Von den Erzählregeln...

  • Nabend!

    Im Scriptorium bin ich vor einige Monden auf Nick-Nack 's "Erzählregeln" aufmerksam geworden. Wir hatten gerade mit unserer Gruppe angefangen, und so ergab es sich, dass wir mal ne Runde mit diesen Regeln gespielt haben, und siehe da: Unsere Anfänger trauten sich gleich viel mehr zu, als sie dann nicht mehr gucken mussten, wie das mit den Fähigkeiten ist und was sie da genau würfeln und rechnen müssen. Und ganz ehrlich... meinen Job erleichtert es auch.

    Nun hab ich aber das Gefühl, dass die Spieler noch nicht recht mit ihrer Freiheit umgehen können. Ich selbst interpretiere die Regeln so, dass um z.B. eine Gefahr zu überwinden jeder seine Stärken ausspielen kann und sollte. Als Beispiel, wenn nun der Räuber mit der Keule auf mich zukommt kann ich mir zig Dinge einfallen lassen, um dieser Situation zu begegnen:

    Ich stürze mich mutig dem Gegner entgegen, bevor er reagieren kann

    Ich analysiere klug das Angriffsmuster meines Gegners, um ihm so zuvorzukommen

    ich handle intuitiv, um seinen Schlägen vorauszuahnen und ihnen so auszuweichen

    ich weiche gewand seinen Schlägen aus

    ich nutze meine Fingerfertigkeit, um ihm z.B. schnell 'nen Gurt zu lösen, und so seinen Angriff zu behindern

    Ich vertraue auf meine Konstitution, stecke die Schläge ein, und greife dann meinerseits an

    Ich nutze meine Kraft, um einfach den Arm des Gegners festzuhalten...

    am unpassendsten mag dann das Charisma wirken... ob man den Räuber in ein Gespräch verwickeln kann weiß ich nicht, aber vielleicht kann eine gutaussehende Dame ja mit Kulleraugen sein Herz auf einen Blick erobern, so dass er von einem Angriff ablässt... Puss' in Boots und so ;)

    Um meinen Spielern meine Interpretation nahe zu bringen, sollen sie nun, als Belohnung für ihren Erfolg, eine Trainingseinheit beim obersten Ausbilder am andergast'schen Hof erhalten. Dort soll ihnen dann eingetrichtert werden, dass sich jeder in jeder Situation auf seine Stärken besinnen soll... usw. Es gilt ein Hindernis zu überwinden, einem Angriff auszuweichen und einen Gegner zu attackieren. Ich habe die Hoffnung, dass dies den Spielern hilft und sie ihre Möglichkeiten erkennen.

    Was mir tatsächlich etwas fehlt sind die Schadenspunkte. Allein die Effekte sind für mich und meine Spieler nicht zufriedenstellend, glaube ich. Generell hab ich ne seltsame Bande, die erst schießt und dann fragt... aber das ist ein anderes Thema.

    Schadenspunkte gibt es jedenfalls in dem Regelwerk, auf welchem die Erzählregeln basieren. Aus diesem Grunde überlege ich nun, wie ich das sinnvoll in das DSA-Konzept wieder mit einfließen lassen kann.

    Spannend fand ich da z.B. die Angriff mit einer Fernwaffe. Bei einem vollem Erfolg gibt es Schaden in Höhe des Gewandheitswerts, bei einem Teilerfolg gäbe es Gewandheit abzüglich 1W6 Schaden sowie einen negatives Ereignis, z.B. ein abgebrochener Pfeil oder das auffliegen der Position oder sowas. Frage ist nun, soll ich mich bei den Lebenspunkten an dem anderen Regelwerk orientieren, damit die Zahlen zueinander passen? Dann sollte ich auch die Schadenswerte aus dem anderen Regelwerk übernehmen, damit das Verhältnis passt, oder?

    Habt ihr euch schon mit diesem Regelwerk auseinander gesetzt? Was sind eure bisherigen Erfahrungen? Gibt es irgendwo im Netz schon eine Diskussion darüber? Ich hab bisher nicht wirklich viel finden können :(

  • Huhu!

    Freut mich, dass die Regeln bei Dir so gut ankommen. Und ja, man kann eigentlich fast alle Probleme mit fast allen Eigenschaften lösen, und es ist Teil des Designkonzepts, dass man durch diese "Freiheit" die Spieler letztlich auch dazu verleitet, die Taten ihrer Charaktere so zu beschreiben, wie es am besten ins jeweilige Charakterkonzept passt.

    Zum Thema Schaden: In den bestehenden Regeln kommen die Zustände dort am nähesten dran, und du solltest auch keine Furcht haben als Spielleiter einfach einen Zustand zu verteilen, wenn ein Charakter von einer Waffe getroffen wird. Dadurch ist der Schaden dann auch mehr als eine Zahl: Ein Held wird z. B. starr, weil ihn ein Pfeil ins Bein getroffen hat, oder verängstigt durch einen besonders schmerzhaften Treffer.

    Wenn Du aber gerne ein zahlenbasiertes System verwenden möchtest, kannst du denke ich am Einfachsten auf DungeonWorld zurückgreifen. Es ist eines der wenigen PbtA-Systeme, die Hitpoints verwenden, und sollte mit den Erzählregeln einigermaßen kompatibel sein. Die Regeln gibt's auf Englisch für etwa USD 10 oder, wenn man gerade klamm bei Kasse ist, auch kostenlos im Internet. Die deutsche Übersetzung bei System Matters ist auch fast fertig und dürfte meiner persönlichen Schätzung nach in den nächsten 2 Monaten rauskommen.

    Liebe Grüße

    Daniel

  • Danke erstmal für die Antwort. Wie gesagt, schade, dass es da scheinbar nicht mehr Interessenten gibt.

    Ich vermute ich werde Zustände und Lebenspunkte kombinieren, eine weitere schöne Option für mich: Schaden oder Zustand.

    Die nächste Runde steht fest, ich bin gespannt ob ich das erreiche, was ich erhoffe mit der Lehrstunde.

  • Zwischenbericht:

    Ich hab mich dazu entschieden die Dsa5-Zahlen für LeP, Waffenschaden und Co. zu nutzen. Warum? Schlicht aus Ermangelung der in Dungeon Worlds angegebenen zig Würfelarten ;)

    Um den Spielern ein wenig Übersicht zu verschaffen habe ich entsprechende Hinweise in die Charakterbögen integriert, Zum Beispiel Waffenschäden hinzugefügt und die Sonderfertigkeiten ebenfalls mit solchen Werten versehen.

    ( Nick-Nack ich hab die PDF entsprechend bearbeitet, allerdings nur für die 4 Charakterklassen, die in meiner Gruppe bespielt werden. Ich Depp hab leider den Rüstungswert vergessen. Den würde ich bei Zeiten noch nachtragen und eventuell auch die restlichen Bögen diesen Hausregeln anpassen. Hast du Interesse an einem Link?)

    Ich hab nochmal über das Warum? nachgedacht. Die Schadenspunkte fehlen den Spielern als Indikator dafür, was sie dem Gegner tatsächlich angetan haben, weniger dafür, welchen Schaden sie selbst erlitten haben.

    Ich hab noch etwas anderes aus Dungeon World wieder mit reingenommen, nämlich die Erkundung der Umgebung. Somit kommt dann quasi die Sinnesschärfe-Probe zurück. Ich find das ganz gut gelöst mit den Fragen. Durch entsprechende Antworten meinerseits kann ich auch kleine Schatzsuchen in Räume einbauen:

    "Du spürst, dass hier noch was sein muss, aber von deiner aktuellen Position kannst du nix erkennen"

    Ich hoffe, dass die Spieler dann auf die Idee kommen sich auf nen Stuhl zu stellen oder hinzulegen, um unter das Bett zu sehen. Kann man natürlich nicht immer und in jedem Raum machen, aber hier und da kann man so Funde an bestimmte Bedingungen knüpfen.

    Nu gilt es später noch das Abenteuer ein wenig zu tunen. Drückt mir die Daumen ;)

  • ( Nick-Nack ich hab die PDF entsprechend bearbeitet, allerdings nur für die 4 Charakterklassen, die in meiner Gruppe bespielt werden. Ich Depp hab leider den Rüstungswert vergessen. Den würde ich bei Zeiten noch nachtragen und eventuell auch die restlichen Bögen diesen Hausregeln anpassen. Hast du Interesse an einem Link?)

    Klar! Wenn du willst, kannst du sie auch selbst im Scriptorium hochladen :)