Wie weit sollte der Master in die Helden eingreifen?

  • Hallo zusammen,

    wir hatten in unserer Spielrunde kürzlich eine Szene, um die es richtig OT Streit gab.

    Ihr seid sehr gut darin, mir weitere Sichtweisen auf Themen zu eröffnen, daher hätte ich gerne ein paar Meinungen dazu.

    Ich bemühe mich mal darum, es so neutral und sachlich wie möglich zu beschreiben.

    DSA 4.1, unser Meister ist ein langjähriger Spieler, der sich nun für 2 Abenteuer am Meistern versucht.

    Dies ist das 2. Abenteuer und er macht es inzwischen wirklich anständig.

    Wir sind auf dem Weg nordwärts, die nostrische Küste entlang. Jemand hat die Brücke zerstört und wir weichen ins Landesinnere aus um dein Fluss trockenen Fußes zu überqueren.

    Unser Anführer schickt die Jägerin

    (Dämmerungssicht, Waldkunde, Herausragendes Gehör

    hat sich grade ein neues Pferd für 120D gekauft und ganz bedröppelt festgestellt, dass sich ihre Nordmähne aus ländlicher Züchtung gar nicht zu einem Schützenpferd ausbilden lässt. Trotzdem ist sie stolz auf ihr Pferd und betont dies auch im Spiel bei jeder sich bietenden Gelegenheit)

    auf ihrem neuen Pferd als Kundschafterin vor, um eine Furt zu finden und damit die Gruppe nicht in einen Hinterhalt läuft. Sie schnappt sich Pferd und Jagdhund und reitet ausdrücklich wachsam voraus.

    Der Meister lässt sie nach einer knappen Viertelstunde IT-Zeit eine Sinnenschärfe würfeln, ist aber mit der Anzahl der Punkte offenbar nicht zufrieden genug um konkrete Informationen zu geben. Stattdessen hat die Heldin "ein komisches Gefühl" und sieht am Rande des Sichtfeldes eine Bewegung. Die Spielerin hält daraufhin ihr Pferd an, sieht zu ihrem Hund und als der nicht anschlägt steigt sie ab und geht mit gezücktem Bogen ein paar Schritte in den Wald hinein.

    Die Jägerin ist zögerlich, denn OT hat sie die Gefahr längst erahnt, sieht sich aber dennoch weiter um, weil sie nicht mit der Aussage "Ich habe einen Schatten gesehen und wollte lieber auf euch Andere warten" zum Anführer zurückkehren möchte.

    Schritt für Schritt geht sie weiter in den Wald und sieht sich dabei ausführlich um. Schließlich sieht sie einen Fetzen eines Umhangs in einer Baumkrone und vermutet einen Hinterhalt. Sofort dreht sie sich um, aber da tritt schon einer der Schergen wenige Schritt vor ihr aus der Deckung und eröffnet ihr, dass 6 Bögen auf sie gerichtet wären. Er nimmt ihr die Waffe ab, geht zu ihrem Pferd und nimmt es samt Gepäck an sich. Er führt es durch die Büsche, während die Anderen Schergen sie in Schach halten. Dann läuft die Gruppe schnell hinter die Büsche und sie hört sie auf Pferden davonreiten.

    Kurz darauf kommt die Gruppe an und findet die Jägerin ohne Waffen und Pferd vor. Sie berichtet und die Helden nehmen die Verfolgung auf. Nach einem Stück durch den Wald kommen sie an einen breiteren Pfad und können nicht ausmachen in welche Richtung die Ganoven geritten sind. Sie entscheiden sich für eine Richtung, der Meister würfelt verdeckt und weiter gehts. Sie kommen an einem Gasthaus vorbei, aber niemand hat den Mann gesehen auf den die Beschreibung passt, die die Jägerin ihnen nennt. Also reiten die Helden weiter und gegen Abend finden sie Hufspuren die vom Weg abweichen und ein paar Stunden alt zu sein scheinen.

    Sie überraschen 4 der Ganoven an ihrem Nachtlagerplatz und nehmen sie gefangen. Der Ganove der mit der Jägerin gesprochen hat ist dabei, ihr Pferd nicht. Der Anführer (ein adeliger) verurteilt die Ganoven kurzum wegen Pferdediebstahl zum Tode um sie zum Geständnis zu bringen, wo der Rest der Gruppe hin ist. Stur sterben die Banditen ohne irgendetwas zu sagen.

    Sie haben 4 Pferde bei sich, von denen eines fast tot ("Das überlebt den nächsten Tag nicht"), 2 schäbige aber Gesunde Tiere (2 Gruppenmitglieder hatten noch keine Pferde) und eines ein junger, gezüchteter, gut ausgebildeter Warunker von Ausbildungsstufe 3 war (aka, ein Pferd das sich zum Schützenpferd ausbilden lassen würde).

    Eine Suche in der anderen Wegrichtung verliert sich an vielen Weggabelungen und nicht mehr lesbaren Spuren.


    Die ganze Szene fand ich unfassbar unglücklich und störend.

    Der Meister hat hinterher zugegeben, dass er uns ausbremsen musste, weil wir dem Zeitplan des Abenteuers einen Tag voraus waren. Damit habe ich kein problem. Ein Gespräch darüber, dass die Szene sowohl bei mir als auch bei der Jägerin nicht gut ankam verlief im Nichts und ist nun nach unserer gestrigen Sitzung so weit eskaliert, dass wir morgens um 6 mit einem schlechten Gefühl auseinander gegangen sind.

    Ihr Vorschlag: "Lass uns es doch im Nachhinein so anpassen, dass alles so gelaufen ist wie es war und da stand eben nicht dieses Superpferd sondern meins. Die Ausrüstung ist dann halt weg." wurde vom Spielleiter vehement abgelehnt. Sie könne ein Pferd haben was genau so aussehe und ausgebildet sei wie ihres, aber ihres wäre weg, das habe er schließlich ausgewürfelt.

    Mich störte daran:

    - dass der Spielleiter (offenbar in bester Absicht) der Spielerin einen Gefallen tun wollte und ihr Pferd "aufgerüstet" hat. Diese Entscheidung hat er aber ohne Absprache mit ihr getroffen und auf eine Weise, dass sie nicht stolz darauf sein kann den mit Abstand wertvollsten Besitz erhalten zu haben den sie hat. Er hat der Heldin ein langfristiges Ziel erfüllt ohne, dass sie es sich verdienen konnte.

    Noch dazu hat er ihr emotionalen Besitz abgenommen den sie nicht zurück gewinnen konnte. Die Spielerin hat rund ein Jahr echter Zeit das Geld für dieses Pferd zusammengespart und hat ihm Leckerlis gekauft, Bänder in die Mähne gebunden und bei jeder Gelegenheit mit dem Tier gearbeitet um es weiter auszubilden.

    - die Jägerin hatte aus meiner Sicht keine Chance, diesem Hinterhalt zu entgehen außer nach Spielerwissen zu handeln und vor dem Wald zu warten, in dem sie ja ausdrücklich nichts außer einer flüchtigen Bewegung gesehen hat (im Wald... Da hats geraschelt!). Sie auf diese Weise abzustrafen und alles verlieren zu lassen was sie nicht am Körper trug finde ich eine unnötig harte Konsequenz für eine Zufallsbegegnung.

    - Die Glaubwürdigkeit einer solchen Begegnung. Diese Banditen haben sich vor einer Jägerin in ihrem Element und ihrem Wachhund in dessen Element perfekt verborgen, so dass sie auf ein paar Schritt in ihre Falle getappt ist. Sie nehmen ihr das Pferd, aber lassen ihr den Beutel mit 30 Dukaten am Gürtel. Danach reiten sie davon und teilen sich schnell auf, obwohl sie nicht wussten dass Verstärkung unterwegs war. Schließlich ergeben sie sich nachdem sie umstellt wurden und sterben dann aber stur, anstatt den Helden jede beliebige Information anzubieten um ihr Leben zu retten. Wenigstens lügen hätten sie können! Schließlich der Austausch von Ausrüstung und völliges Unverständnis dafür, dass und wieso diese Szene nicht gut ankam.

    - Ein letzter Punkt, den ich mit erwähnen will, der aber nur am Rande in meinen Ärger mit rein spielt ist, dass mein Held (ein Ritter) der Jägerin 2 OT Stunden vor diesem Hinterhalt angeboten hat, ihr ein Pferd ihrer Wahl zu kaufen, wenn sie ihm dafür die Lehenstreue schwören würde - ein Angebot das ich seit mehreren Sitzungen vorbereitet hatte. Das hatte sich mit dem Austausch des Pferdes natürlich erledigt.

    Blöd gelaufen, aber mir ist klar dass es keine böse Absicht des Meisters gewesen ist.


    So, Wall of Text, man möge mir verzeihen.

    Mich würden ein paar Meinungen dazu interessieren.

    Mir ist klar, dass der Meister es nur gut gemeint hat. Ist unser Ärger nachvollziehbar?

    Hat der Meister die absolute Entscheidungsgewalt oder haben die Spieler ein Mitspracherecht?

  • Ich hätte das auch ein mieses Gefühl als Spieler. Das war glatte Meisterwillkür der schlimmsten Sorte. Ein Wachhund hätte anschlagen müssen. So hoch können die Aufschläge auf die Sinnenschärfeprobe auch nicht gewesen sein, dass eine gelungene Probe mit herausragendem Sinn versagt. Es ist absurd, dass die Räuber eher sterben als zu verraten, wo ihr Kumpan ist und warum nun ausgerechnet der mit ausgerechnet dem Pferd der Heldin nicht da ist...

    Wie viel Entscheidungsgewalt die Spieler gegenüber dem Meister haben, muss man in der Gruppe vereinbaren. Da aber möglichst alle möglichst viel Spaß haben sollen, wäre eine gewisse Rücksprache und ein Eingehen auf Kritik doch extrem ratsam!

    Am besten wäre nun wohl, er würde noch ein kleines AB darum stricken, wie ihr den Flüchtigen doch noch findet (einem Pferd mittels Fährtensuche und Zeugen im Wald zu folgen kann nicht so schwer sein) und das Pferd zurückgewinnt.

    Euer Ärger ist berechtigt.

    ABER: Da euer Meister noch nicht viel Erfahrung habt, solltet ihr ihm den Fehler vielleicht nachsehen. Er stellte ja ein Ersatzpferd zur Verfügung, meinte es also wohl nicht böse, im Gegenteil - er wollte der Spielerin einen Gefallen tun. Gebt Rückmeldung, dass ihr seine gute Intention zu schätzen wisst, die Durchführung für euer Gefühl aber etwas unglücklich war. Macht klar, dass ihr über solche persönlichen Sachen (es scheint ja eine Bindung zu dem Pferd bestanden zu haben) zukünftig gern Rücksprache halten würdet. Und dass die Spielerin ihr Pferd gerne wieder hätte (als Jägerin in ihrem Element müsste sie den Spuren ja wie gesagt auch leicht folgen können)

  • Vielleicht kann man ja bei den Schurken auch Hinweise auf ihre Hehler finden, oder wenigstens raten, wo sie das Pferd vertickern. Da könnte ein nicht allzu prinzipientreuer Charakter das bessere Pferd gegen den alten Gaul eintauschen, ohne den Händler vor Gericht zu stellen - der Streuner der Gruppe odgl. Ansonsten: seid nicht zu hart mit dem Meister. Wenn er sich in Zukunft nicht mehr zu meistern traut, ist niemandem gedient.

  • Dies ist das 2. Abenteuer und er macht es inzwischen wirklich anständig.

    Auch erfahrene SL bauen manchmal Mist und bei einem Anfänger SL sollte man erst Recht beide Augen zudrücken. Je mehr man dann unter Beschuss gerät (oft heißt es dann auch noch alle gegen einen), desto mehr versteift man sich dann leider auch auf seinen Punkt. Wichtig ist, dass man sich freundschaftlich einigt und wenn man damit leben kann, kann man auch einfach 5 gerade sein lassen (in diesem Fall das neue Pferd nehmen und fertig).

    Mit einem großen Konflikt ist hier nämlich keinem geholfen und am Ende bricht der SL vielleicht unter dem Druck zusammen und wirft das Handtuch (kein Spaß mehr, keinen Bock auf weitere Konflikte, Gefühl untergraben worden zu sein... was auch immer).

    Alternativ können sich Jäger und SL auch mal unter 4 Augen unterhalten (wie es gelaufen ist, was nicht passt, wie man doch wieder zum geliebten, aber nutzlosen Pferd kommt etc.). Vermutlich kommt da ein besseres Ergebnis heraus, als wenn man das am Tisch bespricht. Vermutlich weiß der SL nicht, dass ihr alter Gaul ihr so wichtig ist. Ich habe mir im ersten Moment nach dem Lesen auch gedacht "man scheiß auf den Gaul, ist doch nur ein austauschbares Reitvieh...".

  • Sie könne ein Pferd haben was genau so aussehe und ausgebildet sei wie ihres, aber ihres wäre weg, das habe er schließlich ausgewürfelt.

    Das ist mit Abstand die erbärmlichste Ausrede und Rechtfertigung eigenen Versagens die ich von einem Spielleiter seit langem gehört habe. Ist Butzi-Baby machtlos gegen das böse Würfelmonster? Dann sollte vielleicht der Würfel das nächste Mal leiten. Der scheint entschlussfreudiger zu sein. ?(

    Aber ganz allgemein ist das in meinen Augen ein ziemlich groteskes Schauspiel.

    Ein nach meiner Definition guter Spielleiter demütigt niemals einen Charakter in seiner Kernkompetenz ohne verdammt guten Grund. Die Jägerin und Kundschafterin der Gruppe so vorzuführen ist lächerlich. Was will er damit erreichen? Das sie das in Zukunft sein lässt? Wohin soll das führen? Und was sollen das für völlig beknackte Super-Räuber sein die im Wald Reitern auflauern nur um ihnen dann das Pferd zu stehlen, die aber gleichzeitig bereit sind in den Tod zu gehen?! Und dann ist ihr Zeug weg und ihr geliebtes Pferd. Das ist schäbig. Und die Krönung ist die billige Ausrede. Ich habe das ausgewürfelt und ich musste euch bremsen? Was soll das für ein Quatsch sein? Etwas auszuwürfeln bedeutet nur das man die Verantwortung delegiert. Für diese Delegation ist man jedoch voll verantwortlich und damit eben auch für das Ergebnis. Man stelle sich vor ein Soldat erschießt einen Gefangenen und sagt dann "Ich hab das nicht zu verantworten. Ich hab das nicht entschieden. Ich habe meine Two-Face Fan-Artikel Münze geworfen und die Münze hat das entschieden!" Dafür bekommen man milderne Umstände wegen Unzurechnungsfähigkeit, wenn es wer glaubt. Und das mit dem Ausbremsen ist auch ziemlicher Quark. Da gibt es bedeutend einfachere Dinge, angefangen bei... schlechtem Wetter, einem reißenden Sattelriemen oder einem Pferd das ein Hufeisen verliert. Done. Schon wird aus der Reise einer Stunde eine Tagesetappe.

    Du sagst er macht sonst ganz gute Arbeit als Spielleiter. Das hoffe ich für dich. Dieses Beispiel wirft eher die Frage auf wie hoch man Mist eigentlich stapeln kann.

    Ehrlich, ich meine das nicht böse. Ich bin aufrichtig entsetzt.

    Und seid da ruhig etwas selbstbewuster. Sagt ihm das geht so nicht und er soll seinen Scheiß in Ordnung bringen. Der Spielleiter ist kein Gott. Die Spieler sind genauso Teil der Gruppe wie er und ihre Bedürfnisse und Gefühle haben einen Wert. Der Spielleiter soll Herausforderungen für die Helden schaffen, nicht sie demütigen, ausrauben, nochmal demütigen und ihnen dumme Trostpflaster geben. Das ist selbstgefällig, kurzsichtig und dumm. Wenn ihr alle anderer Meinung seid als er, dann muss er vielleicht auch einfach mal seine Meinung ändern. So simpel.

    Man up. Fix it.

  • Ein nach meiner Definition guter Spielleiter demütigt niemals einen Charakter in seiner Kernkompetenz ohne verdammt guten Grund. Die Jägerin und Kundschafterin der Gruppe so vorzuführen ist lächerlich. Was will er damit erreichen? Das sie das in Zukunft sein lässt? Wohin soll das führen?

    Sehr richtig und ich will nicht verhehlen, dass der SL sehr viel verbockt hat, aber ich glaube, was er erreichen wollte ist klar:

    1. Zeit überbrücken, weil die Helden ihm nach eigener Aussage voraus waren.

    2. der Kundschafterin das Pferd mit der ursprünglich erstrebten Eigenschaft zuspielen.

    Schlecht gemacht, aber bedenke, dass er zum 2. Mal leitet!

    Einmal editiert, zuletzt von Mi Alfaran (26. Februar 2017 um 18:58)

  • Schlecht gemacht, aber bedenke, dass er zum 2. Mal leitet!

    Aber er SPIELT nicht erst zum zweiten Mal. ;)

    Ich denke schon da greift "Was du nicht willst was man dir tu das füg auch keinem anderen zu".

    Zumal es nur seine Fehler erklärt, sie aber nicht entschuldigt im Licht dessen das er auch dann an ihnen festhält wenn er direkt darauf hingewiesen und konfrontiert wird. Das ist schlicht eine Charakterfrage. Seines Charakters als Teil einer Gruppe die ein gemeinsames Hobby ausübt. Wenn einer meiner Spieler wütend und enttäuscht ist gibt mir das MÄCHTIG zu denken. Dann habe ich schlicht die Sitzung an die Wand gefahren und ich muss es dann auch fixen. Das ist das mindeste.

  • Es ist natürlich vollkommen legitim, dass Besitz der SC verloren geht, ebenso wie eine schlechte Probe eben auch die erklärte Kundschafterin in Bedrängnis bringen kann, dahingehend sehe ich hier keinerlei Problematik. Was ich stattdessen sehe ist ein sehr unsicherer Spielleiter, der versucht Autorität zu wahren, in dem er Verantwortung an die Würfel abgibt und zugleich diese als unumstößliche Weisheit betrachtet (was ja durchaus Teil des Gruppenvertrages sein kann). Ich hätte vermutlich weniger gehäßige Worte als Rattazustra gewählt, aber ich stimme ihm durchaus darin zu, dass es sich nicht um einen guten SL handeln kann, denn er besitzt die, gerade für einen unerfahrenen SL zwingend erforderliche Fähigkeit zur Auf- und Annahme von Kritik nicht. Ohne diese Voraussetzung wird aus ihm auch niemals ein guter SL werden, ebenso wenig wie vermutlich ein guter Spielleiter. Zudem scheint es ihm an Kreativität und Handlungssicherheit zu mangeln, was man aber natürlich auch noch auf die mangelnde Erfahrung zurückführen kann. Ich würde daher zuerst mal an der Sozialkompetenz arbeiten, das man sich gemeinsam hinsetzt und sich darüber unterhält, welche Rolle der SL einnimmt und wie man miteinander umgeht und dann weiter rollenspielerisch machen. Mir scheint da gibt es ein grundlegendes Missverständnis was die Kommunikation betrifft, das zuerst ausgeräumt werden sollte. Oder eben man einigt sich, dass die Person nicht mehr leitet.

    Aber vermutlich sind es einfach Anfängerfehler, die man beheben kann, wenn man versucht deeskaliert einfach mal abstrakt über das Rollenspiel zu reden und Grenzen, Rechte und Pflichten sowie Erwartungen formuliert.

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  • Gehässig ist wenn man sich darüber lustig machen würde, was mir ferner nicht liegen könnte.

    Kleine Fehler müssen verziehen werden und sollten wenn möglich weitgehend ignoriert werden.

    Mittlere Fehler sollten verziehen, aber gelegentlich angesprochen werden.

    Grobe Fehler sollten besprochen werden und danach verzeihbar sein. Wenn möglich sollten sie behoben werden.

    In diesem Fall ist es schlicht die Masse die ich schlimm finde. Die Jägerin versagt als Jägerin und Kundschafter, ihr Hund versagt als Hund, als Spurenleserin versagt sie ebenfalls und oben drauf verliert sie auch noch grundlos ihre Sachen. Sogar ihr Pferd versagt gewissermaßen als Ihr Pferd. Und sogar die Gegner versagen als Gegner, da sie erst allmächtig und überlegen sind, die Spieler dann aber der Genugtuung eines würdigen Sieges berauben.

    Mit dem Verlust von Ausrüstung hat das nichts zu tun. Natürlich kann Ausrüstung verloren gehen, Schaden nehmen oder zerstört werden, aber wenn es nicht maßvoll und kontextbezogen passiert schadet es schnell dem Spielspaß der Beteiligten.

  • In diesem Fall ist es schlicht die Masse die ich schlimm finde. Die Jägerin versagt als Jägerin und Kundschafter, ihr Hund versagt als Hund, als Spurenleserin versagt sie ebenfalls und oben drauf verliert sie auch noch grundlos ihre Sachen. Sogar ihr Pferd versagt gewissermaßen als Ihr Pferd. Und sogar die Gegner versagen als Gegner, da sie erst allmächtig und überlegen sind, die Spieler dann aber der Genugtuung eines würdigen Sieges berauben.

    Mit dem Verlust von Ausrüstung hat das nichts zu tun. Natürlich kann Ausrüstung verloren gehen, Schaden nehmen oder zerstört werden, aber wenn es nicht maßvoll und kontextbezogen passiert schadet es schnell dem Spielspaß der Beteiligten.

    Auf den Punkt gebracht.

    100% Zustimmung für den gesamten Beitrag.

    Du hast mich verstanden, vielen Dank dafür :)

    Und vielen Dank an die rege Beteiligung. Ich schätze jedes Feedback sehr.

  • Auch langjährige Spielerfahrung macht keinen guten SL, da SL zu sein doch ganz anders ist. Da ein zweites AB zu leiten ist eben doch noch ein SL-Anfänger.

    Sich da an einen Plot halten zu wollen, und damit an mögliche Reihenfolgen von Ereignissen und zeitlichen Abläufen, mag da ein nicht gänzlich überraschendes Phänomen sein, weil Unsicherheiten bestehen. Man hat halt schon eine Menge zu bedenken und zu beachten als SL, mehr denn als Spieler, und gerade wenn dann etwas anders abläuft als vom AB vorgesehen, kann das gut Unsicherheiten erschaffen und erhöhen (und man so gar nicht bemerkt, dass es womöglich für das AB egal ist, wenn irgendwas schneller abläuft als vorgesehen, oder man so eine Sache auch anders lösen kann).

    Unglücklich verlaufen ist es dennoch allemal. Eine Sinnenschärfe-Probe ist nicht viel für vermutlich wiederholte Stellen, an denen dies oder das bemerkt werden könnte, vom Hund ganz zu schweigen, zumal es eben auch Regelmechanismen für Hinterhalte und Überfälle gibt, die nichts mit "Würfel eine Sinnenschärfe-Probe" zu tun haben.

    Den SC alles zu stehlen ist nicht schön, aber so es die Möglichkeit gibt in diesem oder nächsten AB, es wieder zu bekommen, mag es ein Mittel zum Zweck sein.

    Die Geste mit dem Pferd war gut gemeint, aber offenbar eine Fehleinschätzung der tatsächlichen Umstände.


    Allerdings hat auch der adlige Anführer falsch gehandelt, denn falls das nicht gerade auf seinem Land geschah, auf dem er der tatsächlich regierende Adlige ist, hat er keinerlei Befugnis, irgendwen zu irgendwas zu verurteilen, ganz davon zu schweigen, dass er nicht einmal ein Not-Gericht einberufen darf.

    Gut möglich wird es keine Konsequenzen haben, wenn er jemanden, bei dem sicher ist, dass er kurz zuvor einen Raubüberfall begangen hat, tötet, aber irgendwelche Befugnisse hat er auf anderer Adliger Lehen nicht.


    Ihr habt sofort drüber geredet, statt es in euch hinein zu fressen, das finde ich gut. Leider hat es nichts gebracht, ich sehe ein, dass auch das frustrierend ist.

    Ich weiß nicht, wie das Gespräch nun ablief, aber nachdem da ein oder zwei Nächte von allen drüber geschlafen wurde, kann man sich ja vielleicht noch mal auch in kleiner Runde (nur ihr drei, oder sogar nur einer von euch und er, damit nicht 2 gegen 1-Gefühle entstehen) treffen und möglichst sachlich darlegen, was gefiel, was nicht, was gewünscht wird, und er, worauf er hi aus wollte und was seine Intentionen waren.

  • Ich hab mir deine Wall of Text mal angetan – und häng die nächste dran. ^^

    Tl;tr: Ich würde mich über das Resultat und das Verhalten des Meisters im Nachgang an die Situation auch aufregen, den Plot dorthin würde ich auf Grund mangelnder Erfahrung als weniger kritisch betrachten.

    Da ich nur deine Version kenne und nicht dabei war – nur meine Gedanken.

    Wie es zum Raub/Hinterhalt etc. gekommen ist, ok. Kann man so machen – muss man aber nicht. Vllt. war ja der Anführer der Schergen ein super, mega guter Waldkundiger und hat seine Leute entsprechend aufgeteilt, versteckt, angewiesen. → Als Plot-Hook für ein weiteres Abenteuer/ Intermezzo/ Einführung eines Gegenspielers kann man das machen.

    Dass niemand die Schurken gesehen hat, ok – wenn es deren Handwerk ist hier Leute auszunehmen, dann werden die auch nicht mit der Beute in die nächste Stadt reiten.

    Knackpunkte sind meiner Ansicht nach:

    - Das kein 0815-Räuber für nen Klepper bzw. seinen Anführer in die Grube fährt wurde ja schon angesprochen. (Die Ungereimtheit mit dem Todesurteil usw. die daraus entstand dahingestellt… Ich selbst hätte einen adligen Helden der sie nach allen Regeln der Kunst folt… ähm befragen würde und dann – naja – der Wald ist tief. Von daher in gewisser Weise für mich nachvollziehbar.)

    - Gerade diese emotionale Bindung zu Tieren, Gegenständen macht das Rollenspiel plastisch und greifbar. Einen Gegenstand einfach so (ohne Absprache) wegzunehmen/ auszutauschen auf den ein Spieler hingearbeitet hat – nein. Man nimmt dem Charakter einen Teil seiner Persönlichkeit und könnte ihn u.U. in eine falsche Richtung treiben. Selbst einem Anfängermeister (mit entsprechender Rollenspielerfahrung) muss das klar sein, da gibt es für mich keinen Welpenschutz.

    - Dass mit der Zeit ist auch so eine Sache… Zeitschritte sind für mich EMPFEHLUNGEN, aber für einen unerfahrenen Meister bauen sie leider Zeit-/ Plot-Druck auf – der bei den Spielern manchmal nicht ankommt. Die Situation wurde zu Gunsten des Abenteuers eben unglücklich gelöst. Da würde ich auf Basis der mangelnden Meister-Erfahrung ihm keinen Strick draus drehen.

    - Was das würfeln angeht… wenn er alles den Würfeln überlassen will sollte 1. Offen gewürfelt und angesagt werden (dann fällt der Willkür-Gedanke z.B. weg) und 2. Würde ich ihm nahelegen doch besser Kniffel zu spielen… Als Meister spiele ich immer noch mit der und nicht gegen die Gruppe.

    Vllt. noch etwas zur Meister-Erfahrung: Als ich das erste Mal gemeistert habe stand ich vor einer ähnlichen Situation und habe mich nach dem geflügelten Wort „Was man dir tut, das füg‘ auch keinem andren zu.“ verhalten. Gerade als erfahrener Spieler sollte er wissen was ein solches Handeln auslösen kann und wie sich die Spieler dabei fühlen (wer kam nicht selbst schon in die Situation, dass man um einen Gegenstand gebangt hat…). Von daher fällt bei sowas der Welpenschutz aus.

    Ich für meinen Teil würde es beim nächsten Mal nochmals ansprechen, ob ein Rückspulen möglich ist. Inzwischen sollten sich die Gemüter beruhigt und die Spieler sich ein wenig in Selbstreflektion geübt haben. Kurze, sachliche Diskussion mit ausgeruhtem Geist, und dann entscheiden wie es weitergeht. Er ist ja wohl kein schlechter SL, von daher könnte man das im Zuge eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses am Spieltisch besprechen und eine für das Gruppenwohl passende Vorgehensweise finden – auch für das zukünftige Meistern anderer.

    Wichtig ist, lasst das ganze - auch wenn es sich nicht mehr anders lösen lässt - nicht OT gähren und den Gruppenzusammenhalt stören. Spielt das IT aus und wenn sich die Jägerin (zeitweise) in entsprechenden Situation entsprechend anders verhält (kein spähen mehr, lieber auf die Gruppe warten, etc.) kann das genauso für neue Herrausforderungen sorgen, mit denen ein Meister nicht rechnet (z.B. eine mit Selbstzweifeln beschäftigte Jägerin die plottrelevante Spuren übersieht, ihr Pferd selbst mit in die Taverne bringt *das klaut mir keiner mehr*, erst schießt und dann fragt...) - das sollen jetzt keine Rachepläne sein!

  • Vielleicht war es dem SL schlicht nicht so präsent, dass genau dieses Tier so wichtig ist. Er dachte sich, gebe ich ihr einfach ein besseres und die Sache ist wieder gut. Ich hatte ebenso einen SL, der wollte mein Pony 'Pummel' dort verrecken lassen, weil im Drehbuch steht 'aus dramaturgischen Gründen sterben hier alle Reittiere'. Er war sehr verwirrt, dass mein Charakter alles getan hat sowie sein Leben riskiert, nur um Pummel doch zu retten.

    I ♡ Yakuban.

  • Moin moin,

    ich finde das wichtigste an der Stelle ist es, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Kirche im Dorf zu lassen.

    Klar, der SL hat in der Situation nicht optimal gehandelt, erfahrenere Spielleiter hätten vermutlich die Sache völlig anders gehandhabt, die verschiedenen Punkte wurden ja angesprochen. Allerdings sehe ich hier zum einen kein "Totalversagen." Der Spielleiter hat weder aus Böswilligkeit gehandelt (die Spielerin sollte ja sogar ein besseres Pferd erhalten, er hat nur Bindung zum alten Pferd falsch bewertet), noch aus reinster Willkür. Er wollte erreichen, dass der Plot nicht gesprengt wird. Natürlich hätte er das deutlich eleganter lösen können, aber dafür braucht man wirklich eine Menge Routine und Erfahrung, gerade wenn man sich solche Sachen einfach aus dem Ärmel schütteln muss, weil man mit dem Problem nicht gerechnet hat.

    Daher finde ich es auch wichtig, dass man die Sache vorsichtig bespricht. "Die aus dem Orkenspalter fanden das auch schlecht und waren sogar entsetzt!" kann auch schnell zu "Dann sollen die aus dem Orkenspalter halt meistern, wenn die denn alles wissen!" führen. SL zu sein ist deutlich anstrengender als zu spielen und gerade bei Anfängergruppen, die nicht so regelfest sind und die Spielwelt und Regelmechanismen nicht gut kennen, ist das noch mal zusätzlich mit Aufwand verbunden. Ich würde die Sache daher vorsichtig ansprechen und auch überlegen, wie man in Zukunft solche Probleme und Hürden umschiffen kann.

  • Ich schließe mich meinen Vorrednern an: Als Meister kann man eine unglaubliche Menge Bockmist verzapfen, selbst wenn man schon Erfahrung hat.

    Beispielsweise hab ich bei einer meiner alten Gruppen es zugelassen, dass ein Efferdgeweihter von einem Walwütigen geköpft wurde... im Tempel. Rückblickend der gröbste Schnitzer meiner SL-Laufbahn.

    Oder auch vorgestern, als ich mich nicht auf eine Wellenlänge mit meinen Spielern gesetzt habe, sondern nur den Plot durchdrücken wollte und somit ins Railroading verfallen bin, obwohl sie schön Rollenspielen wollten. Hab ich nicht mitgekriegt, obwohl ich seit mehreren Jahren leite.

    Der Punkt ist, dass der Meister nicht nur eine gute Vorbereitung und Kreativität, sondern auch ein gehöriges Maß an Empathie braucht. Er muss auf die Reaktionen seiner Spieler achten, sie in der Situation richtig interpretieren /und/ dann daraus auch noch etwas bauen, was ihm und ihnen gefällt. Das ist schwierig und wenn man nicht bei sich selber ist, kommen solche Fehler selbst bei langjährigen Meistern vor.

    /Allerdings/ ist das keine Rechtfertigung dafür, solche Fehler zu machen oder nicht zu korrigieren. Seine oben genannten Fehler sind schon recht ... heftig, um es mal so zu sagen. Die hat er wieder auszubügeln. Dabei jedoch ist er auf eure Hilfe und Mitarbeit angewiesen. Wenn ihr ab jetzt alles, was er machen würde, blockieren würdet, wäre das etwas, was höchst demoralisierend wäre. Von daher: Redet miteinander. Führt für nach dem Spiel eine Feedback-Runde ein, wo Kritik, aber auch Lob (!) geäußert wird. Und nehmt euch das Spiel an sich nicht so zu Herzen. Es ist im Endeffekt nur ein Spiel, etwas, was Freude bringen sollte und wo man auch die schlechten Zeiten genießen kann. Der Verlust eines Ingame-Pferdes kann doof sein, aber: Es hat nie existiert. Das heißt, alles, was der Spieler damit verbindet, ist eingebildet. Eine zu starke Identifikation mit dem Charakter führt zu viel zu viel Leid und Ernsthaftigkeit und zu einem Verlust des Spielsspaßes, wenn es mal haarig wird.

    "Das schlimmste Monster in Aventurien? Nennt sich Meister. Sitzt vor dir am Tisch."

  • Wir haben mit unserem Meister wechsle dich auch so unsere wechselnden Probleme. Gruppe sitzt in der Taverne und berät über den Fortlauf der geheimen Mission - es soll ein teures Artefakt gefunden werden. Es wird diskutiert, einer der Spieler spricht lauter.

    Meister: "Am Nebentisch (der gerade noch leeren Taverne) blicken zwei zwielichtige Gestalten auf, beobachten euch eine Zeit und verlassen dann die Taverne." Streuner: "Ich folge ihnen!" *Würfel* *würfel*. Meister: "Du findest sie nicht mehr."

    Abends gehen die Spieler zur Nachtruhe, alle 4 im selben Zimmer, sonst ist da niemand drin. Streuner: "Ich verschließe die Tür, lege einen Keil unter und lege noch was auf die Türschwelle, falls jemand doch durch die Tür kommt." Alle gehen schlafen.

    Meister: "Würfelt mal alle eine Sinnenschärfe +10, und was ihr übrig habt wird mit dem Wert der Räuber verglichen, die durch das FENSTER gekommen sind"

    Ende vom Lied: Wertgegenstände, Gold und Heiltränke im Wert von 150 Dukaten weg, Ganoven natürlich unauffindbar, und es wurde natürlich alles gründlich von ihnen durchsucht.

    Es ging dann noch weiter, der Meister hat es geschafft, das sich die Spieler irgendwann über jeden Fehler der anderen Spieler und der Charakter geärgert haben und wir uns echt ungut geworden sind, weil wir halt so wie die Schießhunde aufpassen mussten. Wir haben dann 10 Wochen Pause und eine Exkursion nach Shadowrun gemacht und uns wieder beruhigt.

    Wenn es für den Meister wichtig ist, dass ihr ohne Pferde unterwegs Seit und ihr euch später bei den Banditen rächen könnt, dann fände ich so ein vorgehen schon in Ordnung, aber alles andere ist einfach schlechter Stil.

    Along the shore the cloud waves break,
    The twin suns sink behind the lake,
    The shadows lengthen
    In Carcosa.