
Eure hochverehrte Exzellenz,
ehrwürdige Mutter und wehrhafte Kralle Golgaris unserer Kirche Borons,
ich knüpfe mit diesem Brief an unseren Austausch an, als Seine Hochwohlgeboren die gelehrte Dame Rahjadis Ulfhart-Bonareth und mich entsandte, den Weg für den Fall des Dämonenwalls zu bereiten.
Gewiss ist Euch der Auftrag des Markgrafen bekannt, mit Ihrer Gnaden Bishdalia von Mersingen den Boronanger in Wulfen zu weihen. Am Vorabend ließ mich der dunkle Gott durch Seinen Boten Bishdariel ein Traumgesicht erleben, ähnlich dem, das wir teilten:
Ein menschengroßer, weißer Rabe stürzte im Fluge auf mich herab - so nah, dass ich seine blinden Augen sah. Dann packte und trug er mich in die Lüfte. Unter mir teilte ein blutroter Fluss Wälder, Dörfer und Straßen. Ich folgte seinem Lauf gen Praios und Efferd, bis er die Reichsstraße erreichte. Dort verließen wir den Blutstrom und eilten in rasantem Flug in direkter Linie auf den Todeswall zu - und darüber hinaus. Der weiße Rabe wies mich dort in Praios’ Richtung. Aus großer Höhe entließ er mich seinem Griff. Er hatte mich zu Burg Mersingen gebracht.
Adepta Minor Ulfhart-Bonareth hatte den Fluss aus Blut als Fluss magischer Kraft in Sumus Leib gesehen. Meine Vision deute ich als Hinweis auf dessen mögliche Verderbtheit.
Dass unser Herr Boron mir den Stammsitz der markgräflichen Familie als Ziel weist, dafür möchte ich ein weiteres, weitaus weltlicheres und dennoch rätselhafteres Ereignis vor Euch bringen.
Im Verlauf der Reise kamen uns bedenkliche Taten einiger Knappinnen und Knappen Golgaris zu Gesicht - Kindesentführungen, willfährige Einschüchterung, am geringsten noch die Behinderung unserer markgräflichen, borongefälligen Mission. Auf ebenjene Burg Mersingen, die mir Borons Traumbote wies, sollten die Golgariten die geraubten Kinder verschleppen.
Ihr wisst, dass meine Vision Bedeutung trägt. Ich wähne, Ihr seid Euch einer tieferen Bedeutung gewahr, als ich kenne. Ehrwürdige Mutter, ich bitte Euch, wenn es Euch möglich ist: Führt mich aus der Finsternis dieser politischen Winkelzüge, die mir ein Graus sind.
Ich bete zum Ewigen und zu Sancta Noiona von Selem für Euer Wohl, hochverehrte Hüterin des Raben,
und dass der Heilige Bishdariel Eure Nächte mit Träumen segnen möge.
Schwester Noiona Marbonna