Nicht zwingend. Es gibt durchaus die Beschreibungen/optionalen Regeln, dass Liturgien mit einem Gefühl der Ordnung einhergehen und äußerem Manifestationen (im Gegensatz zu Zaubern, deren Wirkungen teilweise sehen kann (wenn auch teilweise wiederum nur indirekt), teilweise auch nicht, aber von keinen solcherlei Begleiterscheinungen ausgestattet sind). Unter dem Gesichtspunkt steht man nicht daneben und denkt sich: "Passiert ja gar nichts."
Die meisten Begleiteffekte sind minimal und können in manchen Fällen auch einem nicht geneigten Beobachter als Zufällig erscheinen - oder dem Unachtsamen einfach entgehen - wenn der eigentlich gerade wieder auf sein Feld zur Arbeit zurück möchte und dem rituellen Treiben nicht so viel Aufmerksamkeit schenkt.
Nur weil es dem Spieler nichts Neues bietet, wird es zu Low Fantasy? So sehe ich das nicht. Der Tausende Jahre alter Ring mit gestapelten Armatruz ist in meinen Augen High Fantasy, wie auch das ganze Magiesystem. Es ist für mich kein Low Fantasy-Zeichen, Worte zu rufen, Gestiken zu machen, und jemand hält den Zauberer für den besten Freund, eine Sturmböhe weht, 50 m entfernt geht eine Feuerkugel hoch und eine unsichtbare Wand hält einen Angriff ab, schon gar nicht, wenn eine Person all dies und noch mehr zaubern kann, und das meiste davon nur Sekunden braucht, und in den wenigstens Fällen wirklich lange, oder den Wirker an den Rand der Erschöpfung bringt.
Zugegeben, mein Argument, warum sich DSA für mich manchmal weniger high-Fantasy-ish anfühlt ist zum einen gefühlsbasiert und stimmt nicht ganz mit dem normalen Gebrauch der Begriffe high/low Fantasy zusammen. Ich meinte, dass DSA mit seinen Beschreibungen und Verregelungen manchmal dazu neigt, eben nicht fantastisch zu sein. Wenn ich beim Motoricus einen Mitspieler aus dem reißenden Fluss ziehen möchte und der Großteil der Zeit darauf verwendet wird, dass ich anhand seiner Charaktermasse+Ausrüstung ausrechnen muss, wie viel AsP der Spaß kostet und wie viele Punkte Erschöpfung ich bekomme, dann neigt das ganze nicht dazu, meine Fantasie zu beflügeln sondern reduziert sich auf stupides Zahlengeschuppse.
So geht es mir mit vielen Regeln und va. Zaubern. Die haben ein sehr eingeengtes Regelkonstrukt, man muss mit der Wirknungsstärke, der Reichweite und der Zauberdauer herumrechnen - für mich bleibt das Fantastische hier oft auf der Strecke.
Es geht zugegebener Maßen auch anders: Die Vademeci zum Beispiel sind fast ausschließlich Fluff - für meinen Phexi hat das entsprechende Vademecum viel zur Immersion beigetragen.
Die Beschreibung der Zaubervorgänge sind im Prinzip ja ok - wenn auch veraltet. Wie an andere Stelle schon gesagt schlagen für mich (!) die Vorgaben der Repräsentationen die Fluff-Beschreibungen der jeweiligen Zauber. Mir hätten halt ein paar Sätze zum Zaubervorgang außerhalb der Gestik und der Sprache gefallen:
In "Stätten okkulter Geheimnisse" geht es ja schon ein bisschen in die Richtung: Einige Zauber erscheinen bei den Obskuromanten anders als bei allen anderen Magiewirkern. So stelle ich mir gerne vor, dass sich der Armatrutz eines Gildenmagiers als perfekt ebene zweite Haut über den Körper legt, während der Armatrutz bei einem Druiden mehr so aussieht, als würde ihm eine stabile Rinde überall am Körper wachsen. Einem Kenner der astralen Strukturen würden beide Zauber als verschiedene Repräsentationen des Armatrutz begegnen. Es wird halt - in meinen Augen - zu wenig auf solche Späße eingegangen, sondern das harte Regelkonstrukt ist das Maß aller Dinge. Das meine ich mit "low Fantasy", die Fantasie bleibt da halt ein bisschen auf der Strecke.