Selten war Yalding Gon Partach bren Yarrodh derzeit an den Ufern der Gjalska zu sehen. Deshalb beschloss der Barbar, ihm einen Besuch abzustatten. Als er an der Tür des Stammeshäuptlings anklopfte, öffnete ihm Partachs Frau resigniert.
„Seit er dieses ‚Geschenk‘ von einem norbardischen Händler überreicht bekommen hat, ist er für nichts anderes mehr zu haben“, begrüßte sie den Barbaren ausdruckslos.
Ifrunndoch ging in die Hütte des Häuptlings.
„Ist das die berühmte Gastfreundschaft Niellyns?“, rief der Barbar herausfordernd. „Was hält Gon Partach bren Yarrodh davon ab, seinen Besuch zu empfangen?“
Nach einiger Zeit der Stille trottete der Hausherr gereizt in Richtung seines Besuchs.
„Sag', Ifrunndoch, wieso störst du deinen Yalding? Ich hoffe, es ist wichtig.“
„Ich habe meinen Yalding schon lange nicht mehr gesehen, Partach. Deshalb bin ich hier.“
„Jetzt hast du mich ja gesehen. Dann kannst du ja nun auch wieder gehen.“
„Nicht so schnell, Yalding“, hakte der Barbar ein. „Deine Frau erzählte mir von einem Geschenk eines norbardischen Händlers. Dürfte ich es mal sehen?“
Missmutig zückte Partach das Geschenk aus der Felltasche seines Umhangs. „Bitte sehr. Nennt sich Smart’Gon.“
Der Barbar blickte verwundert. „Wegen diesem Ding gehst du nicht mehr unter Leute und ziehst dich stattdessen wie eine Schnecke in dein Haus zurück?“
Zustimmend blickte der Häuptling den Barbaren an.
„Auch ich erhielt eines Tages das Geschenk eines Norbarden, Partach“, begann der Barbar seinem Gastgeber zu erzählen. „Eine Geschichte. Ein Händler erzählte mir sie. Willst du sie hören, Yalding?“
„Du kannst es ja doch nicht lassen, Ifrunndoch. Also los.“
„Nun gut“, sagte der Barbar sanftmütig, aber bestimmt. So höre, Partach:
„An einer Küste des Meeres, weit in Richtung aufgehender Sonne, jedoch noch viel nördlicher als hier, fand ein Mann einen Beutel mit kleinen Steinen. Nichtwissend, wo diese herkamen, beschloss er sie als ein Geschenk Fekorrs anzusehen. Vorsichtig nahm er einen Stein heraus, um ihn näher zu betrachten. Doch da die Nächte in diesem Land noch dunkler sind als hier, konnte er dieses kleine Stückchen des Göttergeschenks nicht klar erkennen, sondern lediglich fühlen. Und weil gerade ein heftiger Wind blies, entglitt es seinen Händen und wurde auf das weite Meer hinaus geweht. Doch anstatt die restlichen Steine zu verwahren, fand der Mann Gefallen daran, einen Stein nach dem anderen vom Wind aufs Meer hinaus wehen zu lassen – bis auf einen einzigen Stein. Als er schließlich wieder in seiner Hütte war, betrachtete er im Licht des Feuers diesen letzten Stein – und erkannte seinen Wert. Denn bei dem Stein handelte es sich um nichts Geringeres als um einen Glyndschan. Die Menschen des Südens sagen auch Bernstein dazu und sind bereit, dafür jede Menge Kostbarkeiten einzutauschen. Da begriff der Mann, dass er einen großen Teil des göttlichen Geschenks unwiederholbar verloren hatte."
„Ich verstehe nicht“, warf Partach ein. „Was hat das mit mir zu tun?“
„Die Bernsteine, Partach, sind die Tage deines Lebens. Jeder einzelne ist kostbar, auch wenn du dies noch nicht sehen, sondern lediglich fühlen kannst. Jeder einzelne ist ein Geschenk. Es liegt an dir, was du damit machst. Ob du sie in den Wind hältst oder nutzt - deine Sache. Aber wenn du sie in den Wind hältst, wundere dich nicht, wenn es dir am Ende wie diesem Mann geht. Und was dein Smart’Gon betrifft: Du allein entscheidest, wie sehr du es benötigst. Wenn es dir Freude bereitet, dann nutze es. Allerdings – und das möchte ich dir auch sagen – gib acht, wie viel Zeit du damit verbringst. Denn ich glaube nicht, dass ein Tag, den du von morgens bis abends damit verbringst, und mag er auch noch so angenehm sein, als der schönste in die Geschichte deines Lebens eingehen wird.“