Angrosch und die Zwölfe

  • Sich in den Tempel begeben und mitbeten, aber es nur als Lippenbekenntnis zu sagen, um nicht schlecht aufzufallen, halte ich dann für einen Geweihten endgültig für ein Unding.

    Noch mal: du begehst kein Lippenkenntnis. Du begibst dich dorthin, um bescheiden und ehrbietig Zwiesprache mit dem Gott zu halten. Du ehrst ihn persönlich, während der Rest in Ruhe die Rituale abhält und unterbrichst nicht den korrekten Ablauf des Gottesdienstes. Natürlich kann das keiner der Sterblichen überprüfen, aber würdest du es wagen in einer Welt wie Dere, NICHT hart an den Gott zu denken? Vor allem bei Praios? Ich glaube nicht.

    Und ob nun nur die Kirche geweiht ist oder auch der restliche Boden, ist nun wirklich Haarspalterei. Es gehört der Kirche, wenn ich da unerlaubt einen Haufen hinterlasse, ziehen sie mir trotzdem die Ohren lang.

    Das Leben ist hart, unnachgiebig, brutal, langweilig, kurz, tränenreich, gefühllos,
    arm an Freude und Wundern, aus kosmischer Sicht nutzlos und schlichtweg schön.
    Gibt es einen besseren Grund um zu lächeln?

  • Mit geht es darum, wenn man einen Gottesdienst aufsucht, das nicht als"Religions-Tourist" und aus einer Neugier-Probe heraus zu tun.

    Ich ging von Shandrahels Eingangspost aus. An Sightseeing hatte ich gar nicht gedacht. Selbstverständlich sollte sich der Angroschgeweihte gute Gründe überlegen, warum er an einem Praiosgottesdienst teilnehmen will - und diese sollten aus einer angemessen devoten Grundhaltung erfolgen. Das gleiche würde wohl für einen Borongeweihten nach Al'Anfaner Ritus gelten. Finde das jedenfalls nicht sonderlich problematisch. Mein Darna beispielsweise pflegt einen zwanglosen Synkretismus und sieht in Boron eine Entsprechung von Kamaluq, geht also auch in Borontempel und betet. Ähnlich wie irdisch Haitianer: Zu neunzig Prozent Katholiken und zu neunundneunzig Prozent Voodooisten :saint:

    "In den Rachen der Drachen hexen die Echsen!"
    getreulich gehört auf den Hesinde-Disputen 1030 BF

  • Verzeih, ich gehe immer automatisch von DSA5 aus

    Kenne ich. Ich nämlich von DSA 4. *g*

    Noch mal: du begehst kein Lippenkenntnis. Du begibst dich dorthin, um bescheiden und ehrbietig Zwiesprache mit dem Gott zu halten.

    Noch mal: das ist nicht meine Ausgangslage, wie beschrieben. Meine ist die von dem Angrosch-Geweihten, bei dem unklar ist, ob er geht, und wenn er geht, ob er das mitmacht oder eben nicht.

    Wenn ich die Gottheit ehre, zu ihr bete und Zwiesprache abhalte, stellt sich die Ausgangsfrage doch gar nicht, alles ist gut, auch wenn ich in dem Fall davon ausgehen würde, dass im Gottesdienst mitbeten und mitsingen dann auch kein Thema ist. Aber grundsätzlich stellt sich dann die Glaubensfrage nicht, die ich zumindest thematisiere.

  • Im Abenteuer ist es anscheinend so vorgesehen das die Zwerge vor Ort die einzigen sind die nicht an den regelmässigen Andachten teilnehmen müssen und auch sonst nicht voll an alle Klosterregeln gebunden sind weil sie halt Angrosch verehren.

    Man kann davon ausgehen, dass diese Rechte in der Lex Zwergia auf jeden Fall festgehalten sind. Der ursprüngliche Angroschglauube ist schließlich ein Eingottglaube (es gibt andere Götter, aber die interessieren einen echten [also erzzwergischen] Zwerg nicht) und in einem Reich, in dem das Silem Horas Edikt durchgesetzt wird, ist die "Religionsfreiheit in Gedanken und Ausübung" auf jeden Fall etwas auf das die Zwerge höchsten Wert gelegt hätten. Wenn da schon solche "Lappalien" wie "Menschen in zwergischen Stollen" detailiert festgehalten wurden, dann so etwas Wichtiges erst Recht.

    Das man Gesetze gerade auf Praios eigenem Grund achtet, ist für mich selbstverständlich. Das der Zwerg sich so verhält, wie es gutes Recht und Brauch ist (z.B. nicht in einen 12 Göttertempel zum Gottesdienst geht), ist also auch eine Würdigung des Götterfürsten (auch wenn ein Zwerg das so sicher nicht sieht). Alles geht den Weg so wie es vorgesehen ist - es herrscht Ordnung!

    Wie weit andere Götter anerkannt oder gar verehrt werden, hängt stark vom Zwergenvolk ab und natürlich spielt immer auch der individuelle Zwerg eine Rolle. Generell ist Angrosch der Gott für alles, man wird von ihm geschaffen und kehrt am Ende Heim. Keine Seelenwaage, kein Totenreich. Er ist der Schöpfer und Vater und in den meisten erzzwergischen Stollen ist das heute immer noch so und so war es von Anbeginn der Schöpfung.

    Je weiter sich Zwerge von Xorlosch entfernen, desto mehr wird dieser Glaube an den Einen verwässert. Bis man irgendwann in Uhdenberg landet, wo man Angrosch, Ingerimm und Gravash gar zusammen in einem Tempel verehrt...

    Wirklich 12 Göttergläubig sind wohl höchsten Zwerge die unter Menschen aufgewachsen sind. Bei allen anderen verehrt man keine Handvoll Götter (da wo man überhaupt andere Götter neben Angrosch verehrt).

    Das die Menschen so viele Götter brauchen, dürfte vielen Zwergen hingegen einleuchten:

    Es sind arme Würstchen die keinen göttlichen Schöpfer haben und nach ihrem Tod auch nicht Heim an die Tafel kommen, wo alle beim Vater sitzen , die vor einem waren. Sie brauchen viele, weil es nicht den Einen gibt der einzig ihr Gott ist.

    Das ist meiner Meinung nach auch der gravierende Unterschied zwischen Angrosch und Ingerimm und auch der Grund, warum ein Mensch niemals wirklich Angrosch folgen kann...

    Somit hatte er auch kein Problem damit den Praios-Andachten beizuwohnen und auch soweit es der Respekt verlangt aktiv beteiligt zu sein. Sicherlich wird er Praios nicht in einem Gebet anrufen, aber dafür gibt es ja Wege.


    Sehe ich das zu wenig engstirnig? Sollte ich insgesammt mehr auf die absolute Alleinstellung Angroschs pochen? Das scheint mir in einer Welt in der die Götter numal einfach da sind schwierig.

    Das ist durchaus ok, sofern der Zwerg nicht gerade ein konservativer Erzzwerg ist. Das Recht zu haben fern zu bleiben, ist schließlich kein Verbot beiwohnen zu können. Auch kultische Handlungen dürften meist kein Problem sein, es sei denn es wird gerade etwas gepredigt oder besungen, was eindeutig gegen Angrosch Lehre geht. Ein höflicher Zwerg würde da wohl einfach demonstrativ gehen, ein aufbrausender Zwerg einen Skandal lostreten...

    Da ein freiwillig bewohnender Zwerg aber sicherlich sehr offen ist, kann er bestimmt zwischen Menschen und Zwergen trennen und den Großteil einfach "für Menschen" abhaken.

    "Praios ist der Götterfürst [der Menschen], der erste unten den 12en [*kopfschütteln* Menschen...]...

    Ebenso wie es aus dem o.g. Grund überhaupt keinen Sinn macht auf "die absolute Alleinstellung Angrosch" zu pochen. Für einen Menschen kann Angrosch niemals einzig sein, dieses Privileg ist seinen Kindern vorbehalten. Aber es ist natürlich nicht verkehrt ihn auf menschliche Belange reduzierte Weise und dann auch unter anderem Namen zu verehren. Angrosch ist der Gott der Zwerge, Ingerimm ein Schatten davon für die anderen.

  • Nochmal danke für die Rege Diskussion, aber vor allem für den letzten Beitrag der mir (vielleicht) nocheinmal Impulse für meinen Charakter gegeben hat.

    Wie ein weiser Zwerg letzten Dienstag sagte: Die Sonne scheint auf die Erde, doch in den Stollen wärmt und leuchtet uns das Feuer.