• Auf DSA 5, denn mein Link setzt auf einen Beitrag, der Aventurisches Götterwirken, S.68, zum Thema Grabsegen, so widergibt.

    Hier habe ich ungenau adressiert: Du warst gar nicht gemeint, sondern der ursprüngliche Threadersteller. Die Verwirrung tut mir Leid.

  • Ich denke, dass man sehr deutlich zwischen Beichte/Buße und Ablass unterscheiden muss. Ablass ist ja wirklich ein: Gebe dir Geld, du gibst mir einen Schein, wo drauf steht, alles im grünen Bereich - auch gerne bereits vor einer Tat. So etwas gibt es ganz klar in Aventurien nicht.

    Buße/Beichte dagegen ist etwas, was es durchaus gibt, allerdings eben nicht, wie im christlichen Mittelalter eine Fixierung darauf. Es gibt kaum Sünderkulte, außer als Randerscheinungen der stark christlich angehauchten Götter, z.B. Gänseritter bei Travia entstanden aus einer Büßerbewegung, dann gibt es noch und es gibt/gab vereinzelt Geißler bei Praios. Darüber hinaus gibt es eben Bußquesten, wenn man sich ein Mal des Frevlers zugezogen oder ein Eidbrecher ist - oder durch eine Exkommunikation erhalten hat. Aber auch das ist nicht vergleichbar mit dem "klassischen" Konzept einer Beichte oder gar eines Ablasses. Die Macht liegt hier nicht allein beim Geweihten, sondern der Geweihte nennt lediglich die Bedingung, die ein Frevler erfüllen muss (bei Exkommunikation). Ob der Frevler das dann tut oder nicht oder die Gottheit ihre eigenen Pläne hat, liegt nicht in seiner Hand. Dazu ist auch ein Ausschluss aus den Paradiesen keine Verdammung: In Borons Hallen kommt man immer, wenn man es nicht wirklich drauf anlegt in die Niederhöllen zu gehen oder ein echt fieser, echt seltener Dämon des Weges kommt.

    Allein dieses "Sicherungsnetz" sorgt dafür, dass es in Aventurien weniger panisch zugeht, als im Mittelalter. Der Ablasshandel entstand ja nicht aus dem Nichts, sondern hatte seine Wurzeln in einer tief sitzenden Angst vor der Hölle in die man schon reimkommen konnte, wenn man mal aus Versehen auf den falschen Hintern gestarrt hatte (ohne Beichte natürlich) und dem "baldigen" Ende der Welt. Beides ist in Aventurien eher schwächer ausgeprägt, natürlich auch aus einem Polytheismus heraus, wo des einen Unbill des anderen Gebot ist. So schön kann Leben sein ;) .

    Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.

    - Immanuel Kant

  • Naja, die mittelalterliche Kirche kannte auch das Fegefeuer für Leute, die irgendwann doch in den Himmel kommen sollten, aber zuerst für die noch nicht vergebenen Sünden büßen mussten. Und diese Zeit zu verkürzen war auch recht beliebt, da die ja oft von kleineren Sünden kam, die man nicht unbedingt mehr auf dem Schirm hat und deshalb nicht beichten kann. Da brauchte man also andere Pauschallösungen.

    Ebenso haben damals Gebete und speziell Fürbitten eine erhebliche Rolle gespielt und sehr viel vom den Geld-für-Sündenvergebung Geschäften liefen darauf hinaus, tatsächlich hauptberufliche Beter zu bezahlen, die soundso oft für soundso lange für das Seelenheil einer Person beten.

    Dann gab es noch das Pilgerwesen, das sich zu einer professionellen Institution entwickelte und ein paar wenige Pauschalbußquesten, die allgemeine Vergebung versprachen.

    Aus der Gemengelage ist dann irgendwann der Ablaßhandel entstanden, nicht aus dem Verkauf des Bußsakraments.

    Und ja, fast nichts davon existiert in Aventurien, außer vielleicht dem Pilgerwesen. Insbesondere spielen Gebete/Fürbitten im Zwölfgötterglauben anscheinend kaum eine Rolle bzw. sind sie etwa so wichtig wie im modernen Christentum. Man erwartet auch nicht von Geweihten, wirklich ein Drittel des Tages im Gebet zuzubringen, es gibt auch keine Betorden.

  • Wobei es vorstellbar ist das ein raffinierter Phexgeweihter in einer abgelegenen Gegend mit Ablassbriefen, natürlich mit der Unterschrift des obersten Papstes ähm Praiospatriarchen, handelt. Phex würde sich bestimmt freuen. ^^

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)