Aufrechten Hauptes Scheiße auffeudeln
Eine Fortsetzung und eine Revision des vorherigen Eintrages.
'Paarung' ist ein Synonym für Begattung und Kopulation. Diese Begriffe kann man bei Tieren und Menschen verwenden.
Geschlechtsverkehr und Beischlag sind Begriffe für Kopulation bei Menschen.
Assortative Paarung hat eine ausdrücklich menschbezogene Bedeutung, die Wahl des Partners nach Ähnlichkeitskriterien.
Wie es mich ärgerte, dass lange Pimmel bei schwarzen Männern als Klischee und skurriler Weise auch als Beleidigung dargestellt wurden, so ärgert es mich, dass der Begriff 'Paarung' als Tiersex deklariert wird. Hier schreibt fleißig einer beim anderen ab; die Mühe, die man sich mit anderen Worten macht... [#Homo + Phobie ≠ Homophobie] ist hier offenbar zu viel verlangt. Das ist schade, weil manche bedenkenswerte Positionierung schweren Schaden daran nimmt, erkennbar auf wenigstens einer leicht überprüfbaren Wortlüge zu stehen.
'Überzeugende Argumente' sind das Hauptthema der Debatte. Es ist bei einem Streit um Werte, Geschmäcker und Moralvorstellungen in hohem Maße aussichtslos, das Gegenüber von den seinen abbringen zu können. Und das Vorhaben wird aussichtsloser, je lauter man sein Anliegen herausbrüllt.
An den Bilder-Quoten gibt es nichts zu beschönigen. Als Konsument, der hier nicht auf seine Kosten kommt, kann man sich - wie immer und überall - beschweren. Es geht aber, wie mir scheint, nicht besonders vielen Leuten um unerfüllte Bedürfnisse, sondern es geht ums Prinzip. Auch oder gerade dieser prinzipielle Anspruch ist legitim, weil er gleich die gesamte Gesellschaft in eine bessere Richtung entwickeln will. Er ist mit diesem universellen Anliegen nur leider nicht allein auf der Welt:
- iss kein Fleisch - iss lokal erzeugte Lebensmittel - kauf keine Waren, die auf einem Dieselfrachtschiff waren - pendle nicht - lauf nicht Ski - flieg nicht in den Urlaub - meide Kreuzfahrtschiffe - bezahle mind.8€ für ein Pfund Kaffee - kauf nicht bei KIK - kauf nicht bei VW - kauf nicht bei Amazon - bezahle Deine Dienstleister brutto - steh für alte Menschen auf. Kurzum: die Gesellschaft um Dich herum ist eine stinkende rassistische, sexistische, unmenschliche, und leider auch betrügerische, tier- und natur-verachtende und -zerstörerische Masse - stehe dagegen auf! oder Du bist ein Teil von ihr.
Leider ist das nicht vollständig von der Hand zu weisen.
Mit Bedauern muss ich mitteilen, dass mein Hauptaugenmerk nicht im Entferntesten beim kulturellen Einsatz zugunsten von Frauen und farbigen Menschen liegt. Mein Hauptaugenmerk liegt beim Schutz von Kindern, unschuldig armen Menschen und der Umwelt, und Gott weiß, da bin ich im Engagement noch ungenügend!
Bei sehr viel Gewalt und Unrecht in der Welt, kommt nun Bildbänden mit einseitig hetero-männlich adressiertem Artwork und Pflege der Urwald-Untermensch-Setzung im Rollenspiel eine latent anbahnende Wirkung zu. Das kann man bemängeln. In meinen Augen, und ich vermute da würden sich viele anschließen, die jetzt WdV und den Verlag verteidigen, ist die Kritik berechtigt aber (wenigstens inzwischen) um sehr viele Dezibel über dem angemessenen Lautstärkepegel angekommen.
So wie die Ignoranz den Kritiker lauter werden lässt, erzeugt die steigende Lautstärke abwehrende Ignoranz.
Die Schimpfworte, die dieser Prozess in meinem Kopf erzeugt: hysterisches Gekreische, Gutmensch, Moralapostel.
Die Schimpfworte für meine Haltung dürft Ihr an dieser Stelle auf Euren Monitor kritzeln: _____________________________.
Die letzten beiden Fragen:
1. Hätte man das besser machen können?
Die Setzung, dass im Süden des Kontinentes farbige Menschen wenig bekleidet einen nach unserem Empfinden wenig kulturell entwickelten Lebensstil pflegen, konnte WdV nicht ändern! Das kann die Redaktion überhaupt allenfalls ändern, wenn sie DSA neu erfindet oder abschafft.
nota bene: überprüft man die o.g. Liste der vermeidbaren Verbrechen gegen Lebewesen und gegen die unbelebte Natur, sind sie alle miteinander Ausgeburten eines nach unserem Empfinden kulturell hochentwickelten Lebensstils. Das Wort vom 'edlen Wilden' sollte deshalb meines Erachtens nicht spöttisch in den Raum gerotzt werden. Es ist latent rassistisch dem schwarzen Mann Wildheit vorzuwerfen, wahrhaft kolonialistisch ist es jedoch, 'Wildheit' als unterlegene Lebensform zu verstehen.
Dem habe ich in puncto Rassismus nichts hinzuzufügen. Das Buch ist unter diesem Gesichtspunkt für mich absolut ok.
In Sachen Sexualität hätte man es besser machen können. Die Kritik an Sexismus ist populär und omnipräsent. Es ist schlichtweg dumm, ihr Anliegen so wenig berücksichtigt zu haben. In den Texten ist die Gleichwertigkeit der Geschlechter an der Grenze zum Überspannen des Bogens oft genug betont. Die Bilderauswahl ist natürlich der Leitung Artwork anzulasten, da diese sich hinter einem Pseudonym verbirgt, der Redaktion.
Dass man die Stellungnahme der Redaktion wesentlich besser hätte schreiben können, wage ich zu bezweifeln.
Kritiker lassen vom Ziel ihrer Kritik in der Regel nicht ab, egal ob es die Kritik von sich weist oder ob es sie annimmt und (erneut) Besserung gelobt. In vielen Punkten ist die Kritik naiv oder offenkundig subjektiv formuliert, hier darf und soll der Hersteller eines Buches in meinen Augen den Rücken gerade halten.
2. Wie geht man bei den Themen in die Zukunft vor?
Grundsätzlich muss man sich Kritik wünschen. Keine-Kritik bedeutet niemals, dass die Dinge richtig sind, die man tut. Keine Kritik bedeutet, dass man belanglos ist oder als totalitär gilt. Bei aller Erbärmlichkeit, die der Satz ausstrahlt, ist er am besten - wenn man ihn ehrlich meint:
"Ich nehme Deine Kritik an."
Viele Menschen reagieren empfindlich, wenn diejenigen Recht bekommen, die am lautesten schreien.
Und viele Menschen reagieren empfindlich, wenn sie schreien müssen, um Gehör zu finden - oder einfach gleich ignoriert werden.
Die Lautstärke ist nun über uns gekommen. Jetzt gilt es erkennbar aber ohne falschen Eifer die Kritik so umzusetzen, als hätte sie nicht weh getan. Das klingt so, als wäre nicht viel verlangt; in der öffentlichen Wahrnehmung wird der Verlag damit allerdings voraussichtlich scheitern. Da die Verlagerung eines Kritikpunktes oder einer konzeptionellen Kurskorrektur in die Öffentlichkeit i.e. Community der Sache nicht dienlich ist, werden wir ein stumpfes weiter-so des Verlages erleben.
Ich überblicke beileibe nicht die gesamte Front der Kritiken am Sexismus in der Welt von Ullisses und DSA. Bei allem was ich gelesen habe, fehlt mir aber komplett eine Anerkennung der vorhandenen Geschlechtergleichbehandlung. Dabei sollte jeder wissen, dass Lob ein effektiveres - und auf jeden Fall menschenfreundlicheres - Erziehungswerkzeug ist als Bestrafung. Sollte jemand Kritiken kennen, die mehr enthalten als ein "...schön und gut, aber *meck, meck, meck*!" wäre ich für eine Verlinkung im Kommentar dankbar! - das ist keine schwarze Rhetorik "na dann zeig mir doch mal" - ich will dort wirklich lesen.
Derweil erwarte ich in näherer Zukunft keine Sexratgeber aus Waldems, keine besondere Trendwende in den nicht fickenden Fatasyprodukten, kein Ablassen der übersteuerten Kritik - außer durch die Heilkraft Satinavs. Zeit, Geduld und Gelassenheit sind übrigens klar männliche Attribute, dass das mal klar ist.
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