Bannstrahler, wie extrem sind sie wirklich?

  • In den DSA Publikation werden Banntrahler ja meistens als recht... nennen wir es mal extreme Fanatiker... dargestellt.

    Doch ich wundere mich in letzter Zeit ob so ein schlechtes Bild der Bannstrahler überhaupt gerechtfertigt ist oder vielmehr dieses schlechte Bild gehypt wird um einen praiotischen Extremistenorden zu gründen. Was mich besonders verwundert ist die Tatsache das sich die Bannstrahler anscheinend regelmäßig über die weltlichen Gesetze hinwegheben. Was doch etwas verwunderlich ist, da sie ein Laienbund sind (WdG S.41) und auch nicht geweihte Mitglieder besitzen. Das sich da nicht mal die Kirchenobrigkeit oder die weltlichen Gesetzesgeber eingemischt haben ist doch etwas schwer zu erklären. Aber da kommt mir dann eine zweite Frage auf:

    Sind Bannstrahler wirklich ALLE extremistische Borderliner die sich nur um einen Magier zu vernichten über jedes Gesetze hinwegheben?
    Die Bannstrahler sind ein extremer Bund, das bezweifle ich nicht. Doch ist es möglich das sie eigentlich einen guten Kern haben, auf den sich einige Mitglieder besinnen und nicht jeder Bannstrahler ist gleich der böse Gegenspieler? Ja versucht vielleicht die Obrigkeit der Bannstrahler sich zu bemühen ihren Bund unter Kontrolle zu halten? Und die extremen Gesetzesübertretungen geschehen mehr aus dem Willen der Mitglieder heraus als von offizielleren Stellen?


    Hintergrund zu dieser Frage ist eine Diskussion die sich in meiner Gruppe im Moment bildet.
    Meine Wenigkeit wollte einen ehemaligen ungeweihten Bannstrahler spielen was auf starke Kritik gestoßen ist. Dies sollte keine Probleme an sich darstellen da der Charakter sich nicht an den praiotischen Moralkodex hält und eher einen Priester der seinen Glauben verloren hat ähnelt. Was mich speziell interessiert ist mit welchem Gedankengut und Atmosphäre ich hier zu agieren habe. Ob also die extremen Praktiken der Bannstrahler selbst in ihren eigenen Reihen auf Kritik stoßen kann. Bzw. ob die Bannstrahler wirklich alle so "böse" sind.


    Danke schön.

  • Das Problem ist, dass sich der Hintergrund, der sagt Bannstrahler sind die guten, mit eigentlich allen Abenteuern beißt in denen sie vorkommen, da sie das eigentlich nur als Antagonisten tun und demnach häufig Fanatiker sind.
    Laut Hintergrund und Prinzipien sind Bannstrahler aber gesetzestreu und Verbrennen auch nicht jeden nicht-Magier. Einzig gegen bösartige Magie haben sie was, aber das sollte in den meisten Gruppen kein Problem sein, solange nicht gerade ein Nekromant, Dämonologe oder ähnliches mitläuft (wo die miesten Charaktere eher Probleme mit haben als mit einem Bannstrahler).

    Freiheit vor Ordnung

  • Schließe mich im Großen und Ganzen meinem Vorredner an. Ich lehne mich mal ziemlich aus dem Fenster und vergleiche die Praioskirche grob - zumindest was Strukturen, Vorgehen und generelle Anschauungen angeht - mit der katholischen Kirche etwa um die Zeit des 1. Vaticanums. Vermutlich ist die Praioskirche die deutlich am hierarchisten strukturierte der Kirchen (der Rondra-Kult kommt dem nur ansatzweise nahe, da die Geweihten dort auch schon einmal ohne größere Konsequenzen Gegenworte gegen das Schwert der Schwerter wagen können oder sogar so etwas wie einen oppositionellen Kurs fahren dürfen). Konkret: Man bestreitet nicht, daß "der Staat" seine Berechtigung hat, auch hält man sich durchaus an dessen Gesetze, die per definitonem göttlich sind. Allein: Letztlich gibt es neben dem weltlichen auch das göttliche Recht, dem eben im Zweifelsfall immer der Vorzug zu geben ist).
    Folgend ein weiterer, stark hinkender Vergleich: Die Bannstrahler muß man wohl ähnlich wie die Benediktiner sehen, die die Inquisition dominierten. Natürlich sprangen eine ganze Menge nach heutigen Kriterien Unschuldiger über die Klinge, doch war das nicht ganz so schlimm, da sie so den Eingang ins Fegefeuer fanden, mithin also die Seele noch gerettet werden konnte - und auf die kam es schließlich an, da die irdische Existenz nur Durchgangsstation war. Und trotzdem: Das Inquisitionsverfahren lief nach strengen Regeln ab und war das erste moderne strukturierte Gerichtsverfahren, aus dem letztlich auch die heutigen Gerichte hervorgingen. Weltlich lief ein Verfahren deutlich weniger strukturiert und damit in der Regel auch deutlich unberechenbarer ab. Jede Münze hat eben zwei Seiten (außer Brakteaten :iek: )...
    Zum Bannstrahl: Dort ist es ähnlich, daß eben das göttlich-krichliche Recht über dem weltlichen Recht steht. Zwar haben die Magiergilden eine eigene Gerichtsbarbkeit, aber wen schert das, wenn man einen Dämonologen von Dere tilgen kann (und seine Seele dabei eben nötigenfalls vorsorglich der Verdammnis entzieht...)? Klar macht das die Bannstrahler etwas fanatisch, da solch strikte Ansichten anfällig machen, keine Grautöne wahrzunehmen (und aus praiotischer Sicht zählt ja auch nur die reine, ohne jede Abstriche dargebrachte Wahrheit). Leider ist der Mensch aber eben dafür nicht geschaffen - der Grat zwischen Genie und Wahnsinn ist auch in Aventurien schmal. Was den guten Kern angeht: Der ist zweifelsohne vorhanden, sonst wäre früher oder später ein Bote des Lichts eingeschritten. Dabei gilt wohl die Devise: Lieber zehn Unschuldige über das Nirgendmeer senden (und damit ihre Seelen vor der Verdammnis retten) als einen Schuldigen entkommen lassen...
    Im übrigen gilt: Eine aventurische Organisation ist genau das, was der Meister draus macht. Und gerade so strikte Gruppierungen wie die Bannstrahler haben das Potential zu überraschen, wenn sie mal als Rettende Kavallerie, Auftraggeber oder vermeintlich verblendete Fanatiker auftreten, die aber doch auf der Seite des Guten stehen (manche Paktierer haben die Gabe, deutlich verbindlicher und freundlicher aufzutreten, für Geweihter macht sie das aber nicht besser, denn sie sind in jedem Fall Feinde, für die es nur eine Lösung gibt - und da sind sich Bannstrahler, Tsa-Geweihte und Rahjadiener ohne Abstriche einig...)

  • Ich nehme ebenso an, dass nicht alle Bannstrahler so sind.
    Der Großteil dürfte der fromme Götterdiener sein, der sich an die Gesetze hält, wie Praios sie gegeben hat. Dann allerdings kommt der Zeitpunkt, an dem man einen bösen Schwarzmagier, oder eine fluchende Hexe schon fast überführt hat, die Obrigkeit allerdings nicht einsieht, diese aufgrund der gesammelten Beweise zu verurteilen. Kurzerhand entsteht der Zwist, entweder einen Frevler vor dem Herren Praios davon kommen zu lassen, weil dieser ein Schlupfloch gefunden hat, oder sich über die weltlichen Vertreter des Gesetzes hinweg zu begeben und das Problem ein für alle Mal zu beseitigen.

    Mancher Bannstrahler wird auf diesem Kurs festgefahren sein und wird bevorzugt auf Spielercharaktere gehetzt.
    Amüsanterweise kenne ich gerade einmal ein Abenteuer, in dem eine Rahjageweihte die Böse ist und jene auch nur, weil sie eine Dienerin des Namenlosen ist.
    Praioten sind immer, in egal welcher Form, der mahnende Finger, der gerne in niedergeschriebenen Abenteuern Verwendung findet. Weil damit entsteht ein Bösewicht, den man nicht einfach beseitigen kann und der dennoch stört. Das Bild der Geweihtenschaft des Praios (und des Adels) ist ja ganz grundsätzlich schlecht, da es gegen die schwarzen, dunkelgrauen und dunkelweißen Charaktere geht, die mit Vorliebe gespielt werden.

    Der Mob, welcher eine liebe, freundliche und vor allem gutaussehende Hexe verbrennen will bleibt immer gleich. Ob diese nun Bannstrahlroben tragen, oder bäuerliche Mistforken. Nur bietet sich das Bild der bösen, bösen Praioten nunmal (in Augen der Spieler und Autoren) einfach an. In wie vielen Szenarien hat jener Mob denn mal Recht? In vielleicht einem Prozent aller Fälle und die supertollen Helden müssen die arme, arme unverstandene Liebhexe befreien.

    Thorin: wenn so viele frauen heutzutage zur see fahren würden, dann auch nur um mailand zu plündern und mit viel stauraum für schuhe

  • Es gibt auf jeden Fall mehr Abenteuer, in denen der Geweihte der Böse ist aber das ist eben die Ausnahme die nur "Mehr-oder-weniger-Helden" begegnet.
    Man muss auch sehen, was der Job eines Bannstrahlers ist... Dieser hat eigentlich die schlechteste Seite Aventuriens immer und immer wieder vor Augen. Er hat in seiner Ausbildung jeden Abgrund menschlichen oder nicht menschlichen Handelns gezeigt bekommen, er muss sich immer wieder mit dem frevelhaften Wirken der Schlimmsten der Schlimmen auseinandersetzten.

    Ich denke, dass es nur verständlich ist, dass ein Bannstrahler irgendwann ziemlich eingefahren ist. Sicher mag es einige geben, die vielleicht schaffen das mit etwas mehr Abstand zu sehen, ich denke aber, dass das gerade in der Praioskirche nicht sonderlich einfach ist, würde man ihm doch vorwerfen, dass ihm der nötige Ernst an der Sache fehlt.

    I am possessed by a beautiful sickness
    Rock n roll is my business
    [Die Apokalyptischen Reiter - Samurai (2004) - Rock n' Roll]

  • Stand nicht mal in einem Botenartikel, dass sie Einhörner (als magische Wesen) jagen? Die wiederum sind das heilige Tier des Nandus, damit wären sie (oder wenigstens die Jäger) Frevler. Das spricht schon für eine sehr fanatische Einstellung, die sich aber auch aus den offiziellen Beschreibungen herauslesen lässt.
    Generell kommen aber gerade die Bannstrahler und im weiteren die Praios-Kirche in Abenteuern meist schlechter weg, als sie es wohl verdient haben, auch wenn ich bei den Bannstrahlern laut ihrer Beschreibung doch ein wenig meine Zweifel habe, ob sie nicht etwas zu viel des Guten sind mit ihrem Fanatismus, ihrer Ablehnung von Autoritäten, die für sie nicht praiotisch genug gesinnt sind und den Streben nach einer praiotischen Ordnung.
    Daher sehe ich solche Vertreter doch lieber als über die Stränge schlagenden Ausnahmen, denn sonst kann ich mir schwerlich erklären, warum die Praios-Kirche einem solchen Laienorden die Stange hält (und der Orden nicht doch mal Probleme mit weltlichen Ordnungen bekommt).
    Aber auch die "toleranteren" Bannstrahler sind vermutlich bei den Überzeugungen und Weltsichten des Ordens nicht gerade die offensten Personen.

  • Zitat

    Stand nicht mal in einem Botenartikel, dass sie Einhörner (als magische Wesen) jagen? Die wiederum sind das heilige Tier des Nandus, damit wären sie (oder wenigstens die Jäger) Frevler. Das spricht schon für eine sehr fanatische Einstellung, die sich aber auch aus den offiziellen Beschreibungen herauslesen lässt


    Was Frevel ist und was nicht mag aber zwischen den Kirchen sehr unterschiedlich sein. Für einen Praiosgeweihten ist zu Lügen ein ganz klarer und unmissverständlicher Frevel, für einen Phexgeweihten ist es etwas Gutes. Solche Gegensätze finden sich vielfach, zum Beispiel Kor/Rondra <-> Tsa (Töten), Ingerimm <-> Phex (Preis vs Wert eines Produktes), Boron <-> Rahja (Stile oder Musik) etc.

  • Das heilige Tier eines Gottes des zwölfgöttlichen Pantheons zu töten ist ein Frevel, bis auf wenige Ausnahmen und/oder Sonderfällen (der Zweikampf des Rondrianers mit der Löwin, die geschlachtete Gans, um jemanden vor dem Verhungern zu helfen, etc.).
    Das ist ganz unabhängig davon, dass die Prinzipien eines Gottes konträr zu denen eines anderen stehen.

  • Ich glaube es ging vor allem um das Töten der heiligen Tiere eines anderen Zwölfgottes (bzw. Halbgottes, aber ihr wisst was ich meine). Natürlich gibt es Situationen und Umstände wo das bei einigen der heiligen Tiere toleriert wird oder sogar befürwortet wird (Kämpfe gegen Mantikore oder Zweikämpfe gegen Löwen) aber die aktive Jagd auf das heilige Tier eines Gottes des Zwölfgöttlichen Panthenons das nicht am Kampf interessiert ist ohne Sinn und Zweck wäre wirklich ein Frevel auch für Praioten.


    Aber davon mal weg: ich denke auch dass die Bannstrahler wie auch die Praioskirche sehr unter offiziellen Abenteuern zu leiden haben, weil sie halt (fast) immer als die engstirnigen, sturen Fanatiker dargestellt sind.

    Ich selbst stelle sie da auch lieber etwas heterogener dar, zumal ich denke eine Gruppe mit ausschließlich Hardlinern wird es so auch nicht unbedingt geben. Ich selbst habe in unserer Gruppe auch schon mitlerweile 2 Charaktere erlebt, die sich sehr damit identifizieren konnten/können für die Praioskirche Paktierer, Dämonen und Schwarzmagier zu bekämpfen und für die der Bannstrahl durchaus eine Option war und die werden nicht die einzigen sein. Entsprechend gehe ich schon davon aus, dass mindestens die Hälfte eben sehr gewissenhaft die Schuld oder Unschuld des Delinquenten untersucht um ein gerechtes Urteil zu vollstrecken.

    Was ihren Fanatismus gegenüber Magie angeht halte ich mir auch immer vor Augen das die Mitglieder, welche nicht erst später eingetreten sind den Großteil ihres Lebens dafür ausgebildet wurden gegen Magie vorzugehen und mit allerlei Spielarten von bösartiger Magie belehrt wurden. Im Praiostempel und Bannstrahlerklostern werden sie aber kaum mal Kontakt mit "wohlmeinender" Magier gehabt haben, entsprechend wird auch ihr Bild bezüglich Magieanwendern ausfallen, bis sie es durch praktische Erfahrung revidieren konnten. Und da sie normalerweise nicht mit Magiern zusammen eingesetzt werden und ihre Einsätze eben vor allem gegen die "bösen Buben" stattfinden, dauert diese Korrektur des Weltbildes dann eben eine ganze Weile.

    So gesehen, würde ich sagen sie starten mit einem sehr schwarzweiß gezeichneten Weltbild, dass sie dann mit zunehmender Erfahrung durchaus abschwächen können zu "es gibt verschiedene Grautöne" genauso gut aber (wenn die Erfahrungen schlecht sind) noch mehr schärfen und dann eben wirklich zu Antagonisten taugen.


    Schließlich noch zur deutlichen Wahrnehmung als "die Bösen": ich denke sie haben einerseits das Problem, dass man bei ihnen zu leicht die (irdische) Assoziation der Hexenjäger und Mordbrennenden Inquisition bekommt und andererseits dass sie so sehr aus der Menge herausstechen. Wenn in einem Dorf die Hexe von einem Mob aus 30 Dörflern und einem Bannstrahler gelyncht wird, nehmen die Helden dann mit "Bauern sind böse, weil sie Hexen lynchen" oder "Bannstrahler...etc."?

    Noctum Triumphat

  • Zitat von Sensemann

    Amüsanterweise kenne ich gerade einmal ein Abenteuer, in dem eine Rahjageweihte die Böse ist und jene auch nur, weil sie eine Dienerin des Namenlosen ist.

    Praioten sind immer, in egal welcher Form, der mahnende Finger, der gerne in niedergeschriebenen Abenteuern Verwendung findet. Weil damit entsteht ein Bösewicht, den man nicht einfach beseitigen kann und der dennoch stört. Das Bild der Geweihtenschaft des Praios (und des Adels) ist ja ganz grundsätzlich schlecht, da es gegen die schwarzen, dunkelgrauen und dunkelweißen Charaktere geht, die mit Vorliebe gespielt werden.

    Ich denke, der Namenlose als Versuchung ist sogar eher die Ausnahme. Das ist in der Lehre der eindeutige Feind und Widersacher. Ein Gott zwar, aber ein gefallener, der das Problem hat, daß er Macht nicht teilen will, allenfalls unter sich auf niedrigster Ebene tolerieren.

    Die Gefahren für Geweihte liegen vermutlich weitaus eher oder öfter darin, "vom rechten Weg abzukommen", sprich den Versuchungen der Siebten Sphäre zu erliegen. Gerade Rahja ist dafür prädestiniert,

    Spoiler anzeigen

    ich denke da etwa an Ewig ist nur Satinav, wo die Geweihte dem Reiz der Siebten erliegt.

    Das liegt wohl mit darin begründet, daß die Lehre ein hohes Maß an Selbstdisziplin und -beherrschung verlangt, soll man die Freuden von Wein und Liebe doch gerade in die Herzen säen, die das besonders nötig haben. Für Phex ist das ähnlich, denn der Grat von Diebstahl über Besitz und Goldgier zu Geiz ist doch recht schmal. Aber am gefährdetsten sind wohl die Praioten, da Praios, so er dies tut, immer die volle, uneingeschränkte Wahrheit über seine Schäfchen ausschüttet. Doch der menschliche Geist ist eben eher auf Graustufen und Kompromisse aus, sonst würde das schnell in Mord und Totschlag ausarten. Natürlich ist ein klares Schwarz-Weiß-Schema oder eindeutiges Feindbild einfacher, aber eben nicht gleichzeitig auch praktikabler...

    Vermutlich sind deshalb gerade die Bannstrahler so anfällig für Extremismen und Fanatismen. Sie wie alle Praioten, da sie eben deutlich auf dem schmalsten Grat wandern, während für Phexgeweihte der Moralkodex eben deutlich mehr Abstufungen bereithält, bis er die eindeutigen Grenzen erreicht, nehmen wir bspw. Extreme wie

    Spoiler anzeigen

    Jucho von Dallenthin und Persanzig oder Adnan Zeforika.

    Aber nochmal: Wenn der Orden wirklich verdorben wäre und nicht zumindest einen "gesunden" Kern aufweisen würde, wäre über kurz oder lang einer der Boten des Lichts eingeschritten. Im übrigen - ich habe just eben nachgeschaut -

    Spoiler anzeigen

    ist das wiederholt geschehen. Die Lektüre des AB 119 lohnt, da auf 3 1/2 Seiten der Orden wirklich gut beschrieben wird. 870 BF wurde die gesamte Ordensführung ausgetauscht, davor und danach hat die Inquisition den Orden "mehrfach gesäubert". Gerüchte, daß er dennoch verdorben sei, geistern weiter rum, "entbehren aber weitgehend einer Grundlage" (AB 119, p. 19). So weit die offizielle Linie...

  • Praios- und Rahjageweihte sind besonders gefährdet. Bei Diebstahl und Gier ist die Grenze noch recht leicht zu ziehen, nämlich genau da, wo man anderen bleibenden Schaden zufügt, für Rahjageweihte ist der Übergang zwischen dem Genuss der Leidenschaft und dem Verfallen der Leidenschaft sehr dünn, für Praiosgeweihte ist der Übergang von Gerechtigkeit zu Selbstgerechtigkeit sehr einfach.
    Und genau da sehe ich den Bannstrahl, sie wandeln auf der Grenze zwischen gerechtfertigter Verfolgung böser Magie und ungerechtfertigter Verfolgung von Magie, die sie als böse ansehen. Das gibt einem als SL viele Freiheiten, mal haben wir den fanatischen Magierjäger, der schon bei Sichtung einer Robe rote Ohren kriegt, mal den besonnenen, klugen Gläubigen (Gebot der Mäßigung...), der erst nachdenkt und nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss kommt, dass dies Dämonenwerk ist und der Ketzer aus dieser Welt getilgt werden muss.

    Das mit den Tieren der anderen Zwölfe sehe ich etwas schwieriger, zum Einen ist Nandus nur ein Halbgott, zum Anderen jagen sie die nicht zum Spaß sondern, als Kreaturen der wilden Magie, quasi in göttlichem Auftrag.

    EDIT:
    Gefahr ist wirklich etwas schwammig, aber es gibt im System einige Präzedenzfälle wie z.B. die Kugel des Hellsehers, den Schutzgeist und Ähnliche.

  • Habe einen weiterer Blick in den AB 119 getan, bringt insgesamt vielleicht weiter. Dort finden sich vier hilfreiche, die Bannstrahler charakterisierende Rubriken.

    Was gut ist in der Welt und dem Bannstrahler wohl gefällt: Sonnenlicht und Tag, Ordnungssinn, Recht, Aufrichtigkeit, Demut, Gottvertrauen, Tatendrang und Mut, Einfügen in die gottgegebene gesellschaftliche Rolle, das geregelte und sesshafte Ständeleben Mittelaventuriens, viel Zeit im Gebet verbringen, spirituelle Reinigung
    Was der Bannstrahler mit Gleichnmut zur Kenntnis nimmt: haben nichts an Prunk und Pracht des Adels auszusetzen, sehen hierin ein probates Mittel, die gottgewollte Ordnung anschaulich darzustellen / lehnen kirchliche Grundherrschaft nicht ab, liebäugeln mit Landgewinn für die Praios-Kirche / keine Ablehnung von Alkohol- & Rauschkrautgenuss, Völlerei, Prostitution oder Fernwaffen und Gift - sofern man dabei Maß hält, mit den weltlichen Gesetzen in Einklang bleibt und keine Exzesse betreibt, die zur Selbstzerstörung führen
    Was schlecht ist in der Welt und dem Bannstrahler missfällt: die Nacht, der Mond (Madas Leuchtfeuer), Fahrendes Volk, Ungläubige und Barbaren (Novadis, Mohas, Nivesen, Orks, Goblins...), Unordentlichkeit, Trägheit und Feigheit, Diebstahl, mord, Befehlsverweigerung, mangelnde Verehrung von Praios und (!) übermäßige Verehrung anderer Zwölfgötter, wuchernde und wilde Natur, freies Denken und Philosophieren, allzu häufiges Lesen und unnütze oder gefährliche Bildung, Lüge, Aufsässigkeit und Reisen während der NL Tage
    Was sehr schlecht ist in der Welt und mit Feuereifer bekämpft werden muß: Dämonen und deren Diener/Verbündete (Chimären, Untote, Paktierer), der Namenlose, ketzerische Götterbilder und Verzerrungen des Zwölfgötterkults, magische Kreaturen (Jagd auf Kobolde, Einhörner und Feen; auch Elementare!), größtes Feindbild: Magie, Zauberei in jeder Form muß verfolgt und ausgemerzt werden.

  • Wo man eigentlich gleich hätte schauen können... Für mich zählen in Hinsicht auf den Hintergrund die Regelwerke und die Hintergrundwerke, die diesen Teil speziell beschreiben, alles Andere ist nur Beiwerk und die Meinung einzelner Autoren. Wenn im WdH steht, dass im Bornland eine strikte Adelsordnung herrscht dann ist das so lange so, bis in einer Bornlandspielhilfe etwas Anderes steht. Abenteuer, Romane und alles Solche zählen da nicht. Ist halt meine ganz persönliche Meinung.
    Demnach genügt ein Blick in Wege der Götter. Ein paar kleine Zitate:
    "Die Bannstrahler sind ein fanatischer Laienorden der Praioskirche[...]."
    "Der Orden strebt [...] eine kompromisslose Geltung der Gebote Praios' an [...]"
    "Die Bannstrahler sehen die bestehende Ordnung als unvollkommen an und sind bestrebt, sie so zu ändern, dass Praios überall als herausragend angenommen wird."
    "Sie erkennen als weisungsbefugt [nur Praiosfromme] an , anderen Mächten stehen sie ablehnend gegenüber. Und so kommt es immer wieder vor, dass sie Autoritäten, für die Praios' Gebote nicht an erster Stelle stehen, nicht respektieren und sich Rechtshoheit anmaßen[...]."

  • Auf den Charakter zurück kommend würde ich meinem Spieler als Meister empfehlen, einen gemäßigt Praiotischen Helden zu spielen. Vielleicht als Nachteil eine Prinzipientreue, die nicht ganz so weit geht, wie die Kirche - darf nicht lügen, aber verschweigen oder so.
    Und dann hat man als Hintergrund doch eine einfache Geschichte - mit hehren Idealen erfüllt schließt sich ein junger Mann den Strahlern an - und gerät an Vorgesetzte, die den oben beschriebenen Fanatikern entsprechen. Desillusioniert verlässt er den Orden und versucht in seinem Alltag den Glauben so zu leben wie er es versteht. Getrieben von Zweifeln? Nahe am Pakt? Sich die Rosinen des Glaubens herauspickend, während eher anstrengende Gebote ignoriert werden? Gerade in den Belangen, die die alten Vorgesetzten missachtet haben, umso fanatischer?
    Ich finde da gibt es viele Möglichkeiten, einen absolut spielbaren Charakter zu erstellen. Ich würde empfehlen die Gruppe zu fragen, wovor sie genau Angst hat, und diese Aspekte dann dem Charakter nicht zu geben. Wenn die Gruppe Sorge hat, nie ein Detektivabenteuer spielen zu können, weil Dein Char ständig die Wahrheit sagt - dann lass das einen Charakterzug sein, den der Char hinter sich gelassen hat.