Der Thronraub Ulissas

  • Hallo Forengemeinden, v.a. liebe Amazonen-Experten!

    Eine Begebenheit in der Geschichte der Amazonen hat mich letztens stutzig gemacht: Als junge Königin wurde Yppolita durch eine Intrige vom Thron gestoßen, indem ihr eine Affäre mit einem Mann unterstellt wurde. In "Goldene Blüten auf blauem Grund" ist in diesem Zusammenhang von strengen Zölibatsbestimmungen die Rede (S.46). Andererseits scheint es auch so, als sei die Krone erblich - Yppolita war die älteste Tochter Königin Gilias; die heutige Königin ist Yppolitas Tochter.

    Wie passt das zusammen? Erbmonarchie mit Zöibat funktioniert doch irgendwie nicht, oder?

  • Amazonen haben keine Beziehungen im "normalen" Sinne. Viel mehr "paaren" sie sich, mit nach ihren Vorstellungen würdigen Männern.
    Kommt dabei eine Tochter heraus, die wiederum diverse Kriterien erfüllt, hat man eine neue Amazone. Wird jedoch ein Sohn geboren oder die Tochter erweist sich nicht als "geborene" Amazone, so wird das Kind verstoßen.
    Eine lange Zeit führte das sogar zu Tot des "unwürdigen" Kindes. Nach modernere Auffassung sucht man jedoch nach entsprechenden Eltern, die sich um den Jungen oder das Mädchen kümmern.

    Also eine Liebesbeziehung zwischen Amazone und Mann ist nach wie vor undenkbar.
    Ein weiblicher Erbe, wird jedoch sogar angestrebt.

    Lieber Efferd: Die Mauer muß weg!

  • Eine Königin hat die Pflicht, ihrem Volk zwei Töchter zu schenken (warum Yppolita nur eine hatte, ist dabei ein anderes Thema), und erst ab einem bestimmten Alter, nämlich dem 25. Jahr.
    Dazu ist es eben Auflage, dass sich das zu einem Mann legen einzig dazu dienen soll, eine Tochter zu zeugen und auf gar keinen Fall Freude bereiten soll. Es soll (harte) Pflicht sein. Und das meint das "Zölibat": keine Beziehung zu einem Mann, außer bei der Auflage, eine Tochter für das Volk zu zeugen, dann auch nur für diese Zeit und nicht darüber hinaus, und es darf nicht als angenehm empfunden werden.
    Diese Männer spielen danach weder für die Amazone noch für ihre Tochter eine weitere Rolle im Leben.
    Sex und Liebesbeziehungen unter den Kriegerinnen sind dagegen völlig in Ordnung, diese Zölibatsregeln beziehen sich auf Männer und meinen dann auch Enthaltsamkeit im Umgang mit ihnen (außer für Tochter halt).

    Die ursprünglich sehr strengen Zölibatsregeln hat Yppolita im Zuge ihrer Reformen gelockert, wie genau sie vorher aussahen, ist nirgendwo spezifiziert, aber mittlerweile sehen sie wie oben beschrieben aus. Söhne werden an die Eltern oder umliegende Bauern als Pflegekinder gegeben (früher wurden sie leider nach der Geburt getötet, was ein berechtigter Kritikpunkt ist).

    Das hat sich zwar nach Verschworene Gemeinschaften geringfügig gelockert, denn zumindest vereinzelt unterhalten einige Amazonen aus Yeshinna so etwas wie eine Beziehung zu Männern der umliegenden Dörfern (also auch abseits von der Absicht, eine Tochter für das Volk zu gebären), nicht immer mit Billigung der Schwestern und die Amazonen aus Keshal Rondra würden das ohnehin nicht gut finden.
    Aber eine Ehe (mit Traviabund) oder eine wirklich feste Beziehung Mann-Frau, gar auf der Burg lebend, gibt es nicht und gab es nie. Die zukünftige Königin ergibt sich rein aus der mütterlichen Linie (und erweist sie sich als unfähig, schützt auch das nicht davor, abgesetzt zu werden).
    Dass allein Gilia einst mit einem Elfen los gezogen ist, hat ihr später so manches Problem bereitet.

  • Aha, danke für die Erklärung, so ergibt es wenigstens halbwegs einen Sinn. Der Begriff Zölibat ist allerdings schon irreführend, da er sehr wohl einschließt, dass man keinen Sex hat (zumindest irdisch).

    Laut meiner Quelle (s.o.) bestand Yppolitas Verstoß auch nur darin, mit einem Mann im Bett erwischt zu werden. Falls die aventurischen Amazonen noch keine Flugsamenbestäubung erfunden haben, würde es mit casual sex zur Empfängnisherbeiführung schwierig...

  • Im Roman Die Gabe der Amazonen finden sich die Hintergründe und einige Einzelheiten zu Ulissas Thronraub. Yppolita wurde mit einem Mann im Bett erwischt, allerdings war da ein wenig nachgeholfen worden. Aber grundsätzlich war richtig, dass Yppolita als Königin anfing, für Männer zu interessieren und das durfte sie nicht. An dem eigentlichen Vorwurf war sie tatsächlich unschuldig.

    Dass es zuweilen vielleicht doch nur Theorie ist, dass es den Amazonen kein Spaß macht, eine Tochter zu zeugen, kommt sicherlich mal vor, darf aber so nicht offen gesagt oder angedeutet werden.

  • Zitat von "Schattenkatze"


    Sex und Liebesbeziehungen unter den Kriegerinnen sind dagegen völlig in Ordnung, diese Zölibatsregeln beziehen sich auf Männer und meinen dann auch Enthaltsamkeit im Umgang mit ihnen (außer für Tochter halt).

    Also doch - wie ich schon lange vermutet habe - verkappte Kampflesben. :lach::iek:

    Finde diese Darstellung aber irgendwie son bissel nun ja... wenn man sich nun an die Amazonen aus der irdischen Mythologie anlehnt käme das kaum hin (oder nur ein bischen - je nachdem).
    Wichtig ist klar der Punkt das sie sich niemals fest binden würden - aber warum dann keine "Liebschaft" nebenher (quasi wie die wortwörtliche Emanze in Person die nur auftaucht wenn sie will).
    Solange es den Militärdienst nicht einschränkt kann es ja okay sein (ein Ritterin hat ja in der Minne auch ihren Angebeteten mit der sie allerdings auch nicht gleich zwingend ins Bett steigt - unter dem Aspekt meine ich das, da es sonst ja - aus Mangel an Verhütungsmitteln - auch zu einem ziemlichen Einriss in der Wehrfähigkeit der Amazonenburg kommen würde, wenn gerade 3/4 des Personals im 9. Monat ist).

  • Ich hab da mal noch eine Frage, die Geschichtlich nach Yppolita spiel.
    Ihre Tochter Thesia Gillia tritt Ihre Nachfolge an, dass aber diese zuvor aus Liebe zu einem Mann Kurkum und die Amazonen verlässt, spielt hier anscheinend auch keine Rolle!
    Gibt es denn das Zölibat überhaupt nicht mehr?
    Oder ist es OK, wenn man sich in jungen Jahren "austobt", um dann wieder in den Schoß der Amazonen zurückkehrt?

  • Zitat

    Also doch - wie ich schon lange vermutet habe - verkappte Kampflesben.:lach: :iek:


    Diese Formulierung hat einen negativen Beiklang (^^), aber davon abgesehen wurde aus der dahinterstehenden Richtigkeit nie ein Hehl gemacht. Auch in der DSA 3 Beschreibung steht gleich bei, dass Amazonen wenig auf Männer geben, aber untereinander oder mit Frauen deutlich eher was anfangen und dies bei ihnen die Norm ist.

    Die DSA-Amazonen sind denen der griechischen Mythologie stark nachempfunden (bis auf die verbrannte Brust), auch in der Mythologie leben die Amazonen für sich und einmal im Jahr geht man zu den Männern, um für Nachwuchs zu sorgen. Und wie man sich in der Zeit dazwischen dann weiter behilft ...^^

    Zitat

    aber warum dann keine "Liebschaft" nebenher (quasi wie die wortwörtliche Emanze in Person die nur auftaucht wenn sie will).


    Weil es verboten ist, schlicht und einfach. Es gibt Gesetze, die den Umgang mit Männern klar definieren. Die lockern sich zwar derzeitig (s. Yeshinna) sehr gering (und erneut, immerhin hatte Yppolita mal gezielt ein paar Reformen durchgeführt, zu denen auch der Umgang mit Männern gehörte), aber feste Beziehungen mit Männern sind eigentlich nicht bei den Amazonen erlaubt.
    Das ist auf ihrer Geschichte und Entstehung zurückzuführen und man sollte daher die Amazonen keinesfalls mit einem beliebigen rondrianischen Orden gleichsetzen, die im Grunde genauso leben wie etwa Mittelreicher, die auf der Akademie oder beim Lehrmeister ausgebildet wurden. Sie haben schon ein paar andere Traditionen und Gesetze, vor allem ein anderes Welt- und Glaubensbild, weshalb man die Rondrakirche der Amazonen auch nicht mit dem Schwertbund vermengen darf. Das sind einfach zwei verschiedene Paar Schuhe, und eine Amazone ist ungleich eine Ritterin oder Kriegerin, nur dass sie aus einer Burg voller Frauen stammt, oder etwas in der Art.

    Die ziehen ja auch nicht alle gleichzeitig aus, um schwanger zu werden. Ich glaube auch nicht, dass tatsächlich jede Amazone zwei Töchter gebiert, weil da wohl die Population zu sehr in die Höhe schießen könnte.

    Zitat

    Ihre Tochter Thesia Gillia tritt Ihre Nachfolge an, dass aber diese zuvor aus Liebe zu einem Mann Kurkum und die Amazonen verlässt, spielt hier anscheinend auch keine Rolle!
    Gibt es denn das Zölibat überhaupt nicht mehr?
    Oder ist es OK, wenn man sich in jungen Jahren "austobt", um dann wieder in den Schoß der Amazonen zurückkehrt?


    Das spielt sehr wohl eine Rolle. Eigentlich hätte Gilia ihr Anrecht auf den Thron verlieren müssen. Dass dies nicht der Fall war, hat durchaus zu Unmut unter den Kriegerinnen geführt. Gilia ist auch nicht immer ganz problemlos Königin, ihr Hintergrund, ihr Pragmatismus und ihre Offenheit sind nicht im Sinne jeder Kriegerin, schon gar nicht der traditionellen Amazonen von Keshal Rondra. Aber Rondras Wohlwollen liegt ganz offensichtlich auf ihr und bis jetzt war sie auch keine schlechte Königin.
    Einer Amazone, die aus Liebe zu einem Mann, weil ihr das Leben auf der Burg zu hart ist, oder warum auch immer, gehen will und dann eben keine Amazone mehr ist, steht nichts im Wege, dies auch zu tun. Da spricht überhaupt nichts gegen. Nur das danach wiederkommen ist das Problem.
    So gesehen hat Gilia wohl davon profitiert, dass die Amazonen gerade sehr geschwächt waren, ihre Mutter sie als Erbin wollte, die Hohepriesterin sie darin unterstützte und nach der Katastrophe auch sonst niemand Anrecht oder Anspruch auf den Thron hatte und das obendrein dann die Amazonen durch einen solchen Konflikt noch weiter geschwächt worden waren - und Gilias Anrecht durch Valaring und Rondras Unterstützung mehr als legitimiert wurden (zumal sie den Thron ja auch erst gar nicht wollte).
    Das Zölibat gibt es immer noch und es hat weiterhin Gültigkeit, aber es lockert sich halt gerade gering, aber eben auch nicht im Sinne aller. Aber auch die Amazonen müssen sich zuweilen verändern und an neue Situationen anpassen, was so gesehen dann eigentlich auch nicht schlecht ist. Ist ja nicht so, dass sie jetzt auf einmal alle Liebschaften mit Männern haben und die ersten Traviabünde stattfinden. Dazu wird es auch nie kommen, das könnte ich mir jedenfalls nicht vorstellen.

  • Ich denke mal, das Verbot von Beziehungen zu Männern hat ganz praktische Gründe, auch abgesehen von Schwangerschaften. Ein Krieger(innen)bund, der auf Beziehungen zum anderen Geschlecht vollkommen verzichtet ,wird wesentlich mehr Disziplin zeigen als "normale" Krieger(innen), denn nichts ist einer Amazone wichtiger als ihr Glaube und ihre Gefährtinnen. Gefühle zu einem Außenstehenden würden sich negativ auf den Zusammenhalt auswirken. Die Amazone verzichtet außerdem nicht nur auf Männerbeziehungen, sondern auch auf persönlichen Besitz etc. Es ist sicher kein Zufall, dass die mittelalterlichen Ritterorden ebenfalls das Zölibat und Armut vorschrieben. Dadurch erhielt man eine Truppe, deren Zusammenhalt untereinander größer war als alles andere. An erster Stelle stand ihr Bezug zu Gott, dann kam lange nichts und dann der vertraute Gefährte, der im Kampf an seiner Seite stand.
    Dass man deshalb Verstöße gegen dieses Gebot mit u.U. harten Strafen ahndet, ist nur folgerichtig und wenn diese Verbote gelockert werden ist das mMn. der Anfang vom Ende eines Amazonenheeres wie man es in Aventurien bis dahin kannte. Ich nehme an, das soll eine Amazone als SC "spielkompatibler" machen als bisher.

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