou-Bearbeitung erstaunlich wenig mit dem Old Shatterhand zu tun hatte, wie man ihn lesend kennen gelernt hat. Gut, das hat natürlich auch Vorteile - siehe oben -, ist aber sehr weit weg von der Buchvorlage. Der schöne junge Mann, der den Indianer gespielt hat, hatte noch weniger mit Winnetou gemein, und die Nscho-Tschi war sehr interessant, hatte aber nichts... Du weißt schon.

    Mit anderen Worten: Ja, kann man gucken. Hat aber mit Karl May so gut wie gar nichts zu tun, für mein Empfinden. Das ist, als würde man "Das Lied von Eis und Feuer" verfilmen, die Namen und die Geografie, sowie den ein oder anderen Handlungsstrang übernehmen, aber ansonsten einfach so erzählen, wie man selbst es besser findet. Warte mal... Wie heiß die Serie von HBO nochmal? :P